Was sich heute auf der britischen Insel abspielte, wäre heutzutage nirgendwo an-ders überhaupt möglich. Der Tod der 70 Jahre regierenden Königin hat
Hundert-tausende von Menschen in Grossbritannien in Trauer, Respekt und Dankbarkeit geeint. Ich weiss nicht, ob es je eine solche Beerdigung schon einmal gegeben hat und noch weniger, ob es je so
etwas in Zukunft wieder geben wird.
Die letzte Reise der Queen führte von der Westminster Hall, wo in den letzten Tagen kilometerlange Schlangen von Menschen entstanden, die sich vor dem Sarg
verneigten, zur Westminster Abbey, wo 2000 Gäste aus aller Welt einem ergreifenden, wunderbaren Gottesdienst beiwohnten. Hier wurde ein Abschied in-szeniert, der einmalig war. Die Perfomance der
hohen Geistlichen war schlicht und sehr verinnerlicht, die Gesänge des Chors und aller Anwesenden schienen vom Himmel zu kommen und hoben dieses gewaltige Gemeinschafterlebnis in andere Sphären.
Ich habe noch nie soviele Politiker und Adlige so fromm gese-hen. (Wo waren unsere Politiker am gestrigen Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag?)
Die letzte Reise von Elisabeth II. ging von 196 Marinesoldaten auf einer Lafette gezogen weiter zum Welligton Arch, dem Triumphbogen, der an die Schlacht von
Waterloo erinnerte, und danach im extra angefertigen, mit gossen Glasfenstern versehenen Leichenauto die rund 40 Kilometer nach Windsor. Dort war die ei-gentliche Verabschiedung und Beisetzung in
der George's Chapel. Der Long Walk durch den Greath Park, wo sich die Queen zeitlebens am liebsten sich auf-hielt, wurde zum Symbol für ihre lange Regierungszeit und vielleicht auch dass das
Commonwealth (mit 56 Staaten des British Empire) am Ende des Weges zerbröckeln könnte.
Auch hier ergriff einem die Symbolkraft des Abschieds durch die hohen Geistli-
chen, die Gesänge und Ausdruckkraft des Szenarios. Die Insignien der Monar-chin, die auf dem von der königlichen Fahne bedeckten Sarges, die Krone, das Szepter und
die Weltkugel, wurdem dem Dekan von George's Chaple übergeben und auf den Altar gelegt, ein Zeichen, dass die Regierungszeit der Queen für im-mer abgelaufen ist. Ein starke Szene war die Geste
des neuen Königs Georges III, der die Flagge des Queen-Regiments ("Queen's Company Camp Colour of the Grenadier Guards"), der Leibgarde in roten Uniformen und den Bärenfell-mützen, deren Company
Commander sie war, liebevoll und sanft auf den Sarg seiner Mutter legte. 70 Jahre hatte diese Ära gedauert. Nun ist ihr Sohn König Charles III. neuer Kompanie-kommandant.
Noch trat ein Vertreter des "Hosenbandordens" (The most noble Order of the Garter), des exklusivsten britischen Ordens und einer der angesehendsten in Europa, und
verlas die wichtigsten Titel der Queen.
Dann senkte sich der Sarg leise und langsam in die Gruft (Royal Vault), wo die Royal Family privat Abschied nimmt.
Bestattet aber wird die Queen in der angebauten kleinen "King-Georg VI-Memorial Chapel". Sie findet dort ihre letzte Ruhe bei ihrem verstorbenen Ehemann Prinz
Philipp (1921-2021), ihren Eltern King Georg VI (1895-1952) und Elizabeth ("Queen Mam") (1900-2002) und ihrer Schwester Margaret, Countess of Snowdon (1930-2002).
Die zehn besten Soldaten wurden ausgewählt als Träger des royalen Sarges, der von der gelbroten königlichen Fahne bedeckt ist. Mitgetragen werden Krone, Szepter und Erdkugel, die Insignien der
Königin.
196 Marines ziehen und bremsen die Laffette, auf der der Sarg der Queen ruht.
Sonntag, 18. Septermber 2022
Bettagsmandat des Regierungsrates
Traditionell erscheint jeweils auf den Eidgenössischen Dank-, Buss und Bettag das sogenannte "Bettagsmandat", mit dem sich der Regierungsrat an die Lands-leute
richtet und zum Nachdenken anregt.
Besinnung auf die eigenen Kräfte
Regierungsrat des Kantons Glarus • Zum Dank-, Buss- und Bettag macht sich der Glarner Regierungsrat darüber Gedanken, worauf sich die Glarner Bevölkerung an-gesichts einschneidender
Weltereignisse besinnen könnte.
Entspannt blickte das Glarnerland zu Jahresbeginn ins neue Jahr. Nach zwei Pandemiejahren hatte das Corona-Virus weitgehend seinen Schrecken verloren. Die
Wirtschaft brummte. Die Börse erreichte Ende 2021 Höchstwerte und die Prognosen waren vorsichtig positiv. Allenthalben freute man sich wieder auf ein «normales» Jahr. Doch diese
Zuversicht wurde jäh durch den Einmarsch von rus-sischen Truppen in die Ukraine gestoppt. Der grausame Krieg des Moskauer Despoten gegen das Brudervolk in der Ukraine hat schon eine
grosse Zahl Opfer in der Zivilbevölkerung gefordert. Tausende weitere junge Menschen, die in der Ost- und Süd-Ukraine gegeneinander kämpften, liessen sinnlos ihr Leben. Das überwunden
geglaubte Gespenst des Krieges ist wieder in Europa angekommen. Und das in einer Zeit, in der es genügend zu tun gäbe, um einen drohenden öko-logischen Kollaps abzuwenden.
Nach der Pandemie hat nun der Krieg ein zweites Mal global organisierte Lie-ferketten unterbrochen. Nahrungsmittel und Energie verteuern sich massiv: Gibt
es im nächsten Winter genügend Gas, Strom und Brot? Auch andere Produkte sind nur noch teurer und mit Lieferfristen erhältlich. Börse und Bitcoin sind einge-brochen, die totgeglaubte
Inflation ist zurück, die Zinsen steigen.
Auch wenn die ganze Welt wieder einmal auf dem falschen Fuss erwischt wurde, so sind die Schweiz und der Kanton Glarus in einer komfortableren Lage als die
meisten anderen Länder. Unser Land kann eine grosse Anzahl Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen. Die Nationalbank kann erfolgreich die Inflation bekämp-fen. Sie wird auch in der Lage
sein, die sich im ersten Halbjahr abzeichnenden Riesenverluste zu verkraften.
Diese wenigen Beispiele zeigen schon, dass unsere Gemeinschaft grosse Her-ausforderungen meistern kann. Notwendig ist jedoch eine vermehrte Rückbesin-nung
auf eigene Fähigkeiten und Ressourcen. Sparen und schonender Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nützen allein noch nichts. Jetzt sind In-novationskraft, unbürokratische
Lösungen, der Wille jedes einzelnen wieder ge-fragt. Wirtschaft, Staat, Gesellschaft – und ja, jeder einzelne sind nun gefordert, gemeinsam neue Wege zu finden und auch zu gehen.
Im Tohuwabohu Besinnung auf die eigenen Kräfte
Der Philosoph Karl Marx denkt: Religion vertröstet Menschen – im Jenseits wird es ihnen gut gehen. Religion versähe das menschliche Jammertal mit einem
Hei-ligenschein. Marx liegt mit seiner Sicht jedoch falsch. Ziel ist nicht die Kompen-sation im Himmel, sondern die Änderung der Verhältnisse auf Erden. Christliches
Wirklichkeitsverständnis ist nah am Ursinn des Wortes Wirklichkeit: Werk, Wir-ken, Wirbel, «Irrsal und Wirrsal» (wie Martin Buber die Anfangswirklichkeit der Schöpfung, das Tohuwabohu,
übersetzt). Alle Begriffe stammen aus derselben Wurzel und bildhaften Vorstellung. In dieses Gewirk sehen sich Christen hinein-verwoben. Aber nicht stumpf und teilnahmslos, sondern
engagiert und leiden-schaftlich.
Veränderung und Vielfalt gehören seit den Anfängen der Kirche zu deren Essenz. Die Kirche setzte sich karitativ ein für Arme, in Schulen und Spitälern.
Soziale Ar-beit und Gruppen beschäftigten und unterstützten jene, die am Rande stehen. Zahlreiche Erneuerungsbewegungen setzen hier an und helfen, kreative Lösun-gen sowie Initiativen zu
formulieren und politische Entscheidungsträger zu bera-ten.
Gefragt dabei ist Infrastruktur für Innovation, die nicht bloss auf Profitabilität, sondern auf den Werten von Kooperation und Solidarität beruht. Der Staat
kann Vehikel sein für solche Reformen. Strukturen der Zivilgesellschaft wollen ent-wickelt werden. Der Anfang wahrer Erneuerung kommt nicht selten von unten, von Bürgern, von
Gesellschaften, von Nachbarschaften. Alle kreativen Ideen, die so entwickelt werden, um den Alltag zu meistern, helfen weiter. «Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit», lautet ein zartes
geistliches Wort. Der Bettag erinnert da-ran, die Wirklichkeit im Privaten, im Beruf und in der Öffentlichkeit zu umarmen – und sich von ihr umarmen zu lassen, auch wenn sie rau und abstossend ist.
Wandel wirklich wollen
Die einzige Konstante in Welt, Gesellschaft und Kirche ist der Wandel. Im Gegen-satz zur Angst, dass mit jeder Neuerung
die bekannte Ordnung zusammenbricht, stellt der Geist der Kreativität fest, dass Veränderung etwas Gutes sein kann. Mit Flexibilität, gutem Willen und im Miteinander ist viel mehr
möglich, als der Ein-zelne zu denken bereit ist.
Um der Spur der natürlichen Begeisterung für den Mitmenschen folgen zu kön-nen, braucht es nicht viel. Eine einfache Begegnung mit dem eigenen Inneren kann
bereits inspirieren und ermutigen. Alles, was wachsen will, braucht Zeit – und natürlich die Bereitschaft, sich weiterentwickeln zu wollen. Um die eigenen Kräfte (wieder)entdecken zu
können, ist dieser wohlwollende Blick auf die eigene innere Haltung, Weltanschauung und Lebensphilosophie essenziell. Die Art und Weise, wie Dinge im Kleinen angegangen werden, bestimmen
diese auch im Grossen.
Dieses Abenteuer der Entdeckung muss jeder selbst antreten. Als Reisebegleiter nebst den klassischen Tugenden aus Philosophie und Ethik, bieten sich ein
fro-her Glaube und eine freundliche Gemeinschaft an. Um alle Herausforderungen der Welt zu bestehen, verfügt jeder Mensch über bestimmte Fähigkeiten, Befug-nisse, Charismen und eine
unverwechselbare Individualität. Im Bewusstsein dieser einzigartigen Ausrüstung kann der Optimierungszwang einer Leistungs-gesellschaft getrost abgelegt werden. Im Vertrauen darauf, dass
es dem Wesen des Menschen entspricht, über sich hinauszuwachsen, Bleibendes zu schaffen, liebenswert und nützlich zu sein, wäre angesichts der aktuellen Weltlage ein Paradigmenwechsel
angezeigt: Vom «Was kann der andere für mich tun?» hin zu einem «Was kann ich für die anderen tun?». Eine erste Frucht bei der Besinnung auf die eigenen Kräfte.
Gemeinsam kann es gelingen, aus jeder noch so starren Organisation einen le-bendigen Organismus entstehen zu lassen. Jeder in seinem Bereich und den-noch
alle miteinander. Und zwar ganz einfach, wie es schon Erich Kästner auf den Punkt brachte: «Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es».
Neue Bescheidenheit
Die ungewünschten Veränderungen der Welt – Pandemien, Krieg, Umweltzer-störung – dürfen uns nicht lähmen. Vielmehr sollen sie bewusst machen: Das Leben in
einem so wunderbaren Land muss nachhaltig gesichert werden. Der Megatrend Globalisierung zeigt neben seinem Lächeln auch immer wieder seine hässliche Fratze. Um Unternehmensgewinne noch
weiter zu optimieren, werden Produktionsstätten rigoros zentralisiert und in Länder verlagert, in denen «gün-stiger» produziert werden kann. Abhängigkeiten wachsen ständig, schon ein
kleiner Unterbruch einer einzigen Lieferkette kann zu grossen Versorgungs-engpässen führen. Die Havarie des Containerschiffes «Ever Given» zeigte exemplarisch auf, wie ein kleiner Unfall
im Suezkanal den ganzen Welthandel empfindlich stören konnte. Bei starkem Wind hatte sich das fast 400 Meter lange Schiff quergestellt und blockierte so während Tagen die
Schifffahrtsrinne für Hunderte von Schiffen.
Profitorientierung jedes einzelnen und ein darauf ausgerichtetes Handeln verstär-ken dies alles zusätzlich. Das individuelle Streben nach mehr Gewinn, mehr
Divi-dende, mehr Geld kurbelt diesen Prozess ständig weiter an. Gesellschaft und Wirtschaft werden zunehmend verletzlicher. Der Globalisierungsprozess wird sich kaum rückgängig machen
lassen, aber eine Orientierung an den eigenen Mög-lichkeiten vor Ort reduziert diese Abhängigkeiten und Verletzlichkeiten zumindest etwas.
Eine Grundhaltung, in deren Mittelpunkt eigenverantwortliches Handeln und Zu-friedenheit mit dem eigenen Leben hier und jetzt stehen, würde helfen, eine von
Begehrlichkeiten geprägte Neidkultur zu überwinden. Um die Zukunft meistern zu können, bedarf es der Veränderung. Zufriedenheit in einer neuen Bescheidenheit ist der Gradmesser des
Erfolges, nicht nur am Bettag.
(Der Wortlaut des Mandats lässt daruf schliessen, dass eine Gruppe von Geistlichen und/oder andere Nichtregierungsräte Schöpfer des Bettagsmandates
sind. Die Regierung übernimmt in der Regel dieses Werk und publiziert es offiziell. - Es ist aber ein Spiegel der
Gegenwartsverhältnisse und daher für künftige Leser ein Zeitdokument.)
Donnerstag, 15. September 2022
Schützenpräsident und Ex-Gemeinderat wird siebzig!
Melgg Laager, herzliche Gratulation!
Heute Abend hat im Kreise der Verwandten und Freunden der ehemalige Ge-meinderat von Oberurnen, Präsident der Glarner Schützen und Präsident der Schützenveteranen
in bester gesundheitlicher Verfassung seinen 70. Geburtstag
gefeiert. In fröhlicher Runde stieg eine kleine Laudatio zu seinen Ehren. Sie sei hier festgehalten:
Kleine Laudatio
für alt Gemeinderat Melgg Laager,
Obererlen 26, 8752 Näfels
Gad ämä Määndig z Mulis ännä
chunnt gad ä Hebamm wäidli z rännä,
will ds Marii Laager-Schtüüssi säit:
„Ich wäär für ds Wuchäbett beräit.“
Si häig zwaar nämä schuu viär Chind
drum well-si nuch ä füfts nuch gschwind,
Si liit dä-n-aab, das isch veruggt,
und d Weeä häiged wagger truggt
Si gitt derna kä Rascht und Ruäb,
und glii dernaa chräät dä-n-ä Buäb.
Dä chratzet-si nuch gschnäll äm Ohr
und säit: das gitt ä Melchioor!
Und säit derzuä dä nuch im Schuss:
"Hütt isch doch Sant Dominikus,
deer chämm doch schiint’s uss Schpaniä,
dett gaht deer Buäb ‘mal aniä!"
Är wachst dä-n-i dr Seelmäss uuf,
viär Goofä chänd dä nachhär druuf.
Dett isch äm Melgg dä chogä wuäl
und dettä gaht au id Schuäl.
Als Wärchzüügmacher macht d Lehr,
bim Schtoffel gfallt’s-em ja dä sehr.
Und was’r cha, das chan’r!
glii haut’r’s dä zum Schraner.
Dett isch’r siinerläbtig pblibä,
ich sägä daas nüd übrtribä,
und chlättäret det vum Aarbäiter
wiirt mit dr Ziit dä Chef und Läiter!
Är gaht ämaal uf Mull’rä z Tanz,
und dett verschwütschtnä ds Schiggsaal ganz,
ä hübschi Frau macht imm ä Wingg,
und daas isch dä gad d Doris Gingg.
"Chumm Püürtschli, chumm, mer wäänd äis tanzä!"
Är trugg-si wagger a sii Ranzä,
und bi dem Tanzä hott und hüscht,
gemerggt’r daas Wiibli und au p Brüscht!
Dä fönd d Hormoon dä-n-afu suusä,
äm liäbschtä möchte’r-si verschmuusä.
Mä wäiss nüd, was dä-n-i dr Nacht,
ä son-es Päärli albig macht.
Uf jedä Fall im Feberwaar
isch für de zwäi dä-n-alles klaar:
im nüünzänüünäsibezgii
dä hä-p-mä si dä zämä g’gii.
Si sind dä-n-immer früä ids Bett
und nachhäär gitt’s dä-n-ebä dett
voreerscht ämaal ä Daniel
und schpeeter nuch ä Michaeel.
Und daas, isch säge-ech nuch, we's isch,
der Melgg, deer isst nu Fläisch, kä Fisch.
Und äis, daas sagi gad nuch au,
si Liäblingsfarb sig nämä blau!
Dä chää-me-mer i derä Lobby
nuch nämä gschnäll uf ds Melggä Hobby,
äis wäiss mä ja hütt ganz genau,
äs Liäblingshobby isch-si Frau.
Und öppis wo-n’r ä tüäg gnüüssä,
sig Schii und ebä-n-ä nuch Schüüssä.
Dett tüäg’r dä bi sinä Schützä,
sis Laufrohr butzä und ä schmützä.
Gag-glii wiirt’r dä, sappermänt,
nuch Glaarner Schützä-Bresidänt;
und schpeeter, daas chasch ja erahnä,
nuch Bresi vu dä Veteraanä.
We’s öppä chunnt und öppä gaht,
wiirt’r sogaar nuch Gmäinderaat.
‘so isch’r mit siim Grips und Gschigg,
äs Voorbild i dr Politigg.
Wänd-d dä nuch wagger Cholä häasch,
wo-d gschpaart, nüd öppä gschtolä häsch,
und Feri häsch i dr Agenda
chaufsch dr ä schüüni Hazienda.
Und ds Doris Brüäder ninnt’s ä Hand
vrmittlet üüch im Spanierland,
für guäti, herti Schwiizerfranggä
äs Hüüsli ä dr Costa Blanca.
Gschesch nu, isch guät as nuch Verwandte,
dett undä häsch gad in Alcante.
Ussemä ä chliinä-n-Fischer-Oort
mit wagger Meeraaschtoss und Poort
isch hütt, äs isch bimeid zum Winslä,
ä läbtigi Tourismus-Inslä.
Und Schpanier häig’s, ‘so we-mä säit,
nu nuch as chliini Minderhäit.
Di and’rä Lüüt chänd und das gsänd’r
us 120 vrschidnä Länder.
Und ebä, das sig öppis Täfels,
ä gmögigs Ehepaar vu Näfels.
Torrevieja häisst altä Turä,
vrschtaht, wer chaa uf schpanisch schnurä;
dett sig ämal ä Wachtturm gschtandä,
wo gluäget wiirt, wer dett well landä.
Und irgendwänn, da händ’r gmerggt,
und gschiidi Lüüt händ üüch bestärggt,
mä chäm vu Oberuurnä hiä
uff Näfels z wonä chuu und ziäh.
Drum gib-i diir etz i dr Not
ä ganznä Meeter Biräbroot.
Das chänd’r etz zum Zmorgä nämä,
mit wagger Anggä gnüüssä zämä.
Mer hoffed iätz, ihr bliibed daa
und chämed’s daa äi schüüni haa.
Nu näbäbii und churz erwähnt,
für mindeschtens nuch drüü Jahrzähnt.
Dä wäär der Melgg, was nüd verwunderti,
wänn-d richitg zelsch, dä-n-öppä hunderti!
Viil Glügg und nuch ä Grüäz a-p-Bäsi
Sehr häärzli Fridli Oschterhäsi.
Näfels, 15. Septämber 2022
Biräbroot äm Meter
(2 Schtangä à 60 Santimeeter, 840 Gramm)
Zwee 50-cm Biräbroot-Schtangä i-n-erä originellä Verpaggig
mit
Tüürä Birä
IPS-Wäizämähl
Wasser
Sultäniinä
Zugger
Baumnussä
Anggä
Oranschat
Biräträäsch
Bachhefä
Gwüürz
Milchbulver
Salz
Gii tuät's-es bim Märchy z Näfels
11. September 2022 (Näfelser Kilbi)
Wegkreuz zwischen dem mittleren und oberen Sulzboden (Oberseetal). Im Holzkasten die von Albert Fischli sen. 1926 auf der Glarner Landeswallfahrt nach Einsiedeln gekaufte Madonna zum Gedenken der
vielen Verunfallten vom Zindlen, Rossälpli und Brünneler und als Fürbitte zur Verhinderung weiterer Todesfälle. (Foto Fridolin Hauser 1971)
Im Hintergrund das mächtige Massiv des Brünnelistocks (Brünneler), davor das sogenannte "Chloschtertach".
Vorbemerkung:
Am 3. September 2022 fand ein Besuch von 35 Leuten im Forum der Schweizer Geschichte in Schwyz statt. Dort waren in der Ausstellung «Sagenhaftes
Alpenland» auch Näfelser Sagen vertreten. Hans Steinegger, einer der bekanntesten Sagen-Gurus und Sagen-Sammler der Schweiz und Verfasser zahlreicher Sagenbücher gab Einblick in sein Schaffen.
Unter anderem hat er ein Buch unter dem Titel «Einsiedler Pilger-Sagen» herausgegeben.
Dies löst eine Assoziation in mir aus. Es gibt eine Näfelser Pilgersage, die hier in Schriftssprache und Mundart festgehalten werden soll.
Pilgersage: Die Einsiedler Madonna auf Sulzboden
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sollen immer wieder Bergsteiger von den steilen Hängen des Zindlenspitz, Rossälpli oder Brünnelistock abge-stürzt und
tödlich verunglückt sein. Die Rettungskolonne unter Leitung des Dorf-arztes Vital Hauser habe häufig ausrücken müssen, um die Verunglückten zu bergen. Dabei waren auch Albert Anton
Landolt-Schwitter, Landwirt, vom Äschen (1867-1959), genannt «dr alt Äschäbärti», und sein gleichnamiger Sohn Albert (1900-1985). Sie waren im Sommer immer auf Sulzboden zum Alpheuen.
Der Sulzboden ist eine Waldlichtung in der Talsenke des Zindlenspitz, Rossälpli-Spitz und Brünnelistock im Oberseetal Näfels. Damals war es sehr beliebt, diese
Berge zu besteigen. Die Abhänge waren aber gefährlich steil und viel Bergsteiger nicht berggeübt oder nur mit schlechtem Schuhwerk ausgerüstet. Daher häuften sich die Bergunfälle, von denen die
älteren Mitglieder der Rettungskolonne oft zu berichten wussten. Albert Fischli, ein frommer und gottesfürchtiger Mann, mit hoher, aber energischer Stimme, beelendeten diese tragischen Bergtoten.
Er be-schloss, bei der nächsten Glarner Landeswallfahrt nach Einsiedeln für die Berg-toten zu beten und kaufte bei einer «Ständligurre» in den Verkaufsbögen am Klo-sterplatz eine sehr schöne,
stattliche Madonna. Diese brachte er zwischen dem mittleren und oberen Sulzboden, unweit seiner Hütte, in einem Holzkasten mit Glasfenster am Wegkreuz an. Inschrift: 1926. Seither soll Ruhe
eingekehrt sein und die Zahl der Bergtoten an den Sulzbodenberghängen soll merklich zurück-gegangen sein.
Pilgersaag: D Äinsidler Muätergottes uffem Sulzbodä
I dä-n-eerschtä Jahrzächet vum zwänzgischtä Jahrhundert siged vum Zindli, Rossälpli und Brünnäler im Oberseetaal allpott Bäärgschtiiger abägkiit und gschtoorbä. D
Rettigskolonnä under dr Läitig vum Toggter Vitaal häig albig müä-sä uusruggä und di Vruuglüggtä gu holä. Derbii gsii sig albig au dr ganz alt Äschä-Bärti, wo vu änä 1867 bis anä 1959 gläbt und im
«Äschä» pbuurnet hätt und sinä Suh, dr jung Äschäbärti (1900-1985). Im Summer händ-si albig im Sulz-bodä hindä, g alpheuet.
Dr Sulzbodä isch ä Waldliächtig und vu dett gaht’s fädig ufä ufffä Zindli, Rossälpli und Brünnäler. Anä duäzis sind viil Bäärgschtiiger dett ufägchräsmet, tigg öppä
i miseraablä Schuänä und vertschlipft und z Tood gkiit. Vu denä eeländä Uugfell händ di elterä Mi’glider vu dr Rettigskolonnä öppädiä vrzellt. Dr alt Äschner, ä from-ä und gottesfürchtigä Maa,
mit-erä hööchä-n-abr energischä Schtimm, hätt daas beeländet. Är hätt dä voorgkaa, ä dr Glaarner Landeswallfahrt uff Äinsidlä für de abägkiitä Tootnä gu bättä und hätt nuch bi dr «Schtändligurä»
bi dä Vrchaufsbögä uffem Chlooschterplatz ä schüüni Muttergottes-Schatuä gkauft. Diä hätt’r dä imä Holzchäschtli mit-erä Glaasschiibä nüd wiit vu siner Hüttä-n-äwääg uff des grooss Holzchrüüz
zwüschet-em mittlerä und oberä Sulzbodä gnaglet. Uffem Kweerbalggä hätt’r ds Jahr 1926 iigschnitzt.
Vu duä-n-äwääg häigs gruäiget und äs siged nümmä-n-äsoviil Bäärgschtiiger abägkiit.
Vater:
AlbertAntonFischlivon Näfels, Landwirt, im Aeschen,
des Jakob Fridolin und der Maria
Magdalena Tschudi No.139
*1867 Juni 12. + 1959 März 29. in Näfels
oo
1894 Sept.29. Carolina Schwitter von
Näfels,
des Bauer Joh. Josef und der Anna
Maria Magdalena Tschudi 169
*
1871 Dez.13. + 1930 Feb.25.
1895
Juli 25. CAROLINA vide Landolt No.571
1896 Aug.3. Tochter tot
geboren im Aeschenberg
1897
Dez.28. MARIA vide Burlet No.40
1899
Okt.18. LOUISE vide Gallati No.258
1900 Dez.17. ALBERT vide No.248
1904
Aug.3. Fridolin +
1904 Nov.8.
1904 Aug.3. Franz + 1904
Dez.3.
1906 Juli 20. Anna + 1906
Aug.11.
1909 Sept.12. ELISABETH vide I.
Gallati No.289; II. Oswald No.147
Sohn:
Albert Fischli
von Näfels, Landwirt und Wirt im Restaurant Aeschen,
des Albert und der Carolina
Schwitter No.177
* 1900 Dez.17. + 1985 Juni 7. in
Zürich
oo
1930 Mai 3. Hedwig Johanna
Bamert von Tuggen, des Albert und der Josefine Pfister
* 1906 Mai 22. + 1971 Mai 19. in
Näfels
1932 März 29. ARMIN VIDE
No.365
1937 Sept.1. in Glarus:
ALBERT VIDE No.355
1939 Apr.19. in Glarus:
SILVIA verh. 1965 Okt.13. mit Mächler Konrad von Vorderthal SZ des Meinrad und der Maria Ottilia Fässler, *
1935 Nov.18.
1939 Apr.19. Hedwig + 1947 Aug.11. in Glarus an Diphterie*
*ich durfte bei deren
Beerdigung das Grabkeuz vorantragen (Schulklasse Lehrer Arnold Krieg 2. Primarklasse)
Albert Fischli-Schwitter (1867-1959), er holte die Madonna von Einsiedeln und brachte sie mit einem Bildkasten am Kreuz zwischen dem mittleren und oberen Sulzboden an.
Rettungskolonne bei einem Bergungseinsatz.
v.l.n.: Albert Fischli iun., "Äschäbärti iun.", Albert Feldmann, "Ziperibärti", Albert Fischli sen. "Äschäbärti", Hilarius Landolt "Blitzger Hilaari", Fritz Hauser "Hasäfrirtz"(?), evtl.
Balz Landolt "Hööribalz"(?), unbekannt.
Zweifel muss ich anbringen an der Ziff. 5 Firzt Hauser "Hasäfritz", war mein Vaterm ihc ver-mute das es sich eher um Balz Landolt "Höribalz" handelt. (Fotos: Privatalbum Silvia Lan-dolt-Fischli,
Loch 2, Näfels) Dieser Zettel war auf der Rückseite der Foto.
Sonntag, 4. September 2022
Der "Orden vom Goldenen Vlies"
oder
Die "Bruderschaft vom Goldenen Vlies"
Unter schmetternden Fanfarenklängen tauchte unerwartet die obige "Prozession" auf und strebte dem Schwyzer Rathaus zu. Es folgte eine Fahne (die an
Prozes-sionsfahnen erinnerte, danach kamen bemessenen Schrittes Herren in rotem Ta-lar, danach Herren in zivil, aber geschmückt mit goldenen Ketten. Von Natur aus neugierig fasste ich mir ein
Herz und schritt auf die "Prozession" zu und fragte einen der Männer, was dieser Aufzug zu bedeuten habe. "Wir sind die "Bruder-schaft vom Goldenen Vlies
von Schwyz und Brunnen". Dann entdeckte ich im "Boten der Urschweiz" die Schlagzeile "Der
internationale Ritterorden hält erst-mals eine Vollversammlung in der Schweiz"
Und siehe da: Josias Clavadetscher präsentiert in seinem Beitrag die wichtig-sten Infos.
Ehrengrosskanzler Peter Züger aus Lachen (vierter von rechts) mit weiteren Mitgliedern der Bruderschaft am letzten Grosskapitel in Brügge. (Bild: PD)
"Am kommenden Wochenende vom 2. bis 4. September werden Brun-nen und Schwyz im Mittelpunkt der Bruderschaft vom goldenen Vlies stehen.
Diese internationale Vereinigung in der Nachfolge eines grossen Ritterordens hält hier ihr 42. Grosskapitel ab, also die jährliche Vollversammlung."
Nach der "Plenumsversammlung" in Brunnen sei das "Grosskapitel" im Kantons-ratssaal in Schwyz. Dort werde "Grossmeister" Luc Vandierndonck die Vollver-sammlung
leiten und neue "Ehrenritter und Ambassadoren" ernennen. Attraktiv sei dabei, dass der Grossmeister vorher vor dem Bundesbriefmuseum eine An-sprache halte über die "Werte der Demokratie und
speziell von den Verdiensten der schweizerischen Demokratie".
Danach (um 15.30 h) formiere sich ein Einzug zum Schwyzer Rathaus, begleitet von Fanfaren und mit den Rittern in vollem Ornat. (Wir waren zufälligen Augen-zeugen
beim Schwyzer Rathaus.)
An diesem "Grosskapitel" (das 42.) nähmen Vertreter der Kapitel Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Kanada, Italien, Spanien und der Schweiz teil. Die "Komturei
Schweiz" leite der "Grosskanzler Andreas Messikommer", "Or-densschreiber" sei Martin Stählin aus Lachen SZ.
Im dreitägigen Rahmenprogramm, das kulturell und historische ausgericht sei, werde die Ital-Reding-Hofstatt besucht, mit der Rotenfluebahn der Rotenflue ein
Aussichtsbesuch abgestattet, eine Rundfahrt auf dem Urnersee und ein histori-scher Dorfrundgang in Brunnen unternommen. Im Abendprogramm würden die "Hofmusik der Schwarzen Engel" aus Flums und
die Nüsslergesellschaft Brun-nen-Ingenbohl auftreten.
Gegründet worden sei die Bruderschaft «Het Gulden Vlies» 1978 im belgischen Brügge, wo sie nach wie vor ihren Sitz habe. Die Bruderschaft hat in
ihrer Aus-richtung die Tradition des "Ordens vom Goldenen Vlies" übernommen. Dieser ist 1430 als burgundischer Ritterorden gegründet worden und besteht heute noch in einem
österreichischen und spanischen Zweig.
Hintergrundinfomatonen zum "Orden vom Goldenen Vlies"
Martin Mutschlechner gibt einen Einblick auf die Herkunft auf der Homepage
"Der Orden vom Goldenen Vlies war die 'Marke' der Casa d’Austria, seine Or-denssymbolik Teil der Grundausstattung aller männlichen Habsburger auf
offiziellen Darstellungen. Eine geheimnisvolle Aura umgibt die archaischen Rituale und Satzungen dieses bis heute existierenden habsburgischen Haus-ordens, die im Wesentlichen unverändert seit
der Gründung vor mehr als 500 Jahren bestehen.
Die Grundvoraussetzungen für eine Aufnahme
sind adelige Abstammung, katholisches Bekenntnis und männliches Geschlecht. Die Mitgliederzahl ist mit 50 beschränkt, über die Aufnahme entscheidet der
Ordenschef, also das Oberhaupt der Familie Habsburg. Bis heute treffen sich die Ordensritter am Tag des Ordenspatrons, des Heiligen Andreas (30. November), zu ihren Kapitelsitzungen.
Ursprünglich burgundischer Ritterorden
Seinen Ursprung hat der Orden am prächtigen Hof der Herzöge von Burgund, wo er 1430 in Brügge mit der Intention gestiftet wurde, die Idee des
„Miles Christi-anus“ zu stärken:
Verbrämt mit einer vielschichtigen Verankerung sowohl in der christlichen Theo-logie wie in der antiken Mythologie sollte die Ehre des abendländischen Ritter-tums
mit dem Schutz des christlichen Glaubens verbunden werden. Die adeligen Mitglieder waren durch ein persönliches Treueverhältnis an den Souverän ge-bunden, bildeten zugleich aber auch eine Art
moralisches Gewissen des Monar-chen.
Als Teil des burgundischen Erbes nach der Hochzeit Maximilians I. mit Maria von Burgund 1477 war der Orden nun den aufstrebenden Habsburgern ein
willkom-menes politisches Instrument, um den Zusammenhalt des inhomogenen Reiches zu stärken, indem man die adeligen Eliten der einzelnen Territorien in den Or-den
aufnahm.
Das Goldene Vlies wurde unter Karl V. und Phillip II. zum Ausdruck kompro-missloser Treue zur römisch-katholischen Kirche, zu einer Bastion habsburgi-scher
Ideologie und zur Klammer zwischen den Zweigen des Hauses.
Nach dem Aussterben der spanischen Linie 1700 ging die spanische Krone den Habsburgern zwar verloren, jedoch die Herrschaft über die österreichischen Niederlande
als Ursprungsland des Ordens bildete nun die Legitimations-grundlage für die Weiterführung des Ordens unter österreichischen Vorzei-chen.
Die Symbolsprache des Ordens war vor allem für die barocken Habsburger enorm wichtig, da sie als ideologisches Fundament für den Anspruch auf
kaiser-liche Universalherrschaft und für die Stilisierung der Türkenkriege als Vertei-digung des Christentums diente.
Die Ordensmitgliedschaft galt unter den österreichischen Eliten als Gipfel einer Karriere, denn sie sicherte den uneingeschränkten Vorrang in der höfischen
Hierarchie.
Nach dem Untergang des universellen monarchischen Prinzips im Gefolge der Aufklärung und der französischen Revolution verstärkte sich die reaktionäre und
antimoderne Ausrichtung des Ordens: Das Goldene Vlies wurde zum Dekor der großen Vergangenheit einer alten Dynastie."
Das Goldene Vlies, ein Widderfell
Aus der Griechischen Mythologie: Das Goldene Vlies ist das Fell des Widders
Chrysomeles, der fliegen und spre-chen konnte, und der auf Geheiss der Götter den böotischen Thronanwärter Phrixos vor den Nachstellungen seiner Stiefmutter Ino rettete, indem er mit ihm nach
Kolchis in Georgien am Schwarzen Meer flog.
Der Widder wurde Zeus geopfert und sein goldenes Vlies an einen Baum im Hain des
Gottes Ares genagelt.
König Aietes von Kolchis liess es dort von einem niemals schlafenden Drachen bewachen.
Jason und den Argonauten gelang es dennoch, das Goldene Vlies nach Thessalien zu holen. Die Argonauten hatten also ein hohes, als unerreichbar geltendes Ziel erreicht, was sie zum geeigneten Vorbild für den Ordensstifter machte, denn Philipp der
Gute hatte auch daran gedacht, einen Kreuzzug zu organisieren.
Collane (=Prunkkette) Kostbares Halsband mit dem Widderfell, hier vom Orden vom Goidenen Vlies Österreich-Ungarn.
"Das Symbol des Ordens ist ein Widderfell mit Kopf und Pfoten, das durch einen Ring an einer Kette hängt. Die Kette selbst setzt sich aus
Feuersteinen und Feuereisen zusammen. Ein Feuereisen ist ein Eisenstab mit gelockten Enden, wodurch er einfach festgehalten werden kann. Indem man das Feuereisen mit der rechten Seite gegen einen
Feuerstein schlägt, entstehen Funken. Wenn die Funken auf ein leicht entflammbares Material gelangen, einen sogenannten Zunder, kann Feuer gemacht werden. Feuerstein und Feuereisen bilden das
Emblem von Philipp dem Guten und in Erweiterung der Burgunder."
Am 31. August 1992 wurde die Genossenschaft Alterswohnungen Näfels ge-gründet. 115 Genossenschafterinnen und Genossenschafter erwarben sich durch Ankauf eines
Anteilscheines von 5000 Franken die Mitgliedschaft.
Erster Präsident war Karl Müller-Kessler. Heute zählt die Genossenschaft über 600 Mitglieder mit einem Eigenkapital von 20 Mio. Fr.. In der Zwischenzeit sind
folgende Gebäude für Alterswohnungen erstellt worden.
Letzter hielt im Festzelt eine Festrede mit einem Tour d' horizon durch die letzten 30 Jahre und dankte allen, die sich um die Ideen und Ausfühungen Verdienste
gemacht haben.
Heute war im Freulergarten in einem grossen Festzelt die Jubiläumsfeier mit feiner Verköstigung.
Bei Speis und Trank am Schatten, Ausblick auf das Kochteam im Freien
Nach dem Jubiläumsmahl hielt Genossenschaftspräsident Franz Landolt-Müller Rückblick auf 30 Jahre Genossenschaft Alterswohnungen und erntete selber herzlichen Applaus.
Schulterschluss zweier Poltikgrössen: Geri Flogerzi, a. Gemeindepräsident, heute Chef-koch an der Gulaschkanone, und Yvonne Carrara-Hauser, Landrätin und vielseitig enga-gierte Mitbürgerin.
Möge die Genossenschaft Alterswohnungen Linth weiterhin blühen und gedeihen und sich für günstigen Wohnraum für die ältere Generation einsetzen!
Gemütlichkeit und gemütliches Beisammensein
Dienstag, 30. August 2022
Sepp Ochsner
Kalenderblatt September
Alle kennen das geflügelte Wort von „Matthej am Letzten“. Nun, Matthäus oder Matthias? Matthias
ist eine Kurzform des biblischen, griechischen Namens Mattathias. Die Unterscheidung zwischen Matthias und Matthäus gibt es jedoch nicht in jeder Sprache. So werden
beispielsweise Matthias und Matthäus im Eng-lischen einheitlich mit Matthew übersetzt. Wir feiern Matthias am 24. Februar. „Mathis bricht s Iis, hät er keis, so macht er eis!“ Der Namenstag
Matthäus ist aber am 21. September.
Wir zählen Matthäus, aber auch Matthias, zu den Aposteln. Matthias war aller-dings ein „Nachrücker“, nachdem sich Judas
Ischariot bekanntlich nach der Kreu-zigung Jesu erhängte. Neben Matthias war auch noch Joseph Barsabbas zur Wahl gestanden und das Los musste zwischen den beiden entscheiden.
Nach verschiedenen Legenden soll Matthias in Judäa für den Christenglauben gewirkt haben. Wegen seiner vielen Heilungen,
Bekehrungen und gelehrter Pre-digten wurde er vom Hohen Rat verklagt, zum Tode verurteilt, gesteinigt und nach römischen Brauch mit dem Beil enthauptet. Andere Überlieferungen be-richten aber,
Matthias habe in Griechenland, im Kaukasus und am Schwarzen Meer den Glauben verkündet. Er sei friedlich und eines natürlichen Todes ge-storben.
Im Gegensatz zu Matthias war Matthäus (21. September) einer der zwölf erst-berufenen Apostel. In den ersten drei
Evangelien wird berichtet, dass er Zöllner in Kafarnaum am See Genezareth gewesen sei. Er gehörte somit zu den von den Juden verachteten Steuereintreibern, die im Dienste der römischen
Besatzungs-macht standen. Von seiner Tätigkeit als Zöllner ist abzuleiten, dass er über eine gewisse Bildung verfügt hat. Es ist also nicht verwunderlich, dass er einer der Evangelien-Schreiber
geworden ist. Diese Texte sind aber heute alle verschollen. Den Namen Matthäus erhielt er übrigens erst von Jesus. Ursprünglich hiess er nämlich Levi. Auch er erlitt den Märtyrertod und
wurde angeblich am Altar ste-hend von hinten mit einem Schwert durchbohrt. Andere Überlieferungen berich-ten allerdings auch von einer Steinigung oder sogar von einem natürlichen
Tod.
Die Redensart „es ist Matthej am Letzten“ ist seit dem 16. Jahrhundert verbreitet und meint, jemand habe bald kein Geld
mehr, oder irgendetwas neige sich näch-stens dem Ende zu. Die Aussage bezieht sich wohl auf die ursprüngliche Tätig-keit des Matthäus als Steuereinzieher. Der Gedenktag des Matthäus gilt nicht
nur als Los Tag viel, sondern auch als Orakeltag. In der Nacht vor Matthäus konnten so junge Frauen mit Hilfe von im Wasser schwimmenden Papierfetzen erfahren, wann mit einer Hochzeit zu
rechnen sei und mit wem diese erfolge. In meinem Fall dürfte es sich um den Papierfetzen einer Steuerrechnung gehandelt haben, womit die Verbindung zum biblischen Steuereinzieher hergestellt und
das „Ugfell“ der Frauen mit mir einleuchtend begründet scheint.
Sehr einfühlsame Sportkameraden taxierten mich mal als einer, der „ Matthej am Letzten“ gewesen sei. Meine Antwort: „und
du häsch au us em letschte Loch pfiffe“; dies fundierte nicht auf biblischem Wissen, sondern eher darauf, es ir-gendwann mal so im Klosterdorf gehört zu haben!
„Wenn Matthäus weint statt lacht, er aus dem Wein oft Essig macht!“
Für den ursprünglichen Einsiedler Sepp Ochsner (Bennau) ist im September ein weiterer Termin wichtig: Die Engelweihe im Kloster am 14. September. Der wahrscheinlich grösste Lichterbrauch in der
Schweiz, bei dem sämtliche Fenster der Klosterfront, sowie die Fen-ster der um den Klosterplatz liegenden Hotels und Häuser mit Tausenden von Lichtern beleuchtet werden.
Auf der Homepage des Klosters Einsiedeln ist die Engelweihe so beschrieben:
Die Engelweihe ist das Weihefest der Einsiedler Gnadenkapelle. In ihr befindet sich die berühmte Schwarze Madonna von Einsiedeln.
Seit dem 12. Jahrhundert ist sie eine Marienkapelle. Doch ursprünglich war das kleine Gotteshaus eine Salvator-Kapelle und dem Erlöser geweiht. Sie beherbergte einen kostbaren Partikel des
Heiligen Kreuzes. Das jährliche Weihefest Mitte September erinnert daran, dass die Gnadenkapelle das ursprüngliche Einsiedler Pilgerziel war. Die Einsiedler Engelweihe ist ein absoluter
Geheimtipp! Lassen Sie sich davon ver-zaubern.
Die Engelweih-Legende
Die Geschichte von Einsiedeln begann vor bald 1200 Jahren mit dem hl. Mein-rad. Im Jahr 835 zog sich Meinrad als Einsiedler in den Finsteren
Wald zurück, um ganz für Gott da zu sein. Nach seinem gewaltsamen Tod durch die Hand zweier Räuber am 21. Januar 861 stand seine Zelle verlassen da, doch nicht für lange Zeit. In Erinnerung an
sein vorbildliches Leben als Mönch und Priester folgten gottesfürchtige Männer seinem Beispiel und lebten als Einsiedler im Finstern Wald.
Im Jahr 934 wurde das Kloster Einsiedeln gegründet. Im Jahr 948 baten die Mönche des jungen Klosters Bischof Konrad von
Konstanz, ihre neue Klosterkirche feierlich zu weihen.
Soweit die historisch gesicherten Fakten. An dieser Stelle setzt nun die Engelweih-Legende ein, die in fantastischen Bildern ein wundersames
Ereignis beschreibt:
In der Nacht vor der Weihe begab sich Bischof Konrad in die kleine Kapelle, um dort zu beten. Da sah er in einer Vision, wie Jesus Christus vom
Himmel herab-steigt. Er wird begleitet von Scharen von Engeln sowie vielen Heiligen und die Jungfrau Maria erscheint wie in Licht gehüllt. In einem feierlichen Gottesdienst weiht Jesus Christus
die Kapelle zu Ehren seiner Mutter Maria. Sie sollte in Ein-siedeln ganz besonders verehrt werden und den Menschen den Weg zu ihrem Sohn weisen.Der Erzengel Michael dirigiert den
Engelchor, Apostel und Kirchen-lehrer üben verschiedene Dienste innerhalb eines feierlichen Pontifikalamtes aus.
Als Bischof Konrad am anderen Morgen die Kapelle feierlich einweihen sollte, zögert er. Von den Mönchen zur Weihe gedrängt, gibt er schliesslich
nach und will zur feierlichen Weihe schreiten. Schon zieht er die Gewänder für den Gottesdienst an, da erscheint ein Engel und sagt: „Bruder, halte ein! Die Kapel-le ist bereits von Gott
geweiht.“ Und die Weihe der Kapelle wird nicht voll-zogen.
Bild oben: Die ganze Klosterfront erstrahlt mit Lichtern.
Bild unten: Der Marienbrunnen und die umliegenden Hotels und Häuser sind mit Lichtern beleuchtet.
(Fotos: Kloster Einsiedeln)
Nachzutragen ist im September auch der 29. September "Micheeli", Michaelstag, über Jahrhunderte der Tag der Alpabfahrt.
Montag, 29. August 2022
siehe "Bild der Woche" vom 29. August 2022 Ehrung von Winfried Ays
Hier die Wiedergabe der "Laudatio" zu seinem 80. Geburtstag in der Flösserhalle in Wallbach (Bad Säckingen)
80 Jahre Winfried Ays
Refrain:
O wie gut, dass man nun weiss
Achtzig ist der Winfried Ays!
Lieber Winfried, liebe Leute,
aus dem Ausland komm’ ich heute,
aus dem schönen Glarnerland
sage «Grüäzi mitänand!»
Allerdings, an meiner Seite,
nummeriert nach rechts der Zweite;
und nicht nur als Zeitvertreiber
unser Ralph, Gemeindeschreiber!
Beide sind wir, hört die Kunde,
Männer, ja, der ersten Stunde!
Leugnen nicht die Vaterschaft
uns’rer Städtepartnerschaft!
Doch da ist vom Parlament
Peter Rothlin, Präsident,
er ist extra angereist
und die Ehre dir erweist!
Sind gekommen, um zu festen,
hier mit Euch, den werten Gästen!
Ehemals als Untertanen
unter der Sant-Fridli-Fahnen,
unter der Äbtissin Mutter
brachten Vieh und Käs’ und Butter
jährlich wir einst mit dem Zehnten
zur Frau Mutter, der erwähnten.
Doch die Vögte war’n uns Feinde.
Heute sind wir als Gemeinde
gerne und mit aller Kraft
eine Städtepartnerschaft.
Refrain: O wie gut, dass man nun weiss
Achtzig ist der Winfried Ays!
An der
Spitz’ vom Freundeskreis
steht
seit Jahren Winfried Ays!
Baut
seit Jahren zum Entzücken
immer
wieder schöne Brücken,
zwischen
Deutschland und der Schweiz,
fördert
Freundschaft beiderseits.
Und wir
fragen dann und wann:
«Was ist Winfried für ein Mann?!»
Nach der Tragzeit unterm Herzen
kam zur Welt am achten Märzen
er als Sohn, wie man ja weiss!
Eltern? Fritz und Martha Ays.
Noch vor Winfrieds erstem Schrei;
kamen Fritz und Helmuth, zwei,
dann Elisabeth und zack
die Renat’ als Doppelpack.
Wie die Hand, sie hat fünf Finger,
waren fünfe nun im Zwinger.
Und von Fünfen in der Mitte
stand der Winfried, als der dritte.
Refrain O wie gut, dass man nun weiss
Achtzig ist der Winfried Ays!
Nach der schönen Volksschulzeit
war es für die Lehre Zeit;
sodann hatte Stefan Denk
an ihm wirklich ein Geschenk.
Brennet hiess die Weberei,
Winfried in der Kontorei
ward mit Fleiss und Eifer dann
Brennet-Industrie-Kaufmann.
Da der Vater früh verstorben,
hat mit Muttern er geworben,
und verkauft, im flotten Kittel
künftiglich dann
Lebensmittel.
Refrain: O wie gut, dass man nun weiss
Achtzig ist der Winfried Ays!
Als die Sparkass’ wacker baute,
und nach einem Mieter schaute,
für ‘nen Lebensmittelmarkt
ward in Wallbach mehr geparkt.
Wilfried hat zu Nutz und Frommen
Edeka nun übernommen;
Fläche gross, soweit es geht,
mit der Frau
Elisabeth.
So verkauften viele Jahre
sie erfolgreich beste Ware.
Dies bis seine Frau verstarb
und die Freude ihm verdarb.
Unvergessen ist der Tag
und der schwere Schicksalsschlag.
Nach der grossen Liebesehe
lastet auf ihm Leid und Wehe.
Kurz zuvor hatt’ schwer erkrankt,
auch die Mutter abgedankt.
Diese Zeit war wohl am schwersten
und sein Herz war ihm zum Bersten.
Winfried hat sich aufgerafft
und trotz Trauer, es geschafft,
führte noch auf Nebenpfaden
einen Tabak-Lotto-Laden.
Hier verdient’ er seinen Lohn
fleissig bis zur Pension.
Liess sich nicht auf Brech- und Biegen
von dem Schicksal niederkriegen.
Refrain O wie gut, dass man nun weiss
Achtzig ist der Winfried Ays!
Doch es gilt viel and’re Sachen
hier auch noch bekanntzumachen.
Als der Winfried gar noch jung
liebte er den weitern Sprung.
Böse Geister fressen Kleister,
er war Bad’scher Weitsprungmeister.
Hüpfen, springen, übt’ er fleissig.
sprang sogar 6 Meter 30!
Er erreichte ohne Bang,
den dreizehnten Deutschen Rang.
Leiten tat er Schülergruppen
knabenreich und auch mit Puppen.
Er beherrscht’ auf jeden Fall
auch die Riege Volleyball.
Vorstand im Gewerb’verein
Kassiee und nahm viel ein!
Ward mit, der sich nie geschont,
Ehrenmitgliedschaft belohnt.
Bei der Heilig-Kreuz-Pfarrei
war, ein Dutzend Jahr dabei,
er, es war ‘ne gute Tat
als Pfarreigemeinderat.
Und in Wallbach: Ortsschaftsrat,
was er zwanzig Jahre
tat.
Refrain
O wie gut, dass man nun weiss
Achtzig ist der Winfried Ays!
Schliesslich kam in Amt und Wörde
er dann in die Stadtbehörde,
wo in seinem fünften Jahr
er gereift und fähig war,
einen Freundeskreis zu gründen
und den Weg zu uns zu finden.
Und das eben hier Erwähnte,
dauert ja auch schon Jahrzehnte.
Singt «Am Brunnen vor dem Tore»
im Wallbacher Männerchore.
Dann in Bochum TV-Star,
weil der Rätechor dort war.
Zwar wie wir – ein sterblich’ Sünder –
war er auch noch Skat-Club-Gründer.
Nun – beim Hiddigeigeikater –
werde ich nun noch
privater.
Refrain
O wie gut, dass man nun weiss
Achtzig
ist der Winfried Ays!
Winfried, hee, du alter Sünder
hast noch Kind- und Kinderkinder.
Der Andreas, der dein Sohn,
ist schon viele Jahre schon
in Mallorca an der Sonne.
Deine Tochter, welche Wonne,
lebt am Hochrhein etwas kühler
als charmante Sandra Bühler.
Deine heit’ren Sonnenscheinchen
kostbar wie drei Edelsteinchen
sind Marina und die Leonie
obendrein noch
Emely.
Refrain O wie gut, dass man nun
weiss
Achtzig ist der Winfried Ays!
Ach, da gibt es aber noch
‘was, das aus dem Ärmel kroch.
Zwar nicht gar aus Grossbritanien,
Vielmehr südseits just aus Spanien.
Anfangs in den achtz’ger Jahren
seid nach dorten ihr gefahren.
Mutter Elsbeth war am Steuer.
Ach, war das ein Abenteuer!
Autos fünf fuhr’n an der Zahl
stundenweise. ‘s war ‘ne Qual!
Und zuhinderst in dem Tross
Ayssens fam'ly samt dem Boss.
Ohne Naavi, ohne Karten,
in Kolonne, teils mit Warten
instinktiv und ohne Hatz
fanden sie den Camping Platz.
Damals herrschte Sommerhitze,
gut, dass hinterm Hintersitze
ein Familienzelt da war,
alles herrlich, wunderbar!
Winfried hatte, ‘s sei ‘ne Mahnung,
von dem Zeltbau keine Ahnung.
Campingamateur von Welt
wackelte danach das Zelt.
Als die Nacht sich niederlegte,
plötzlich sich ein Wind bewegte.
Nach des Tages Affenhitze
zuckten plötzlich jähe Blitze.
Und man hörte Donnergrollen,
Wolken, die entleeren wollen.
Plötzlich, ach, war das ein Stuss,
kam ein Riesenregenguss.
Vier Familien blieben trocken,
blieben brav im Zelte hocken.
Undicht war der Ayssen Zelt,
draussen hat es sehr gewellt.
Innen blieb kein Auge trocken,
dieses galt dann auch für Socken.
Und das Inn’re war dann grad
ähnlich einem Hallenbad.
Anderntags kam voller Wonne
hoch am Himmel dann die Sonne,
trocknet’ Zelt und Mann und Maus
glücklich gründlich wieder
aus.
Refrain O wie gut, dass man nun weiss
Achtzig
ist der Winfried Ays!
O, noch etwas fällt mir ein.
Das soll hier erwähnet sein.
Gärtner Brombach und der Win
fuhren mal nach Näfels hin.
Im Gepäck war’n lauter Rosen
frisch gebügelt ihre Hosen,
auf dem Burgstock dann sie haben
diese Rosen eingegraben.
Seither Frid'linsrosen blühn,
wo vor vielen Jahren kühn
Säckinger Vögte strenge hausten
und auf uns’re Kosten schmausten.
Heute hausen Franziskaner
fromme Mönch’ und stille Mahner,
lesen uns bislang Leviten
dort als schlichte Eremiten.
Dass dort nun die Rosen blüh’n,
tun sie nur dank dein’m Bemühn.
Und sie wollen schön und rein,
Grüsse auch von Winfried
sein.
Refrain O wie gut, dass man nun
weiss
Achtzig
ist der Winfried Ays!
Ja, im Pflanzen warst du stark,
dies sogar im Schlosses Park
steht, man es heut’ noch kaum,
seit 12 Jahr’n ein Nymphenbaum
Schuld war Euer Freundeskreis
ohne Rücksicht auf den Preis,
Du und deine Freunde haben,
diesen just dort eingegraben.
Eines machte mich verlegen,
als ihr ihm 'nen Nam’ gegeben,
schriebt auf’s Täfelchen ihr
hin.
Baum für Hauser Fridolin.
Refrain:
O wie gut, dass man nun weiss
Achtzig ist der Winfried Ays!
Noch soll ein Steckbrief dich beschreiben
und allen im Gedächtnis bleiben.
Dein Lieblingsmahl war eh und je
ein feines, leck’res Rindsfilee.
Du trinkst am liebsten weissen Wein,
wenn möglich soll’s ein Riesling sein.
Die Lieblingsfarbe, sagst du kühn,
ist unter allen Farben grün.
Dein Lieblingstier, tu ich hier kund,
wär’ dir ein Bernardinerhund.
Von Bäumen wäre dir ein Traum
im Schlosspark dort, ein Nymphenbaum.
Und gingest du in Freiershosen
wär’n deine Lieblingsblumen Rosen.
Die Lieblingsbeiz von spät bis früh
wär’, wär’ sie noch, die Hohe Flüh.
Dein Lieblingsfilm vom Heil’gen Land
ist dir für immer «Das Gewand».
Als Buch ist «der Trompeter» hier
das liebste unter allen dir.
Und frag’ ich nach dem Lieblingsort,
sagst du «Zuhause» dann sofort.
Die Urlaubsdestination?
Mallorca, denn dort lebt mein Sohn.
Und unter allen Geistern,
kannst alle du ja alle sehr begeistern!
Worunter hast du sehr zu leiden?
Ich kann mich jeweils schwer entscheiden.
Und welches Auto ist dein Traum?
Ich fahre ohne Kofferraum.
Von wegen meinem Augenleiden,
muss ich schon immer Auto meiden;
drum fahre ich gelöst und froh,
auf meinem Stahlross, dem Velo.
Was tust du deiner Lebtag meiden?
Das Lauchgemüs’ mag ich nicht leiden.
Es riecht und schmeckt mir
allzustreng
und macht die Unterhosen eng.
Ja, kennst du denn auch deine Ahnen?
die dich als Vorbild stets ermahnen?
Auch wenn die Tränen mir nicht
kollern,
wir stammen ab von Hohenzollern.
Im Gegensatze zu uns Würsten,
war’n jene nämlich edle Fürsten.
Für uns jedoch ein bisschen wörster,
war Grosspapa halt dorten Förster.
Erst später zogen sie hierher.
dein Grosspapa, der Franz Xaver,
und auch die liebe Frau und Katz’
Elisabeth, gebor’ne Stratz.
Naja, auf dieser Lebensreise
denk’ ich auch an die Schülerspeise.
Denn nach dem Krieg. wir waren arm,
da gab es Schweizer Suppe warm.
Und dennoch sind von Stein im
Norden
wir aber dennoch gross
geworden.
Sehr dankbar bist für das Gute,
und tapfer und von grossem
Mute,
da hast du auch die schweren
Stunden
sehr optimistisch überwunden.
Für dich gibt es nichts zu bereuen,
du tatest viele Mensch’ erfreuen
Dies war dein stetes Tun und Streben,
den andern Gutes tun und geben.
Und dieses sag’ ich noch am Rande:
Auch wir, im schönen Glarnerlande,
wir danken dir für deine Kraft
für echte Freund- und Partnerschaft.
Viel Glück, Gesundheit und Humor
Die seien dir nie aussen vor.
Nun wünschen wir dir noch daneben
ein gutes, langes, frohes Leben.
Und trifft dies ein, sei nicht verwundert,
dann bist du plötzlich einfach hundert.
ÜBERGABE eines EIn-Meter-Birnbrotes
Nimm hier dieses Biräbrot,
er erhält die Wangen rot!
Und noch etwas Lit’ratur,
damit bleibst du stets à jour!
Samstag, 27. August 2022 / Sonntag, 28. August 2022
20 Franken Gedenkmünze 2013 "Schwingen"
Serie: "Volkssportarten der Schweiz" erste Münze zur Serie.
Künstler: Roland Hirter, Bern
Technische Daten: Legierung: 0,835 Ag / 20 g / 33 mm
Auflage: Normalprägung unzirkuliert: max. 50.000 Stück / PP im Etui max 7000 Stück
Der Bau: 800 Meter Umfang, 20 Meter Durchmesser, 17,5 Meter Dachhöhe
Besucher
Erwartet werden 400'000 Besucher
Budget
42 Millionen Franken
Gesamtgrösse
70 Hektaren
Gastroplätze
Sechs grosse Zelte:
Festzelt Magnus, Festplatz West,
vier Festzelte, benannt nach den bisherigen vier Basler und Baselbieter Schwingerkönigen (Thumeysen, Wernli, Vogt und Holzherr),
Gabenrestaurant
Festplatz Nord
total 9000 Sitzplätze
Kulinarisches
250'000 Liter Bier, ebensoviel Mineralwasser und Süssgetränke; 70000 Würste
Technik
60 Kilometer Stromkabel,
10 Kilometer Glasfaserkabel,
9 Kilometer Wasserleitungen,
9 Kilometer Abwasserleitungen
Personalstunden
8500 Diensttage Armee- und Zivilschutz für Auf- und Abbau am Festgelände
8500 Schichten von Helferinnen und Helfern für Empfang und Service der Besucherinnen und Besucher
6000 freiwillige Helfer
Festumzug
4500 Mitwirkende am Festumzug,
250 Schafe, Geissen, Hunde, Katzen und Pferde
Marschstrecke 2.5 Kilometer
2,5 Stunden Durchmarschzeit
Unspunnenstein
83,5 kg schwer.
Wurfweite am ESAF in Zug 3,78 Meter
Schwinger
274 Schwinger
21 Eratzschwinger
Eidgenössischer Kranz
15-18 % der Teilnehmenden (41-49 Kränze)
Schwingergewicht
Die qualizierte Nordwestschweizer Schwingerdelegation wiegt 3,2 Tonnen Gewicht Durchschnittsgewicht pro Schwinger 110 kg
Toiletten
1000 WC sind über das Festgelände verteilt. Alle mit Wasserspülung
Zufahrten
Für Rettungs- und Versorgungsachsen wurden 60'000 m2 befestigte Fläche erstellt
und dazu
ca. 40000 m3 Kies und 10'000 t Belage verwendet.
Zeltfläche
97 Zelte auf dem Festgelände
überdachte Fläche 24000 m2 (= 3,5 Fussballfelder)
Siegermuni
Siegermuni «Magnus von Schönenberg»
(oder Fr. 30000.- in bar), Geburts- und Wohnort Pratteln
Stockmass 1 m 80, ca. 1000 kg schwer.
Sägemehl
7 Schwingplätze benötigen 245 m3 Sägemehl.
Werden nach dem Fest zu Pflanzenkohle und binden 33 Tonnen CO2,
verwendet als Bodenveredler in der Landwirtschaft
Zäune:
12 Kilometer Zaun werden um die Campingplätze aufgestellt, als Schutz der Wildtierkorridore und von Ergolz und Hülftenbach als Sicherheitsschranken aufgestellt. Das
Festgelände ist nicht eingezäunt.
Die ESAF-Stadt 2022 - wie wird das ESAF 2025 im Mollis aussehen?
Bilder: www.schlussgang.ch
Der Unspunnenstein ist ein 83,5 kg schwerer Stein, der seit 1808 am traditionel-len Unspunnenfest in Interlaken und bei anderen Wettkämpfen
im Steinstossen verwendet wird. Dabei muss der Wettkämpfer Anlauf nehmen und versuchen, ihn über eine möglichst weite Distanz zu stossen. Bekannt wurde der Stein auch deshalb, weil er
1984 von jurassischen Separatisten (Béliers) aus dem Museum der Jungfrauregion gestohlen wurde.
Geschichte
Auf der Unspunnenmatte fand 1805 ein Alphirtenfest statt. Es wurde ein Stein mit einem Gewicht von 184 Pfund gestossen; dieser Stein ist heute nicht mehr
auffindbar. 1808 wurde das Fest ein zweites Mal veranstaltet und es wurde ein neuer Stein mit 167 Pfund gestossen. Er wurde danach anscheinend von einer Familie aufbewahrt und
weitervererbt.
Am 18. April 1905 übergab Adolf Pfahrer aus Interlaken den Stein dem Turnverein Inter-laken. Es handelte sich um den Stein von 1808. Seit diesem Tag ist der Turnverein der Eigentümer.
1947 beanspruchte der Eidgenössische Schwingerverband den Unspunnenstein als sein Eigentum. Die Schenkungsurkunde belegt jedoch, dass der Turnverein Interlaken
recht-mässiger Eigentümer ist. Der Original-Stein wurde 1981 letztmals an einem Unspunnenfest gestossen; am 3. Juni 1984 wurde er von jurassischen Béliers aus dem Touristikmuseum
Interlaken in Unterseen gestohlen.
Willy Zimmermann vom Turnverein Interlaken nahm 1984/85 erstmals schriftlich Kontakt mit den jurassischen Béliers auf. Im Grimselgebiet wurde 1985 ein Stein gefunden, der als Replikat
dienen kann. Der Stein wurde bearbeitet und erhielt die ursprüngliche Form und das Gewicht von 83,5 Kilogramm.
Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Sion kam 1986 erstmals das Replikat des Unspunnensteins zum Einsatz. Seit 1989 wird das
Replikat in der Schalterhalle der UBS in Interlaken ausgestellt. Ein erstes Foto des echten Unspunnensteins tauchte 1993 auf. Willy Zimmermann versuchte 1999 erneut, schriftlich und
telefonisch Kontakt mit den Béliers aufzunehmen. Ein Komitee zur «Wiederbeschaffung des Unspunnensteins» wurde 2000 gegründet.
Am 12. August 2001 wurde der Stein, als «Bonbon» verpackt, am Marché-Con-cours in Saignelégier wieder zurückgegeben, wo er von Shawne Fielding, der offiziellen
Botschafterin der Landesausstellung Expo.02, in Empfang genommen wurde. Allerdings waren zwischenzeitlich zwölf Europasterne, das Emblem der Béliers und der 6. Dezember 1992 (das Datum
der eidgenössischen Volksabstimmung zum Europäischen Wirtschafts-raum) in den Stein gemeisselt worden.
Die Rückgabe wurde nur von einem Teil der Béliers gutgeheissen, denn aus der Sicht von Jean-Marc Baume und anderer Aktivisten war der Jura noch immer nicht vollständig frei, da
der Südjura beim Kanton Bern verblieben war. Durch die Bearbeitung ist der Stein rund zwei Kilogramm leichter geworden, daher wird auch weiterhin mit dem Replikat gestossen.
Vier Jahre später, am 20. August 2005, entwendeten Unbekannte zwei Wochen vor dem Unspunnenfest den Stein im Hotel Victoria-Jungfrau zum zweiten Mal und liessen einen Pflasterstein mit
Jurawappen zurück.
Joel Wicki: Zum Schwingerkönig erkoren, besser: im spannenden, aufreibenden und kräfteraubenden Schlussgang errungen! Unbeschreiblicher Jubel, vor allem auf "Innerschweizerseite" der
gewaltigen Arena.
(Foto: Unspunnenstein und Siegerbild ab TV SRF 2)
Kleiner Steckbrief von Schwingerkönig Joel Wicki
Wohnort: 6174 Sörenberg
Geboren: 20. Februar 1997
Zivilstand: ledig
Sternzeichen: Fische
Geschwister: Bruder Kevin
Grösse: 183 cm
Gewicht: 110 kg
Hobbies: Fischen, Jagd, Landwirtschaft und Freunde
Lieblingsessen: Entrecote mit Kroketten
Vorbild: Daniel Hüsler
Beruf: Baumaschinenmechaniker EFZ, Baumaschinenführer und Landwirt EFZ in Ausbildung
Kränze 55
Bergfeste 17
Teilverbandsfeste 11
Kantonal- oder Gauverbandsfeste 25
Eidgenössische Anlässe 2
Kranzfestsiege 17
Bergfeste 6
Teilverbandsfeste 2
Kantonal- oder Gauverbandsfeste 7
Eidgenössische Anlässe 2
Erstgekrönter 2019
Schwingerkönig 2022
Mittwoch, 24. August 2022
Glarner Hufschmied am Berufswettbwerb
Beitrag in den Glarner Nachrichten vom 24. August 2022 Seite 2
Bildlegende:
Altes Handwerk: "Dass man mit kleinen Eingriffen einem Pferd gut helfen kann, finde ich schön", sagt der angehende Hufschmied Pascal Schwitter (Foto: Sasi Subramaniam).
Pascal Schwitter * 19. Februar 1997, absolvierte nach der Lehre als Schreiner mit Berufs-matura als begeisterter Rösseler noch eine Lehre als Hufschmid. Er ist auch angefressener Musiker und
aktives MItglied der Harmoniemusik Näfels und der Guggenmusik Linthböllä, an Wehnachten Turmbläser in Näfels. Seit seiner Musik-RS gehört er auch der Swiss Army Central Band an, die im In- und
Ausland konzertiert.
Sonntag, 14. August 2022
Weihrauchbaum - Boswellia serrate
Weihrauch - was ist das?
Eigentlich bin ich auf dieses Thema gekommen, weil ich auf dem Balkon, der des Sommers mein (fast) liebstes "Zimmer" geworden ist, ein hölzernes Kästchen mit
Metalleinlage steht. Es ist mit einer runden, drehbaren, silbrig scheinenden Blechabdeckung versehen, die man drehen kann, worauf sich Löcher zeigen. Im Innern ist eine Mischung von Kaffeesatz
und pulverartigem Weihrauch. Wenn man diese Mischung anzündet, beginnt sie zu motten und lässt ziemlich intensiv duftende Weihrauch-Räuchlein aufsteigen... und siehe die Wespen nehmen
reissaus!
Weihrauch kenne ich aus meiner Ministrantenzeit, nicht etwa, weil ich Rauchfassträger gewesen wäre, sondern weil ich als "Oberdiener". In dieser
Eigenschaft das Rauchfass zu schwingen hatte. Des Pfarrers Crew bestand - neben den möglichen Mitzelebranten - bei einem Hochamt aus zwölf Tortschenträgern und aus einer Fünfergruppe von fünf
Messdienern: zwei Kerzenträger. ein Rauchfassträger und ein "Schiffli"-Träger und ein Oberdiener waren die agierenden Helfer der Geistlichen, die Tortschenträger waren die kleinen Ministräntlein,
die rote Kerzenständer (Tortschen) mit einem breiten Messingteller trugen und so dem Gottesdienst einen dekorativen, feierlichen Rahmen gaben. Die Tortschenträger waren die "Anfänger", die sich
später zum Ministranten "hocharbeiten" konnte.
Item der Rauchfassträger und sein Schiffliträger mussten in der Sakristei der Kirche, das ist der Besammlungsraum seitlich des Chores, wo auf einem kleinen
elektrischen Öfeli die Kohle für das Weihrauchfass aufgeglüht, dann ins Rauchfass gelegt und durch Schwingen des Fasses durch die eingesogene Luft am Glühen gehalten wurde. Der Schiffliträger
(Schiffli nannte man spezielle Gefässe für die Weihrauchkörner) war verantwortlich, dass ihm der Sigrist genügend Weihrauchkörner ins Schiffli einfüllte. Bem Einzug vor den Altar und nach dem
"Genuflex", der gemeinsamen Kniebeuge, hat der Rauchfassträger vorzutreten, das Rauchfass zu öffnen und der Schiffliträger öffnete den schnabelartigen Deckel des Schiffllis. Dann gab mit einem im
Schiffli eingelegten Löffeli der zelebrierende Geistliche Weihrauchkörner in das geöffnete Rauchfass auf die glühenden Kohlen. Dann übernahm er das wieder geschlossene Rauchfass und
beweihräucherte leicht schwingend den ganzen Alter. Optisch sah man dann mit jedem Schwung nebelartige Weihrauch-Räuchlein aus dem Fass entweichen, die dann als weissgraue Schwaden emporstiegen,
zum HImmel steigen wie Gebete. Gleichzeitig verbreitete sich Weihrauchgeruch, den man bei teureren Weihrauchsorten als Wohlgeruch empfand, bei billigeren als ätzenden Gestank, der zum Husten
reizte, wahrnahm. An hohen Feiertragen waren kostbare Sorten im Einsatz, bei Beerdigungen und Gräber die grässlich stinkenden Hustenreizer.
Der Oberdiener hatte bei der Opferung nach jeweiliger Verneigung zuerst den Hauptzelebranten zu beweihräuchern, dann allfällige Mitzelebrierende, nachher
Geistliche, die sich in den Chorstühlen aufhielten und schliesslich die ganze Kirchgemeinde das Volk, das sich erheben musste.
Bei der heiligen Wandlung hatten der Oberdiener und das Weihrauchspaar auf der rechten Altarsseite niederzuknieen, und der Oberdiener hatte zum dreifachen
Glockenzeichen die emporgehaltene Hostie wie auch den hochgehaltenen Kelch dreifach zu beweihräuchern.
Dem Rauchfassträger H. M. habe ich allerdings eine schallende Ohrfeige von Pfarrer P. K. zu verdanken. Als Tortschenträger hatten wir uns in den Chorstühlen
aufzuhalten. Mich preichte es in den Chorstühlen auf der Turmseite und zwar so, dass ich von dort in die Sakristei hineinsah. Als das Rauchfassteam aus der Sakristei - wie erwähnt - Kohlen und
Weihrauch holen sollten, sah ich mit grossen und staunenden Augen wie Rauchfassträger H. M. auf den Korpus kletterte und samt dem Weihrauchfass einen freien Überschlag machte und sicher auf
beiden Beinen landete, ohne das Rauchfass auszuleeren. Ich war derart verblüfft und fand das so lustig, dass ich etwas zu deutlich zu grinsen begann, was dem Pfarrer P. K. nicht entging, im Kopf
behielt und nach dem Auszug in die Sakristei mit einem ergrimmten Gesicht (wie die Plattenwand) die wohl verdiente "Singälä" austeilte, was ich - in der Kirche grinst man nicht und ein
Tortschenträger schon gar nicht - einleuchtenderweise als gerecht und normal empfand.
Weihrauchfass, Schiffli und Löffeli
Passend zu dieser Erinnerung lautet das Bibelwort "Salböl und Weihrauch er-freuen das Herz, die Herzlichkeit eines Freundes erfreut mehr als duftendes Holz"
(Sprüche, 27, 9)
Ausserdem war mir von klein auf nicht entgangen, dass die Drei Könige dem Christkind in Bethlehem "Gold, Weihrauch und Myrrhe" als Gaben und Geschenke mitgebracht
hatten.
Grund genug, sich zu fragen, was eigentlich Weihrauch ist und woher Weihrauch kommt. Ich wurde sehr reichlich fündig:
"Weihrauch ist das Harz des Weihrauch-Baumes (Boswellia). Diese Pflanzen-gattung zählt zur Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae) und umfasst etwa 24
verschiedene Arten. Im Europäischen Arzneibuch ist nur Indischer Weihrauch (Olibanum indicum) angeführt - das Harz von Boswellia serrata.
Boswellia serrata ist ein in Indien beheimateter und an trockenen Stellen wach-sender Baum. Seine unpaarig gefiederten Blätter sind an den Enden der Zweige
zusammengedrängt. Die grünlich-aschfarbene Rinde schält sich in papierdünnen, glatten Stücken ab.
Zur Gewinnung des Harzes werden die Stämme und Äste wild wachsender Bäume angeschnitten. Der austretende weissliche Milchsaft trocknet an der Luft zu einer
zähen Masse, die dann nach einigen Monaten eingesammelt wird. Die Ernte kann nur bis zum Blattaustrieb und zur Blüte erfolgen, danach müssen die Bäume geschont werden. Das gewonnene Gummiharz
kommt in Form weisslich bestäubter, gelblicher, gelblich-rötlicher oder bräunlicher, unregelmässiger Stücke oder kleiner Körner in den Handel.
Die zeitraubende Gewinnung und die langen Handelswege waren der Grund, wa-rum Weihrauch früher in verschiedenen Kulturen als ein hoch angesehenes Luxusgut galt
und in Gold aufgewogen wurde.
Mit dem beim Verbrennen des Gummiharzes entstehenden aromatischen Duft wurden Götter und Könige verehrt. Ausserdem wurden im alten Ägypten hoch-rangige
Persönlichkeiten damit mumifiziert.
Eine lange und bedeutende Tradition hat das Gummiharz zudem in der traditi-onellen Heilkunde vieler Kulturen. So verwendeten etwa die indische, chine-sische,
arabische, griechisch-römische und ägyptische Medizin Weihrauch gegen verschiedenste Entzündungen und Infektionen."
"Der wahrscheinlich bekanntere Einsatz ist es, wenn in der Kirche auf einmal Nebel herrscht. Hier wird der Weihrauch auf glühenden Kohlen langsam ver-brannt. Es
steigt ein weisser Rauch auf, der einen aromatischen und wohlriechenden Duft verbreitet.
Weihrauch wird bei besonders feierlichen Gottesdiensten verwendet, bei Vespern, Prozessionen und auch bei Beerdigungen. Im
Sonntagshochamt wird an verschiedenen Stellen beräuchert (inzensiert): Zum Beginn des Gottes-dienstes (Altarinzens), vor dem Evangelium (Inzens des Evangelienbuchs), zur
Gabenbereitung (Inzens der Gaben) und zur Wandlung (Inzens des Leibes und des Blutes Christi). In manchen Gemeinden schliessen sich an die Beräucherung der Gaben die
Priester- und Volksinzens an.
In Ostergottesdiensten werden zusätzlich Kreuz und Osterkerze beräuchert, in Andachten oder an Fronleichnam wird das Allerheiligste (Monstranz) inzensiert. Asserdem
wird Weihrauch bei der Kirch-, Altar- und Glockenweihe sowie Segnungen verwendet.
Die symbolische Bedeutung des Weihrauches besagt, dass wie der Rauch in die Höhe steigt, auch unser Gebet zu Gott steigen möge. Auch in der Bibel ist der Weihrauch
häufig als kostbare Opfergabe erwähnt. So brachte man z.B. Gold, Weihrauch und Myrrhe zur Krippe nach Bethlehem.
Aus der katholischen Kirche ist der Weihrauch nicht wegzudenken – auch wenn sich einige dies wahrscheinlich wünschen mögen. Er stellt eine besondere Ehrbezeugung
Gottes dar.
Weihrauchdienst der Messdiener
Der Weihrauchdienst ist bei vielen Minitranten sehr beliebt. Jeweils zwei Mess-diener sind für den Dienst eingestetllt. Ein Messdiener (Thuriferar) trägt das
Weihrauchfass, ein zweiter (Navicular, lat. navicula=Schifflein) das sogenannte Schiffchen, das einem Schiff ähnelnde Gefäss, in dem sich die Weihrauchkörner befinden.
Aber auch im profanen Bereich ist Räuchern in Wohnungen heutzutage wieder "in" geworden. Vom Rauchstäbchen bis zu aller Gattung Räuchereien wird das Raumklima
bereichert. Im Internet findet sich eine Riesenmenge von Angeboten, die keine Beziehung zum Weihrauch-Kirchenritus haben.
Vor allem auch die Alternativmedizin befasst sich mit den gesundheitlichen und therapeuthischen Wirkungen.
Räuchern in Wohnräumen ist "in"
Nicht alles ist nur "Schall und Rauch", was über Weihrauch nachzulesen ist.
... und wenn es nur mein Kästchen ist, das Wespen in die Flucht treibt.
Mittwoch, 10. August 2022
Trouvaille
Als das letzte "Einfamilienhäuschen"
noch vom Kanton übernommen wurde...
oder
zur Abschaffung der Sarggebühr
Auswirkungen der Aufhebung der unentgeltichen
Bestattung im Kanton Glarus
oder Etz isch dr Schuss hindä-n-usä!
Der Geiz ist die Wurzel alles Übels(1. Timoteus 6,10) (Omnium vitiorum funda-mentum avaritia est). Darüber haben schon viele Geistesgrössen gehirnt. Es begab sich aber
im Tal der Linth, dass der löbliche Rat der Achtzig, so im Par-lamente tagen, eine „Verordnung über das Bestattungswesen“ erliess, und zwar am 16. Dezember 1963. Darin steht unter Artikel 1:
„Die Bestattung sämtlicher zum Zeitpunkt des Ablebens im Kanton wohnhaften Personen sowie die auf Kantonsgebiet aufgefundenen Leichen ist im Kanton Glarus
unentgeltlich und wird durch die Gemeinderäte, bzw. die Friedhofkommissionen angeordnet.“ und Art. 25: „1Die Särge sind nach einem vom
Regierungsrat zu bestimmenden Mo-dell aus geeignetem Tannenholz anzufertigen. Der Preis ist für alle Gemeinden einheitlich... 2 Stellen die Hinterbliebenen in bezug auf die
Ausführung des Sar-ges weitergehende Ansprüche, so haben sie für die Mehrkosten aufzukommen.“ und Art. 29 1 Die Bestattungen erfolgen auf Kosten
des Kantons und umfassen folgende Leistungen: a) die Leichenschau; b) die Lieferung des Sarges und die Einsargung der Leiche; c) die Verbringung der Leiche auf den Friedhof; d) das Öffnen und
Zudecken des Grabes; e) die Bezeichnung des Grabes und dessen Unterhalt während zehn Jahren.“
Diese Regelung ersetzte die „Vollziehungsverordnung zum Gesetz, betr. die unentgeltliche Beerdigung vom 7. Mai 1893, erlassen vom
Landrat am 29. Januar 1930“ und die „Verordnung betr. Leichenschau, Beerdigung und Friedhöfe, erlassen vom Regierungsrat am 24. Juli 1919.
Vierzig Jahre später waren die Glarner dermassen in der Kreide, dass sie unter vielen anderen Massnahmen beschlossen, die
unentgeltliche Beerdigung abzu-schaffen und die bisher getragenen Auslagen für das letzte „Behausung“ wieder voll und ganz dem Verstorbenen selber, bzw. dessen Erben zu überbürden. Natürlich gibt
es neben dem Zwang zu Sparen viele gute Gründe diese schöne Geste des Staates, der Arme und Reiche bisher mit der gleichen Art von Tan-nenholz bestatten liess, fallen zu lassen. Wenn Sie bedenken
wie erklecklich die übrigen Kosten rund um das Sterben sind, ist so ein Sarg unter Peanuts einzu-ordnen.
Das sind die happigen Kosten für Todesanzeigen, meist in mehreren Zeitungen, Trauerkarten, Kränze, Blumengebinde, Sargbouquet, nicht
zu schweigen von den Auslagen für das Leidmahl, bei dem man sich auch nicht lumpen lassen will. Die Eigenen essen im „Schwert“, die Jahrgänger im „Schützenhof“, die Kameraden vom Verein X. im
„National“, die Spezis Club Y. im „Bahnhöfli“ etc. etc. Da sind Trinkgelder für die Leichenträger, den Sigristen, die Ministranten, möglicherweise für das Spitalpersonal, das sich aufmerksam dem
Sterbenden gewidmet hat. Kurzum, auch wenn’s den Erben noch so weh tun mag, man darf schon aus Pietätsgründen nicht „schmürzelen“. Alles in allem gesehen, macht es den Chün-gel auch nicht weniger
feist, wenn auch die „Staatskosten“ gestrichen werden.
Mitnichten! Wenn man bedenkt, dass neben Föhn, Neid und Missgunst, der Geiz auch zu ältesten Glarnern gehört, so ist die Rechnung
noch nicht gemacht. Unabhängig vom von den Erben sehr gern gesehenen „Altersgeiz“, könnte da die „Hebigkeit“, die man bis zu einem gewissen Grad als „Hauslichkeit“ und Tugend rühmt, aber auch als
krampfhaftes Festhalten an materiellen Werten und als Untugend rügt, ihre Blüten treiben. Das innere Aufbäumen gegen den Staat, der einem nun das letzte Häuschen nimmt, kann zu einer emotionellen
Kraft werden wie Liebe und Hass, die bekanntlich das menschliche Leben erstaunlich verlän-gern können, und die Leute so verbittern, dass sie sagen: „ So, ihr Chäibä! Etz stiirbi gad ztratz nuch
nüd aso gschnäll!“
Die Folgen sind beträchlich. Wer, wenn es Zeit wäre, nicht sterben mag, bezieht bis ins Unendliche AHV-Rente! Vielleicht gar
Ergänzungsleistungen! Oder sogar Hilfslosenentschädigung! Pensionskasse! Möglicherweise IV-Rente! Er entzieht der Volkswirtschaft die Prozente, die er per AHV-Ausweis bei Kauf- und
Konsu-mationspreisen abziehen kann. Gewöhnlich wechseln ältere Leute viel langsamer ihre Autos, Kleider, Anschaffungen aller Art, nach der Mentalität „’s tuäts schu nuuch!“. Die Hosen werden
ausgetragen, bis ein mittelprächtiger Spiegel da-gegen blind erscheint. Und dann die Belastung der Krankenkassen. Statistisch gesehen stellen sich mit zunehmendem Alter die einen oder anderen
Gebrechen ein, die Arztbesuch, Spitalaufenthalt oder Kuren erfordern. Die Krankenkassen-prämien werden weiter steigen, nur weil es der Souverän dem einzelnen nicht gönnen mag, staatlich berappt
zur letzten Ruhe gebettet zu werden.
Kurzum – sind Sie sich eigentlich bewusst, was für eine Kettenreaktion die gestrichene Unentgeltlichkeit auslöst. So gesehen wird
die Vorenthaltung einer bisherigen Leistung des Staats zum Bumerang, der gerade das Gegenteil des Beabsichtigten erreicht. Eine Art Trotzreaktion wie die Erhöhung der Hundesteu-er, auf die
erzürnte Hundebesitzer reagiert haben, indem sie ihre Hunde wieder auf die Strasse scheissen lassen. Quasi – „gseehnder etz, was-er mit demm erräicht händ!“
Auf der anderen Seite hatte jede Zurücknahme staatlicher Dienstleistungen den Vorteil, dass sie neue Märkte eröffnet und ein
Praktisch-Monopol aufhebt. Viel-leicht wäre eine Verschärfung der Konkurrenz unter den Sargschreinern anre-gend. Ein bisschen mehr Farbe, Schwung, Stil und Form, Komfort, Raffinesse könnte
die Landschaft des Beerdigungsmarktes beleben. Die Beerdigungs-institute könnten variablere Arrangements für die letzte Reise anbieten. Von Mini- bis Maximodellen, von Touristen-, Business bis
First Class-Beerdigungen. Lassen wir uns doch nicht weiter Sand in die Augen streuen – die Mehrklassenge-sellschaft ist Realität, gab es schon immer und wird es immer geben.
So lange die Hinterbliebenen aus Wertschätzung für einen Verstorbenen und für das „Puntänööri“ grosszügig Geld ausgeben, mag es ja
angehen. Wenn es aber nur zur Darstellung der Eigenüberschätzung reicht und weil man ja schliesslich doch noch etwas mehr Besseres ist als die andern, dann windet man der Dumm-heit Kränze.
Immerhin könnten dann die „Hauslicheren“ im günstigen Katalog-versand oder im Multipaclk für die ganze Verwandtschaft bestellen. Wer weiss, ob dann bei Otto’s günstige Särge erhältlich sind. Es
muss ja nicht unbedingt Massivholz sein, die Plastik- und Kartonagebranche könnten Einwegmodelle ent-wickeln und kreatives Design mit dem Nützlichen verbinden. Ganz abgesehen von den
Möglichkeiten des Sponsorings mit Bandenwerbung auf der Friedhof-mauer, Kleber auf den Särgen, Migros Klubschul-Sargmalkursen und speziellen Werbeschirmen, da es an vielen Bestattungen
regnet.
Sie sehen – eigentlich müsste man sich fragen, warum die Regierung nicht schon früher daraufgekommen ist, mit dieser Streichung ganz
neuen Schwung in die Bude zu bringen.
Und dann würde wieder aktuell, was eine besorgte Ehegattin in einem Brief an das Versandhaus "Sowieso" mitgeteilt hat: „Da nun mein
Mann doch nicht ver-storben ist, sende ich Ihnen die schwarze Bluse wieder zurück.“.
Makaber, makaber! Hoffentlich sind sie nicht allzu schockiert! Das Leben ist manchmal makaber. Ironie macht es erträglicher.
Bis bald und hoffentlich noch lange! Ihr Pankraz.
erschienen im "Fridolin" Schwanden Rubrik "Dies + Das" v. 2003 oder 2004
Dienstag, 9. August 2022
Zum Tod von Stanislav Bor
Dramaturg, Regisseur,Therapeut
8. Juni 1936 bis 16. Februar 2022
Ich hatte mit Stanislav Bor zwei einschneidende Begegnungen: Zum ersten in Einsiedeln, als er 1981 mit Hans Gerd Kübel das
Welttheater inszenierte, und zum zweiten, als ich aus dieser Begegnung ein Podium im Kantonsratssaal in Schwyz über "Sagen" organisieren und leiten konnte. Bor hatte vorher Muothathaler Sagen im
Schweizer Fernsehen mit einem Film vorgestellt. Durch verschiedene Umstände ist es mir leider erst jetzt möglich, ein kleines Andenken an den hochtalentierten Mann hier
festzuhalten.
Stanislav Bor, Archivbild
Stanislav Bor
Gebürtiger Prager, lebt als tschechisch-schweizerischer Doppelbürger vorwiegend in Zürich, hat erst in seiner zweiten Lebenshälfte angefangen, Deutsch zu lernen. Mehr als zwanzigjährige
Tätigkeit in der Theater-, Film- und Fernsehregie. Theaterhäuser der ehemaligen Tschechoslowakei, ZDF, ORF, SRG, BBC etc. Zahlreiche Drehbücher, drei Theaterstücke, Fachpublikationen. Abgesehen
von einer Sammlung seiner „peinlichen“ Liebesgeschichten, „Herrenparty“ (noch tschechisch geschrieben und verlegt) sind die vorliegenden Manuskripte „Der junge Herr im Nebel“ und „Der Fremde“
seine erste grössere Prosa.
In einem Briefwechsel mit seiner Frau Natalia Hauser-Bor erhielt ich freundlicher-weise den im Traueregottesdienst in der Herz-Jesu-Pfarrei Örlikon verlesenen Le-benslauf, der hier verewigt
werden soll:
Lebenslauf von .....
"Stanislav Bor ist in der Nähe von Prag aufgewachsen. Seine Eltern waren Gross-grundbesitzer, die sehr sozial eingestellt waren. Sie haben für ihre
Angestellten Häuschen gebaut oder ihnen ärztliche Untersuchungen ermöglicht, was damals nicht selbstverständlich war. Diese Erfahrungen kommen dann auch in seinem Roman "Der junge Herr im Nebel"
zur Sprache. Als Stanislav 11jährig war, schickten ihn die Eltern in eine elitäres Knabeninternat. Durch das kommuni-stische Regime wurde das Internat geschlossen und Stanislav lernte das Leben
eins Fabrikarbeiters kennen. Später konnte er seine Studien weiterführen und studierte an der Karls Universität in Prag Psychotherapie, Literatur und Geschich-te. Am Burgtheater machte er seine
Ausbildung zum Regisseur.
1968 erhob sich im Prager Frühling die tschechische Bevölkerung. Die Revo-lution wurde blutig niedergeschlagen. Stanislav sah seine Zukunft nicht
mehr in seiner Heimat und flüchtete in die Schweiz. Hier begann er eine 20jährige Tätig-keit in der Theater-, Film- und Fernseh-Regie, für die er auch mit verschiedenen nationalen und
internationalen Auszeichnungen geehrt wurde. Er kam in Kontakt mit Persönlichkeiten wie Federico Fellini, Herbert von Karayan. Er war ein enger Freund von Vazlav Havel, um nur einige zu nennen.
In dieser Zeit verheiratete er sich mit Rosemarie Bitterli. Dem Ehepaar wurde eine Tochter geschenkt. Leider war diese Ehe nicht von Dauer. Stanislav fand in Natalia Hauser eine Lebensge-fährtin.
Mit ihr teilte er auch seine berufliche Neigung für Psychotherapie und er-öffnete eine Praxis für Beziehungsproblematik in Zürich. Dank seinem Wissen und Können hat er während 30 Jahren Menschen
aus allen Schichten das Le-ben erleichtert. Seit dem Jahr 2000 lebten Stanislav und Natalia Bor-Hauser an der Arminstrasse in Oerlikon.
In dieser Zeit durfte ich sie im Gottesdienst und auch privat etwas kennenlernen. Aus diesen Begegnungen spürte ich, wie Herr Bor den Wunsch hatte,
sein Leben in Einklang mit seinen religiösen Wurzeln zu bringen. Nach dem Unfall und einer schweren Operation von Herrn Bor, war seine Frau ab 2017 in der Pflege und Betreuung ihres Mannes ganz
besonders gefordert. Durch Frau Tamara Schmid, Spitexfrau und Katechetin entstand in den letzten Monaten eine sehr schöne Beziehung zu den beiden. Da Herr Bor nicht mehr in die Kirche gehen
konnte, brachte sie ihm am 6. Februar die heilige Kommunion. Auch wenn dann sein Tod überraschend kam, Herr Bor war genügend wachsam, dass er wusste: Der Herr kommt zu seiner Stunde, in der er es
nicht erwartet. Wir wollen nun einen Mo-ment der Stille halten und an die persönliche Geschichte denken, die jeder ein-zelne von uns mit Stanislav Bor erlebt hat..."
Portrait von Stanislav Bor von der Buch-Cover-Rückseite seines Werke "Die junge Herr im Nebel"-
e.book, 200 Seiten, Moskau 2014, in der Schweiz erschienen 30.7.2014
(sehr schwierig erhältlich)
Frau Dr. med. Natalia Hauser-Bor schenkte mir freundlicherweise ein Exemplar.
Covertext Rückseite
Stanislav Bor wurde 1936 in Prag geboren, besitzt sowie die tsche-chische als auch die Schweizer Staatsbürgerschaft und lebt vorwiegend in Zürich.
In diesem Werk kann der Leser - wahrscheinlich zum ersten Mal in der zeitgenössischen Literatur - einen Einblick in ein
bisher selten be-handeltes Thema bekommen: Adlige und Grossgrundbesitzer aus Böh-men, ihre Art zu leben, zu denken und zu fühlen.
Stimmen zu Buch
Kirilenko Iury Pavlovich, Schriftsteller
'Nihil pluri formius amore" - "Nichts ist vielseitiger, als die Liebe' - dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch all seine Werke und bestätigt,
dass dieses wundervolle Gefühl jeden Menschen sein ganzes Leben lang begleitet. Der Stil dieses Romans ist äusserst rnodern und erinnert an manchen Stellen an den eines Telegraphisten. Kurz
einfache Sätze, ohne überflüssige Details und Aus-führungen. Aber genau das erzeugt die ,,Luft" dieses Romans und lässt den Leser vieles dazudenken und ausmalen in seiner Fantasie.
Die Unkonventionalität der Schilderung die zeitliche Zerstreutheit der Handlungen und der Bilder, formt sich nach dem Lesen des Romans zu einer Zeitfolge, in
der sich jedes Element wie ein Mosaiksteinchen zum ganzen BiId oder Fragment eines Bildes, womöglich zu einem tragischen Bild, zum Leben der Hauptfigur, oder vielleicht gar Eures Lebens,
legt.
Dr. med. Natalia Hauser, Übersetzerin ins Russische
(Lebensgefährtin von Stanislav Bor)
Dieses Buch ist eine Delikatesse. Schon von Beginn an fühlt man die Kraft des Zusammenspiels verschiedener Ingredienzen. Der Autor begibt sich ungezwun-gen und
doch mit tiefem Sinn aus der einen Welt der handelnden Personen in eine andere, wovon ein angenehmer und aromatischer Geschmack des Gefühls fürr Lebenssinn ausgeht. Dieser Roman kann die Seele
nicht hinters Licht führen. Man vergisst ihn nicht und will mehr.
Mein Eindruck
Der junge Herr im Nebel
Ich habe das Buch in einer Nacht von A bis Z durchgelesen. Fazit:
Eine Darstellung der Verhältnsse eines Grossgrundbesitzers in Tschechien und die grassierenden Folgen des Kommunismus. Das *Der junge Herr
im Nebel", ein „Herrensöhnchen“ wird von der Ausbildung her umgepolt in einen Arbeiter und Soldaten, die ordentliche Situation verkommt zum verlotternden „Arbeiterpara-dies“
Der Autor schreibt keine Kapitel, sondern reiht flashartige Bilder aneinander. Er
verwendet eine sehr träffe und freizügige Sprache.
Das Buch hat biografieähnliche Elemente.
Montag, 8. August 2022
Friedrich Schröder, in Näfels geboren
Er wäre am 6. August 102-jährig geworden
Mal in Dur, mal in Moll,
mal heiter, mal etwas nachdenklich,
etwas verliebt, etwas sentimental
ein Kaleidoskop meiner Einfälle, -
in vielen Jahen mit viel Liebe geschrieben!
Ihr
Friedrich Schröder
Die Schröders wohnten angeblich im Haus Aufderletz. Vater Schröder war Inge-nieur bei der international tätigen Firma Bosshard AG,
beim Bau der Eiffelturms in Paris dabei und öfters Gast im "Hotel Schwert". Damit dies nicht in Verges-senheit gerate, sind hier einige Erinnerungen.
Die ältere Generation erinnert sich noch an viele seiner Schlager, Operetten und Filmkompositionen.
Friedrich Schröder (Friedrich Hermann Dietrich Schröder)
(* 6. August 1910 in Näfels, † 25. September 1972 in Berlin)
Komponist hauptsächlich Operetten Filmmusik und Schlager.
Vater Ingenieur aus Westfalen, Mutter aus Schwaben
Als er vierjährig war, wechselt seine Familie nach Stuttgart, wo er aufwächst.
1927 Realgymnaisum Abitur.
Anschliessend Studium in Münster: Musikgeschichte und Kirchenmusik.
Zwei Jahre später übersiedelt er nach Berlin und setzt sein Studium an der Musikhochschule fort. Wichtigster Lehrer: Paul
Höfler
1929 Weltwirtschaftskrise: Er verliert alles, was ihm sein Vater vermacht hat.
Er gibt seinen Plan, Kirchenmusiker zu werden auf und wird Komponist.
Er lernt den Komponisten Peter Kreuder kennen und wird sein Mitarbeiter- Hauptaufgabe: Kreuders Filmmusik zu orchestrieren.
1934-37 Kapellmeister am Metropol-Theater Berlin
Gleichzeitig wird er Schüler des Operettenkomponisten Paul Lincke und dirigiert im Theater ein paar von dessen Werken.
1936 schreibt Friedrich Schröder seine ersten Schlager und ein Jahr später seine erste Filmmusik. Zur selben Zeit
arbeitet er für das Tanz und Unterhaltungs-orchester "Die goldenen Sieben".
Bald folgen mehrere Operetten, eine Oper, und 1936 schreibt er seine ersten Schlager und ein Jahr danach seine erste
eigene Filmmusik.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Berliner Rundfunk-Sender Rias gegründet wird, wird Schröder der erste Leiter der Musikabteilung.
1957 wird er musikalischer Leiter des Bertelsmann Schallplattenring und gründet mit ein paar anderen die Schallplattenfirma Ariola.
Schröder setzt sich dafür ein, dass Zarah Leander, die im Dritten Reich als Schauspielerin und Sängerin grossen Erfolg feiern konnte, sich aber 1943 in ihre
schwedische Heimat zurückgezogen hatte, wieder nach Deutschland kommt. Mit ihr produziert er die ersten Nachkriegshits für Bertelsmann.
Die folgenden Jahre ist Schröder hauptsächlich Musikproduzent.
1964 wird er als Präsident des Vereins zur Förderung der deutschen Tanz- und Unterhaltungsmusik gewählt. In dieser Eigenschaft gibt er den Anstoss, dass an der
Hochschule für Musik in Berlin ein Nachwuchsseminar für das Fach "Unter-haltungsmusik" eingerichtete wird.
Nach längerer Krankheit stirbt Schröder am 25. September 1972 in seiner Ber-liner Wohnung im Alter von 62 Jahren.
Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof Berlin-Wilmersdorf.
(Foto: Wikipedia)
Schröder ist ab 1931 bis zum Tod mit Lieselotte Wiedenhaupt verheiratet, sie haben drei Kinder, dazu hat er noch aus einer anderen Beziehung eine Tochter.
Auszeichnung.
1955 erhält Schröder als erste Person den neu geschaffenen Paul-Lincke-Ring.
Mit diesem werden Musiker geehrt, die sich besondere Verdienst im Bereich der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik erworben haben.
Am 65. Geburtstag von Zarah Leander
Eine Auswahl aus seinen Werken
Operetten
Hochzeitsnacht im Paradies (Urauffihrung 23. September 1942 Metropol-Theater Berlin)
Nächte in Shanghai (Uraufführung 12. Februar 1947 Metropol-Theater Berlin)
Chanel Nr. 5 (Urauführung 23. Dezember 1947 Corso-Theater Berlin)
Die grosse Welt (Uraufführung Februar 1951 am Hessischa Staatstheader Wiesbaden)
Isabella (Uraufführung Juli 1954 am Nationaltheater Mannheim)
Die Jungfrau von Paris (Uraufführung 19. Dezember 1969 Raimundtheater Wien)
Oper
Das Bad auf der Tenne (Spieloper in 10 Bildern), Uraufführung 26. März 1955 Opernhaus Nürnberg)
Filmmusiken
1936: Weisse Sklaven
1937: Sieben Ohrfeigen
1938: Ein Lied von Liebe
1938: Einquartierung bei Klawunde
1938: Kleiner Mann - ganz gross
1938: Fortsetzung folgt
1938: Eine Nacht im Mai
1939: Onkel Fridolin
1939: Die Brezel
1939: Mann für Mann
1940: Ihr Privatsekretär
1940: Alles Schwindel
1940: Golowin geht durch die Stadt
1940: Der Kleinstadtpoet
1941: Immer nur Du
1941: Oh, diese Männer
1941: Ein Windstoß
1942: Weisse Wäsche
1942: Meine Freundin Josefine
1943: Die große Nummer
1943: Akrobat schö-ö-ö-n
1946: Peter Voss, der Millionendieb
1950: Maharadscha wider Willen
1950: Hochzeitsnacht im Paradies
1951: Professor Nachtfalter
1951: Hilfe, ich bin unsichtbar
1951: Die Schuld des Dr. Homma
1952: Ein ganz grosses Kind
1953: Briefträger Müller
1953: Der verzauberte Königssohn
1953: Die Privatsekretärin
1954: Sanatorium total verrückt
1954: Jedem das Seine
1954: Meine Schwester und ich
1955: Schwedenmädel (Sommerflicken)
1956: Charleys Tante
1956: Das Bad auf der Tenne
1956: Pulverschnee nach Übersee
1956: Das Sonntagskind
1956: Das Donkosakenlied
1958: Italienreise – Liebe inbegriffen
1961: Ihr schönster Tag
1962: Hochzeitsnacht im Paradies
1963: Frühstück im Doppelbett
Einige seiner erfolgreichen Schlager
1937: Ich tanze mit dir in den Himmel hinein (Text: Hans Fritz Beckmann)
1938: Kinder, wie die Zeit vergeht (Text: Günther Schwenn und Peter Schaeffers)
1938: Weil der D-Zugführer heute Hochzeit macht (Text: Hans Fritz Beckmann)
1939: Gnädige Frau, wo war’n sie gestern? (Text: Hans Fritz Beckmann)
1941: Ich werde jede Nacht von Ihnen träumen (Text: Hans Fritz Beckmann)
1941: Maria Magdalena (Text: Hans Martin Cremer)
1942: Was ich dir noch sagen wollte... (Text: Günther Schwenn)
1942: Ein Glück, dass man sich so verlieben kann (Text: Günther Schwenn)
1942: So stell ich mir die Liebe vor (Text: Günther Schwenn)
1942: Man müsste Klavier spielen können (Text: Hans Fritz Beckmann)
1947: Leb wohl, adieu, auf Wiedersehn (Text: Günther Schwenn)
1947: Träume kann man nicht verbieten (Text: Günther Schwenn)
1950: In einer Nacht am Ganges (Text: Curth Flatow)
Beim Komponieren Im Jahre 1965
Am 65. Geburtstag von
Zarah Leander
Sonntag, 7. August 2022
175 Jahre Bahn in der Schweiz 1847-2022
Schulreise mit der Spanisch-Brötli-Bahn 1947
Archivbild: 100 Jahre Spanisch-Brötli-Bahn 1847-1947
Meine erste Schulreise mit Lehrer Arnold Krieg 1947
Ich erinnere mich an Vieles aus der 1./2. Primarklasse beim herzensguten Lehrer Arnold Krieg im Zimmer 2 des Dorfschulhauses in
Näfels. Genau neben dem Zimmereingang war das "Fundkästchen". Wir sassen in langen, bleichen Vierer-bänken mit einer Klappe. "Klappe auf, Klappe ab!" war das oft gehörte Komman-do.
Erinnerungsfetzen sind noch da an die erste Schulreise. Offenbar hatte Ar-nold Krieg davon gehört, dass es Sonderfahrten für Schulen gab. Es war wunder-bares Wetter. Mein erster Eindruck auf dem
Bahnhof Näfels war wie ein Wunder. Zuerst hörte man mehrere laute langgezogene Pfiffe, dann fuhr ein Zug mit einer wunderbaren Lock in braunem Holz, einem Kamin. Schnaubend und stampfend und
rauchend fuhr sie ein und hielt langsam unter fürchterlichem Kreischen und Quietschen der Bremsen. Fein herausgeputzt, mit seitlich grossen Triebrädern, die von einem langen Stahlbalken
angetrieben wurden, die nun stillstanden, stand sie da die Lock mit dem grünen Kohleanhänger und der angehängten Personenwagen.
"Etz chänd'r iischtiigä, abr passed uff dr Schtägä!" Dann stürmten wir los und kletterten mit unsern kurzen Beinen die
Eisenbahntreppe hoch und alle rannten wir, um einen Fensterplatz zu erwischen. Ich erinnere mich, wie plötzlich jemand mit einer Glocke läutete, der Bahnhofvorstand mit der roten Kappe und der
Kelle mit dem weissen schrägen Strich, grün für die Abfahrt und rot für Anhalten, stand auf dem Bahnsteig und winkte, worauf nach einem grässlichen Stampfen und Zi-schen und sich mit Lock-Pfiff
die Welt von links nach rechts bewegte. Erst der Bahnhof, dann der "Mulliser Bahnhof", lies: das Aborthäuschen, dann die Bar-riere, die grossen Gaskessel und dann der Blick auf vorbeischwebende
Tele-fonstangen, breite Wiesen und im Hintergrund der Bärenstich, der sich nach rechts bewegte. Plötzlich hatte einer entdeckt, dass am Fenster ein Lederriemen heraushing, der mit Hilfe des
Lehrers gezogen, das Fenster nach unter verschob, so dass herrliche Luft hereinstob und unsere Haare verstrubelten. Doch, aufge-passt, so der Lehrer, es könnten mit dem Rauch feine Kohle- oder
Russkörnchen
ins Auge fliegen. Der Rauch roch nicht gut, wie nach faulen Eiern oder wie der Gestank aus Dohlendeckeln bei Föhndruck.
Natürlich schrien und jubelten wir mit dem Gesicht im WInd. In Netstal standen Leute auf dem Bahnhof, die uns zuwinkten und lachten.
Leider verlangsamte unter fürchterlichem Gekreische die Spanisch-Brötli-Bahn ihr Tempo bald und viel zu früh fuhren wir bei den schattigen, ausladenden Hallen des Stadtglarner Bahn-hofs ein, der
mir riesenmächtig vorkam. "Hee, uufpassä, bim Uusschtiigä, uff dr Schtägä" mahnte Lehrer Krieg beim Aussteigen besorgt.
Dann war die Herrlichkeit des Bahnfahrens zu Ende. "Iischtellä!", dann ging's in Zweierkolonne dem Lehrer nach Marsch! Wir
schlenderten durch den Volksgar-ten, wo ein hoher Springbrunnen wie ich noch nie einen gesehen hatte, hoch in die Luft Wasser schleuderte und dann in einem Bogen wieder
herunterplät-scherte. Ich hab das seltsam zischende Geräusch des Springbrunnens noch im Gedächtnis. Dann begann der mühsame Aufstieg, der Strasse nach Schwändi hinauf. Es war brütende Hitze. Nach
einer Ewigkeit kamen wir in Schwändi an und durften in einem Hotel einkehren. Dort sah man einen imposanten Berg, der wie uns der Herr Lehrer sagte, "Tödi" hiess. Wow! War das eine
schöne Aussicht. Dann durften wir an Tisch im Freien unsere Lunchtasche auspacken mit Proviant, den die Mütter eingepackt hatte, "Anggäbrüüt", "Öpfel", vielleicht noch ein Pärli "Landjeger". Dazu
konnten wir ein "Elmerzitroo" bestellen und dazu den mitge-gebenen Rappen hervorklauben. Vor uns war noch ein Bassin, "aber da gah-p-mer niämer inä, hä! Sust chlepft's!" Nach einiger Zeit rief
der Lehrer wieder zum Aufbruch. Wieder in Zweierformation schritten wir talwärts, ziemlich steil. Plötzlich waren wir auf dem Bahnhof, der "Mitlödi" hiess. Doch die Enttäuschung war gross,
als nach dem Tingeltangel der grossen Stehglocken nur ein gewöhnlicher Zug einfuhr, dabei hätten wir uns auf die Rückfahrt mit der "Spanisch-Brötli-Bahn" nach Näfels mächtig gefreut. Die
letzte Strecke, so der Lehrer, "müänd dr rächt tuä, wänn'r moorä ä halba Taag frii wänd!". Diese Tradition wurde bis in die obersten Klassen gepflogen, weil Schulreisekinder auf der letzten
Strecke meist müde und ausgelassen herumtobten. Die Aussicht auf einen freien halben Tag war ein probates Mittel, uns Schreihälse etwas im Zaum zu behalten... immerhin waren wir ja rund 40
Kinder...
Ein Requisit von 1947. Lehrer Arnold Krieg hatte allerdings ein Kollektivbillett.
Das waren noch Zeiten, als es noch Fünfermarken brauchte!
Mit der Spanisch-Brötli-Bahn gings 1947 auf die Schulreise von Näfels nach Glarus
Samstag, 6. August 2022
Pater Dr. Albert Ziegler SJ verstorben
Noch am 10. Juni 2017 war P. Dr. phil., lic. theol Albert Ziegler mit von der Partie als die Altherren-Vereinigung der bekannten grosse Studentenverbindung
"Turicia" ihren Ausflug nach Näfels (Freulerpalast und "Schwert") machte. Er war Ehrenphilister der Turicia und hatte den Studentenvulgo "Magnus". Ich hatte die Ehre beim Mittagsmahl im Schwert
zu seiner Rechten zu sitzen. Zum ersten Mal begegnet bin ich dem eloquenten, originellen und direktherausredenden Jesu-itenpater in den sechziger Jahren an einem Jugendfestival in Sempach. Später
verkam ich ihm als er als Ethik-Unternehmens-Berater bei Walter Feldmann sen. im "Fridolin" Schwanden referierte. Feldmann hat ihm sogar ein Buch gewidmet. Nun ist er nach schwerer Krankheit am
4. August verstorben. Ich verweise auf die Nekrologe weiter unten.
11. Juli 1927 bis 4. August 2022
Trauerbotschaft der Jesuiten Schweiz
Trauer in der Schweiz um Pater Albert Ziegler SJ
Am 4. August ist Pater Albert Ziegler SJ im Pflegeheim St. Franziskus in Menzin-gen ZG gestorben. In der Schweiz hatte er eine grosse Bedeutung,
viele Men-schen haben ihn als Prediger in prägender Erinnerung.
Pater Albert Ziegler SJ wurde am 11. Juli 1927 in Zürich geboren. Nach der Matura am
Benediktinergymnasium in Disentis in Graubünden und einer kurzen Studienzeit in Fribourg trat er am 11. November 1948 in das Noviziat in Rue
FR ein.
Von 1950-1953 studierte er Philosophie im Berchmanskolleg in Pullach.
Es folgte das Magisterium im Noviziat in Rue, von wo aus er zugleich in Fri-bourg am Internationalen
Institut für Sozialwissenschaft und Politik promo-vierte. Von 1956 bis 1960 studierte er Theologie in Löwen.1959 wurde er in
Zug zum Priester geweiht. Das Tertiat in St. Andrä im Lavanttal (Öster-reich) folgte unmittelbar auf das Studium. Die letzten Gelübde legte er am 2. Februar 1966 in Zürich ab.
Ab 1961 bildete Zürich sein Lebensmittelpunkt. Bis 1989 wirkte er als Studen-ten- und Akademikerseelsorger im
katholischen Akademikerhaus aki. Ab 1979 verantwortete er als Rektor den sogenannten „Theologischen Kurs für Laien“.
Er hat den Zürcher Katholizismus bei dessen Übergang von der vorkonziliaren in die nachkonziliare Zeit entscheidend mit seinen
Predigten, Zeitungsartikeln und Vorträgen geprägt. In Deutschland und der Schweiz hat er Unternehmen beraten,Rhetorik unterrichtet,
Studierende klettern gelehrt und u.a. als Mitglied der Ethischen Kommission der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften in umstrittenen
medizinethischen Fragen Orientierung gegeben.
Ab Mai diesen Jahres verbrachte er aufgrund einer schweren Erkrankung seine letzten Lebenstage im Pflegeheim St. Franziskus der
Schwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen, wo er am 4. August im Alter von 95 Jahren starb.
Die Jesuiten danken Gott für das reiche und gesegnete Leben von Albert Ziegler SJ.
Leiter des aki, der katholischen Hochschulgemeinde, Zürich
Albert Ziegler SJ r.i.p.
Annäherungen an eine katholische Legende
«Er referiert und informiert, er gestikuliert und polemisiert, er frotzelt und witzelt, er beschwört und betört, er erzählt über griechische Götter und Walliser
Berg-führer, über eine in Kandersteg lebende Italienierin oder über mangelnde Erfolgs-erlebnisse einer Zürcher Bar-rierenwärterin. Und wenn er als virtuoser Wander-prediger für ethische
Werte in der Wirtschaft und im Leben schlechthin auftritt, bringt er die Leute andauernd zum Schmunzeln und zum Lachen – und gleich-zeitig auch dazu, sich lustvoll, ernsthaft und selbstkritisch
Gedanken über Gott und die Welt, über Veranwortlichkeiten und – vor allem – auch über sich selber und ihr eigenes Verhalten zu machen.»
So schilderte der national bekannte Journalist Walter Däpp im Jahre 2000 im «Bund» einen Vortrag des damals 73jährigen Jesuiten Albert Ziegler SJ anläss-lich des
«Kreativ-Symposiums für zukunftsgerichtete Unternehmensführung» in Interlaken.
So kannte man den ebenso kantigen wie charmanten Zürcher Jesuiten. Im Laufe der Jahrzehnte ist er, das Wort sei erlaubt, zur Legende geworden. Kaum eine Zürcher
Katholikin, ein Zürcher Katholik über 50, die ihm nicht begegnet sind! Bis kurz vor seinem Tod reiste, predigte und hörte er unermüdlich Beichte und emp-fing Besuche.
Nun ist Ziegler nach seinem 95. Geburtstag gestorben. Geboren wurde er am 11. Juli 1927 in Zürich. Nach der Matura am Benediktinergymnasium in Disentis in
Graubünden und einer kurzen Studienzeit in Fribourg trat er am 11. November 1948 in das Noviziat der Jesuiten in Rue im Kanton Fribourg ein. Nach dem ordensinternen Philiosophiestudium in Pullach
bei München promovierte er in Fribourg am Internationalen Institut für Sozialwissenschaft und Politik. Von 1956 bis 1960 studierte er Theologie in Löwen. 1959 wurde er in Zug zum Priester
geweiht.
Ab 1961 war Zürich sein Lebensmittelpunkt. Von hier aus bereiste er den ganzen deutschen Sprachraum für Vorträge, Kongresse und Kletterkurse; nicht zuletzt auch die
damalige DDR und sehr regelmässig Zermatt. Bis 1989 wirkte er an der Limmat als Hochschulseelsorger im aki (kurz für «Akademikerhaus»), dem Haus der katholischen Hochschulgemeinde. Ab 1979
verantwortete er als Rektor den sogenannten „Theologischen Kurs für Laien“. Er hat den Zürcher und den Deutschschweizer Katholizismus bei dessen Übergang von der vorkonziliaren in die
nachkonziliare Zeit mit seinen Predigten, Zeitungsartikeln und Vorträgen ent-scheidend mitgeprägt.
Zuerst in der Schweiz und zunehmend im ganzen deutschen Sprachraum hat er Unternehmen beraten, Rhetorik unterrichtet, Studierende klettern gelehrt und in
umstrittenen medizinethischen Fragen wie Empfängnisverhütung, Abtreibung, ak-tive und passive Sterbehilfe Orientierung gegeben. Einsätze bei Volksmissionen in jungen Jahren vertrauten ihm die
Oberen ebenso an wie das Verfassen von Film-Kritiken. Nach eigenem Bekunden habe er bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts über 600 Kurzkritiken geschrieben. Später widmete er sich dem
Zürcher Reformator Ulrich Zwingli und wurde Mitglied der Ethischen Kommission der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften.
Zahlreiche Zeitungsartikel, Vorträge und Predigten entlang der Konfliktlinien ge-sellschaftlicher Entwicklungen und etliche Buchveröffentlichungen begleiteten seine
Präsenz im akademischen Milieu. Im Zentrum standen berufsethische und moraltheologische Fragen, später zunehmend Aspekte des Älterwerdens.
Ab Mai dieses Jahres verbrachte er aufgrund einer schweren Erkrankung seine letzten Lebenstage im Pflegeheim St. Franziskus der Schwestern vom Heiligen Kreuz in
Menzingen. Hier starb er am Abend des 4. August 2022.»
Siehe auch auch kath.ch
Die
Trauerfeier:
Freitag,
12. August, um 15.00 Uhr in der Liebfrauenkirche Zürich.
P. Dr. Albert Ziegler, vulgo "Magnus" links und alt Regierungsrat Dr. Hans Holenstein, vulgo "Päpe", beide Ehrenphilister der Turicia, am 19. Juni 2017
im Hof des Freuler-palastes. (Foto Markus Hauser, Zug)
Freitag, 5. August 2022
Kleiner Trip
zur Ausstellung "Sagenhafter Alpenraum"
im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz
siehe auch Bild der Woche vom 5. August 2022
Hintergrundinfos
Sagenhafter Alpenraum
Wer sie hört, bekommt Gänsehaut.
Sagen verkünden von aussergewöhnlichen, übernatürlichen oder wunderbaren Ereig-nissen. Sie erzählen Geschichten, in denen Geister, Hexen und Teufel auftreten oder sie handeln von
historischen Vorkommnissen und Figuren.
Sagen kommen in allen Regionen der Schweiz vor, besonders sagenreich ist die Zentralschweiz. In der Ausstellung werden bekannte Sagen wie Wilhelm Tell, die Teu-felsbrücke, die schwarze
Spinne, der Pilatusdrache, die Blüemlisalp, das Sennen-tuntschi und das Toggeli ins Zentrum der Betrachtung gerückt.
Impressum
Gesamtleitung Denise Tonella
Projektleitung und Konzept Pia Schubiger
Wissenschaftliche Mitarbeit Magdalena Bucher
Öffentlichkeitsarbeit und Marketing Karin Freitag-Masa (Leitung), Conny Lüönd
Bildung & Vermittlung Isabelle Marcon Lindauer
Szenografie Martina Nievergelt / Ralph Nicotera
Grafik Clavadetscher Gestaltung für Kultur und Wirtschaft, Schwyz
Ausstellungsbau Alder Stahl und Schweiss, Atelier S&G, Bubu AG, formenformen gmbH, marty schreinerei
gmbH, Luziferro AG, Perplex Plus AG, Utiger Maler AG, Roland Reichlin
Lichtplanung Marc Hägeli
Leihwesen Maya Jucker, Laura Mosimann, Angela Zeier
Konservierung und Objektmontage Markus Leuthard (Leitung), Jürg Mathys (Projektleitung), Charlotte Maier
Objektlogistik und Objektmontage Christian Affentranger, David Blazquez, Simon D’Hollosy, Reto
Hegetschweiler, Markus Scherer
Fotografie Jörg Brandt, Zvonimir Pisonic
Bildarchiv Andrea Kunz, Fabian Müller, Remo Sidler
Lithografie und Scans Georg Sidler
Animation und Tonkulisse Movl GmbH Charlotte Germann und Tweaklab AG Kaspar Hochuli
Mediaplanung, Installation und Programmierung René Vogel (Leitung), Thomas Bucher, Pasquale Pollastro
Tweaklab AG Hanspeter Giuliani, Dominik Schläpfer, Nica Giuliani, Remo Hobi
IT, Web und Audio René Vogel (Leitung), Thomas Bucher, Pasquale Pollastro, Danilo Rüttimann
Gespenstische Stimmung - gekonnte Präsentation von Profis
Unheimliche Sagen, die für
Gänsehaut sorgen
en lassen einen erschauern, staunen und faszinieren gleichzeitig. Gibt es Geister, Dra-chen, Hexen und Teufel? Was sind Schutzzeichen? Und wie wahr sind Sagen? Die Aus-stellung «Sagenhafter
Alpenraum» widmet sich bis zum 2. Oktober 2022 im Forum Schweizer Geschichte Schwyz den Erzählungen aus dem zentralen Alpenraum und be-leuchtet deren Ursprung sowie
Verbreitung.
Die Teufelsbrücke, das Sennentuntschi und natürlich Wilhelm Tell: Diese Beispiele zeigen, wie reich der zentrale Alpenraum an bekannten Sagen ist. Sagen werden im Gegensatz zu Märchen für «wahr»
gehalten und weisen stets einen Bezug zu einem Ort, einer Person, einem Ereignis oder einer bestimmten Zeit auf. Sagen berichten von aussergewöhnlichen, übernatürlichen oder wunderbaren
Ereignissen; Geister, Hexen und Teufel finden darin ebenso Eingang wie historische Vorkommnisse und Figuren. So wundert es nicht, dass Sagen faszinieren, erschauern lassen und oftmals auch
erzieherische, gesellschaftskrit-ische sowie moralisierende Funktionen ausüben.
Doch warum und wie entwickelte sich das Sammeln von Sagen? Steckt hinter den kurzen Erzählungen Aberglaube, Volksglaube oder gar ein Stück Geschichte, wie wir sie von Wil-helm Tell zu kennen
glauben? Und was kann man darunter verstehen, wenn Sagenmotive «wandern»?
Die Schwarze Spinne und der Pilatusdrache
Diese und zahlreiche weitere Fragen zum Thema «Sagen» beantwortet die Ausstellung «Sagenhafter Alpenraum», die bis zum 2. Oktober 2022 im Forum Schweizer Geschichte Schwyz zu sehen ist. Im
Vordergrund stehen die Entstehung und die Weiterverbreitung, aber auch die Funktion und die Wirkung von Sagen. Die Ausstellung widmet sich den mündlich wie schriftlich überlieferten Sagen, aber
auch den unzähligen Bildern, die Sagen hervorgebracht haben. Bekannte Erzählungen wie die Schwarze Spinne, der Pilatusdrache, oder auch die Blüemlisalp werden dabei ins Zentrum der Betrachtung
gerückt. Die Be-sucherinnen und Besucher können zudem an Hörstationen vielen weiteren Sagen aus dem Alpenraum lauschen, tauchen ein in unheimliche Geschichten – und realisieren nach der
Ausstellung, welche Bedeutung und Wirkung Sagen auch für die heutige Zeit oder die eigene Person haben.
Erzählabende und Führungen für Gross und Klein
Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm lädt Interessierte dazu ein, sich vertieft mit unterschiedlichen Aspekten zum Thema «Sagen» auseinanderzusetzen: Spannende Füh-rungen mit Expertinnen und
Experten geben Einblicke und interessante Hintergründe zu deren Rezeption, Herkunft und verschiedenen Motiven der Sagen. Familienführungen und Amulett-Ateliers lassen Gross und Klein in die
Sagenwelt eintauchen. An den «Erzählabenden» können typische Sagen aus den Kantonen Uri, Tessin, Wallis oder Schwyz hautnah erlebt werden.
Die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde freut sich Leihgeberin für diese Ausstellung zu sein. Sie konnte ein Manuskript aus der
Sammlung «Sagen aus Uri» von Josef Müller (1870-1929) beisteuern.
e Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde freut sich Leihgeberin für diese Ausstellung zu sein. Sie konnte ein Manuskript aus der Sammlung «Sagen aus Uri» von Josef Müller
(1870-1929) beisteuern.
Sagen sind kurz, man kann sie über Kopfhörer geniessen
BIlder. Forum Schweizer Geschichte Schwyz
Mittwoch, 3. August 2022
Ein prominenter Glarner
Der Schlattstein in Netstal
Der älteste Netstaler und gleichzeitig das Wahrzeichen von Netstal ist der rund sieben Meter hohe Schlattstein, nordöstlich des Dorfes auf einer Anhöhe von 490 Meter ü. m.
Auf der ausgezeichneten Homepage von Pro Netstal (www.pronetstal.ch) heisst es;
"Die Auswärtigen kennen ihn, weil er weit herum zu sehen ist und als Findling unter Naturschutz steht. Dies ist er aber erst
seit 1908. Zweimal wollte man ihn schon als Baumaterial nutzen. Zum Glück fanden die Sprengmeister 1784 das Objekt als zu wenig lohnenswert und zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Ein Gesuch
zur Sprengung des Steins, das 1890 auf der Gemeinde eintraf, wurde vom Gemeinderat abgelehnt. So blieb uns der grosse Felsblock erhalten."
Die jüngste, kompetente Beschreibung des Schlattsteins ist am vergangenen Freitag, 29. Juli 2022, Seite 7, in den "Glarner Nachrichten"
erschienen unter dem Titel "Der Schlattstein - eine Reise in die geologische Geschichte". Autor: Dr. Mark Feldmann, Geologe und Geschäftsführer von GEO-LIFE. Verfasser des Buches "Ausflug in die
Glarner Geologie", Glarus 2018, 216 Seiten, reich illustriert.
"...Wahrscheinlich bildete sich vor 350-340 Millionen Jahren in der Region des damaligen Glarnerlandes, das etwas südlich des Äquators
lag, ein ausgedehnter Graben, der sich allmählich mit umliegendem Sediment und vulkanischen Bestandteilen füllte. In der Folgezeit entstanden in tieferliegenden Magmen riesige Granitkörper und
mit der Zeit brachen auch Vulkane aus. Dadurch wurden frühere, lockere Gesteine in neue, feste Gesteine umgewandelt..."
"..Viel, viel später, erst vor rund 2,5 Millionen Jahren, begannen durch den Zu-samenschluss von Nord- und Südamerika die grossen
Eiszeiten, die sich in ver-schiedenen Phasen mehr oder weniger weit ausdehnten. Dies betraf auch den Linthgletscher, der seinen Ursrpung im Tödigebiet hatte und zeitweilig bis in den Kanton
Aargau vorstiess. Seit dem Abschmelzen der Gletscher am Ende der letzten Eiszeit kommt nun alles Material, das sie während ihrer "aktiven" Zeit transportiert hatten, als Findlinge zum
Vorschein..
Ein Beispiel dafür ist der Schlattstein in Netstal, der aus den seltenen Gesteinen der "Bifertengärtli-Serie" besteht. Er brach einst
aus der Bifertengärtli-Serie aus, fiel auf den Linthgletscher und wurde von diesem bis zu seinem Abschmelzen bis nach Netstal getragen. Dies dürfte vor etwa 12'000 Jahren geschehen sein. So ist
der Schlattstein nach meinem Wissen der Einzige bisher bekannte Findling vom Bifertengärtli, in dem man die ältesten Gesteine der Schweiz bequem auf dem Talboden bewundern
kann..."
Nach Feldmann sind danach die bisherigen Annahmen, es handle sich um einen "Verrucano" und der Stein sei vor 25'000 in Netstal liegen
geblieben, unrichtig.
Inschrift: "Schlattstein. Seit 1908 unter Naturschutz gestellter Linthglet-scherfindling vom Tödi. GEH. 1941 J. O. E." (Fotos:
Pro Netstal und Wikipedia)
Zweimal sollte er gesprengt werden, um aus ihm Baumaterial gewinnen zu können. 1784 fanden die Sprengmeister den Block zu wenig lohnenswert und zogen unverrichteter
Dinge wieder ab. Ein Gesuch zur Spren-gung des Steins wurde 1890 vom Gemeinderat abgelehnt.
Auf Antrag der Naturschutzkommission des Kantons Glarus wurde der Findling 1908 unter Naturschutz gestellt.
Am 31. Mai 1942 wurde dies im Auftrag der Naturforschenden Gesellschaft in den Stein gemeisselt. (Pro Netstal)
20 Kantone und 6 Halbkantone AR und AI / BL und BS / Nid- und Obwalden)
Montag, 1. August 2022
Eine aussergewöhnliche Klassenkollegin
Laura Gallati, Berlin
Aus unserem Klassenjahrgang 1939 aus Näfels, einst über 60 Mädchen und Bu-ben, sind heute noch 29 am Leben. Wir bilden uns ein, ein ganz besonderer Jahrgang zu
sein. Einer der berühmtesten Mitschüler war Louis Menar, Sänger und Musikproduzent "Ds Müäti" oder "Gäissäpeter" etc., einer war Unternehmer der Lebensmittelbranche Bertram Hauser, die Berufe
waren weit gestreut: Matrose auf Weltmeeren, Zahnarzt, Architekt, Musikprofessor, Lehrer, Schriftsetzer, Lastwagenunternehmer, Schreinermeister, Postzustellbeamter, Sportzentrumsleiter.
Gemeindepräsident, Krankenschwestern, Mechaniker, SBB-Angestellter, etc. etc.
Von den 29 "Überlebenden" trafen sich anlässlich der letzten Klassenzusammen-kunft noch 18.
Aber eine Schülerin, Laura Fischli, war schon in der Primar- und Sekundarschule eine ganz besondere Persönlichkeit, für mich einer der ersten emanzipierten
Frauen war, die schon als Kind ein Klaviergenie war und später zur dissidenten internationalen Künstlerin aufstieg, einen Klassenkollegen Karl Gallati, "Karim", Architekt, heiratete, zwei Söhne
hatte und zeitweilig engagierte Politikerin bei der POCH in Luzern war. Durch ein Naturereignis nahm ihr Leben eine einschnei-dende Wende, nämlich als eine Überschwemmung praktisch ihr bisheriges
Le-benswerk zerstörte. Sie wanderte nach Berlin aus und startete mit ihrer ebenfalls genialen Lebenspartnerin Prof. Dr. Christina Thürmer-Rohr, die ihr auf den ersten Blick zum Verwechseln
ähnlich sieht, eine neue Karriere als Künstlerin und Feministin.
Unsere letzte Begegnung war in Luzern an der Trauerfeier für ihren Ex-Mann Karl Gallati-Fischli (Karim), Architekt, der unerwartet an einem Herzinfarkt verstorben
war.
In den Medien ist sie weit verbreitet bekannt. Eine markante Präsenz hat sie bei Wikipedia und vielen anderen Homepages.
Diese Aufnahme ist als 2015 Postkarte erschienen unter dem Motto "Freundinnen" von ida (Dachverband deutschsprachiger Lesben/Frauenarchive, - bibliotheken und
dokumentati-onsstellen aus Deutschland, Österreich, Luxemburg, und Italien)) u.a.m. folgendem Text:
"...Prof. Dr. Christina Thürmer-Rohr, Psychologin, Philosophin und Musikerin mit ihrer Freundin, der Komponistin und Pianistin Laura Gallati... Christina
Thürmer-Rohr galt in den 1980er Jahren als "Ikone der feministischen Wissenschaft".
Wikipedia stellt Laura Gallati vor:
"Laura Gallati (*10. August 1939 in Näfels GL), geborene Laura Fischli/-Fur-manik, ist eine Schweizer Musikerin, Pianistin
und Politikerin.
Sie gilt als eine der ersten feministischen Parlamentarierinnen eines Schweizer Kantonsparlaments (Luzern).
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Laura Gallati kam 1939 im Kanton Glarus als zweites von fünf Kindern auf die Welt. Der Vater war Pole, die Mutter Schweizerin. (Direktor der Seidendruckerei
Mitlödi).
Als 17-Jährige besuchte Laura Gallati den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Zürich, bevor sie 1958–63 am Konservatorium Zürich und an der
Musikakademie Zürich Klavier und Musiktheorie studierte. Zu ihren Lehrern zählten Hans Eduard Steinbrecher und Adrian Aeschbacher.
Schon vor Abschluss ihres Studiums gab sie regelmässig Konzerte mit zeitge-nössischer Musik (z. B. in der Galerie «Bohémia» Glarus, dem Gemeindehaus Glarus und im
Rahmen «Jazz und Klassik» in Zürich und Basel).
1973–94 unterrichtete sie am Gymnasium Immensee und an der städtischen Musikschule Luzern.
Seit den späten 1960er Jahren bewegte sich Laura Gallati in der nonkonformi-stischen linken Szene in Luzern. In den 1970er Jahren veranstaltete sie zusam-men mit
der Architektin Marianne Burkhalter als Vorstandsmitglied des Schwei-zerischen Werkbundes die Reihe «Verstand und Vernunft».
Als unabhängige Kandidatin wurde sie auf der Liste der Progressiven Organi-sationen der Schweiz (POCH)in den Luzerner Grossen Rat (Kantonsparlament)
gewählt, dem sie 1982–91 angehörte.
1987 gründete sie zusammen mit anderen Feministinnen die Unabhängige Frauenliste Luzern (UFL). 1991–93 vertrat sie die UFL im Luzerner Stadtparla-ment und
kandidierte für den Luzerner Regierungsrat.
In ihrer politischen Arbeit engagierte sich Laura Gallati vor allem im Bereich Raum- und Verkehrsplanung sowie für Grundsatzfragen der Gesellschafts- und
Kulturpolitik. Zu ihren Forderungen gehörten unter anderem eine kostenlose, öffentliche Musikschule, innerstädtische Tempo-30-Zonen und Gleichstellungs-institutionen – darunter nicht nur eine
Stelle zur Gleichstellung der Frauen, son-dern auch eine analoge Stelle zur expliziten Auseinandersetzung mit männlichen Defiziten. Viele dieser Postulate wurden damals belächelt. Sie sind bis
heute virulent, wenn auch manche der Intention nach umgesetzt.
Laura Gallatis Art zu politisieren wurde von den Medien gerne als «angriffslustig, laut, masslos und unbotmässig» bezeichnet. Medienwirksam verabschiedete sie sich
1993 von der aktiven Politik: Auf ihren Platz im Luzerner Stadtparlament, zwischen den Sozialdemokraten und den Grünen, setzte sie eine Schaufenster-puppe, die mit Perücke und schwarzer Kleidung
an sie selbst erinnerte. Die Pup-pe sei so, wie man sich ein Mitglied der Politikerkaste vorstelle, wird Gallati in der Luzerner Zeitung zitiert: «Sie denkt nicht, spricht nicht und ist
manierlich, also vollwertiges Mitglied ihres Vereins.»
Seit den 1980er Jahren intensivierte Laura Gallati auch ihre experimentellen mu-sikalischen Projekte, u. a. mit der Rock-Vokalistin Magda Vogel, der
Komponi-stin Mela Meierhans, der Mezzosopranistin Gabriela Stocker, auch mit der Im-provisatorin Dorothee Schürch oder der Jazzpianistin Irene Schweizer.
Es folgten gemeinsame Projekte und Auftritte mit der Sozialwissenschafterin, Autorin und späteren Lebensgefährtin Christina Thürmer-Rohr (klassische und
experimentelle Musik für zwei Klaviere). 1993 erhielt Gallati einen ersten Lehr-auftrag an der Technischen Universität Berlin zum Thema Hörgewohnheiten.
Zwischen 1994 und 2004 schrieb Laura Gallati regelmässig für die Kolumne „world of music“ in der WOZ Die Wochenzeitung. 1996 erhielt sie den Werkbei-trag des
Kantons Luzern für ihre elektro-akustische Komposition „Quer zur Zeit“. Im selben Jahr wurde ihre Wohnung und Atelier in Luzern durch eine Schlamm-lawine komplett zerstört. In der Folge zog sie
nach Berlin.
Im Jahr 2003 gründen Gallati und Thürmer-Rohr den Verein Forum Akazie 3 als „Forum zum politischen und musikalischen Denken“. 2006 rief sie mit dem
mo-natlichen «Musikologie-Seminar» einen weiteren Ort für hauptsächlich zeitgenös-sische Musik ins Leben. Laura Gallati hat zwei erwachsene Söhne. Seit Mitte der 1990er Jahre lebt sie in
Berlin."
Grabtafel von Ex-Ehemann Karim Gallati (1939-2010), Luzern
Sepp Ochsner's Kalenderblatt
AUGUST
AmLaurenzitaghört das Holz zu wachsen
auf. Der Name Laurentius (10. August) hat einen lateinischen Ursprung und heisst „der aus der Stadt Laurentum Stammende“. Laurentius ist eigentlich schon früh
durch das volkstümliche „Lo-renz“, in Anlehnung an das lateinische „laurum“, das bedeutet Lorbeer oder Lor-beerkranz in „der Lorbeerbekränzte“ umgedeutet worden.
Die Basilika „San Lorenzo fuore le mura“ in Rom gehört zu den sogenannten sieben Pilgerkirchen dieser Stadt. „San
Lorenzo“ ist unter Kaiser Konstantin um das Jahr 350 herum über dem Grab des Märtyrers errichtet worden. Laurentius war einer der sieben Diakone der Stadt Rom, also für die Finanzen und die
So-zialarbeit der Kirche von Rom zuständig. San Lorenzo wird deshalb auch immer in der Amtstracht der Diakone dargestellt, so auf der rechten Seite des Taberna-kels in der
Pfarrkirche St. Martin in Schwyz, dazu mit einem rechteckigen Rost, seinem Marterwerkzeug.
Er gilt als Patron der Armen und all jener, die einen Beruf haben, der etwas mit Feuer zu tun hat, so unter anderem
der Köche, Bäcker, aber auch der Feuer-wehrleute. Laurentius soll aber auch vor den Qualen des Fegefeuers beschüt-zen. Auf dem grossartigen Gemälde „ Das Jüngste Gericht“ von
Michelan-gelo in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan ist er unmittelbar unter dem Weltenrichter zu sehen. Im Zweiten Weltkrieg, am 19. Juli 1943, wurde die Ba-silika bei
einem Bombenangriff beschädigt, ab 1944 – 1948 wieder restau-riert/aufgebaut.
Laurentius ist Patron vieler Kirchen, im Kanton Schwyz ist mir aber nur gerade Reichenburg bekannt. Die älteste
Sakralbaute in der Gemeinde Ingenbohl, die 1595 erbaute Laurentius-Kapelle, steht in Wylen und überblickt von da den Talkessel von Schwyz.
Die Legende erzählt vom besonderen Widerstand von Laurentius gegen kaiser-liche Anordnungen. Als der damalige römische Bischof, also
Papst Sixtus II., unter Kaiser Valerian festgenommen und enthauptet worden sei, sollten die Schätze an den Kaiser übergeben werden. Laurentius erbat sich drei
Tage Be-denkzeit und verteilte in dieser Zeit alles unter die Armen. Daraufhin habe der er-boste Kaiser Laurentius martern und auf einem Eisenrost rösten und verbrennen lassen. Dieser Rost taucht
auch in zahlreichen Stadt- und Gemeindewappen auf.
Tränen des Laurentius am Himmel. Die „Laurentiustränen“, eigentlich „Persei-den“, sind ein
jährlich in der ersten Augusthälfte wiederkehrender Meteorstrom, der in den Tagen um den 12. August zu sehen ist und ein deutliches Maximum an Sternschnuppen
aufweist.
Nicht ganz zufällig habe ich für dieses Kalenderblatt Laurentius oder eben „Lo-renz“ ausgewählt. Wir wollen doch bei dieser Gelegenheit
eines lieben Kamera-den gedenken, der leider schon früh von uns gegangen ist: Gwerder Lorenz. Ohne despektierlich zu sein denke ich, dass Lorenz den meisten von uns – sagen wir
mal – etwas „kauzig“ rüber gekommen ist. Beruflich hatte ich mit Lo-renz nicht allzu viele Berührungspunkte, sportlich dafür umso mehr. Lorenz war ein guter Wintersportler. Als Alpiner und
nachher, dank grossem Trainingsfleiss, auch als Langläufer. Von Haus aus war er ein exzellenter Schütze und daher ein prädestinierter Wintermehrkämpfer. Von seiner Schaffenskraft profitierten
nicht nur die Schützengesellschaft Ried/Muotathal, sondern auch jahrelang die kanto-nalen Schützenveteranen als umsichtiger Schützenmeister und Vizepräsident. Lorenz, du fehlst
uns!
Ende August ist aber auch noch Einsiedler Chilbi. Nebst Siebnen die grösste Chilbi im Kanton Schwyz. Da kommen mir
Erlebnisse als Knirps in den Sinn. Da wurde eine stark übergewichtige Frau gegen einen minimen Obolus zu Schau gestellt: „Die dicke Berta!“ Bei gleicher Gelegenheit auch noch zwei Klein-wüchsige:
“Liliputaner“, die sich behände über die Bühne trollten. Und auch noch ein Schwarzer im Bastrock: „Mueter lueg – e Neger!“ Tempi passati – in dieser Hinsicht nicht nachzutrauern.
Gruess und bliibed gsund
Sepp
„Regnets am Lorenzentag, gibt es grosse Mäuseplag“
Ein paar Bemerkungen aus meiner eigenen Erinnerung
Die "Einsidler Chilbi" durfte ich selber wohl ein Dutzend Jahre erleben. Drei Tage war in der Waldstatt eine Budenstadt rund um das alte Schulhaus und auf dem
grossen Brüel-Schulhausplatz. Auch in diesem Jahre ist von Sonntag, 28. August bis Dienstag, 30. August traditionell Chilbi. Einsiedeln war punkto Feiertage ein ein Wunderland. Die Schulkinder
und Lehrerschaft, (nicht mehr sicher bin auch, ob auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bezirksverwaltung) hatten insgesamt 15 Tage mehr frei als anderswo: (praktisch drei
Arbeitswochen Zusatz-ferien ohne Lohneinbusse!)
6. Januar: Dreikönigen
21. Januar: Meinradstag
die "hochheiligen" Fasnachtstage Mo., Di (Güdismäändig und Güdisziischtig)
19. März: Josefstag
Karfreitag
Christi HImmelfahrt
Fronleichnam
11. Juli: Benediktstag (meist in den Sommerferien)
15. August: Maria HImmelfahrt
September Viehausstellung auf der Brüel-Wiese
Gallämärt (Markt auf dem Adlermätteli)
Martinsmärt (Markt auf dem Adlermätteli)
1. Nov.: Allerheiligen
8. Dez.: Maria Empfängnis
A propos "Dicke Berta"
Ich habe die schwergewichtige Dame als Sechstklässer auch an der "Näfelser Chilbi" gesehen. Erstens war ich zufällig beim Bahnhof, als sie dem Zug entstieg und sich
dann ins Taxi ("Taxi Elsy") zwängte. Beim Einsteigen senkte sich das Auto "toing!" und glich sich wieder aus, als die Dame in die Mitte des Hintersitzes gerückt war. Das Taxi fuhr sehr langsam
und behutsam zum Hotel Schwert, wo sie offenbar nächtigte.
Als "ä-n-eeländs Gwünder" schaffte ich es an der Kilbi, ins kleinen Zelt mit grosser Affiche "Die dicke Berta" für 50 Rappen an eine "Vorstellung" zu ge-langen. Auf
einige schlichten Holzbänken nahm, praktisch ausschliesslich männliches Publikum teil. Ich setzte mich auf die hinterste Bank, dann folgten mehrere leere Bänke und auf den vordersten zwei-drei
Bänken war es geragelt voller junger Burschen, die um die Wette die Hälse reckten.
Plötzlich erklang ein Gong. Ein Zauberer in Frack und Zylinder und langem weis-sem Schal trat auf, begrüsste und zauberte aus dem Zylinder eine oder zwei weisse
Tauben. Nach anderen Zauberstücken kündigte er die Dicke Berta an. Der Vorhang öffnete sich und die füllige ausserordentlich beleibte Dame er-schien, begleitet von Grammophonmusik, in langer
Robe. Sie wackelte auf der Bühne etwas schwerfällig umher und stellte sich wieder in der Mitte auf, schob ihren langen Rock beiseite und meinte "Damit sie meine Oberschenkel sehen" - in den
Zuschauerrängen wurde geklatscht und gepfiffen... mit grossen Augen erblickten wir ein dickes, trämmelartiges Bein, an dem der Speck nur so wa-ckelte. und dann war bereits Ende der Fahnenstange.
Die Vorstellung, sie moch-te vielleicht eine Viertelstunde gedauert haben, war zu Ende. Mit einem "schaad um deer huärä Füfzger Iitritt!" verliess man wieder das kleine Zelt, um eine zwar
nicht lebenswichtige Lebenserfahrung reicher.
Im "Tagblatt" vom 23. September 2021 schrieb Peter Eggenberger ein Kurzportrait der "dicken Berta" wie folgt:
"Vor 50 Jahren verstarb die Dicke Berta, eine vielbegaffte Attraktion auch am Buchser Jahrmarkt
Am 17. September 1972 verstarb mit der dicken Berta eine aussergewöhnliche Frau. In den 1940er- und 50er-Jahren wurde «die schwerste Frau der
Schweiz» auf Jahrmärkten, Kilbenen und Messen im In- und Ausland schamlos zur Schau gestellt.
Drüsenleiden? Stoffwechselerkrankung? Oder ganz einfach Vererbung? Angehö-rige, Naturärzte, Schulmediziner und heilkundige Frauen im
Kloster Grimmen-stein waren ratlos, als die am 24. Oktober 1910 in Oberegg geborene Paula Sonderegger in der Pubertät immer schwerer wurde.
Letztlich aber vermochte niemand zu helfen, und als Appenzeller Frohnatur machte Paula das Beste aus ihrer misslichen Situation." (Text und Bild: Tagblatt, Buchs SG)
Die dicke Berta wagm sich auf dem Bahnhof Schwarzenbach auf die Waage. Illustration von Ernst Bänziger.
Peter Eggenberger publizierte eine weitere Geschichte über die dicke Berta an 21. Juli 2020 wieder
im Tagblatt
Gewichtiger Besuch:
Wie die dickste und schwerste Frau der Schweiz für Aufsehen in Schwarzenbach sorgte
Die dicke Berta sorgte in den späten 1950er-Jahren in Schwarzenbach und in Jonschwil für riesiges Aufsehen. Ein Blick zurück.
Als dicke Berta und schwerste Frau der Schweiz wurde Paula Sonderegger ab den 1940er-Jahren auf Jahrmärkten, Kilbenen und Messen im In- und Ausland zur Schau
gestellt. Ein Besuch in Schwarzenbach und Jonschwil vor rund 60 Jahren sorgte für riesiges Aufsehen.
Niemand vermochte zu helfen
Eine Stoffwechselerkrankung? Drüsenleiden? Oder vielleicht Vererbung? Angehörige, Naturärzte, Schulmediziner und heilkundige Klosterfrauen waren allesamt ratlos,
als das am 24. Oktober 1910 in Oberegg (AI) geborene Mäd-chen in der Pubertät immer dicker und schwerer wurde. Niemand vermochte zu helfen, und als Appenzeller
Frohnatur machte Paula das Beste aus ihrer miss-lichen Situation. So akzeptierte sie denn auch ohne langes Überlegen das An-gebot eines St.Galler Marktfahrers, der auf der Suche nach einer neuen
At-traktion war. Mit Paula hatte er sie gefunden. Und da fast jeder Schweizer wusste, dass im Ersten Weltkrieg auf Seiten der Deutschen eine Riesenkanone mit dem Namen «Dicke Berta» im Einsatz
stand, hatte Paula diese Bezeichnung sozusagen als Künstlernamen anzunehmen.
150 Zentimeter gross, 468 Pfund schwer
Paula alias Berta war wenig über 150 Zentimeter gross und 468 Pfund schwer. Auf Jahrmärkten landauf und landab und auch in Wil, Uzwil und an der
Olma sorgte jener Budenwagen für Furore, auf dem weithin sichtbar das Transparent «Besuchen Sie die schwerste Frau der Schweiz!» prangte. Es waren fast aus-schliesslich Männer, die das
Eintrittsgeld von 50 Rappen entrichteten und Berta besuchten. Sie lächelte allen freundlich zu, hielt ihnen die Arme entgegen und hiess sie zupacken. Wenn dann aber in ihrem fahrbaren Stübchen
ein Gedränge herrschte, forderte sie die vordersten Gwundernasen mit einem barschen «Jetzt reicht’s! Macht endlich Platz und verschwindet, lasst die andern auch etwas sehen!» unmissverständlich
zum Gehen auf.
Es war in den späten 1950er-Jahren, als auf fast allen Schweizer Bahnhöfen mo-derne Personenwaagen Aufstellung fanden. Eine fortschrittliche Sache, spuckte doch
die Neuerung nach dem Wägen ein Zettel mit der Angabe des genauen Gewichts aus. Sogar der Bahnhof von Schwarzenbach wurde mit dieser Neuerung ausgerüstet, für die sich Berta nach
dem Verlassen des Zugs lebhaft interessierte.
Verwandt mit Pfarrer Carl Bischofberger
Weshalb aber kam die gewichtige Dame ausgerechnet nach Schwarzenbach? Grund für ihre Bahnreise war der legendäre, ebenfalls aus Oberegg stammende Pfarrer Carl
Bischofberger, der von 1881 bis 1920 in Jonschwil gewirkt hatte. Berta war mit ihm verwandt, und sie wollte dessen Grab aufsuchen. Zahlreiche Neugierige bestaunten die schwere Frau, die vor der
Waage stehen blieb. «Das wäre doch eine gute Gelegenheit, mein Gewicht zu überprüfen und schriftlich festzuhalten. Bitte helft mir», wandte sich Berta kurz entschlossen an die Umste-henden.
Gesagt, getan, und dank der Unterstützung von Martin Trunz, dem Wirt des nahen Gasthauses Schwarzenbacher Brücke, und eines Bahnwärters vermochte sie beim dritten Versuch auf die kleine Plattform
zu steigen.
Berta stand doch ganz alleine auf der Waage
Kaum hatte sie das Zwanzigrappenstück durch den Schlitz geworfen, begann es im Innern der Waage zu rumoren, zu rasseln und zu ächzen, und der grosse Zei-ger schien
ausser Rand und Band geraten. Gebannt verfolgten Berta und ihre Helfer das Geschehen, und was niemand erwartet hatte, trat mit einiger Verzö-gerung doch noch ein: Ein Zettel erschien, auf dem die
eindringliche Mahnung zu lesen stand: «Bitte nicht in Gruppen auf die Waage stehen!»
Die Frau schüttelte ungläubig den Kopf, um dann in lautes Gelächter auszu-brechen. Das kleine Papierstück machte anschliessend bei den Helfern und Zu-schauern die
Runde, und noch nie wurde auf dem Bahnhofareal von Schwar-zenbach dermassen gelacht.
Auf 125 Kilogramm abgemagert
Dann bestieg Berta das wartende Fuhrwerk von Wirt Trunz. In Jonschwil ver-weilte sie nur kurz im Bereich von Friedhof und Kirche. Trotzdem aber wurde sie von
Dorfbewohnern gesehen und begafft, und auch hier war das Staunen über den schwergewichtigen Besuch enorm. Dann erfolgte die Rückkehr nach Schwarzenbach.
Nach einem ausgiebigen Zvieri in der «Schwarzenbacher Brücke» trat die schwerste Frau der Schweiz mit der Bahn die Heimreise an.
Die Jahre gingen ins Land, und längst war die Schaustellerei für die mittlerweile mit Bauarbeiter Emil Gosteli verheiratete und in
Zürich wohnende Frau alltägl-ich geworden. Plötzlich aber traten ernsthafte gesundheitliche Störungen auf, die sie zur Aufgabe der Marktfahrerei zwangen. Auf 125 Kilogramm
abgemagert, verschied Berta am 17. September 1972 und wurde auf dem Friedhof Sihlfeld zur letzten Ruhe gebettet.
(Peter Eggenberger hat dieses Thema in -zig Publikationen platziert, sogar im Appenzeller Kalender und vielen lokalen Blättern.)