Montag, 19. September 2022

 

Ein Staatsbergräbnis einer Königin wie im Märchen

 

Queen Elisabeth II go in peace

 

Was sich heute auf der britischen Insel abspielte, wäre heutzutage nirgendwo an-ders überhaupt möglich. Der Tod der 70 Jahre regierenden Königin hat Hundert-tausende von Menschen in Grossbritannien in Trauer, Respekt und Dankbarkeit geeint. Ich weiss nicht, ob es je eine solche Beerdigung schon einmal gegeben hat und noch weniger, ob es je so etwas in Zukunft wieder geben wird.

 

Die letzte Reise der Queen führte von der Westminster Hall, wo in den letzten Tagen kilometerlange Schlangen von Menschen entstanden, die sich vor dem Sarg verneigten, zur Westminster Abbey, wo 2000 Gäste aus aller Welt einem ergreifenden, wunderbaren Gottesdienst beiwohnten. Hier wurde ein Abschied in-szeniert, der einmalig war. Die Perfomance der hohen Geistlichen war schlicht und sehr verinnerlicht, die Gesänge des Chors und aller Anwesenden schienen vom Himmel zu kommen und hoben dieses gewaltige Gemeinschafterlebnis in andere Sphären. Ich habe noch nie soviele Politiker und Adlige so fromm gese-hen. (Wo waren unsere Politiker am gestrigen Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag?)

 

Die letzte Reise von Elisabeth II. ging von 196 Marinesoldaten auf einer Lafette gezogen weiter zum Welligton Arch, dem Triumphbogen, der an die Schlacht von Waterloo erinnerte, und danach im extra angefertigen, mit gossen Glasfenstern versehenen Leichenauto die rund 40 Kilometer nach Windsor. Dort war die ei-gentliche Verabschiedung und Beisetzung in der George's Chapel. Der Long Walk durch den Greath Park, wo sich die Queen zeitlebens am liebsten sich auf-hielt, wurde zum Symbol für ihre lange Regierungszeit und vielleicht auch dass das Commonwealth (mit 56 Staaten des British Empire) am Ende des Weges zerbröckeln könnte.

Auch hier ergriff einem die Symbolkraft des Abschieds durch die hohen Geistli-

chen, die Gesänge und Ausdruckkraft des Szenarios. Die Insignien der Monar-chin, die auf dem von der königlichen Fahne bedeckten Sarges, die Krone, das Szepter und die Weltkugel, wurdem dem Dekan von George's Chaple übergeben und auf den Altar gelegt, ein Zeichen, dass die Regierungszeit der Queen für im-mer abgelaufen ist. Ein starke Szene war die Geste des neuen Königs Georges III, der die Flagge des Queen-Regiments ("Queen's Company Camp Colour of the Grenadier Guards"), der Leibgarde in roten Uniformen und den Bärenfell-mützen, deren Company Commander sie war, liebevoll und sanft auf den Sarg seiner Mutter  legte. 70 Jahre hatte diese Ära gedauert. Nun ist ihr Sohn König Charles III. neuer Kompanie-kommandant.

Noch trat ein Vertreter des "Hosenbandordens" (The most noble Order of the Garter), des exklusivsten britischen Ordens und einer der angesehendsten in Europa, und verlas die wichtigsten Titel der Queen.

Dann senkte sich der Sarg leise und langsam in die Gruft (Royal Vault), wo die Royal Family privat Abschied nimmt.

 

Bestattet aber wird die Queen in der angebauten kleinen "King-Georg VI-Memorial Chapel". Sie findet dort ihre letzte Ruhe bei ihrem verstorbenen Ehemann Prinz Philipp (1921-2021), ihren Eltern King Georg VI (1895-1952) und Elizabeth ("Queen Mam") (1900-2002) und ihrer Schwester Margaret, Countess of Snowdon (1930-2002). 

Die zehn besten Soldaten wurden ausgewählt als Träger des royalen Sarges, der von der gelbroten königlichen Fahne bedeckt ist. Mitgetragen werden Krone, Szepter und Erdkugel, die Insignien der Königin.

196 Marines ziehen und bremsen die Laffette, auf der der Sarg der Queen ruht.


Sonntag, 18. Septermber 2022

 

Bettagsmandat des Regierungsrates

Traditionell erscheint jeweils auf den Eidgenössischen Dank-, Buss und Bettag das sogenannte "Bettagsmandat", mit dem sich der Regierungsrat an die Lands-leute richtet und zum Nachdenken anregt.

 

 

Besinnung auf die eigenen Kräfte

Durch den Krieg wird es zunehmend kälter in Europa • Symbolbild Keystone

Regierungsrat des Kantons Glarus • Zum Dank-, Buss- und Bettag macht sich der Glarner Regierungsrat darüber Gedanken, worauf sich die Glarner Bevölkerung an-gesichts einschneidender Weltereignisse besinnen könnte.

Entspannt blickte das Glarnerland zu Jahresbeginn ins neue Jahr. Nach zwei Pandemiejahren hatte das Corona-Virus weitgehend seinen Schrecken verloren. Die Wirtschaft brummte. Die Börse erreichte Ende 2021 Höchstwerte und die Prognosen waren vorsichtig positiv. Allenthalben freute man sich wieder auf ein «normales» Jahr. Doch diese Zuversicht wurde jäh durch den Einmarsch von rus-sischen Truppen in die Ukraine gestoppt. Der grausame Krieg des Moskauer Despoten gegen das Brudervolk in der Ukraine hat schon eine grosse Zahl Opfer in der Zivilbevölkerung gefordert. Tausende weitere junge Menschen, die in der Ost- und Süd-Ukraine gegeneinander kämpften, liessen sinnlos ihr Leben. Das überwunden geglaubte Gespenst des Krieges ist wieder in Europa angekommen. Und das in einer Zeit, in der es genügend zu tun gäbe, um einen drohenden öko-logischen Kollaps abzuwenden.

Nach der Pandemie hat nun der Krieg ein zweites Mal global organisierte Lie-ferketten unterbrochen. Nahrungsmittel und Energie verteuern sich massiv: Gibt es im nächsten Winter genügend Gas, Strom und Brot? Auch andere Produkte sind nur noch teurer und mit Lieferfristen erhältlich. Börse und Bitcoin sind einge-brochen, die totgeglaubte Inflation ist zurück, die Zinsen steigen.

Auch wenn die ganze Welt wieder einmal auf dem falschen Fuss erwischt wurde, so sind die Schweiz und der Kanton Glarus in einer komfortableren Lage als die meisten anderen Länder. Unser Land kann eine grosse Anzahl Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen. Die Nationalbank kann erfolgreich die Inflation bekämp-fen. Sie wird auch in der Lage sein, die sich im ersten Halbjahr abzeichnenden Riesenverluste zu verkraften.

Diese wenigen Beispiele zeigen schon, dass unsere Gemeinschaft grosse Her-ausforderungen meistern kann. Notwendig ist jedoch eine vermehrte Rückbesin-nung auf eigene Fähigkeiten und Ressourcen. Sparen und schonender Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nützen allein noch nichts. Jetzt sind In-novationskraft, unbürokratische Lösungen, der Wille jedes einzelnen wieder ge-fragt. Wirtschaft, Staat, Gesellschaft – und ja, jeder einzelne sind nun gefordert, gemeinsam neue Wege zu finden und auch zu gehen.

Im Tohuwabohu Besinnung auf die eigenen Kräfte

Der Philosoph Karl Marx denkt: Religion vertröstet Menschen – im Jenseits wird es ihnen gut gehen. Religion versähe das menschliche Jammertal mit einem Hei-ligenschein. Marx liegt mit seiner Sicht jedoch falsch. Ziel ist nicht die Kompen-sation im Himmel, sondern die Änderung der Verhältnisse auf Erden. Christliches Wirklichkeitsverständnis ist nah am Ursinn des Wortes Wirklichkeit: Werk, Wir-ken, Wirbel, «Irrsal und Wirrsal» (wie Martin Buber die Anfangswirklichkeit der Schöpfung, das Tohuwabohu, übersetzt). Alle Begriffe stammen aus derselben Wurzel und bildhaften Vorstellung. In dieses Gewirk sehen sich Christen hinein-verwoben. Aber nicht stumpf und teilnahmslos, sondern engagiert und leiden-schaftlich.

Veränderung und Vielfalt gehören seit den Anfängen der Kirche zu deren Essenz. Die Kirche setzte sich karitativ ein für Arme, in Schulen und Spitälern. Soziale Ar-beit und Gruppen beschäftigten und unterstützten jene, die am Rande stehen. Zahlreiche Erneuerungsbewegungen setzen hier an und helfen, kreative Lösun-gen sowie Initiativen zu formulieren und politische Entscheidungsträger zu bera-ten.

Gefragt dabei ist Infrastruktur für Innovation, die nicht bloss auf Profitabilität, sondern auf den Werten von Kooperation und Solidarität beruht. Der Staat kann Vehikel sein für solche Reformen. Strukturen der Zivilgesellschaft wollen ent-wickelt werden. Der Anfang wahrer Erneuerung kommt nicht selten von unten, von Bürgern, von Gesellschaften, von Nachbarschaften. Alle kreativen Ideen, die so entwickelt werden, um den Alltag zu meistern, helfen weiter. «Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit», lautet ein zartes geistliches Wort. Der Bettag erinnert da-ran, die Wirklichkeit im Privaten, im Beruf und in der Öffentlichkeit zu umarmen – und sich von ihr umarmen zu lassen, auch wenn sie rau und abstossend ist.

Wandel wirklich wollen

Die einzige Konstante in Welt, Gesellschaft und Kirche ist der Wandel. Im Gegen-satz zur Angst, dass mit jeder Neuerung die bekannte Ordnung zusammenbricht, stellt der Geist der Kreativität fest, dass Veränderung etwas Gutes sein kann. Mit Flexibilität, gutem Willen und im Miteinander ist viel mehr möglich, als der Ein-zelne zu denken bereit ist.

Um der Spur der natürlichen Begeisterung für den Mitmenschen folgen zu kön-nen, braucht es nicht viel. Eine einfache Begegnung mit dem eigenen Inneren kann bereits inspirieren und ermutigen. Alles, was wachsen will, braucht Zeit – und natürlich die Bereitschaft, sich weiterentwickeln zu wollen. Um die eigenen Kräfte (wieder)entdecken zu können, ist dieser wohlwollende Blick auf die eigene innere Haltung, Weltanschauung und Lebensphilosophie essenziell. Die Art und Weise, wie Dinge im Kleinen angegangen werden, bestimmen diese auch im Grossen.

Dieses Abenteuer der Entdeckung muss jeder selbst antreten. Als Reisebegleiter nebst den klassischen Tugenden aus Philosophie und Ethik, bieten sich ein fro-her Glaube und eine freundliche Gemeinschaft an. Um alle Herausforderungen der Welt zu bestehen, verfügt jeder Mensch über bestimmte Fähigkeiten, Befug-nisse, Charismen und eine unverwechselbare Individualität. Im Bewusstsein dieser einzigartigen Ausrüstung kann der Optimierungszwang einer Leistungs-gesellschaft getrost abgelegt werden. Im Vertrauen darauf, dass es dem Wesen des Menschen entspricht, über sich hinauszuwachsen, Bleibendes zu schaffen, liebenswert und nützlich zu sein, wäre angesichts der aktuellen Weltlage ein Paradigmenwechsel angezeigt: Vom «Was kann der andere für mich tun?» hin zu einem «Was kann ich für die anderen tun?». Eine erste Frucht bei der Besinnung auf die eigenen Kräfte.

Gemeinsam kann es gelingen, aus jeder noch so starren Organisation einen le-bendigen Organismus entstehen zu lassen. Jeder in seinem Bereich und den-noch alle miteinander. Und zwar ganz einfach, wie es schon Erich Kästner auf den Punkt brachte: «Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es».

Neue Bescheidenheit

Die ungewünschten Veränderungen der Welt – Pandemien, Krieg, Umweltzer-störung – dürfen uns nicht lähmen. Vielmehr sollen sie bewusst machen: Das Leben in einem so wunderbaren Land muss nachhaltig gesichert werden. Der Megatrend Globalisierung zeigt neben seinem Lächeln auch immer wieder seine hässliche Fratze. Um Unternehmensgewinne noch weiter zu optimieren, werden Produktionsstätten rigoros zentralisiert und in Länder verlagert, in denen «gün-stiger» produziert werden kann. Abhängigkeiten wachsen ständig, schon ein kleiner Unterbruch einer einzigen Lieferkette kann zu grossen Versorgungs-engpässen führen. Die Havarie des Containerschiffes «Ever Given» zeigte exemplarisch auf, wie ein kleiner Unfall im Suezkanal den ganzen Welthandel empfindlich stören konnte. Bei starkem Wind hatte sich das fast 400 Meter lange Schiff quergestellt und blockierte so während Tagen die Schifffahrtsrinne für Hunderte von Schiffen.

Profitorientierung jedes einzelnen und ein darauf ausgerichtetes Handeln verstär-ken dies alles zusätzlich. Das individuelle Streben nach mehr Gewinn, mehr Divi-dende, mehr Geld kurbelt diesen Prozess ständig weiter an. Gesellschaft und Wirtschaft werden zunehmend verletzlicher. Der Globalisierungsprozess wird sich kaum rückgängig machen lassen, aber eine Orientierung an den eigenen Mög-lichkeiten vor Ort reduziert diese Abhängigkeiten und Verletzlichkeiten zumindest etwas.

Eine Grundhaltung, in deren Mittelpunkt eigenverantwortliches Handeln und Zu-friedenheit mit dem eigenen Leben hier und jetzt stehen, würde helfen, eine von Begehrlichkeiten geprägte Neidkultur zu überwinden. Um die Zukunft meistern zu können, bedarf es der Veränderung. Zufriedenheit in einer neuen Bescheidenheit ist der Gradmesser des Erfolges, nicht nur am Bettag.

(Der Wortlaut des Mandats lässt daruf schliessen, dass eine Gruppe von Geistlichen und/oder andere Nichtregierungsräte Schöpfer des Bettagsmandates sind. Die Regierung übernimmt in der Regel dieses Werk und publiziert es offiziell. - Es ist aber ein Spiegel der Gegenwartsverhältnisse und daher für künftige Leser ein Zeitdokument.)


Donnerstag, 15. September 2022

 

Schützenpräsident und Ex-Gemeinderat wird siebzig!

 

Melgg Laager, herzliche Gratulation!

 

Heute Abend hat im Kreise der Verwandten und Freunden der ehemalige Ge-meinderat von Oberurnen, Präsident der Glarner Schützen und Präsident der Schützenveteranen in bester gesundheitlicher Verfassung seinen 70. Geburtstag 

gefeiert. In fröhlicher Runde stieg eine kleine Laudatio zu seinen Ehren. Sie sei hier festgehalten:

Kleine Laudatio

für alt Gemeinderat Melgg Laager,

 Obererlen 26, 8752 Näfels

 

Gad ämä Määndig z Mulis ännä

chunnt gad ä Hebamm wäidli z rännä,

will ds Marii Laager-Schtüüssi säit:

„Ich wäär für ds Wuchäbett beräit.“

 

Si häig zwaar nämä schuu viär Chind

drum well-si nuch ä füfts nuch gschwind,

Si liit dä-n-aab, das isch veruggt,

und d Weeä häiged wagger truggt

 

Si gitt derna kä Rascht und Ruäb,

und glii dernaa chräät dä-n-ä Buäb.

Dä chratzet-si nuch gschnäll äm Ohr

und säit: das gitt ä Melchioor!

 

Und säit derzuä dä nuch im Schuss:

"Hütt isch doch Sant Dominikus,

deer chämm doch schiint’s uss Schpaniä,

dett gaht deer Buäb ‘mal aniä!"

 

Är wachst dä-n-i dr Seelmäss uuf,

viär Goofä chänd dä nachhär druuf.

Dett isch äm Melgg dä chogä wuäl

und dettä gaht au id Schuäl.

 

Als Wärchzüügmacher macht d Lehr,

bim Schtoffel gfallt’s-em ja dä sehr.

Und was’r cha, das chan’r!

glii haut’r’s dä zum Schraner.

 

Dett isch’r siinerläbtig pblibä,

ich sägä daas nüd übrtribä,

und chlättäret det vum Aarbäiter

wiirt mit dr Ziit dä Chef und Läiter!

 

Är gaht ämaal uf Mull’rä z Tanz,

und dett verschwütschtnä ds Schiggsaal ganz,

ä hübschi Frau macht imm ä Wingg,

und daas isch dä gad d Doris Gingg.

 

"Chumm Püürtschli, chumm, mer wäänd äis tanzä!"

Är trugg-si wagger a sii Ranzä,

und bi dem Tanzä hott und hüscht,

gemerggt’r daas Wiibli und au p Brüscht!

 

Dä fönd d Hormoon dä-n-afu suusä,

äm liäbschtä möchte’r-si verschmuusä.

Mä wäiss nüd, was dä-n-i dr Nacht,

ä son-es Päärli albig macht.

 

Uf jedä Fall im Feberwaar

isch für de zwäi dä-n-alles klaar:

im nüünzänüünäsibezgii

dä hä-p-mä si dä zämä g’gii.

 

Si sind dä-n-immer früä ids Bett

und nachhäär gitt’s dä-n-ebä dett

voreerscht ämaal ä Daniel

und schpeeter nuch ä Michaeel.

 

Und daas, isch säge-ech nuch, we's isch,

der Melgg, deer isst nu Fläisch, kä Fisch.

Und äis, daas sagi gad nuch au,

si Liäblingsfarb sig nämä blau!

 

Dä chää-me-mer i derä Lobby

nuch nämä gschnäll uf ds Melggä Hobby,

äis wäiss mä ja hütt ganz genau,

äs Liäblingshobby isch-si Frau.

 

Und öppis wo-n’r ä tüäg gnüüssä,

sig Schii und ebä-n-ä nuch Schüüssä.

Dett tüäg’r dä bi sinä Schützä,

sis Laufrohr butzä und ä schmützä.

 

Gag-glii wiirt’r dä, sappermänt,

nuch Glaarner Schützä-Bresidänt;

und schpeeter, daas chasch ja erahnä,

nuch Bresi vu dä Veteraanä.

 

We’s öppä chunnt und öppä gaht,

wiirt’r sogaar nuch Gmäinderaat.

‘so isch’r mit siim Grips und Gschigg,

äs Voorbild i dr Politigg.

 

Wänd-d dä nuch wagger Cholä häasch,

wo-d gschpaart, nüd öppä gschtolä häsch,

und Feri häsch i dr Agenda

chaufsch dr ä schüüni Hazienda.

 

Und ds Doris Brüäder ninnt’s ä Hand

vrmittlet üüch im Spanierland,

für guäti, herti Schwiizerfranggä

äs Hüüsli ä dr Costa Blanca.

 

Gschesch nu, isch guät as nuch Verwandte,

dett undä häsch gad in Alcante.

Ussemä ä chliinä-n-Fischer-Oort

mit wagger Meeraaschtoss und Poort

 

isch hütt, äs isch bimeid zum Winslä,

ä läbtigi Tourismus-Inslä.

Und Schpanier häig’s, ‘so we-mä säit,

nu nuch as chliini Minderhäit.

 

Di and’rä Lüüt chänd und das gsänd’r

us 120 vrschidnä Länder.

Und ebä, das sig öppis Täfels,

ä gmögigs Ehepaar vu Näfels.

 

Torrevieja häisst altä Turä,

vrschtaht, wer chaa uf schpanisch schnurä;

dett sig ämal ä Wachtturm gschtandä,

wo gluäget wiirt, wer dett well landä.

 

Und irgendwänn, da händ’r gmerggt,

und gschiidi Lüüt händ üüch bestärggt,

mä chäm vu Oberuurnä hiä

uff Näfels z wonä chuu und ziäh.

 

Drum gib-i diir etz i dr Not

ä ganznä Meeter Biräbroot.

Das chänd’r etz zum Zmorgä nämä,

mit wagger Anggä gnüüssä zämä.

 

Mer hoffed iätz, ihr bliibed daa

und chämed’s daa äi schüüni haa.

Nu näbäbii und churz erwähnt,

für mindeschtens nuch drüü Jahrzähnt.

 

Dä wäär der Melgg, was nüd verwunderti,

wänn-d richitg zelsch, dä-n-öppä hunderti!

Viil Glügg und nuch ä Grüäz a-p-Bäsi

Sehr häärzli Fridli Oschterhäsi.

 

 

Näfels, 15. Septämber 2022

 

Biräbroot äm Meter

(2 Schtangä à 60 Santimeeter, 840 Gramm)

 

Zwee 50-cm Biräbroot-Schtangä i-n-erä originellä Verpaggig

mit

Tüürä Birä

IPS-Wäizämähl

Wasser

Sultäniinä

Zugger

Baumnussä

Anggä

Oranschat

Biräträäsch

Bachhefä

Gwüürz

Milchbulver

Salz

 

Gii tuät's-es bim Märchy z Näfels


11. September 2022 (Näfelser Kilbi)

Wegkreuz zwischen dem mittleren und oberen Sulzboden (Oberseetal). Im Holzkasten die von Albert Fischli sen. 1926 auf der Glarner Landeswallfahrt nach Einsiedeln gekaufte Madonna zum Gedenken der vielen Verunfallten vom Zindlen, Rossälpli und Brünneler und als Fürbitte zur Verhinderung weiterer Todesfälle. (Foto Fridolin Hauser 1971)

Im Hintergrund das mächtige Massiv des Brünnelistocks (Brünneler), davor das sogenannte "Chloschtertach".

Vorbemerkung:

 

Am  3. September 2022 fand ein Besuch von 35 Leuten im Forum der Schweizer Geschichte in Schwyz statt. Dort waren in der Ausstellung «Sagenhaftes Alpenland» auch Näfelser Sagen vertreten. Hans Steinegger, einer der bekanntesten Sagen-Gurus und Sagen-Sammler der Schweiz und Verfasser zahlreicher Sagenbücher gab Einblick in sein Schaffen. Unter anderem  hat er ein Buch unter dem Titel «Einsiedler Pilger-Sagen» herausgegeben.

Dies löst eine Assoziation in mir aus. Es gibt eine Näfelser Pilgersage, die hier in Schriftssprache und Mundart festgehalten werden soll.

 

Pilgersage:  Die Einsiedler Madonna auf Sulzboden

 

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sollen immer wieder Bergsteiger von den steilen Hängen des Zindlenspitz, Rossälpli oder Brünnelistock abge-stürzt und tödlich verunglückt sein. Die Rettungskolonne unter Leitung des Dorf-arztes Vital Hauser habe häufig ausrücken müssen, um die Verunglückten zu bergen. Dabei waren auch Albert Anton Landolt-Schwitter, Landwirt, vom Äschen (1867-1959), genannt «dr alt Äschäbärti», und sein gleichnamiger Sohn Albert (1900-1985). Sie waren im Sommer immer auf Sulzboden zum Alpheuen.


Der Sulzboden ist eine Waldlichtung in der Talsenke des Zindlenspitz, Rossälpli-Spitz und Brünnelistock im Oberseetal Näfels. Damals war es sehr beliebt, diese Berge zu besteigen. Die Abhänge waren aber gefährlich steil und viel Bergsteiger nicht berggeübt oder nur mit schlechtem Schuhwerk ausgerüstet. Daher häuften sich die Bergunfälle, von denen die älteren Mitglieder der Rettungskolonne oft zu berichten wussten. Albert Fischli, ein frommer und gottesfürchtiger Mann, mit hoher, aber energischer Stimme, beelendeten diese tragischen Bergtoten. Er be-schloss, bei der nächsten Glarner Landeswallfahrt nach Einsiedeln für die Berg-toten zu beten und kaufte bei einer «Ständligurre» in den Verkaufsbögen am Klo-sterplatz eine sehr schöne, stattliche Madonna. Diese brachte er zwischen dem mittleren und oberen Sulzboden, unweit seiner Hütte, in einem Holzkasten mit Glasfenster am Wegkreuz an. Inschrift: 1926. Seither soll Ruhe eingekehrt sein und die Zahl der Bergtoten an den Sulzbodenberghängen soll merklich zurück-gegangen sein.

 

Pilgersaag: D Äinsidler Muätergottes uffem Sulzbodä

 

I dä-n-eerschtä Jahrzächet vum zwänzgischtä Jahrhundert siged vum Zindli, Rossälpli und Brünnäler im Oberseetaal allpott Bäärgschtiiger abägkiit und gschtoorbä. D Rettigskolonnä under dr Läitig vum Toggter Vitaal häig albig müä-sä uusruggä und di Vruuglüggtä gu holä. Derbii gsii sig albig au dr ganz alt Äschä-Bärti, wo vu änä 1867 bis anä 1959 gläbt und im «Äschä» pbuurnet hätt und sinä Suh, dr jung Äschäbärti (1900-1985). Im Summer händ-si albig im Sulz-bodä hindä, g alpheuet.

 

 

Dr Sulzbodä isch ä Waldliächtig und vu dett gaht’s fädig ufä ufffä Zindli, Rossälpli und Brünnäler. Anä duäzis sind viil Bäärgschtiiger dett ufägchräsmet, tigg öppä i miseraablä Schuänä und vertschlipft und z Tood gkiit. Vu denä eeländä Uugfell händ di elterä Mi’glider vu dr Rettigskolonnä öppädiä vrzellt. Dr alt Äschner, ä from-ä und gottesfürchtigä Maa, mit-erä hööchä-n-abr energischä Schtimm, hätt daas beeländet. Är hätt dä voorgkaa, ä dr Glaarner Landeswallfahrt uff Äinsidlä für de abägkiitä Tootnä gu bättä und hätt nuch bi dr «Schtändligurä» bi dä Vrchaufsbögä uffem Chlooschterplatz ä schüüni Muttergottes-Schatuä gkauft. Diä hätt’r dä imä Holzchäschtli mit-erä Glaasschiibä nüd wiit vu siner Hüttä-n-äwääg uff des grooss Holzchrüüz zwüschet-em mittlerä und oberä Sulzbodä gnaglet. Uffem Kweerbalggä hätt’r ds Jahr 1926 iigschnitzt.

Vu duä-n-äwääg häigs gruäiget und äs siged nümmä-n-äsoviil Bäärgschtiiger abägkiit.

 

 

Vater:

Albert Anton Fischli von Näfels, Landwirt, im Aeschen,

des Jakob Fridolin und der Maria Magdalena Tschudi No.139

*1867 Juni 12. + 1959 März 29. in Näfels

oo

1894 Sept.29. Carolina Schwitter von Näfels,

des Bauer Joh. Josef und der Anna Maria Magdalena Tschudi 169

* 1871 Dez.13. + 1930 Feb.25.

 

1895 Juli 25. CAROLINA vide Landolt No.571

1896 Aug.3.   Tochter tot geboren im Aeschenberg

1897 Dez.28.  MARIA vide Burlet No.40

1899 Okt.18.  LOUISE vide Gallati No.258

1900 Dez.17.  ALBERT vide No.248

1904 Aug.3.   Fridolin + 1904 Nov.8.

1904 Aug.3.   Franz + 1904 Dez.3.

1906 Juli 20. Anna + 1906 Aug.11. 

1909 Sept.12. ELISABETH vide I. Gallati No.289; II. Oswald No.147

 

Sohn:

Albert Fischli von Näfels, Landwirt und Wirt im Restaurant Aeschen,

des Albert und der Carolina Schwitter No.177

* 1900 Dez.17. + 1985 Juni 7. in Zürich

oo

1930 Mai 3. Hedwig Johanna Bamert von Tuggen, des Albert und der Josefine Pfister

* 1906 Mai 22. + 1971 Mai 19. in Näfels

 

1932 März 29. ARMIN VIDE No.365

1937 Sept.1.  in Glarus: ALBERT VIDE No.355

1939 Apr.19.  in Glarus: SILVIA verh.  1965 Okt.13. mit Mächler Konrad von Vorderthal SZ                          des Meinrad und der Maria Ottilia Fässler, * 1935 Nov.18.

1939 Apr.19.  Hedwig + 1947 Aug.11. in Glarus an Diphterie*

 

*ich durfte bei deren Beerdigung das Grabkeuz vorantragen (Schulklasse Lehrer Arnold Krieg 2. Primarklasse)

 

Albert Fischli-Schwitter (1867-1959), er holte die Madonna von Einsiedeln und brachte sie mit einem Bildkasten am Kreuz zwischen dem mittleren und oberen Sulzboden an.


Rettungskolonne bei einem Bergungseinsatz.

v.l.n.: Albert Fischli iun.,  "Äschäbärti iun.", Albert Feldmann, "Ziperibärti", Albert Fischli sen. "Äschäbärti", Hilarius Landolt "Blitzger Hilaari", Fritz Hauser "Hasäfrirtz"(?), evtl. Balz Landolt "Hööribalz"(?), unbekannt.

Zweifel muss ich anbringen an der Ziff. 5 Firzt Hauser "Hasäfritz", war mein Vaterm ihc ver-mute das es sich eher um Balz Landolt "Höribalz" handelt. (Fotos: Privatalbum Silvia Lan-dolt-Fischli, Loch 2, Näfels) Dieser Zettel war auf der Rückseite der Foto.


Sonntag, 4. September 2022

 

Der "Orden vom Goldenen Vlies"

 

oder

 

Die "Bruderschaft vom Goldenen Vlies"

 

Unter schmetternden Fanfarenklängen tauchte unerwartet die obige "Prozession" auf und strebte dem Schwyzer Rathaus zu. Es folgte eine Fahne (die an Prozes-sionsfahnen erinnerte, danach kamen bemessenen Schrittes Herren in rotem Ta-lar, danach Herren in zivil, aber geschmückt mit goldenen Ketten. Von Natur aus neugierig fasste ich mir ein Herz und schritt auf die "Prozession" zu und fragte einen der Männer, was dieser Aufzug zu bedeuten habe. "Wir sind die "Bruder-schaft vom Goldenen Vlies von Schwyz und Brunnen". Dann entdeckte ich im "Boten der Urschweiz" die Schlagzeile "Der internationale Ritterorden hält erst-mals eine Vollversammlung in der Schweiz"

Und siehe da: Josias Clavadetscher präsentiert in seinem Beitrag die wichtig-sten Infos. 

Ehrengrosskanzler Peter Züger aus Lachen (vierter von rechts) mit weiteren Mitgliedern der Bruderschaft am letzten Grosskapitel in Brügge. (Bild: PD)

 

"Am kommenden Wochenende vom 2. bis 4. September werden Brun-nen und Schwyz im Mittelpunkt der Bruderschaft vom goldenen Vlies stehen. Diese internationale Vereinigung in der Nachfolge eines grossen Ritterordens hält hier ihr 42. Grosskapitel ab, also die jährliche Vollversammlung."

 

Nach der "Plenumsversammlung" in Brunnen sei das "Grosskapitel" im Kantons-ratssaal in Schwyz. Dort werde "Grossmeister" Luc Vandierndonck die Vollver-sammlung leiten und neue "Ehrenritter und Ambassadoren" ernennen. Attraktiv sei dabei, dass der Grossmeister vorher vor dem Bundesbriefmuseum eine An-sprache halte über die "Werte der Demokratie und speziell von den Verdiensten der schweizerischen Demokratie".

 

Danach (um 15.30 h) formiere sich ein Einzug zum Schwyzer Rathaus, begleitet von Fanfaren und mit den Rittern in vollem Ornat. (Wir waren zufälligen Augen-zeugen beim Schwyzer Rathaus.)

 

An diesem "Grosskapitel" (das 42.) nähmen Vertreter der Kapitel Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Kanada, Italien, Spanien und der Schweiz teil. Die "Komturei Schweiz" leite der "Grosskanzler Andreas Messikommer", "Or-densschreiber" sei Martin Stählin aus Lachen SZ.

 

Im dreitägigen Rahmenprogramm, das kulturell und historische ausgericht sei, werde die Ital-Reding-Hofstatt besucht, mit der Rotenfluebahn der Rotenflue ein Aussichtsbesuch abgestattet, eine Rundfahrt auf dem Urnersee und ein histori-scher Dorfrundgang in Brunnen unternommen. Im Abendprogramm würden die "Hofmusik der Schwarzen Engel" aus Flums und die Nüsslergesellschaft Brun-nen-Ingenbohl auftreten.

 

Gegründet worden sei die Bruderschaft «Het Gulden Vlies» 1978 im belgischen Brügge, wo sie nach wie vor ihren Sitz  habe.  Die Bruderschaft hat in ihrer Aus-richtung die Tradition des "Ordens vom Goldenen Vlies" übernommen. Dieser ist 1430 als burgundischer Ritterorden gegründet worden und besteht heute noch in einem österreichischen und spanischen Zweig.

 

Hintergrundinfomatonen zum "Orden vom Goldenen Vlies"

 

Martin Mutschlechner gibt einen Einblick auf die Herkunft auf der Homepage 

https://www.habsburger.net/de/kapitel/das-goldene-vlies

 

"Der Orden vom Goldenen Vlies war die 'Marke' der Casa d’Austria, seine Or-denssymbolik Teil der Grundausstattung aller männlichen Habsburger auf offiziellen Darstellungen. Eine geheimnisvolle Aura umgibt die archaischen Rituale und Satzungen dieses bis heute existierenden habsburgischen Haus-ordens, die im Wesentlichen unverändert seit der Gründung vor mehr als 500 Jahren bestehen.

 

Die Grundvoraussetzungen für eine Aufnahme

sind adelige Abstammung, katholisches Bekenntnis und männliches Geschlecht. Die Mitgliederzahl ist mit 50 beschränkt, über die Aufnahme entscheidet der Ordenschef, also das Oberhaupt der Familie Habsburg. Bis heute treffen sich die Ordensritter am Tag des Ordenspatrons, des Heiligen Andreas (30. November), zu ihren Kapitelsitzungen.

 

Ursprünglich burgundischer Ritterorden

Seinen Ursprung hat der Orden am prächtigen Hof der Herzöge von Burgund, wo er 1430 in Brügge mit der Intention gestiftet wurde, die Idee des „Miles Christi-anus“ zu stärken:

Verbrämt mit einer vielschichtigen Verankerung sowohl in der christlichen Theo-logie wie in der antiken Mythologie sollte die Ehre des abendländischen Ritter-tums mit dem Schutz des christlichen Glaubens verbunden werden. Die adeligen Mitglieder waren durch ein persönliches Treueverhältnis an den Souverän ge-bunden, bildeten zugleich aber auch eine Art moralisches Gewissen des Monar-chen.

 

Als Teil des burgundischen Erbes nach der Hochzeit Maximilians I. mit Maria von Burgund 1477 war der Orden nun den aufstrebenden Habsburgern ein willkom-menes politisches Instrument, um den Zusammenhalt des inhomogenen Reiches zu stärken, indem man die adeligen Eliten der einzelnen Territorien in den Or-den aufnahm.

Das Goldene Vlies wurde unter Karl V. und Phillip II. zum Ausdruck kompro-missloser Treue zur römisch-katholischen Kirche, zu einer Bastion habsburgi-scher Ideologie und zur Klammer zwischen den Zweigen des Hauses.

 

Nach dem Aussterben der spanischen Linie 1700 ging die spanische Krone den Habsburgern zwar verloren, jedoch die Herrschaft über die österreichischen Niederlande als Ursprungsland des Ordens bildete nun die Legitimations-grundlage für die Weiterführung des Ordens unter österreichischen Vorzei-chen.

 

Die Symbolsprache des Ordens war vor allem für die barocken Habsburger enorm wichtig, da sie als ideologisches Fundament für den Anspruch auf kaiser-liche Universalherrschaft und für die Stilisierung der Türkenkriege als Vertei-digung des Christentums diente.

 

Die Ordensmitgliedschaft galt unter den österreichischen Eliten als Gipfel einer Karriere, denn sie sicherte den uneingeschränkten Vorrang in der höfischen Hierarchie.

 

Nach dem Untergang des universellen monarchischen Prinzips im Gefolge der Aufklärung und der französischen Revolution verstärkte sich die reaktionäre und antimoderne Ausrichtung des Ordens: Das Goldene Vlies wurde zum Dekor der großen Vergangenheit einer alten Dynastie."

 

Das Goldene Vlies, ein Widderfell

 

Aus der Griechischen Mythologie: Das Goldene Vlies ist das Fell des Widders Chrysomeles, der fliegen und spre-chen konnte, und der auf Geheiss der Götter den böotischen Thronanwärter Phrixos vor den Nachstellungen seiner Stiefmutter Ino rettete, indem er mit ihm nach Kolchis in Georgien am Schwarzen Meer flog.

Der Widder wurde Zeus geopfert und sein goldenes Vlies an einen Baum im Hain des Gottes Ares genagelt.

König Aietes von Kolchis liess es dort von einem niemals schlafenden Drachen bewachen. Jason und den Argonauten gelang es dennoch, das Goldene Vlies nach Thessalien zu holen.
Die Argonauten hatten also ein hohes, als unerreichbar geltendes Ziel erreicht, was sie zum geeigneten Vorbild für den Ordensstifter machte, denn Philipp der Gute hatte auch daran gedacht, einen Kreuzzug zu organisieren.

Quelle: https://www.coingallery.de/GV/GoldeneVlies1a_D.htm

Collane (=Prunkkette) Kostbares Halsband mit dem Widderfell, hier vom Orden vom Goidenen Vlies Österreich-Ungarn.

 

"Das Symbol des Ordens ist ein Widderfell mit Kopf und Pfoten, das durch einen Ring an einer Kette hängt. Die Kette selbst setzt sich aus Feuersteinen und Feuereisen zusammen. Ein Feuereisen ist ein Eisenstab mit gelockten Enden, wodurch er einfach festgehalten werden kann. Indem man das Feuereisen mit der rechten Seite gegen einen Feuerstein schlägt, entstehen Funken. Wenn die Funken auf ein leicht entflammbares Material gelangen, einen sogenannten Zunder, kann Feuer gemacht werden. Feuerstein und Feuereisen bilden das Emblem von Philipp dem Guten und in Erweiterung der Burgunder."

Quelle: 

https://www.museabrugge.be/de/collecties/e-ausstellungen/de-orde-van-het-gulden-vlies-1

Devise von Philipp dem Guten*

 

"Ante ferit, quam flamma micet."

 (Er trifft, bevor die Flamme blitzt.)

 

*31. Juli 1396  +15. Juni 1467

Philipp der Gute (Kopie des Gemäldes von Rogier van der Weyden)

Musée des Beaux-Arts, Dijon.

Quelle: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_III._(Burgund)#/media/Datei:Philip_the_good.jpg

 


Sonntag, 4. Septermber 2022

 

30 Jahre Genossenschaft Alterswohnung Linth

 

Am 31. August 1992 wurde die Genossenschaft Alterswohnungen Näfels ge-gründet. 115 Genossenschafterinnen und Genossenschafter erwarben sich durch Ankauf eines Anteilscheines von 5000 Franken die Mitgliedschaft.

Erster Präsident war Karl Müller-Kessler. Heute zählt die Genossenschaft über 600 Mitglieder mit einem Eigenkapital von 20 Mio. Fr.. In der Zwischenzeit sind folgende Gebäude für Alterswohnungen erstellt worden.

 

1. Letz 17 (Näfels)........................ 21 Wohnungen

2. Letz 18 (Näfels).......................  23 Wohnungen

3. Letz 19 (Näfels) ......................  21 Wohnungen

4. Denkmalweg 14 (Näfels)  .......  14 Wohnungen 

5. Zigerriibi 2 (Oberurnen............. 25 Wohnungen

6. Zigerriibi 4 (Oberurnen)............ 18 Wohnungen      

7. Rosenbord .(Niederurnen).......  21 Wohnungen

8. Fondelhaus (Netstal)...............    6 Wohnungen

9. Rosengärtli (Amden) 

    Haus 7 ....................................  13 Wohnungen

    Haus 8 ....................................  13 Wohnungen

10. Haus Beuge (Näfels).............  10 Wohungen

11. Eschenbach ..........................  abgelehnt

 

Karl Müller-Kessler war 10 Jahre Präsident,

Franz Landolt-Müller bisher 20 Jahre.

 

Letzter hielt im Festzelt eine Festrede mit einem Tour d' horizon durch die letzten 30 Jahre und dankte allen, die sich um die Ideen und Ausfühungen Verdienste gemacht haben.

 

Heute war im Freulergarten in einem grossen Festzelt die Jubiläumsfeier mit feiner Verköstigung.

Bei Speis und Trank am Schatten, Ausblick auf das Kochteam im Freien

Nach dem Jubiläumsmahl hielt Genossenschaftspräsident Franz Landolt-Müller Rückblick auf 30 Jahre Genossenschaft Alterswohnungen und erntete selber herzlichen Applaus.

Schulterschluss zweier Poltikgrössen: Geri Flogerzi, a. Gemeindepräsident, heute Chef-koch an der Gulaschkanone, und Yvonne Carrara-Hauser, Landrätin und vielseitig enga-gierte Mitbürgerin.

 

Möge die Genossenschaft Alterswohnungen Linth weiterhin blühen und gedeihen und sich für günstigen Wohnraum für die ältere Generation einsetzen!

Gemütlichkeit und gemütliches Beisammensein


Dienstag, 30. August 2022

 

Sepp Ochsner

 

Kalenderblatt September

 

Alle kennen das geflügelte Wort von „Matthej  am Letzten“. Nun, Matthäus oder Matthias? Matthias ist eine Kurzform des biblischen, griechischen Namens Mattathias. Die Unterscheidung zwischen Matthias und Matthäus gibt es jedoch nicht in jeder Sprache. So werden beispielsweise Matthias und Matthäus im Eng-lischen einheitlich mit Matthew übersetzt. Wir feiern Matthias am 24. Februar. „Mathis bricht s Iis, hät er keis, so macht er eis!“ Der Namenstag Matthäus ist aber am 21. September.

 

Wir zählen Matthäus, aber auch Matthias, zu den Aposteln. Matthias war aller-dings ein „Nachrücker“, nachdem sich Judas Ischariot bekanntlich nach der Kreu-zigung Jesu erhängte. Neben Matthias war auch noch Joseph Barsabbas zur Wahl gestanden und das Los musste zwischen den beiden entscheiden.

 

Nach verschiedenen Legenden soll Matthias in Judäa für den Christenglauben gewirkt haben. Wegen seiner vielen Heilungen, Bekehrungen und gelehrter Pre-digten wurde er vom Hohen Rat verklagt, zum Tode verurteilt, gesteinigt und nach römischen Brauch mit dem Beil enthauptet. Andere Überlieferungen be-richten aber, Matthias habe in Griechenland, im Kaukasus und am Schwarzen Meer den Glauben verkündet. Er sei friedlich und eines natürlichen Todes ge-storben.

 

Im Gegensatz zu Matthias war Matthäus (21. September) einer der zwölf erst-berufenen Apostel. In den ersten drei Evangelien wird berichtet, dass er Zöllner in Kafarnaum am See Genezareth gewesen sei. Er gehörte somit zu den von den Juden verachteten Steuereintreibern, die im Dienste der römischen Besatzungs-macht standen. Von seiner Tätigkeit als Zöllner ist abzuleiten, dass er über eine gewisse Bildung verfügt hat. Es ist also nicht verwunderlich, dass er einer der Evangelien-Schreiber geworden ist. Diese Texte sind aber heute alle verschollen. Den Namen Matthäus erhielt er übrigens erst von Jesus. Ursprünglich hiess er  nämlich Levi. Auch er erlitt den Märtyrertod und wurde angeblich am Altar ste-hend von hinten mit einem Schwert durchbohrt.  Andere Überlieferungen berich-ten allerdings auch von einer Steinigung oder sogar von einem natürlichen Tod.

 

Die Redensart „es ist Matthej am Letzten“ ist seit dem 16. Jahrhundert verbreitet und meint, jemand habe bald kein Geld mehr, oder irgendetwas neige sich näch-stens dem Ende zu. Die Aussage bezieht sich wohl auf die ursprüngliche Tätig-keit des Matthäus als Steuereinzieher. Der Gedenktag des Matthäus gilt nicht nur als Los Tag viel, sondern auch als Orakeltag.  In der Nacht vor Matthäus konnten so junge Frauen mit Hilfe von im Wasser schwimmenden Papierfetzen erfahren, wann mit einer Hochzeit zu rechnen sei und mit wem diese erfolge. In meinem Fall dürfte es sich um den Papierfetzen einer Steuerrechnung gehandelt haben, womit die Verbindung zum biblischen Steuereinzieher hergestellt und das „Ugfell“ der Frauen mit mir einleuchtend begründet scheint.

 

Sehr einfühlsame Sportkameraden taxierten mich mal als einer, der „ Matthej am Letzten“ gewesen sei. Meine Antwort: „und du häsch au us em letschte Loch pfiffe“; dies fundierte nicht auf biblischem Wissen, sondern eher darauf, es ir-gendwann mal so im Klosterdorf gehört zu haben! 

 

„Wenn Matthäus weint statt lacht, er aus dem Wein oft Essig macht!“

Bliibed gsund und Gruess

Sepp

  

Apostel und Evangelist Matthäus der Zöllner

Bildquelle: https://www.erzdioezese-wien.at/apostel-matthaeus-der-zoellner

Für den ursprünglichen Einsiedler Sepp Ochsner (Bennau) ist im September ein weiterer Termin wichtig: Die Engelweihe im Kloster am 14. September. Der wahrscheinlich grösste Lichterbrauch in der Schweiz, bei dem sämtliche Fenster der Klosterfront, sowie die Fen-ster der um den Klosterplatz liegenden Hotels und Häuser mit Tausenden von Lichtern beleuchtet werden.

Auf der Homepage des Klosters Einsiedeln ist die Engelweihe so beschrieben:

 

Die Engelweihe ist das Weihefest der Einsiedler Gnadenkapelle. In ihr befindet sich die berühmte Schwarze Madonna von Einsiedeln. Seit dem 12. Jahrhundert ist sie eine Marienkapelle. Doch ursprünglich war das kleine Gotteshaus eine Salvator-Kapelle und dem Erlöser geweiht. Sie beherbergte einen kostbaren Partikel des Heiligen Kreuzes. Das jährliche Weihefest Mitte September erinnert daran, dass die Gnadenkapelle das ursprüngliche Einsiedler Pilgerziel war. Die Einsiedler Engelweihe ist ein absoluter Geheimtipp! Lassen Sie sich davon ver-zaubern.

 

Die Engelweih-Legende

  

Die Geschichte von Einsiedeln begann vor bald 1200 Jahren mit dem hl. Mein-rad. Im Jahr 835 zog sich Meinrad als Einsiedler in den Finsteren Wald zurück, um ganz für Gott da zu sein. Nach seinem gewaltsamen Tod durch die Hand zweier Räuber am 21. Januar 861 stand seine Zelle verlassen da, doch nicht für lange Zeit. In Erinnerung an sein vorbildliches Leben als Mönch und Priester folgten gottesfürchtige Männer seinem Beispiel und lebten als Einsiedler im Finstern Wald.

 

Im Jahr 934 wurde das Kloster Einsiedeln gegründet. Im Jahr 948 baten die Mönche des jungen Klosters Bischof Konrad von Konstanz, ihre neue Klosterkirche feierlich zu weihen.

 

Soweit die historisch gesicherten Fakten. An dieser Stelle setzt nun die Engelweih-Legende ein, die in fantastischen Bildern ein wundersames Ereignis beschreibt:

 

In der Nacht vor der Weihe begab sich Bischof Konrad in die kleine Kapelle, um dort zu beten. Da sah er in einer Vision, wie Jesus Christus vom Himmel herab-steigt. Er wird begleitet von Scharen von Engeln sowie vielen Heiligen und die Jungfrau Maria erscheint wie in Licht gehüllt. In einem feierlichen Gottesdienst weiht Jesus Christus die Kapelle zu Ehren seiner Mutter Maria. Sie sollte in Ein-siedeln ganz besonders verehrt werden und den Menschen den Weg zu ihrem Sohn weisen.Der Erzengel Michael dirigiert den Engelchor, Apostel und Kirchen-lehrer üben verschiedene Dienste innerhalb eines feierlichen Pontifikalamtes aus.

 

Als Bischof Konrad am anderen Morgen die Kapelle feierlich einweihen sollte, zögert er. Von den Mönchen zur Weihe gedrängt, gibt er schliesslich nach und will zur feierlichen Weihe schreiten. Schon zieht er die Gewänder für den Gottesdienst an, da erscheint ein Engel und sagt: „Bruder, halte ein! Die Kapel-le ist bereits von Gott geweiht.“ Und die Weihe der Kapelle wird nicht voll-zogen.

Bild oben: Die ganze Klosterfront erstrahlt mit Lichtern.

Bild unten: Der Marienbrunnen und die umliegenden Hotels und Häuser sind mit Lichtern beleuchtet.

(Fotos: Kloster Einsiedeln)

 

Nachzutragen ist im September auch der 29. September "Micheeli", Michaelstag, über Jahrhunderte der Tag der Alpabfahrt.


Montag, 29. August 2022

 

siehe "Bild der Woche" vom 29. August 2022 Ehrung von Winfried Ays

 

Hier die Wiedergabe der "Laudatio" zu seinem 80. Geburtstag in der Flösserhalle in Wallbach (Bad Säckingen)

 

     

       80 Jahre Winfried Ays

 

Refrain:

O wie gut, dass man nun weiss

Achtzig ist der Winfried Ays!

 

Lieber Winfried, liebe Leute,

aus dem Ausland komm’ ich heute,

aus dem schönen Glarnerland

sage «Grüäzi mitänand!»

 

Allerdings, an meiner Seite,

nummeriert nach rechts der Zweite;

und nicht nur als Zeitvertreiber

unser Ralph, Gemeindeschreiber!

 

Beide sind wir, hört die Kunde,

Männer, ja, der ersten Stunde!

Leugnen nicht die Vaterschaft

uns’rer Städtepartnerschaft!

 

Doch da ist vom Parlament

Peter Rothlin, Präsident,

er ist extra angereist

und die Ehre dir erweist!

 

Sind gekommen, um zu festen,

hier mit Euch, den werten Gästen!

Ehemals als Untertanen

unter der Sant-Fridli-Fahnen,

 

unter der Äbtissin Mutter

brachten Vieh und Käs’ und Butter

jährlich wir einst mit dem Zehnten

zur Frau Mutter, der erwähnten.

 

Doch die Vögte war’n uns Feinde.

Heute sind wir als Gemeinde

gerne und mit aller Kraft

eine Städtepartnerschaft.  

 

                        Refrain: O wie gut, dass man nun weiss

                                      Achtzig ist der Winfried Ays!

 

                       An der Spitz’ vom Freundeskreis

                       steht seit Jahren Winfried Ays!

                       Baut seit Jahren zum Entzücken

                       immer wieder schöne Brücken,

 

                       zwischen Deutschland und der Schweiz,

                       fördert Freundschaft beiderseits.

                       Und wir fragen dann und wann:

  «Was ist Winfried für ein Mann?!»

 

  Nach der Tragzeit unterm Herzen

            kam zur Welt am achten Märzen

            er als Sohn, wie man ja weiss!

            Eltern? Fritz und Martha Ays.

          

                        Noch vor Winfrieds erstem Schrei;

                        kamen Fritz und Helmuth, zwei,

                        dann Elisabeth und zack

                        die Renat’ als Doppelpack.

 

                        Wie die Hand, sie hat fünf Finger,

                        waren fünfe nun im Zwinger.

                        Und von Fünfen in der Mitte

                        stand der Winfried, als der dritte.      

        

                        Refrain O wie gut, dass man nun weiss

                                     Achtzig ist der Winfried Ays!

 

                        Nach der schönen Volksschulzeit

     war es für die Lehre Zeit;

     sodann hatte Stefan Denk

     an ihm wirklich ein Geschenk.

 

     Brennet hiess die Weberei,

     Winfried in der Kontorei

     ward mit Fleiss und Eifer dann

     Brennet-Industrie-Kaufmann.

 

     Da der Vater früh verstorben,

     hat mit Muttern er geworben, 

     und verkauft, im flotten Kittel

     künftiglich dann Lebensmittel.                  

 

  Refrain: O wie gut, dass man nun weiss

                                   Achtzig ist der Winfried Ays!

 

  Als die Sparkass’ wacker baute,

  und nach einem Mieter schaute,

  für ‘nen Lebensmittelmarkt

  ward in Wallbach mehr geparkt.

 

  Wilfried hat zu Nutz und Frommen

  Edeka nun übernommen;

  Fläche gross, soweit es geht,

  mit der Frau Elisabeth.                        

 

  So verkauften viele Jahre

  sie erfolgreich beste Ware.

  Dies bis seine Frau verstarb

  und die Freude ihm verdarb.

 

  Unvergessen ist der Tag

  und der schwere Schicksalsschlag.

  Nach der grossen Liebesehe

  lastet auf ihm Leid und Wehe.

 

  Kurz zuvor hatt’ schwer erkrankt,

  auch die Mutter abgedankt.

  Diese Zeit war wohl am schwersten

  und sein Herz war ihm zum Bersten.

 

  Winfried hat sich aufgerafft

  und trotz Trauer, es geschafft,

  führte noch auf Nebenpfaden

  einen Tabak-Lotto-Laden.

 

  Hier verdient’ er seinen Lohn

  fleissig bis zur Pension.

  Liess sich nicht auf Brech- und Biegen

  von dem Schicksal niederkriegen.         

 

                      Refrain O wie gut, dass man nun weiss

                                   Achtzig ist der Winfried Ays!

 

  Doch es gilt viel and’re Sachen

  hier auch noch bekanntzumachen.

  Als der Winfried gar noch jung

  liebte er den weitern Sprung.

 

  Böse Geister fressen Kleister,

  er war Bad’scher Weitsprungmeister.

  Hüpfen, springen, übt’ er fleissig.

  sprang sogar 6 Meter 30!

 

  Er erreichte ohne Bang,

  den dreizehnten Deutschen Rang.

  Leiten tat er Schülergruppen

  knabenreich und auch mit Puppen.

 

   Er beherrscht’ auf jeden Fall

   auch die Riege Volleyball.

   Vorstand im Gewerb’verein

   Kassiee und nahm viel ein!

 

   Ward mit, der sich nie geschont,

           Ehrenmitgliedschaft belohnt.

           Bei der Heilig-Kreuz-Pfarrei

           war, ein Dutzend Jahr dabei,

                        

           er, es war ‘ne gute Tat

           als Pfarreigemeinderat.

           Und in Wallbach: Ortsschaftsrat,

           was er zwanzig Jahre tat.        

 

                       Refrain O wie gut, dass man nun weiss

                                    Achtzig ist der Winfried Ays!

 

            Schliesslich kam in Amt und Wörde

            er dann in die Stadtbehörde,

            wo in seinem fünften Jahr

            er gereift und fähig war,

 

            einen Freundeskreis zu gründen

            und den Weg zu uns zu finden.

            Und das eben hier Erwähnte,

            dauert ja auch schon Jahrzehnte.

 

            Singt «Am Brunnen vor dem Tore»

            im Wallbacher Männerchore.

            Dann in Bochum TV-Star,

            weil der Rätechor dort war.

 

            Zwar wie wir – ein sterblich’ Sünder –

            war er auch noch Skat-Club-Gründer.

            Nun – beim Hiddigeigeikater –

            werde ich nun noch privater.     

 

                        Refrain O wie gut, dass man nun weiss

                                     Achtzig ist der Winfried Ays!

 

            Winfried, hee, du alter Sünder

            hast noch Kind- und Kinderkinder.

            Der Andreas, der dein Sohn,

            ist schon viele Jahre schon

    

            in Mallorca an der Sonne.

            Deine Tochter, welche Wonne,

            lebt am Hochrhein etwas kühler

            als charmante Sandra Bühler.

           

             Deine heit’ren Sonnenscheinchen

             kostbar wie drei Edelsteinchen

             sind Marina und die Leonie

             obendrein noch Emely.                       

 

              Refrain  O wie gut, dass man nun weiss

                                        Achtzig ist der Winfried Ays!

          

              Ach, da gibt es aber noch

              ‘was, das aus dem Ärmel kroch.

              Zwar nicht gar aus Grossbritanien,

              Vielmehr südseits just aus Spanien.

             

              Anfangs in den achtz’ger Jahren

              seid nach dorten ihr gefahren.

              Mutter Elsbeth war am Steuer.

              Ach, war das ein Abenteuer!

 

              Autos fünf fuhr’n an der Zahl

              stundenweise. ‘s war ‘ne Qual!

              Und zuhinderst in dem Tross

              Ayssens fam'ly samt dem Boss.

 

              Ohne Naavi, ohne Karten,

              in Kolonne, teils mit Warten

              instinktiv und ohne Hatz

              fanden sie den Camping Platz.

 

              Damals herrschte Sommerhitze,

              gut, dass hinterm Hintersitze

              ein Familienzelt da war,

              alles herrlich, wunderbar!

 

              Winfried hatte, ‘s sei ‘ne Mahnung,

              von dem Zeltbau keine Ahnung.

              Campingamateur von Welt

              wackelte danach das Zelt.

 

              Als die Nacht sich niederlegte,

              plötzlich sich ein Wind bewegte.

              Nach des Tages Affenhitze

              zuckten plötzlich jähe Blitze.

          

              Und man hörte Donnergrollen,

              Wolken, die entleeren wollen.

              Plötzlich, ach, war das ein Stuss,

              kam ein Riesenregenguss.

      

              Vier Familien blieben trocken,

              blieben brav im Zelte hocken.

              Undicht war der Ayssen Zelt,

              draussen hat es sehr gewellt.

 

              Innen blieb kein Auge trocken,

              dieses galt dann auch für Socken.

              Und das Inn’re war dann grad

              ähnlich einem Hallenbad.

 

              Anderntags kam voller Wonne

              hoch am Himmel dann die Sonne,

              trocknet’ Zelt und Mann und Maus

              glücklich gründlich wieder aus.                   

 

                          Refrain O wie gut, dass man nun weiss

                                       Achtzig ist der Winfried Ays!

 

              O, noch etwas fällt mir ein.

              Das soll hier erwähnet sein.

              Gärtner Brombach und der Win

              fuhren mal nach Näfels hin.

 

              Im Gepäck war’n lauter Rosen

              frisch gebügelt ihre Hosen,

              auf dem Burgstock dann sie haben

              diese Rosen eingegraben.

   

              Seither Frid'linsrosen blühn,

              wo vor vielen Jahren kühn

              Säckinger Vögte strenge hausten

              und auf uns’re Kosten schmausten.

 

              Heute hausen Franziskaner

              fromme Mönch’ und stille Mahner,

              lesen uns bislang Leviten

              dort als schlichte Eremiten.

 

              Dass dort nun die Rosen blüh’n,

              tun sie nur dank dein’m Bemühn.

              Und sie wollen schön und rein,

              Grüsse auch von Winfried sein.                 

 

              Refrain O wie gut, dass man nun weiss

                                      Achtzig ist der Winfried Ays!

              

             Ja, im Pflanzen warst du stark,

             dies sogar im Schlosses Park

             steht, man es heut’ noch kaum,

             seit 12 Jahr’n ein Nymphenbaum

 

             Schuld war Euer Freundeskreis

             ohne Rücksicht auf den Preis,

             Du und deine Freunde haben,

             diesen just dort eingegraben.

 

             Eines machte mich verlegen,

             als ihr ihm 'nen Nam’ gegeben,

             schriebt auf’s Täfelchen ihr hin.         

             Baum für Hauser Fridolin.

             

                         Refrain:    O wie gut, dass man nun weiss

                                          Achtzig ist der Winfried Ays!

 

             Noch soll ein Steckbrief dich beschreiben

             und allen im Gedächtnis bleiben.

 

            

             Dein Lieblingsmahl war eh und je

             ein feines, leck’res Rindsfilee.

             Du trinkst am liebsten weissen Wein,

             wenn  möglich soll’s ein Riesling sein.

 

             Die Lieblingsfarbe, sagst du kühn,

             ist unter allen Farben grün.

             Dein Lieblingstier, tu ich hier kund,

             wär’ dir ein Bernardinerhund.

 

             Von Bäumen wäre dir ein Traum

             im Schlosspark dort, ein Nymphenbaum.

             Und gingest du in Freiershosen

             wär’n deine Lieblingsblumen Rosen.

 

             Die Lieblingsbeiz von spät bis früh

             wär’, wär’ sie noch, die Hohe Flüh.

             Dein Lieblingsfilm vom Heil’gen Land

             ist dir für immer «Das Gewand».

 

             Als Buch ist «der Trompeter» hier

             das liebste unter allen dir.

             Und frag’ ich nach dem Lieblingsort,

             sagst du «Zuhause» dann sofort.

          

             Die Urlaubsdestination?

             Mallorca, denn dort lebt mein Sohn.

             Und unter allen Geistern,

             kannst alle du ja alle sehr begeistern!

 

             Worunter hast du sehr zu leiden?

             Ich kann mich jeweils schwer entscheiden.

             Und welches Auto ist dein Traum?

             Ich fahre ohne Kofferraum.

 

             Von wegen meinem Augenleiden,

             muss ich schon immer Auto meiden;

             drum fahre ich gelöst und froh,

             auf meinem Stahlross, dem Velo.

             

               Was tust du deiner Lebtag meiden?

               Das Lauchgemüs’ mag ich nicht leiden.

               Es riecht und schmeckt mir allzustreng

               und macht die Unterhosen eng.

 

               Ja, kennst du denn auch deine Ahnen?

               die dich als Vorbild stets ermahnen?

               Auch wenn die Tränen mir nicht kollern,

               wir stammen ab von Hohenzollern.

 

               Im Gegensatze zu uns Würsten,

               war’n jene nämlich edle Fürsten.

               Für uns jedoch ein bisschen wörster,

               war Grosspapa halt dorten Förster.

  

               Erst später zogen sie hierher.

               dein Grosspapa, der Franz Xaver,

               und auch die liebe Frau und Katz’

               Elisabeth, gebor’ne Stratz.

 

               Naja, auf dieser Lebensreise

               denk’ ich auch an die Schülerspeise.

               Denn nach dem Krieg. wir waren arm,

               da gab es Schweizer Suppe warm.

 

                Und dennoch sind von Stein im Norden

                wir aber dennoch gross geworden.

                Sehr dankbar bist für das Gute,

                und tapfer und von grossem Mute,

      

                da hast du auch die schweren Stunden

                sehr optimistisch überwunden.

                           Für dich gibt es nichts zu bereuen,

                           du tatest viele Mensch’ erfreuen

                    

                            Dies war dein stetes Tun und Streben,

                            den andern Gutes tun und geben.

                            Und dieses sag’ ich noch am Rande:

                            Auch wir, im schönen Glarnerlande,

                           

                             wir danken dir für deine Kraft

                             für echte Freund- und Partnerschaft.

                             Viel Glück, Gesundheit und Humor

                             Die seien dir nie aussen vor.

                      

                             Nun wünschen wir dir noch daneben

                             ein gutes, langes, frohes Leben.

                             Und trifft dies ein, sei nicht verwundert,

                             dann bist du plötzlich einfach hundert.

 

                              ÜBERGABE eines EIn-Meter-Birnbrotes

                              Nimm hier dieses Biräbrot,

                              er erhält die Wangen rot!

                              Und noch etwas Lit’ratur,

                              damit bleibst du stets à jour!    

 

                                       


Samstag, 27. August 2022 / Sonntag, 28. August 2022

20 Franken Gedenkmünze 2013 "Schwingen"

 

Serie: "Volkssportarten der Schweiz" erste Münze zur Serie. 

 

Künstler: Roland Hirter, Bern

 

Technische Daten: Legierung: 0,835 Ag / 20 g / 33 mm

 

Auflage: Normalprägung unzirkuliert: max. 50.000 Stück / PP im Etui max 7000 Stück

 

Ausgabepreis: CHF 25.00 Normalprägung / CHF 55.00 PP

 

Ausgabe: 6. Juni 2013 

 

ESAF

 

Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest 2022

  

Arena

46'800 Sitz- und 4'100 Stehplätze, total 50'900

 

3000 Tonnen Gerüstmaterial 300'000 Einzelelemente

 

Der Bau: 800 Meter Umfang, 20 Meter Durchmesser, 17,5 Meter Dachhöhe

 

Besucher

Erwartet werden 400'000 Besucher

 

Budget

42 Millionen Franken

 

Gesamtgrösse

70 Hektaren

 

Gastroplätze

Sechs grosse Zelte:

Festzelt Magnus, Festplatz West, 

vier Festzelte, benannt nach den bisherigen vier Basler und Baselbieter Schwingerkönigen (Thumeysen, Wernli, Vogt und Holzherr),

Gabenrestaurant

Festplatz Nord

total 9000 Sitzplätze

 

Kulinarisches

250'000 Liter Bier, ebensoviel Mineralwasser und Süssgetränke; 70000 Würste

 

Technik

60 Kilometer Stromkabel,

10 Kilometer Glasfaserkabel,

9 Kilometer Wasserleitungen,

9 Kilometer Abwasserleitungen

 

Personalstunden

8500 Diensttage Armee- und Zivilschutz für Auf- und Abbau am Festgelände

8500 Schichten von Helferinnen und Helfern für Empfang und Service der Besucherinnen und Besucher

6000 freiwillige Helfer

 

Festumzug

4500 Mitwirkende am Festumzug,

250 Schafe, Geissen, Hunde, Katzen und Pferde

Marschstrecke 2.5 Kilometer

2,5 Stunden Durchmarschzeit

 

Unspunnenstein

83,5 kg schwer.

Wurfweite am ESAF in Zug 3,78 Meter

 

Schwinger

274 Schwinger

21 Eratzschwinger

 

Eidgenössischer Kranz

15-18 % der Teilnehmenden (41-49 Kränze)

 

Schwingergewicht

Die qualizierte Nordwestschweizer Schwingerdelegation wiegt 3,2 Tonnen Gewicht Durchschnittsgewicht pro Schwinger 110 kg

 

Toiletten

1000 WC sind über das Festgelände verteilt. Alle mit Wasserspülung

 

Zufahrten

Für Rettungs- und Versorgungsachsen wurden 60'000 m2 befestigte Fläche erstellt

und dazu

ca. 40000 m3 Kies und 10'000 t Belage verwendet.

 

Zeltfläche

97 Zelte auf dem Festgelände

überdachte Fläche 24000 m2 (= 3,5 Fussballfelder)

 

Siegermuni

Siegermuni «Magnus von Schönenberg»

(oder Fr. 30000.- in bar), Geburts- und Wohnort Pratteln

 Stockmass 1 m 80,  ca. 1000 kg schwer.

 

Sägemehl

7 Schwingplätze benötigen 245 m3 Sägemehl.

Werden nach dem Fest zu Pflanzenkohle und binden 33 Tonnen CO2,

verwendet als Bodenveredler in der Landwirtschaft

 

Zäune:

12 Kilometer Zaun werden um die Campingplätze aufgestellt, als Schutz der Wildtierkorridore und von Ergolz und Hülftenbach als Sicherheitsschranken aufgestellt. Das Festgelände ist nicht eingezäunt.  

 

Die ESAF-Stadt 2022 - wie wird das ESAF 2025 im Mollis aussehen?

 

Bilder: www.schlussgang.ch

Der Unspunnenstein ist ein 83,5 kg schwerer Stein, der seit 1808 am traditionel-len Unspunnenfest in Interlaken und bei anderen Wettkämpfen im Steinstossen verwendet wird. Dabei muss der Wettkämpfer Anlauf nehmen und versuchen, ihn über eine möglichst weite Distanz zu stossen. Bekannt wurde der Stein auch deshalb, weil er 1984 von jurassischen Separatisten (Béliers) aus dem Museum der Jungfrauregion gestohlen wurde.

 

 

Geschichte

Auf der Unspunnenmatte fand 1805 ein Alphirtenfest statt. Es wurde ein Stein mit einem Gewicht von 184 Pfund gestossen; dieser Stein ist heute nicht mehr auffindbar. 1808 wurde das Fest ein zweites Mal veranstaltet und es wurde ein neuer Stein mit 167 Pfund gestossen. Er wurde danach anscheinend von einer Familie aufbewahrt und weitervererbt.

 

Am 18. April 1905 übergab Adolf Pfahrer aus Interlaken den Stein dem Turnverein Inter-laken. Es handelte sich um den Stein von 1808. Seit diesem Tag ist der Turnverein der Eigentümer.

 

1947 beanspruchte der Eidgenössische Schwingerverband den Unspunnenstein als sein Eigentum. Die Schenkungsurkunde belegt jedoch, dass der Turnverein Interlaken recht-mässiger Eigentümer ist. Der Original-Stein wurde 1981 letztmals an einem Unspunnenfest gestossen; am 3. Juni 1984 wurde er von jurassischen Béliers aus dem Touristikmuseum Interlaken in Unterseen gestohlen.

 

Willy Zimmermann vom Turnverein Interlaken nahm 1984/85 erstmals schriftlich Kontakt mit den jurassischen Béliers auf. Im Grimselgebiet wurde 1985 ein Stein gefunden, der als Replikat dienen kann. Der Stein wurde bearbeitet und erhielt die ursprüngliche Form und das Gewicht von 83,5 Kilogramm.

 

Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Sion kam 1986 erstmals das Replikat des Unspunnensteins zum Einsatz. Seit 1989 wird das Replikat in der Schalterhalle der UBS in Interlaken ausgestellt. Ein erstes Foto des echten Unspunnensteins tauchte 1993 auf. Willy Zimmermann versuchte 1999 erneut, schriftlich und telefonisch Kontakt mit den Béliers aufzunehmen. Ein Komitee zur «Wiederbeschaffung des Unspunnensteins» wurde 2000 gegründet.

 

Am 12. August 2001 wurde der Stein, als «Bonbon» verpackt, am Marché-Con-cours in Saignelégier wieder zurückgegeben, wo er von Shawne Fielding, der offiziellen Botschafterin der Landesausstellung Expo.02, in Empfang genommen wurde. Allerdings waren zwischenzeitlich zwölf Europasterne, das Emblem der Béliers und der 6. Dezember 1992 (das Datum der eidgenössischen Volksabstimmung zum Europäischen Wirtschafts-raum) in den Stein gemeisselt worden.

 

Die Rückgabe wurde nur von einem Teil der Béliers gutgeheissen, denn aus der Sicht von Jean-Marc Baume und anderer Aktivisten war der Jura noch immer nicht vollständig frei, da der Südjura beim Kanton Bern verblieben war. Durch die Bearbeitung ist der Stein rund zwei Kilogramm leichter geworden, daher wird auch weiterhin mit dem Replikat gestossen.

Vier Jahre später, am 20. August 2005, entwendeten Unbekannte zwei Wochen vor dem Unspunnenfest den Stein im Hotel Victoria-Jungfrau zum zweiten Mal und liessen einen Pflasterstein mit Jurawappen zurück.

Joel Wicki: Zum Schwingerkönig erkoren, besser: im spannenden, aufreibenden und kräfteraubenden Schlussgang errungen! Unbeschreiblicher Jubel, vor allem auf "Innerschweizerseite" der gewaltigen Arena.

(Foto: Unspunnenstein und Siegerbild ab TV SRF 2)

 

Kleiner Steckbrief von Schwingerkönig Joel Wicki

 

Wohnort: 6174 Sörenberg

Geboren: 20. Februar 1997

Zivilstand: ledig

Sternzeichen: Fische

Geschwister: Bruder Kevin

Grösse: 183 cm

Gewicht: 110 kg

Hobbies: Fischen, Jagd, Landwirtschaft und Freunde

Lieblingsessen: Entrecote mit Kroketten

Vorbild: Daniel Hüsler

Beruf: Baumaschinenmechaniker EFZ, Baumaschinenführer und Landwirt EFZ in Ausbildung

 

 

 

Kränze 55

 

Bergfeste 17

Teilverbandsfeste 11

Kantonal- oder Gauverbandsfeste 25

Eidgenössische Anlässe 2

 

 

Kranzfestsiege 17

 

Bergfeste 6

Teilverbandsfeste 2

Kantonal- oder Gauverbandsfeste 7

Eidgenössische Anlässe 2

 

Erstgekrönter 2019

Schwingerkönig 2022

 


Mittwoch, 24. August 2022

 

Glarner Hufschmied am Berufswettbwerb

 

Beitrag in den Glarner Nachrichten vom 24. August 2022 Seite 2

Bildlegende:

Altes Handwerk: "Dass man mit kleinen Eingriffen einem Pferd gut helfen kann, finde ich schön", sagt der angehende Hufschmied Pascal Schwitter (Foto: Sasi Subramaniam).

 

Pascal Schwitter * 19. Februar 1997, absolvierte nach der Lehre als Schreiner mit Berufs-matura als begeisterter Rösseler noch eine Lehre als Hufschmid. Er ist auch angefressener Musiker und aktives MItglied der Harmoniemusik Näfels und der Guggenmusik Linthböllä, an Wehnachten Turmbläser in Näfels. Seit seiner Musik-RS gehört er auch der Swiss Army Central Band an, die im In- und Ausland konzertiert.


Sonntag, 14. August 2022

Weihrauchbaum - Boswellia serrate

 

 

Weihrauch - was ist das?

 

Eigentlich bin ich auf dieses Thema gekommen, weil ich auf dem Balkon, der des Sommers mein (fast) liebstes "Zimmer" geworden ist, ein hölzernes Kästchen mit Metalleinlage steht. Es ist mit einer runden, drehbaren, silbrig scheinenden Blechabdeckung versehen, die man drehen kann, worauf sich Löcher zeigen. Im Innern ist eine Mischung von Kaffeesatz und pulverartigem Weihrauch. Wenn man diese Mischung anzündet, beginnt sie zu motten und lässt ziemlich intensiv duftende Weihrauch-Räuchlein aufsteigen... und siehe die Wespen nehmen reissaus!

 

Weihrauch kenne ich aus meiner Ministrantenzeit, nicht etwa, weil ich Rauchfassträger gewesen wäre,  sondern weil ich als "Oberdiener". In dieser Eigenschaft das Rauchfass zu schwingen hatte. Des Pfarrers Crew bestand - neben den möglichen Mitzelebranten - bei einem Hochamt aus zwölf Tortschenträgern und aus einer Fünfergruppe von fünf Messdienern: zwei Kerzenträger. ein Rauchfassträger und ein "Schiffli"-Träger und ein Oberdiener waren die agierenden Helfer der Geistlichen, die Tortschenträger waren die kleinen Ministräntlein, die rote Kerzenständer (Tortschen) mit einem breiten Messingteller trugen und so dem Gottesdienst einen dekorativen, feierlichen Rahmen gaben. Die Tortschenträger waren die "Anfänger", die sich später zum Ministranten "hocharbeiten" konnte.

Item der Rauchfassträger und sein Schiffliträger mussten in der Sakristei der Kirche, das ist der Besammlungsraum seitlich des Chores, wo auf einem kleinen elektrischen Öfeli die Kohle für das Weihrauchfass aufgeglüht, dann ins Rauchfass gelegt und durch Schwingen des Fasses durch die eingesogene Luft am Glühen gehalten wurde. Der Schiffliträger (Schiffli nannte man spezielle Gefässe für die Weihrauchkörner) war verantwortlich, dass ihm der Sigrist genügend Weihrauchkörner ins Schiffli einfüllte. Bem Einzug vor den Altar und nach dem "Genuflex", der gemeinsamen Kniebeuge, hat der Rauchfassträger vorzutreten, das Rauchfass zu öffnen und der Schiffliträger öffnete den schnabelartigen Deckel des Schiffllis. Dann gab mit einem im Schiffli eingelegten Löffeli der zelebrierende Geistliche Weihrauchkörner in das geöffnete Rauchfass auf die glühenden Kohlen. Dann übernahm er das wieder geschlossene Rauchfass und beweihräucherte leicht schwingend den ganzen Alter. Optisch sah man dann mit jedem Schwung nebelartige Weihrauch-Räuchlein aus dem Fass entweichen, die dann als weissgraue Schwaden emporstiegen, zum HImmel steigen wie Gebete. Gleichzeitig verbreitete sich Weihrauchgeruch, den man bei teureren Weihrauchsorten als Wohlgeruch empfand, bei billigeren als ätzenden Gestank, der zum Husten reizte, wahrnahm. An hohen Feiertragen waren kostbare Sorten im Einsatz, bei Beerdigungen und Gräber die grässlich stinkenden Hustenreizer.

Der  Oberdiener hatte bei der Opferung nach jeweiliger Verneigung zuerst den Hauptzelebranten zu beweihräuchern, dann allfällige Mitzelebrierende, nachher Geistliche, die sich in den Chorstühlen aufhielten und schliesslich die ganze Kirchgemeinde das Volk, das sich erheben musste. 

Bei der heiligen Wandlung hatten der Oberdiener und das Weihrauchspaar auf der rechten Altarsseite niederzuknieen, und der Oberdiener hatte zum dreifachen Glockenzeichen die emporgehaltene Hostie wie auch den hochgehaltenen Kelch dreifach zu beweihräuchern.

 

Dem Rauchfassträger H. M. habe ich allerdings eine schallende Ohrfeige von Pfarrer P. K. zu verdanken. Als Tortschenträger hatten wir uns in den Chorstühlen aufzuhalten. Mich preichte es in den Chorstühlen auf der Turmseite und zwar so, dass ich von dort in die Sakristei hineinsah. Als das Rauchfassteam aus der Sakristei - wie erwähnt - Kohlen und Weihrauch holen sollten, sah ich mit grossen und staunenden Augen wie Rauchfassträger H. M. auf den Korpus kletterte und samt dem Weihrauchfass einen freien Überschlag machte und sicher auf beiden Beinen landete, ohne das Rauchfass auszuleeren. Ich war derart verblüfft und fand das so lustig, dass ich etwas zu deutlich zu grinsen begann, was dem Pfarrer P. K. nicht entging, im Kopf behielt und nach dem Auszug in die Sakristei mit einem ergrimmten Gesicht (wie die Plattenwand) die wohl verdiente "Singälä" austeilte, was ich - in der Kirche grinst man nicht und ein Tortschenträger schon gar nicht -  einleuchtenderweise als gerecht und normal empfand.

 

Weihrauchfass, Schiffli und Löffeli

Passend zu dieser Erinnerung lautet das Bibelwort "Salböl und Weihrauch er-freuen das Herz, die Herzlichkeit eines Freundes erfreut mehr als duftendes Holz" (Sprüche, 27, 9)

 

Ausserdem war mir von klein auf nicht entgangen, dass die Drei Könige dem Christkind in Bethlehem "Gold, Weihrauch und Myrrhe" als Gaben und Geschenke mitgebracht hatten.

 

Grund genug, sich zu fragen, was eigentlich Weihrauch ist und woher Weihrauch kommt. Ich wurde sehr reichlich fündig:

 

"Weihrauch ist das Harz des Weihrauch-Baumes (Boswellia). Diese Pflanzen-gattung zählt zur Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae) und umfasst etwa 24 verschiedene Arten. Im Europäischen Arzneibuch ist nur Indischer Weihrauch (Olibanum indicum) angeführt - das Harz von Boswellia serrata.

 

Boswellia serrata ist ein in Indien beheimateter und an trockenen Stellen wach-sender Baum. Seine unpaarig gefiederten Blätter sind an den Enden der Zweige zusammengedrängt. Die grünlich-aschfarbene Rinde schält sich in papierdünnen, glatten Stücken ab.

  

Zur Gewinnung des Harzes werden die Stämme und Äste wild wachsender Bäume angeschnitten. Der austretende weissliche Milchsaft trocknet an der Luft zu einer zähen Masse, die dann nach einigen Monaten eingesammelt wird. Die Ernte kann nur bis zum Blattaustrieb und zur Blüte erfolgen, danach müssen die Bäume geschont werden. Das gewonnene Gummiharz kommt in Form weisslich bestäubter, gelblicher, gelblich-rötlicher oder bräunlicher, unregelmässiger Stücke oder kleiner Körner in den Handel.

  

Die zeitraubende Gewinnung und die langen Handelswege waren der Grund, wa-rum Weihrauch früher in verschiedenen Kulturen als ein hoch angesehenes Luxusgut galt und in Gold aufgewogen wurde.

 

Mit dem beim Verbrennen des Gummiharzes entstehenden aromatischen Duft wurden Götter und Könige verehrt. Ausserdem wurden im alten Ägypten hoch-rangige Persönlichkeiten damit mumifiziert.

 

Eine lange und bedeutende Tradition hat das Gummiharz zudem in der traditi-onellen Heilkunde vieler Kulturen. So verwendeten etwa die indische, chine-sische, arabische, griechisch-römische und ägyptische Medizin Weihrauch gegen verschiedenste Entzündungen und Infektionen."

 

(Zitiert nach: www.mylife.de/heilpflanzen/weihrauch) 

Weihrauch-Körner

Weihrauch in der Kirche

 

"Der wahrscheinlich bekanntere Einsatz ist es, wenn in der Kirche auf einmal Nebel herrscht. Hier wird der Weihrauch auf glühenden Kohlen langsam ver-brannt. Es steigt ein weisser Rauch auf, der einen aromatischen und wohlriechenden Duft verbreitet.

 

Weihrauch wird bei besonders feierlichen Gottesdiensten verwendet, bei Vespern, Prozessionen und auch bei Beerdigungen. Im Sonntagshochamt wird an verschiedenen Stellen beräuchert (inzensiert): Zum Beginn des Gottes-dienstes (Altarinzens), vor dem Evangelium (Inzens des Evangelienbuchs), zur Gabenbereitung (Inzens der Gaben) und zur Wandlung (Inzens des Leibes und des Blutes Christi). In manchen Gemeinden schliessen sich an die Beräucherung der Gaben die Priester- und Volksinzens an.

 

In Ostergottesdiensten werden zusätzlich Kreuz und Osterkerze beräuchert, in Andachten oder an Fronleichnam wird das Allerheiligste (Monstranz) inzensiert. Asserdem wird Weihrauch bei der Kirch-, Altar- und Glockenweihe sowie Segnungen verwendet.

 

Die symbolische Bedeutung des Weihrauches besagt, dass wie der Rauch in die Höhe steigt, auch unser Gebet zu Gott steigen möge. Auch in der Bibel ist der Weihrauch häufig als kostbare Opfergabe erwähnt. So brachte man z.B. Gold, Weihrauch und Myrrhe zur Krippe nach Bethlehem.

Aus der katholischen Kirche ist der Weihrauch nicht wegzudenken – auch wenn sich einige dies wahrscheinlich wünschen mögen. Er stellt eine besondere Ehrbezeugung Gottes dar.

 

Weihrauchdienst der Messdiener

 

Der Weihrauchdienst ist bei vielen Minitranten sehr beliebt. Jeweils zwei Mess-diener sind für den Dienst eingestetllt. Ein Messdiener (Thuriferar) trägt das Weihrauchfass, ein zweiter (Navicular, lat. navicula=Schifflein) das sogenannte Schiffchen, das einem Schiff ähnelnde Gefäss, in dem sich die Weihrauchkörner befinden.

 

Quelle:

 

www.kath-tauberbischofsheim.de/glauben-symbole/liturgie-und-ihre-bedeutung/weihrauch/

 

Räuchern ist modern

Aber auch im profanen Bereich ist Räuchern in Wohnungen heutzutage wieder "in" geworden. Vom Rauchstäbchen bis zu aller Gattung Räuchereien wird das Raumklima bereichert. Im Internet findet sich eine Riesenmenge von  Angeboten, die keine Beziehung zum Weihrauch-Kirchenritus haben.

Vor allem auch die Alternativmedizin befasst sich mit den gesundheitlichen und therapeuthischen Wirkungen.

 

Räuchern in Wohnräumen ist "in"

 

Nicht alles ist nur "Schall und Rauch", was über Weihrauch nachzulesen ist.

... und wenn es nur mein Kästchen ist, das Wespen in die Flucht treibt.


Mittwoch, 10. August 2022

 

Trouvaille

 

Als das letzte "Einfamilienhäuschen"

noch vom Kanton übernommen wurde...

 

oder

 

zur Abschaffung der Sarggebühr

 

Auswirkungen der Aufhebung
der unentgeltichen Bestattung
im Kanton Glarus  

oder 
Etz isch dr Schuss hindä-n-usä!

 

Der Geiz ist die Wurzel alles Übels (1. Timoteus 6,10) (Omnium vitiorum funda-mentum avaritia est). Darüber haben schon viele Geistesgrössen gehirnt. Es begab sich aber im Tal der Linth, dass der löbliche Rat der Achtzig, so im Par-lamente tagen, eine „Verordnung über das Bestattungswesen“ erliess, und zwar am 16. Dezember 1963. Darin steht unter Artikel 1: „Die Bestattung sämtlicher zum Zeitpunkt des Ablebens im Kanton wohnhaften Personen sowie die auf Kantonsgebiet aufgefundenen Leichen ist im Kanton Glarus unentgeltlich und wird durch die Gemeinderäte, bzw. die Friedhofkommissionen angeordnet.“ und Art. 25: 1Die Särge sind nach einem vom Regierungsrat zu bestimmenden Mo-dell aus geeignetem Tannenholz anzufertigen. Der Preis ist für alle Gemeinden einheitlich...  2 Stellen die Hinterbliebenen in bezug auf die Ausführung des Sar-ges weitergehende Ansprüche, so haben sie für die Mehrkosten aufzukommen.“ und Art. 29 1 Die Bestattungen erfolgen auf Kosten des Kantons und umfassen folgende Leistungen: a) die Leichenschau; b) die Lieferung des Sarges und die Einsargung der Leiche; c) die Verbringung der Leiche auf den Friedhof; d) das Öffnen und Zudecken des Grabes; e) die Bezeichnung des Grabes und dessen Unterhalt während zehn Jahren.“

 

Diese Regelung ersetzte die „Vollziehungsverordnung zum Gesetz, betr. die unentgeltliche Beerdigung vom 7. Mai 1893, erlassen vom Landrat am 29. Januar 1930“ und die „Verordnung betr. Leichenschau, Beerdigung und Friedhöfe, erlassen vom Regierungsrat am 24. Juli 1919.

 

Vierzig Jahre später waren die Glarner dermassen in der Kreide, dass sie unter vielen anderen Massnahmen beschlossen, die unentgeltliche Beerdigung abzu-schaffen und die bisher getragenen Auslagen für das letzte „Behausung“ wieder voll und ganz dem Verstorbenen selber, bzw. dessen Erben zu überbürden. Natürlich gibt es neben dem Zwang zu Sparen viele gute Gründe diese schöne Geste des Staates, der Arme und Reiche bisher mit der gleichen Art von Tan-nenholz bestatten liess, fallen zu lassen. Wenn Sie bedenken wie erklecklich die übrigen Kosten rund um das Sterben sind, ist so ein Sarg unter Peanuts einzu-ordnen.

 

Das sind die happigen Kosten für Todesanzeigen, meist in mehreren Zeitungen, Trauerkarten, Kränze, Blumengebinde, Sargbouquet, nicht zu schweigen von den Auslagen für das Leidmahl, bei dem man sich auch nicht lumpen lassen will. Die Eigenen essen im „Schwert“, die Jahrgänger im „Schützenhof“, die Kameraden vom Verein X. im „National“, die Spezis Club Y. im „Bahnhöfli“ etc. etc. Da sind Trinkgelder für die Leichenträger, den Sigristen, die Ministranten, möglicherweise für das Spitalpersonal, das sich aufmerksam dem Sterbenden gewidmet hat. Kurzum, auch wenn’s den Erben noch so weh tun mag, man darf schon aus Pietätsgründen nicht „schmürzelen“. Alles in allem gesehen, macht es den Chün-gel auch nicht weniger feist, wenn auch die „Staatskosten“ gestrichen werden.

 

Mitnichten! Wenn man bedenkt, dass neben Föhn, Neid und Missgunst, der Geiz auch zu ältesten Glarnern gehört, so ist die Rechnung noch nicht gemacht. Unabhängig vom von den Erben sehr gern gesehenen „Altersgeiz“, könnte da die „Hebigkeit“, die man bis zu einem gewissen Grad als „Hauslichkeit“ und Tugend rühmt, aber auch als krampfhaftes Festhalten an materiellen Werten und als Untugend rügt, ihre Blüten treiben. Das innere Aufbäumen gegen den Staat, der einem nun das letzte Häuschen nimmt, kann zu einer emotionellen Kraft werden wie Liebe und Hass, die bekanntlich das menschliche Leben erstaunlich verlän-gern können, und die Leute so verbittern, dass sie sagen: „ So, ihr Chäibä! Etz stiirbi gad ztratz nuch nüd aso gschnäll!“

 

Die Folgen sind beträchlich. Wer, wenn es Zeit wäre, nicht sterben mag, bezieht bis ins Unendliche AHV-Rente! Vielleicht gar Ergänzungsleistungen! Oder sogar Hilfslosenentschädigung! Pensionskasse! Möglicherweise IV-Rente! Er entzieht der Volkswirtschaft die Prozente, die er per AHV-Ausweis bei Kauf- und Konsu-mationspreisen abziehen kann. Gewöhnlich wechseln ältere Leute viel langsamer ihre Autos, Kleider, Anschaffungen aller Art, nach der Mentalität „’s tuäts schu nuuch!“. Die Hosen werden ausgetragen, bis ein mittelprächtiger Spiegel da-gegen blind erscheint. Und dann die Belastung der Krankenkassen. Statistisch gesehen stellen sich mit zunehmendem Alter die einen oder anderen Gebrechen ein, die Arztbesuch, Spitalaufenthalt oder Kuren erfordern. Die Krankenkassen-prämien werden weiter steigen, nur weil es der Souverän dem einzelnen nicht gönnen mag, staatlich berappt zur letzten Ruhe gebettet zu werden.

 

Kurzum – sind Sie sich eigentlich bewusst, was für eine Kettenreaktion die gestrichene Unentgeltlichkeit auslöst. So gesehen wird die Vorenthaltung einer bisherigen Leistung des Staats zum Bumerang, der gerade das Gegenteil des Beabsichtigten erreicht. Eine Art Trotzreaktion wie die Erhöhung der Hundesteu-er, auf die erzürnte Hundebesitzer reagiert haben, indem sie ihre Hunde wieder auf die Strasse scheissen lassen. Quasi – „gseehnder etz, was-er mit demm erräicht händ!“

 

Auf der anderen Seite hatte jede Zurücknahme staatlicher Dienstleistungen den Vorteil, dass sie neue Märkte eröffnet und ein Praktisch-Monopol aufhebt. Viel-leicht wäre eine Verschärfung der Konkurrenz  unter den Sargschreinern anre-gend. Ein bisschen mehr Farbe, Schwung, Stil und Form, Komfort, Raffinesse könnte die Landschaft des Beerdigungsmarktes beleben. Die Beerdigungs-institute könnten variablere Arrangements für die letzte Reise anbieten. Von Mini- bis Maximodellen, von Touristen-, Business bis First Class-Beerdigungen. Lassen wir uns doch nicht weiter Sand in die Augen streuen – die Mehrklassenge-sellschaft ist Realität, gab es schon immer und wird es immer geben.

 

So lange die Hinterbliebenen aus Wertschätzung für einen Verstorbenen und für das „Puntänööri“ grosszügig Geld ausgeben, mag es ja angehen. Wenn es aber nur zur Darstellung der Eigenüberschätzung reicht und weil man ja schliesslich doch noch etwas mehr Besseres ist als die andern, dann windet man der Dumm-heit Kränze. Immerhin könnten dann die „Hauslicheren“ im günstigen Katalog-versand oder im Multipaclk für die ganze Verwandtschaft bestellen. Wer weiss, ob dann bei Otto’s günstige Särge erhältlich sind. Es muss ja nicht unbedingt Massivholz sein, die Plastik- und Kartonagebranche könnten Einwegmodelle ent-wickeln und kreatives Design mit dem Nützlichen verbinden. Ganz abgesehen von den Möglichkeiten des Sponsorings mit Bandenwerbung auf der Friedhof-mauer, Kleber auf den Särgen, Migros Klubschul-Sargmalkursen und speziellen Werbeschirmen, da es an vielen Bestattungen regnet. 

 

Sie sehen – eigentlich müsste man sich fragen, warum die Regierung nicht schon früher daraufgekommen ist, mit dieser Streichung ganz neuen Schwung in die Bude zu bringen.

 

Und dann würde wieder aktuell, was eine besorgte Ehegattin in einem Brief an das Versandhaus "Sowieso" mitgeteilt hat: „Da nun mein Mann doch nicht ver-storben ist, sende ich Ihnen die schwarze Bluse wieder zurück.“.

 

Makaber, makaber! Hoffentlich sind sie nicht allzu schockiert! Das Leben ist manchmal makaber. Ironie macht es erträglicher.

Bis bald und hoffentlich noch lange! Ihr Pankraz.

 

 erschienen im "Fridolin" Schwanden Rubrik "Dies + Das" v. 2003 oder 2004


Dienstag, 9. August 2022

 

Zum Tod von Stanislav Bor

Dramaturg, Regisseur,Therapeut

8. Juni 1936 bis 16. Februar 2022

 

Ich hatte mit Stanislav Bor zwei einschneidende Begegnungen: Zum ersten in Einsiedeln, als er 1981 mit Hans Gerd Kübel das Welttheater inszenierte, und zum zweiten, als ich aus dieser Begegnung ein Podium im Kantonsratssaal in Schwyz über "Sagen" organisieren und leiten konnte. Bor hatte vorher Muothathaler Sagen im Schweizer Fernsehen mit einem Film vorgestellt. Durch verschiedene Umstände ist es mir leider erst jetzt möglich, ein kleines Andenken an den hochtalentierten Mann hier festzuhalten.

 

Stanislav Bor, Archivbild

 

Stanislav Bor

 

Gebürtiger Prager, lebt als tschechisch-schweizerischer Doppelbürger vorwiegend in Zürich, hat erst in seiner zweiten Lebenshälfte angefangen, Deutsch zu lernen. Mehr als zwanzigjährige Tätigkeit in der Theater-, Film- und Fernsehregie. Theaterhäuser der ehemaligen Tschechoslowakei, ZDF, ORF, SRG, BBC etc. Zahlreiche Drehbücher, drei Theaterstücke, Fachpublikationen. Abgesehen von einer Sammlung seiner „peinlichen“ Liebesgeschichten, „Herrenparty“ (noch tschechisch geschrieben und verlegt) sind die vorliegenden Manuskripte „Der junge Herr im Nebel“ und „Der Fremde“ seine erste grössere Prosa.

 

Quelle: https://www.xinxii.com/stanislav-bor-66641el

 

In einem Briefwechsel mit seiner Frau Natalia Hauser-Bor erhielt ich freundlicher-weise den im Traueregottesdienst in der Herz-Jesu-Pfarrei Örlikon verlesenen Le-benslauf, der hier verewigt werden soll:

  

Lebenslauf von .....

 

"Stanislav Bor ist in der Nähe von Prag aufgewachsen. Seine Eltern waren Gross-grundbesitzer, die sehr sozial eingestellt waren. Sie haben für ihre Angestellten Häuschen gebaut oder ihnen ärztliche Untersuchungen ermöglicht, was damals nicht selbstverständlich war. Diese Erfahrungen kommen dann auch in seinem Roman "Der junge Herr im Nebel" zur Sprache. Als Stanislav 11jährig war, schickten ihn die Eltern in eine elitäres Knabeninternat. Durch das kommuni-stische Regime wurde das Internat geschlossen und Stanislav lernte das Leben eins Fabrikarbeiters kennen. Später konnte er seine Studien weiterführen und studierte an der Karls Universität in Prag Psychotherapie, Literatur und Geschich-te. Am Burgtheater machte er seine Ausbildung zum Regisseur.

 

1968 erhob sich im Prager Frühling die tschechische Bevölkerung. Die Revo-lution wurde blutig niedergeschlagen. Stanislav sah seine Zukunft nicht mehr in seiner Heimat und flüchtete in die Schweiz. Hier begann er eine 20jährige Tätig-keit in der Theater-, Film- und Fernseh-Regie, für die er auch mit verschiedenen nationalen und internationalen Auszeichnungen geehrt wurde. Er kam in Kontakt mit Persönlichkeiten wie Federico Fellini, Herbert von Karayan. Er war ein enger Freund von Vazlav Havel, um nur einige zu nennen. In dieser Zeit verheiratete er sich mit Rosemarie Bitterli. Dem Ehepaar wurde eine Tochter geschenkt. Leider war diese Ehe nicht von Dauer. Stanislav fand in Natalia Hauser eine Lebensge-fährtin. Mit ihr teilte er auch seine berufliche Neigung für Psychotherapie und er-öffnete eine Praxis für Beziehungsproblematik in Zürich. Dank seinem Wissen und Können hat er während 30 Jahren Menschen aus allen Schichten das Le-ben erleichtert. Seit dem Jahr 2000 lebten Stanislav und Natalia Bor-Hauser an der Arminstrasse in Oerlikon. 

 

In dieser Zeit durfte ich sie im Gottesdienst und auch privat etwas kennenlernen. Aus diesen Begegnungen spürte ich, wie Herr Bor den Wunsch hatte, sein Leben in Einklang mit seinen religiösen Wurzeln zu bringen. Nach dem Unfall und einer schweren Operation von Herrn Bor, war seine Frau ab 2017 in der Pflege und Betreuung ihres Mannes ganz besonders gefordert. Durch Frau Tamara Schmid, Spitexfrau und Katechetin entstand in den letzten Monaten eine sehr schöne Beziehung zu den beiden. Da Herr Bor nicht mehr in die Kirche gehen konnte, brachte sie ihm am 6. Februar die heilige Kommunion. Auch wenn dann sein Tod überraschend kam, Herr Bor war genügend wachsam, dass er wusste: Der Herr kommt zu seiner Stunde, in der er es nicht erwartet. Wir wollen nun einen Mo-ment der Stille halten und an die persönliche Geschichte denken, die jeder ein-zelne von uns mit Stanislav Bor erlebt hat..."

Portrait von Stanislav Bor von der Buch-Cover-Rückseite seines Werke "Die junge Herr im Nebel"-

e.book, 200 Seiten, Moskau 2014, in der Schweiz erschienen 30.7.2014

(sehr schwierig erhältlich)

Frau Dr. med. Natalia Hauser-Bor schenkte mir freundlicherweise ein Exemplar.

 

 

Covertext Rückseite

 

Stanislav Bor wurde 1936 in Prag geboren, besitzt sowie die tsche-chische als auch die Schweizer Staatsbürgerschaft und lebt vorwiegend in Zürich.

 

In diesem Werk kann der Leser - wahrscheinlich zum ersten Mal in der zeitgenössischen Literatur - einen Einblick in ein bisher selten be-handeltes Thema bekommen: Adlige und Grossgrundbesitzer aus Böh-men, ihre Art zu leben, zu denken und zu fühlen.

 

Stimmen zu Buch

 

Kirilenko Iury Pavlovich, Schriftsteller

 

'Nihil pluri formius amore" - "Nichts ist vielseitiger, als die Liebe' - dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch all seine Werke und bestätigt, dass dieses wundervolle Gefühl jeden Menschen sein ganzes Leben lang begleitet. Der Stil dieses Romans ist äusserst rnodern und erinnert an manchen Stellen an den eines Telegraphisten. Kurz einfache Sätze, ohne überflüssige Details und Aus-führungen. Aber genau das erzeugt die ,,Luft" dieses Romans und lässt den Leser vieles dazudenken und ausmalen in seiner Fantasie.

 

 

Arakeleyan Aleksan Surenovich, Publizist, Journalist

 

Die Unkonventionalität der Schilderung die zeitliche Zerstreutheit der Handlungen und der Bilder, formt sich nach dem Lesen des Romans zu einer Zeitfolge, in der sich jedes Element wie ein Mosaiksteinchen zum ganzen BiId oder Fragment eines Bildes, womöglich zu einem tragischen Bild, zum Leben der Hauptfigur, oder vielleicht gar Eures Lebens, legt.

 

Dr. med. Natalia Hauser, Übersetzerin ins Russische

(Lebensgefährtin von Stanislav Bor)

 

Dieses Buch ist eine Delikatesse. Schon von Beginn an fühlt man die Kraft des Zusammenspiels verschiedener Ingredienzen. Der Autor begibt sich ungezwun-gen und doch mit tiefem Sinn aus der einen Welt der handelnden Personen in eine andere, wovon ein angenehmer und aromatischer Geschmack des Gefühls fürr Lebenssinn ausgeht. Dieser Roman kann die Seele nicht hinters Licht führen. Man vergisst ihn nicht und will mehr.

 

Mein Eindruck

 

Der junge Herr im Nebel

Ich habe das Buch in einer Nacht von A bis Z durchgelesen. Fazit:

Eine Darstellung der Verhältnsse eines Grossgrundbesitzers in Tschechien und die grassierenden Folgen des Kommunismus. Das *Der junge Herr im Nebel", ein „Herrensöhnchen“ wird von der Ausbildung her umgepolt in einen Arbeiter und  Soldaten, die ordentliche Situation verkommt zum verlotternden „Arbeiterpara-dies“

Der Autor schreibt keine Kapitel, sondern reiht flashartige Bilder aneinander. Er verwendet eine sehr träffe und freizügige Sprache.

Das Buch hat biografieähnliche Elemente.

 

 


Montag, 8. August 2022

 

Friedrich Schröder, in Näfels geboren

 

Er wäre am 6. August 102-jährig geworden

 

 

Mal in Dur, mal in Moll,

mal heiter, mal etwas nachdenklich,

etwas verliebt, etwas sentimental

ein Kaleidoskop meiner Einfälle, -

in vielen Jahen mit viel Liebe geschrieben!

Ihr

Friedrich Schröder 

 

Die Schröders wohnten angeblich im Haus Aufderletz. Vater Schröder war Inge-nieur bei der international tätigen Firma Bosshard AG, beim Bau der Eiffelturms in Paris dabei und öfters Gast im "Hotel Schwert". Damit dies nicht in Verges-senheit gerate, sind hier einige Erinnerungen.

Die ältere Generation erinnert sich noch an viele seiner Schlager, Operetten und Filmkompositionen.

 

Friedrich Schröder (Friedrich Hermann Dietrich Schröder)

 

(* 6. August 1910 in Näfels, † 25. September 1972 in Berlin)

Komponist hauptsächlich Operetten Filmmusik und Schlager.

 

Vater Ingenieur aus Westfalen, Mutter aus Schwaben

Als er vierjährig war, wechselt seine Familie nach Stuttgart, wo er aufwächst.

 

1927 Realgymnaisum Abitur.

Anschliessend Studium in Münster: Musikgeschichte und Kirchenmusik.

Zwei Jahre später übersiedelt er nach Berlin und setzt sein Studium an der Musikhochschule fort. Wichtigster Lehrer: Paul Höfler

1929 Weltwirtschaftskrise: Er verliert alles, was ihm sein Vater vermacht hat.

Er gibt seinen Plan, Kirchenmusiker zu werden auf und wird Komponist.

Er lernt den Komponisten Peter Kreuder kennen und wird sein Mitarbeiter- Hauptaufgabe: Kreuders Filmmusik zu orchestrieren.

 

1934-37 Kapellmeister am Metropol-Theater Berlin

Gleichzeitig wird er Schüler des Operettenkomponisten Paul Lincke und dirigiert  im Theater ein paar von dessen Werken.

 

1936 schreibt Friedrich Schröder seine ersten Schlager und ein Jahr später seine erste Filmmusik. Zur selben Zeit arbeitet er für das Tanz und Unterhaltungs-orchester "Die goldenen Sieben".

Bald folgen mehrere Operetten, eine Oper, und 1936 schreibt er seine ersten Schlager und ein Jahr danach seine erste eigene Filmmusik.

 

Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Berliner Rundfunk-Sender Rias gegründet wird, wird Schröder der erste Leiter der Musikabteilung.

 

1957 wird er musikalischer Leiter des Bertelsmann Schallplattenring und gründet mit ein paar anderen die Schallplattenfirma Ariola.

 

Schröder setzt sich dafür ein, dass Zarah Leander, die im Dritten Reich als Schauspielerin und Sängerin grossen Erfolg feiern konnte, sich aber 1943 in ihre schwedische Heimat zurückgezogen hatte, wieder nach Deutschland kommt. Mit ihr produziert er die ersten Nachkriegshits für Bertelsmann.

Die folgenden Jahre ist Schröder hauptsächlich Musikproduzent.

1964 wird er als Präsident des Vereins zur Förderung der deutschen Tanz- und Unterhaltungsmusik gewählt. In dieser Eigenschaft gibt er den Anstoss, dass an der Hochschule für Musik in Berlin ein Nachwuchsseminar für das Fach "Unter-haltungsmusik" eingerichtete wird.

Nach längerer Krankheit stirbt Schröder am 25. September 1972 in seiner Ber-liner Wohnung im Alter von 62 Jahren.

 

Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof Berlin-Wilmersdorf.

 

(Foto: Wikipedia)

Schröder ist ab 1931 bis zum Tod mit Lieselotte Wiedenhaupt verheiratet, sie haben drei Kinder, dazu hat er noch aus einer anderen Beziehung eine Tochter.

 

Auszeichnung.

1955 erhält Schröder als erste Person den neu geschaffenen Paul-Lincke-Ring.

Mit diesem werden Musiker geehrt, die sich besondere Verdienst im Bereich der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik erworben haben. 

Am 65. Geburtstag von Zarah Leander

 

Eine Auswahl aus seinen Werken

 

 

Operetten

 

Hochzeitsnacht im Paradies (Urauffihrung 23. September 1942 Metropol-Theater  Berlin)

Nächte in Shanghai (Uraufführung 12. Februar 1947 Metropol-Theater  Berlin)

Chanel Nr. 5 (Urauführung  23. Dezember 1947 Corso-Theater Berlin)

Die grosse Welt (Uraufführung Februar 1951 am Hessischa Staatstheader  Wiesbaden)

Isabella (Uraufführung  Juli 1954 am Nationaltheater Mannheim)

Die Jungfrau von Paris (Uraufführung  19. Dezember 1969 Raimundtheater  Wien)

 

Oper

 

Das Bad auf der Tenne (Spieloper in 10 Bildern), Uraufführung 26. März 1955  Opernhaus Nürnberg)

 

Filmmusiken

 

1936: Weisse Sklaven

1937: Sieben Ohrfeigen

1938: Ein Lied von Liebe

1938: Einquartierung bei Klawunde

1938: Kleiner Mann - ganz gross

1938: Fortsetzung folgt

1938: Eine Nacht im Mai

1939: Onkel Fridolin

1939: Die Brezel

1939: Mann für Mann

1940: Ihr Privatsekretär

1940: Alles Schwindel

1940: Golowin geht durch die Stadt

1940: Der Kleinstadtpoet

1941: Immer nur Du

1941: Oh, diese Männer

1941: Ein Windstoß

1942: Weisse Wäsche

1942: Meine Freundin Josefine

1943: Die große Nummer

1943: Akrobat schö-ö-ö-n

1946: Peter Voss, der Millionendieb

1950: Maharadscha wider Willen

1950: Hochzeitsnacht im Paradies

1951: Professor Nachtfalter

1951: Hilfe, ich bin unsichtbar

1951: Die Schuld des Dr. Homma

1952: Ein ganz grosses Kind

1953: Briefträger Müller

1953: Der verzauberte Königssohn

1953: Die Privatsekretärin

1954: Sanatorium total verrückt

1954: Jedem das Seine

1954: Meine Schwester und ich

1955: Schwedenmädel (Sommerflicken)

1956: Charleys Tante

1956: Das Bad auf der Tenne

1956: Pulverschnee nach Übersee

1956: Das Sonntagskind

1956: Das Donkosakenlied

1958: Italienreise – Liebe inbegriffen

1961: Ihr schönster Tag

1962: Hochzeitsnacht im Paradies

1963: Frühstück im Doppelbett

 

 

Einige seiner erfolgreichen Schlager

 

         1937: Ich tanze mit dir in den Himmel hinein (Text: Hans Fritz Beckmann)

         1938: Kinder, wie die Zeit vergeht (Text: Günther Schwenn und Peter Schaeffers)

         1938: Weil der D-Zugführer heute Hochzeit macht (Text: Hans Fritz Beckmann)

         1939: Gnädige Frau, wo war’n sie gestern? (Text: Hans Fritz Beckmann)

         1941: Ich werde jede Nacht von Ihnen träumen (Text: Hans Fritz Beckmann)

         1941: Maria Magdalena (Text: Hans Martin Cremer)

         1942: Was ich dir noch sagen wollte... (Text: Günther Schwenn)

         1942: Ein Glück, dass man sich so verlieben kann (Text: Günther Schwenn)

         1942: So stell ich mir die Liebe vor (Text: Günther Schwenn)

         1942: Man müsste Klavier spielen können (Text: Hans Fritz Beckmann)

         1947: Leb wohl, adieu, auf Wiedersehn (Text: Günther Schwenn)

         1947: Träume kann man nicht verbieten (Text: Günther Schwenn)

         1950: In einer Nacht am Ganges (Text: Curth Flatow)

 

 

 

     Beim Komponieren                   Im Jahre 1965                       Am 65. Geburtstag von                                                                                                                   Zarah Leander


Sonntag, 7. August 2022

 

175 Jahre Bahn in der Schweiz  1847-2022

 

Schulreise mit der Spanisch-Brötli-Bahn 1947

 

Archivbild: 100 Jahre Spanisch-Brötli-Bahn 1847-1947

 

Meine erste Schulreise mit Lehrer Arnold Krieg 1947

 

Ich erinnere mich an Vieles aus der 1./2. Primarklasse beim herzensguten Lehrer Arnold Krieg im Zimmer 2 des Dorfschulhauses in Näfels. Genau neben dem Zimmereingang war das "Fundkästchen". Wir sassen in langen, bleichen Vierer-bänken mit einer Klappe. "Klappe auf, Klappe ab!" war das oft gehörte Komman-do. Erinnerungsfetzen sind noch da an die erste Schulreise. Offenbar hatte Ar-nold Krieg davon gehört, dass es Sonderfahrten für Schulen gab. Es war wunder-bares Wetter. Mein erster Eindruck auf dem Bahnhof Näfels war wie ein Wunder. Zuerst hörte man mehrere laute langgezogene Pfiffe, dann fuhr ein Zug mit einer wunderbaren Lock in braunem Holz, einem Kamin. Schnaubend und stampfend und rauchend fuhr sie ein und hielt langsam unter fürchterlichem Kreischen und Quietschen der Bremsen. Fein herausgeputzt, mit seitlich grossen Triebrädern, die von einem langen Stahlbalken angetrieben wurden, die nun stillstanden, stand sie da die Lock mit dem grünen Kohleanhänger und der angehängten Personenwagen.

 

"Etz chänd'r iischtiigä, abr passed uff  dr Schtägä!" Dann stürmten wir los und kletterten mit unsern kurzen Beinen die Eisenbahntreppe hoch und alle rannten wir, um einen Fensterplatz zu erwischen. Ich erinnere mich, wie plötzlich jemand mit einer Glocke läutete, der Bahnhofvorstand mit der roten Kappe und der Kelle mit dem weissen schrägen Strich, grün für die Abfahrt und rot für Anhalten, stand auf dem Bahnsteig und winkte, worauf nach einem grässlichen Stampfen und Zi-schen und sich mit Lock-Pfiff die Welt von links nach rechts bewegte. Erst der Bahnhof, dann der "Mulliser Bahnhof", lies: das Aborthäuschen, dann die Bar-riere, die grossen Gaskessel und dann der Blick auf vorbeischwebende Tele-fonstangen, breite Wiesen und im Hintergrund der Bärenstich, der sich nach rechts bewegte. Plötzlich hatte einer entdeckt, dass am Fenster ein Lederriemen heraushing, der mit Hilfe des Lehrers gezogen, das Fenster nach unter verschob, so dass herrliche Luft hereinstob und unsere Haare verstrubelten. Doch, aufge-passt, so der Lehrer, es könnten mit dem Rauch feine Kohle- oder Russkörnchen

ins Auge fliegen. Der Rauch roch nicht gut, wie nach faulen Eiern oder wie der Gestank aus Dohlendeckeln bei Föhndruck.

 

Natürlich schrien und jubelten wir mit dem Gesicht im WInd. In Netstal standen Leute auf dem Bahnhof, die uns zuwinkten und lachten. Leider verlangsamte unter fürchterlichem Gekreische die Spanisch-Brötli-Bahn ihr Tempo bald und viel zu früh fuhren wir bei den schattigen, ausladenden Hallen des Stadtglarner Bahn-hofs ein, der mir riesenmächtig  vorkam. "Hee, uufpassä, bim Uusschtiigä, uff dr Schtägä" mahnte Lehrer Krieg beim Aussteigen besorgt.

 

Dann war die Herrlichkeit des Bahnfahrens zu Ende. "Iischtellä!", dann ging's in Zweierkolonne dem Lehrer nach Marsch! Wir schlenderten durch den Volksgar-ten, wo ein hoher Springbrunnen wie ich noch nie einen gesehen  hatte, hoch in die Luft Wasser schleuderte und dann in einem Bogen wieder herunterplät-scherte. Ich hab das seltsam zischende Geräusch des Springbrunnens noch im Gedächtnis. Dann begann der mühsame Aufstieg, der Strasse nach Schwändi hinauf. Es war brütende Hitze. Nach einer Ewigkeit kamen wir in Schwändi an und durften in einem Hotel einkehren. Dort  sah man einen imposanten Berg, der  wie uns der Herr Lehrer sagte, "Tödi" hiess. Wow! War das eine schöne Aussicht. Dann durften wir an Tisch im Freien unsere Lunchtasche auspacken mit Proviant, den die Mütter eingepackt hatte, "Anggäbrüüt", "Öpfel", vielleicht noch ein Pärli "Landjeger". Dazu konnten wir ein "Elmerzitroo" bestellen und dazu den mitge-gebenen Rappen hervorklauben. Vor uns war noch ein Bassin, "aber da gah-p-mer niämer inä, hä! Sust chlepft's!" Nach einiger Zeit rief der Lehrer wieder zum Aufbruch. Wieder in Zweierformation schritten wir talwärts, ziemlich steil. Plötzlich waren wir auf dem Bahnhof, der "Mitlödi"  hiess. Doch die Enttäuschung war gross, als nach dem Tingeltangel der grossen Stehglocken nur ein gewöhnlicher Zug einfuhr, dabei hätten wir uns auf die Rückfahrt mit der "Spanisch-Brötli-Bahn" nach Näfels mächtig gefreut.  Die letzte Strecke, so der Lehrer, "müänd dr rächt tuä, wänn'r moorä ä halba Taag frii wänd!". Diese Tradition wurde bis in die obersten Klassen gepflogen, weil Schulreisekinder auf der letzten Strecke meist müde und ausgelassen herumtobten. Die Aussicht auf einen freien halben Tag war ein probates Mittel, uns Schreihälse etwas im Zaum zu behalten... immerhin waren wir ja rund 40 Kinder...

Ein Requisit von 1947. Lehrer Arnold Krieg hatte allerdings ein Kollektivbillett.

Das waren noch Zeiten, als es noch Fünfermarken brauchte!

Mit der Spanisch-Brötli-Bahn gings 1947 auf die Schulreise von Näfels nach Glarus


Samstag, 6. August 2022

 

Pater Dr. Albert Ziegler SJ verstorben

 

Noch am 10. Juni 2017 war P. Dr. phil., lic. theol Albert Ziegler mit von der Partie als die Altherren-Vereinigung der bekannten grosse Studentenverbindung "Turicia" ihren Ausflug nach Näfels (Freulerpalast und "Schwert") machte. Er war Ehrenphilister der Turicia und hatte den Studentenvulgo "Magnus". Ich hatte die Ehre beim Mittagsmahl im Schwert zu seiner Rechten zu sitzen. Zum ersten Mal begegnet bin ich dem eloquenten, originellen und direktherausredenden Jesu-itenpater in den sechziger Jahren an einem Jugendfestival in Sempach. Später verkam ich ihm als er als Ethik-Unternehmens-Berater bei Walter Feldmann sen. im "Fridolin" Schwanden referierte. Feldmann hat ihm sogar ein Buch gewidmet. Nun ist er nach schwerer Krankheit am 4. August verstorben. Ich verweise auf die Nekrologe weiter unten.

                                             11. Juli 1927 bis 4. August 2022

Trauerbotschaft der Jesuiten Schweiz

 

 

Trauer in der Schweiz um Pater Albert Ziegler SJ

Am 4. August ist Pater Albert Ziegler SJ im Pflegeheim St. Franziskus in Menzin-gen ZG gestorben. In der Schweiz hatte er eine grosse Bedeutung, viele Men-schen haben ihn als Prediger in prägender Erinnerung.

Pater Albert Ziegler SJ wurde am 11. Juli 1927 in Zürich geboren. Nach der Matura am Benediktinergymnasium in Disentis in Graubünden und einer kurzen Studienzeit in Fribourg trat er am 11. November 1948 in das Noviziat in Rue FR ein.

Von 1950-1953 studierte er Philosophie im Berchmanskolleg in Pullach.

Es folgte das Magisterium im Noviziat in Rue, von wo aus er zugleich in Fri-bourg am Internationalen Institut für Sozialwissenschaft und Politik promo-vierte. Von 1956 bis 1960 studierte er Theologie in Löwen. 1959 wurde er in Zug zum Priester geweiht. Das Tertiat in St. Andrä im Lavanttal (Öster-reich) folgte unmittelbar auf das Studium. Die letzten Gelübde legte er am 2. Februar 1966 in Zürich ab.

Ab 1961 bildete Zürich sein Lebensmittelpunkt. Bis 1989 wirkte er als Studen-ten- und Akademikerseelsorger im katholischen Akademikerhaus aki. Ab 1979 verantwortete er als Rektor den sogenannten „Theologischen Kurs für Laien“.

Er hat den Zürcher Katholizismus bei dessen Übergang von der vorkonziliaren in die nachkonziliare Zeit entscheidend mit seinen Predigten, Zeitungsartikeln und Vorträgen geprägt. In Deutschland und der Schweiz hat er Unternehmen beraten, Rhetorik unterrichtet, Studierende klettern gelehrt und u.a. als Mitglied der Ethischen Kommission der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften in umstrittenen medizinethischen Fragen Orientierung gegeben.

Ab Mai diesen Jahres verbrachte er aufgrund einer schweren Erkrankung seine letzten Lebenstage im Pflegeheim St. Franziskus der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen, wo er am 4. August im Alter von 95 Jahren starb. 

Die Jesuiten danken Gott für das reiche und gesegnete Leben von Albert Ziegler SJ.

R.I.P.

Quelle:

https://www.jesuiten.org/news/trauer-in-der-schweiz-um-pater-albert-ziegler-sj

Leseswerter Nekrolog von Franz-Xaver Hiestand SJ

Leiter des aki, der katholischen Hochschulgemeinde, Zürich

 

Albert Ziegler SJ   r.i.p.

Annäherungen an eine katholische Legende

 

«Er referiert und informiert, er gestikuliert und polemisiert, er frotzelt und witzelt, er beschwört und betört, er erzählt über griechische Götter und Walliser Berg-führer, über eine in Kandersteg lebende Italienierin oder über mangelnde Erfolgs-erlebnisse einer Zürcher Bar-rierenwärterin. Und wenn er als virtuoser Wander-prediger für ethische Werte in der Wirtschaft und im Leben schlechthin auftritt, bringt er die Leute andauernd zum Schmunzeln und zum Lachen – und gleich-zeitig auch dazu, sich lustvoll, ernsthaft und selbstkritisch Gedanken über Gott und die Welt, über Veranwortlichkeiten und – vor allem – auch über sich selber und ihr eigenes Verhalten zu machen.»

So schilderte der national bekannte Journalist Walter Däpp im Jahre 2000 im «Bund» einen Vortrag des damals 73jährigen Jesuiten Albert Ziegler SJ anläss-lich des «Kreativ-Symposiums für zukunftsgerichtete Unternehmensführung» in Interlaken.

 

So kannte man den ebenso kantigen wie charmanten Zürcher Jesuiten. Im Laufe der Jahrzehnte ist er, das Wort sei erlaubt, zur Legende geworden. Kaum eine Zürcher Katholikin, ein Zürcher Katholik über 50, die ihm nicht begegnet sind! Bis kurz vor seinem Tod reiste, predigte und hörte er unermüdlich Beichte und emp-fing Besuche.

 

Nun ist Ziegler nach seinem 95. Geburtstag gestorben. Geboren wurde er am 11. Juli 1927 in Zürich. Nach der Matura am Benediktinergymnasium in Disentis in Graubünden und einer kurzen Studienzeit in Fribourg trat er am 11. November 1948 in das Noviziat der Jesuiten in Rue im Kanton Fribourg ein. Nach dem ordensinternen Philiosophiestudium in Pullach bei München promovierte er in Fribourg am Internationalen Institut für Sozialwissenschaft und Politik. Von 1956 bis 1960 studierte er Theologie in Löwen. 1959 wurde er in Zug zum Priester geweiht.

 

Ab 1961 war Zürich sein Lebensmittelpunkt. Von hier aus bereiste er den ganzen deutschen Sprachraum für Vorträge, Kongresse und Kletterkurse; nicht zuletzt auch die damalige DDR und sehr regelmässig Zermatt. Bis 1989 wirkte er an der Limmat als Hochschulseelsorger im aki (kurz für «Akademikerhaus»), dem Haus der katholischen Hochschulgemeinde. Ab 1979 verantwortete er als Rektor den sogenannten „Theologischen Kurs für Laien“. Er hat den Zürcher und den Deutschschweizer Katholizismus bei dessen Übergang von der vorkonziliaren in die nachkonziliare Zeit mit seinen Predigten, Zeitungsartikeln und Vorträgen ent-scheidend mitgeprägt.

 

Zuerst in der Schweiz und zunehmend im ganzen deutschen Sprachraum hat er Unternehmen beraten, Rhetorik unterrichtet, Studierende klettern gelehrt und in umstrittenen medizinethischen Fragen wie Empfängnisverhütung, Abtreibung, ak-tive und passive Sterbehilfe Orientierung gegeben. Einsätze bei Volksmissionen in jungen Jahren vertrauten ihm die Oberen ebenso an wie das Verfassen von Film-Kritiken. Nach eigenem Bekunden habe er bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts über 600 Kurzkritiken geschrieben. Später widmete er sich dem Zürcher Reformator Ulrich Zwingli und wurde Mitglied der Ethischen Kommission der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften.

 

Zahlreiche Zeitungsartikel, Vorträge und Predigten entlang der Konfliktlinien ge-sellschaftlicher Entwicklungen und etliche Buchveröffentlichungen begleiteten seine Präsenz im akademischen Milieu. Im Zentrum standen berufsethische und moraltheologische Fragen, später zunehmend Aspekte des Älterwerdens.

 

Ab Mai dieses Jahres verbrachte er aufgrund einer schweren Erkrankung seine letzten Lebenstage im Pflegeheim St. Franziskus der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen. Hier starb er am Abend des 4. August 2022.»

 

Siehe auch auch kath.ch

 

Die Trauerfeier:

Freitag, 12. August, um 15.00 Uhr in der Liebfrauenkirche Zürich.

P.  Dr. Albert Ziegler, vulgo "Magnus" links und alt Regierungsrat  Dr. Hans Holenstein, vulgo "Päpe", beide Ehrenphilister der Turicia, am 19. Juni 2017 im Hof des Freuler-palastes. (Foto Markus Hauser, Zug)


Freitag, 5. August 2022 

 

Kleiner Trip

 

zur Ausstellung "Sagenhafter Alpenraum"

 

im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz

 

siehe auch Bild der Woche vom 5. August 2022

 

Hintergrundinfos

 

 

 

Sagenhafter Alpenraum

Wer sie hört, bekommt Gänsehaut.

Sagen verkünden von aussergewöhnlichen, übernatürlichen oder wunderbaren Ereig-nissen. Sie erzählen Geschichten, in denen Geister, Hexen und Teufel auftreten oder sie handeln von historischen Vorkommnissen und Figuren.
Sagen kommen in allen Regionen der Schweiz vor, besonders sagenreich ist die Zentralschweiz. In der Ausstellung werden bekannte Sagen wie Wilhelm Tell, die Teu-felsbrücke, die schwarze Spinne, der Pilatusdrache, die Blüemlisalp, das Sennen-tuntschi und das Toggeli ins Zentrum der Betrachtung gerückt.

 

Impressum

  • Gesamtleitung Denise Tonella
  • Projektleitung und Konzept Pia Schubiger
  • Wissenschaftliche Mitarbeit Magdalena Bucher
  • Öffentlichkeitsarbeit und Marketing Karin Freitag-Masa (Leitung), Conny Lüönd
  • Bildung & Vermittlung Isabelle Marcon Lindauer
  • Szenografie Martina Nievergelt / Ralph Nicotera
  • Grafik Clavadetscher Gestaltung für Kultur und Wirtschaft, Schwyz
  • Ausstellungsbau Alder Stahl und Schweiss, Atelier S&G, Bubu AG, formenformen gmbH, marty schreinerei gmbH, Luziferro AG, Perplex Plus AG, Utiger Maler AG, Roland Reichlin
  • Lichtplanung Marc Hägeli
  • Leihwesen Maya Jucker, Laura Mosimann, Angela Zeier
  • Konservierung und Objektmontage Markus Leuthard (Leitung), Jürg Mathys (Projektleitung), Charlotte Maier
  • Objektlogistik und Objektmontage Christian Affentranger, David Blazquez, Simon D’Hollosy, Reto Hegetschweiler, Markus Scherer
  • Fotografie Jörg Brandt, Zvonimir Pisonic
  • Bildarchiv Andrea Kunz, Fabian Müller, Remo Sidler
  • Lithografie und Scans Georg Sidler
  • Animation und Tonkulisse Movl GmbH Charlotte Germann und Tweaklab AG Kaspar Hochuli
  • Mediaplanung, Installation und Programmierung René Vogel (Leitung), Thomas Bucher, Pasquale Pollastro
    Tweaklab AG Hanspeter Giuliani, Dominik Schläpfer, Nica Giuliani, Remo Hobi
  • IT, Web und Audio René Vogel (Leitung), Thomas Bucher, Pasquale Pollastro, Danilo Rüttimann
  • Übersetzungen Marie-Claude Buch-Chalayer, Giovanna Planzi, Nigel Stephenson
  • Lektorat Apostroph Luzern AG
  • Wir danken Hans Steinegger, Schwyz

Leihgeber

  • Annina Arter Textile & Surface Design, Zürich
  • Burgerbibliothek Bern, Grafische Sammlung
  • Gotthelf-Zentrum Lützelflüh
  • Grimm-Sammlung der Stadt Kassel
  • Sabine Hertig, Stampa Basel
  • Historisches Museum Luzern
  • Historisches Museum Obwalden,
  • Sammlung Hanspeter Niederberger
  • Historisches Museum Uri, Altdorf
  • Hans Jörg Leu, Baden
  • Liechtensteinisches LandesMuseum, Vaduz
  • Museum der Kulturen Basel
  • Museum Schloss Thun
  • Natur-Museum Luzern
  • Öffentliche Bibliothek der Universität Basel
  • Rätisches Museum, Chur
  • Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde Basel
  • Staatsarchiv Uri
  • Tell-Museum Bürglen
  • Pierre-Yves Tribolet, Le Mont-Pèlerin
  • Verkehrshaus der Schweiz, Luzern
  • Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung
  • ZHB Luzern Sondersammlung

Gespenstische Stimmung - gekonnte Präsentation von Profis

Unheimliche Sagen, die für Gänsehaut sorgen

en lassen einen erschauern, staunen und faszinieren gleichzeitig. Gibt es Geister, Dra-chen, Hexen und Teufel? Was sind Schutzzeichen? Und wie wahr sind Sagen? Die Aus-stellung «Sagenhafter Alpenraum» widmet sich  bis zum 2. Oktober 2022 im Forum Schweizer Geschichte Schwyz den Erzählungen aus dem zentralen Alpenraum und be-leuchtet deren Ursprung sowie Verbreitung.           

Die Teufelsbrücke, das Sennentuntschi und natürlich Wilhelm Tell: Diese Beispiele zeigen, wie reich der zentrale Alpenraum an bekannten Sagen ist. Sagen werden im Gegensatz zu Märchen für «wahr» gehalten und weisen stets einen Bezug zu einem Ort, einer Person, einem Ereignis oder einer bestimmten Zeit auf. Sagen berichten von aussergewöhnlichen, übernatürlichen oder wunderbaren Ereignissen; Geister, Hexen und Teufel finden darin ebenso Eingang wie historische Vorkommnisse und Figuren. So wundert es nicht, dass Sagen faszinieren, erschauern lassen und oftmals auch erzieherische, gesellschaftskrit-ische sowie moralisierende Funktionen ausüben.

 

Doch warum und wie entwickelte sich das Sammeln von Sagen? Steckt hinter den kurzen Erzählungen Aberglaube, Volksglaube oder gar ein Stück Geschichte, wie wir sie von Wil-helm Tell zu kennen glauben? Und was kann man darunter verstehen, wenn Sagenmotive «wandern»?

 

Die Schwarze Spinne und der Pilatusdrache

 

Diese und zahlreiche weitere Fragen zum Thema «Sagen» beantwortet die Ausstellung «Sagenhafter Alpenraum», die bis zum 2. Oktober 2022 im Forum Schweizer Geschichte Schwyz zu sehen ist. Im Vordergrund stehen die Entstehung und die Weiterverbreitung, aber auch die Funktion und die Wirkung von Sagen. Die Ausstellung widmet sich den mündlich wie schriftlich überlieferten Sagen, aber auch den unzähligen Bildern, die Sagen hervorgebracht haben. Bekannte Erzählungen wie die Schwarze Spinne, der Pilatusdrache, oder auch die Blüemlisalp werden dabei ins Zentrum der Betrachtung gerückt. Die Be-sucherinnen und Besucher können zudem an Hörstationen vielen weiteren Sagen aus dem Alpenraum lauschen, tauchen ein in unheimliche Geschichten – und realisieren nach der Ausstellung, welche Bedeutung und Wirkung Sagen auch für die heutige Zeit oder die eigene Person haben.

 

Erzählabende und Führungen für Gross und Klein

 

Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm lädt Interessierte dazu ein, sich vertieft mit unterschiedlichen Aspekten zum Thema «Sagen» auseinanderzusetzen: Spannende Füh-rungen mit Expertinnen und Experten geben Einblicke und interessante Hintergründe zu deren Rezeption, Herkunft und verschiedenen Motiven der Sagen. Familienführungen und Amulett-Ateliers lassen Gross und Klein in die Sagenwelt eintauchen. An den «Erzählabenden» können typische Sagen aus den Kantonen Uri, Tessin, Wallis oder Schwyz hautnah erlebt werden.

 

Die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde freut sich Leihgeberin für diese Ausstellung zu sein. Sie konnte ein Manuskript aus der Sammlung «Sagen aus Uri» von Josef Müller (1870-1929) beisteuern.

 e Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde freut sich Leihgeberin für diese Ausstellung zu sein. Sie konnte ein Manuskript aus der Sammlung «Sagen aus Uri» von Josef Müller (1870-1929) beisteuern. 

Sagen sind kurz, man kann sie über Kopfhörer geniessen

 

BIlder. Forum Schweizer Geschichte Schwyz


Mittwoch, 3. August 2022

 

Ein prominenter Glarner

 

Der Schlattstein in Netstal

Der älteste Netstaler und gleichzeitig das Wahrzeichen von Netstal ist der rund sieben Meter hohe Schlattstein, nordöstlich des Dorfes auf einer Anhöhe von 490 Meter ü. m.

 

Auf der ausgezeichneten Homepage von Pro Netstal (www.pronetstal.ch) heisst es;

"Die Auswärtigen kennen ihn, weil er weit herum zu sehen ist und als Findling unter Naturschutz steht. Dies ist er aber erst seit 1908. Zweimal wollte man ihn schon als Baumaterial nutzen. Zum Glück fanden die Sprengmeister 1784 das Objekt als zu wenig lohnenswert und zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Ein Gesuch zur Sprengung des Steins, das 1890 auf der Gemeinde eintraf, wurde vom Gemeinderat abgelehnt. So blieb uns der grosse Felsblock erhalten."

 

Die jüngste, kompetente Beschreibung des Schlattsteins ist am vergangenen Freitag, 29. Juli 2022, Seite 7, in den "Glarner Nachrichten" erschienen unter dem Titel "Der Schlattstein - eine Reise in die geologische Geschichte". Autor: Dr. Mark Feldmann, Geologe und Geschäftsführer von GEO-LIFE. Verfasser des Buches "Ausflug in die Glarner Geologie", Glarus 2018,  216 Seiten, reich illustriert.

"...Wahrscheinlich bildete sich vor 350-340 Millionen Jahren in der Region des damaligen Glarnerlandes, das etwas südlich des Äquators lag, ein ausgedehnter Graben, der sich allmählich mit umliegendem Sediment und vulkanischen Bestandteilen füllte. In der Folgezeit entstanden in tieferliegenden Magmen riesige Granitkörper und mit der Zeit brachen auch Vulkane aus. Dadurch wurden frühere, lockere Gesteine in neue, feste Gesteine umgewandelt..."

 

"..Viel, viel später, erst vor rund 2,5 Millionen Jahren, begannen durch den Zu-samenschluss  von Nord- und Südamerika die grossen Eiszeiten, die sich in ver-schiedenen Phasen mehr oder weniger weit ausdehnten. Dies betraf auch den Linthgletscher, der seinen Ursrpung im Tödigebiet hatte und zeitweilig bis in den Kanton Aargau vorstiess. Seit dem Abschmelzen der Gletscher am Ende der letzten Eiszeit kommt nun alles Material, das sie während ihrer "aktiven" Zeit transportiert hatten,  als Findlinge zum Vorschein..

Ein Beispiel dafür ist der Schlattstein in Netstal, der aus den seltenen Gesteinen der "Bifertengärtli-Serie" besteht. Er brach einst aus der Bifertengärtli-Serie aus, fiel auf den Linthgletscher und wurde von diesem bis zu seinem Abschmelzen bis nach Netstal getragen. Dies dürfte vor etwa 12'000 Jahren geschehen sein. So ist der Schlattstein nach meinem Wissen der Einzige bisher bekannte Findling vom Bifertengärtli, in  dem man  die ältesten Gesteine der Schweiz bequem auf dem Talboden bewundern kann..."

 

Nach Feldmann sind danach die bisherigen Annahmen, es handle sich um einen "Verrucano" und der Stein sei vor 25'000 in Netstal liegen geblieben, unrichtig.

Inschrift: "Schlattstein. Seit 1908 unter Naturschutz gestellter Linthglet-scherfindling vom Tödi. GEH. 1941 J. O. E." (Fotos: Pro Netstal und Wikipedia)

 

Zweimal sollte er gesprengt werden, um aus ihm Baumaterial gewinnen zu können. 1784 fanden die Sprengmeister den Block zu wenig lohnenswert und zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Ein Gesuch zur Spren-gung des Steins wurde 1890 vom Gemeinderat abgelehnt.

Auf Antrag der Naturschutzkommission des Kantons Glarus wurde der Findling 1908 unter Naturschutz gestellt.

Am 31. Mai 1942 wurde dies im Auftrag der Naturforschenden Gesellschaft in den Stein gemeisselt. (Pro Netstal)


Montag, 1. August 2022

 

Die Schweizer Kantonswappen

Aargau     Appenzell                             Baselland     Baselstadt     Bern          Freiburg          Genf           Glarus

                Ausserhoden   Innerrhoden   

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Graubünden  Jura         Luzern        Neuenburg  Nidwalden  Obwalden   Schaffhausen      Schwyz      St. Gallen

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Solothurn        Tessin       Thurgau           Uri            Waadt        Wallis              Zug              Zürich

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20 Kantone und 6 Halbkantone AR und AI / BL und BS /  Nid- und Obwalden)


Montag, 1. August 2022

 

Eine aussergewöhnliche Klassenkollegin

 

Laura Gallati, Berlin

  

Aus unserem Klassenjahrgang 1939 aus Näfels, einst über 60 Mädchen und Bu-ben, sind heute noch 29 am Leben. Wir bilden uns ein, ein ganz besonderer Jahrgang zu sein. Einer der berühmtesten Mitschüler war Louis Menar, Sänger und Musikproduzent "Ds Müäti" oder "Gäissäpeter" etc., einer war Unternehmer der Lebensmittelbranche Bertram Hauser, die Berufe waren weit gestreut: Matrose auf Weltmeeren, Zahnarzt, Architekt, Musikprofessor, Lehrer, Schriftsetzer, Lastwagenunternehmer, Schreinermeister, Postzustellbeamter, Sportzentrumsleiter. Gemeindepräsident, Krankenschwestern, Mechaniker, SBB-Angestellter, etc. etc.

Von den 29 "Überlebenden" trafen sich anlässlich der letzten Klassenzusammen-kunft noch 18.

Aber eine Schülerin, Laura Fischli,  war schon in der Primar- und Sekundarschule eine ganz besondere Persönlichkeit, für mich einer der ersten emanzipierten Frauen war, die schon als Kind ein Klaviergenie war und später zur dissidenten internationalen Künstlerin aufstieg, einen Klassenkollegen Karl Gallati, "Karim", Architekt, heiratete, zwei Söhne hatte und zeitweilig engagierte Politikerin bei der POCH in Luzern war. Durch ein Naturereignis nahm ihr Leben eine einschnei-dende Wende, nämlich als eine Überschwemmung praktisch ihr bisheriges Le-benswerk zerstörte. Sie wanderte nach Berlin aus und startete mit ihrer ebenfalls genialen Lebenspartnerin Prof. Dr. Christina Thürmer-Rohr, die ihr auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sieht, eine neue Karriere als Künstlerin und Feministin.

 

Unsere letzte Begegnung war in Luzern an der Trauerfeier für ihren Ex-Mann Karl Gallati-Fischli (Karim), Architekt, der unerwartet an einem Herzinfarkt verstorben war.

 

In den Medien ist sie weit verbreitet bekannt. Eine markante Präsenz hat sie bei Wikipedia und vielen anderen Homepages.

 

Diese Aufnahme ist als 2015 Postkarte erschienen unter dem Motto "Freundinnen" von ida (Dachverband deutschsprachiger Lesben/Frauenarchive, - bibliotheken und dokumentati-onsstellen aus Deutschland, Österreich, Luxemburg, und Italien)) u.a.m. folgendem Text:

 

"...Prof. Dr. Christina Thürmer-Rohr, Psychologin, Philosophin und Musikerin mit ihrer Freundin, der Komponistin und Pianistin Laura Gallati... Christina Thürmer-Rohr galt in den 1980er Jahren als "Ikone der feministischen Wissenschaft".

 

Wikipedia stellt Laura Gallati vor:

 

"Laura Gallati (*10. August 1939 in Näfels GL), geborene Laura Fischli/-Fur-manik, ist eine Schweizer Musikerin, Pianistin und Politikerin.

 

Sie gilt als eine der ersten feministischen Parlamentarierinnen eines Schweizer Kantonsparlaments (Luzern).

Inhaltsverzeichnis

 

Leben und Werk

Laura Gallati kam 1939 im Kanton Glarus als zweites von fünf Kindern auf die Welt. Der Vater war Pole, die Mutter Schweizerin. (Direktor der Seidendruckerei Mitlödi).

 

Als 17-Jährige besuchte Laura Gallati den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Zürich, bevor sie 1958–63 am Konservatorium Zürich und an der Musikakademie Zürich Klavier und Musiktheorie studierte. Zu ihren Lehrern zählten Hans Eduard Steinbrecher und Adrian Aeschbacher.

Schon vor Abschluss ihres Studiums gab sie regelmässig Konzerte mit zeitge-nössischer Musik (z. B. in der Galerie «Bohémia» Glarus, dem Gemeindehaus Glarus und im Rahmen «Jazz und Klassik» in Zürich und Basel).

1973–94 unterrichtete sie am Gymnasium Immensee und an der städtischen Musikschule Luzern.

 

Seit den späten 1960er Jahren bewegte sich Laura Gallati in der nonkonformi-stischen linken Szene in Luzern. In den 1970er Jahren veranstaltete sie zusam-men mit der Architektin Marianne Burkhalter als Vorstandsmitglied des Schwei-zerischen Werkbundes die Reihe «Verstand und Vernunft».

Als unabhängige Kandidatin wurde sie auf der Liste der Progressiven Organi-sationen der Schweiz (POCH)in den Luzerner Grossen Rat (Kantonsparlament) gewählt, dem sie 1982–91 angehörte.

 

1987 gründete sie zusammen mit anderen Feministinnen die Unabhängige Frauenliste Luzern (UFL). 1991–93 vertrat sie die UFL im Luzerner Stadtparla-ment und kandidierte für den Luzerner Regierungsrat.

 

In ihrer politischen Arbeit engagierte sich Laura Gallati vor allem im Bereich Raum- und Verkehrsplanung sowie für Grundsatzfragen der Gesellschafts- und Kulturpolitik. Zu ihren Forderungen gehörten unter anderem eine kostenlose, öffentliche Musikschule, innerstädtische Tempo-30-Zonen und Gleichstellungs-institutionen – darunter nicht nur eine Stelle zur Gleichstellung der Frauen, son-dern auch eine analoge Stelle zur expliziten Auseinandersetzung mit männlichen Defiziten. Viele dieser Postulate wurden damals belächelt. Sie sind bis heute virulent, wenn auch manche der Intention nach umgesetzt.

 

Laura Gallatis Art zu politisieren wurde von den Medien gerne als «angriffslustig, laut, masslos und unbotmässig» bezeichnet. Medienwirksam verabschiedete sie sich 1993 von der aktiven Politik: Auf ihren Platz im Luzerner Stadtparlament, zwischen den Sozialdemokraten und den Grünen, setzte sie eine Schaufenster-puppe, die mit Perücke und schwarzer Kleidung an sie selbst erinnerte. Die Pup-pe sei so, wie man sich ein Mitglied der Politikerkaste vorstelle, wird Gallati in der Luzerner Zeitung zitiert: «Sie denkt nicht, spricht nicht und ist manierlich, also vollwertiges Mitglied ihres Vereins.»

 

Seit den 1980er Jahren intensivierte Laura Gallati auch ihre experimentellen mu-sikalischen Projekte, u. a. mit der Rock-Vokalistin Magda Vogel, der Komponi-stin Mela Meierhans, der Mezzosopranistin Gabriela Stocker, auch mit der Im-provisatorin Dorothee Schürch oder der Jazzpianistin Irene Schweizer.

 

Es folgten gemeinsame Projekte und Auftritte mit der Sozialwissenschafterin, Autorin und späteren Lebensgefährtin Christina Thürmer-Rohr (klassische und experimentelle Musik für zwei Klaviere). 1993 erhielt Gallati einen ersten Lehr-auftrag an der Technischen Universität Berlin zum Thema Hörgewohnheiten.

 

Zwischen 1994 und 2004 schrieb Laura Gallati regelmässig für die Kolumne „world of music“ in der WOZ Die Wochenzeitung. 1996 erhielt sie den Werkbei-trag des Kantons Luzern für ihre elektro-akustische Komposition „Quer zur Zeit“. Im selben Jahr wurde ihre Wohnung und Atelier in Luzern durch eine Schlamm-lawine komplett zerstört. In der Folge zog sie nach Berlin.

 

Im Jahr 2003 gründen Gallati und Thürmer-Rohr den Verein Forum Akazie 3 als „Forum zum politischen und musikalischen Denken“. 2006 rief sie mit dem mo-natlichen «Musikologie-Seminar» einen weiteren Ort für hauptsächlich zeitgenös-sische Musik ins Leben. Laura Gallati hat zwei erwachsene Söhne. Seit Mitte der 1990er Jahre lebt sie in Berlin."

Quelle: Laura Gallati (31424332586) - Laura Gallati – Wikipedia

Bild: https://l-wiki.ch/Laura_Gallati#/media/Datei:LauraGallati.jpg

Fotos: https://www.bing.com/images/search?view=detailV2&ccid=v8qYQFhe&id=B6F77CACFC4ADC286AF91DF433BCC596F05F1EAE&thid=OIP.v8qYQFhedFJZ3rzCbnOemwAAAA&mediaurl=https%3a%2f%2fth.bing.com%2fth%2fid%2fR.bfca9 

 

Siehe auch: SRF Reportage

https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/uff-bsuech-laura-gallati?urn=urn:srf:video:ed886a69-1b4d-4b6a-be10-da99a65145b9

 

Laura Gallati (links) und Christina Thürmer in concert bei der Heinrich Böll-Stiftung 2016

Foto:

https://www.flickr.com/photos/boellstiftung/31424333116/in/album-72157676131630590/

Grabtafel von Ex-Ehemann Karim Gallati (1939-2010), Luzern


 

Sepp Ochsner's Kalenderblatt

 

AUGUST

 

Am Laurenzitag hört das Holz zu wachsen auf. Der Name Laurentius (10. August) hat einen lateinischen Ursprung und heisst „der aus der Stadt Laurentum Stammende“. Laurentius ist eigentlich schon früh durch das volkstümliche „Lo-renz“, in Anlehnung an das lateinische „laurum“, das bedeutet Lorbeer oder Lor-beerkranz in „der Lorbeerbekränzte“ umgedeutet worden. 

 

Die Basilika „San Lorenzo fuore le mura“ in Rom gehört zu den sogenannten sieben Pilgerkirchen dieser Stadt. „San Lorenzo“ ist unter Kaiser Konstantin um das Jahr 350 herum über dem Grab des Märtyrers errichtet worden. Laurentius war einer der sieben Diakone der Stadt Rom, also für die Finanzen und die So-zialarbeit der Kirche von Rom zuständig. San Lorenzo wird deshalb auch immer in der Amtstracht der Diakone dargestellt, so  auf der rechten Seite des Taberna-kels in der Pfarrkirche St. Martin in Schwyz, dazu mit einem rechteckigen Rost, seinem Marterwerkzeug. 

 

Er gilt als Patron der Armen und all jener, die einen Beruf haben, der etwas mit Feuer zu tun hat, so unter anderem der Köche, Bäcker, aber auch der Feuer-wehrleute. Laurentius soll aber auch vor den Qualen des Fegefeuers beschüt-zen.  Auf dem grossartigen Gemälde „ Das Jüngste Gericht“ von Michelan-gelo in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan ist er unmittelbar unter dem Weltenrichter zu sehen. Im Zweiten Weltkrieg, am 19. Juli 1943, wurde die Ba-silika bei einem Bombenangriff beschädigt,  ab  1944 – 1948 wieder restau-riert/aufgebaut.

 

Laurentius ist Patron vieler Kirchen, im Kanton Schwyz ist mir aber nur gerade Reichenburg bekannt. Die älteste Sakralbaute in der Gemeinde Ingenbohl, die 1595 erbaute Laurentius-Kapelle, steht in Wylen und überblickt von da den Talkessel von Schwyz.

 

Die Legende erzählt vom besonderen Widerstand von Laurentius gegen kaiser-liche Anordnungen. Als der damalige römische Bischof, also Papst Sixtus II., unter Kaiser Valerian festgenommen und enthauptet worden sei, sollten die Schätze an den Kaiser übergeben werden. Laurentius erbat sich drei Tage Be-denkzeit und verteilte in dieser Zeit alles unter die Armen. Daraufhin habe der er-boste Kaiser Laurentius martern und auf einem Eisenrost rösten und verbrennen lassen. Dieser Rost taucht auch in zahlreichen Stadt- und Gemeindewappen auf.

 

Tränen des Laurentius am Himmel. Die „Laurentiustränen“, eigentlich „Persei-den“, sind ein jährlich in der ersten Augusthälfte wiederkehrender Meteorstrom, der in den Tagen um den 12. August zu sehen ist und ein deutliches Maximum an Sternschnuppen aufweist.

 

Nicht ganz zufällig habe ich für dieses Kalenderblatt Laurentius oder eben „Lo-renz“ ausgewählt. Wir wollen doch bei dieser Gelegenheit eines lieben Kamera-den gedenken, der leider schon früh von uns gegangen ist: Gwerder Lorenz. Ohne despektierlich zu sein denke ich, dass Lorenz den meisten von uns – sagen wir mal – etwas „kauzig“ rüber gekommen ist. Beruflich hatte ich mit Lo-renz nicht allzu viele Berührungspunkte, sportlich dafür umso mehr. Lorenz war ein guter Wintersportler. Als Alpiner und nachher, dank grossem Trainingsfleiss, auch als Langläufer. Von Haus aus war er ein exzellenter Schütze und daher ein prädestinierter Wintermehrkämpfer. Von seiner Schaffenskraft profitierten nicht nur die Schützengesellschaft  Ried/Muotathal, sondern auch jahrelang die kanto-nalen Schützenveteranen als umsichtiger Schützenmeister und Vizepräsident.  Lorenz, du fehlst uns!

 

Ende August ist aber auch noch Einsiedler Chilbi. Nebst Siebnen die grösste Chilbi im Kanton Schwyz. Da kommen mir Erlebnisse als Knirps in den Sinn. Da wurde eine stark übergewichtige Frau gegen einen minimen Obolus zu Schau gestellt: „Die dicke Berta!“ Bei gleicher Gelegenheit auch noch zwei Klein-wüchsige: “Liliputaner“, die sich behände über die Bühne trollten. Und auch noch ein Schwarzer im Bastrock: „Mueter lueg – e Neger!“  Tempi passati – in dieser Hinsicht nicht nachzutrauern.

   

Gruess und bliibed gsund

Sepp

 

 

„Regnets am Lorenzentag, gibt es grosse Mäuseplag“                     

 

Ein paar Bemerkungen aus meiner eigenen Erinnerung

 

Die "Einsidler Chilbi" durfte  ich selber wohl ein Dutzend Jahre erleben. Drei Tage war in der Waldstatt eine Budenstadt rund um das alte Schulhaus und auf dem grossen Brüel-Schulhausplatz. Auch in diesem Jahre ist von Sonntag, 28. August bis Dienstag, 30. August traditionell Chilbi. Einsiedeln war punkto Feiertage ein ein Wunderland. Die Schulkinder und Lehrerschaft, (nicht mehr sicher bin auch, ob auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bezirksverwaltung) hatten insgesamt 15 Tage mehr frei als anderswo: (praktisch drei Arbeitswochen Zusatz-ferien ohne Lohneinbusse!)

 

6. Januar: Dreikönigen

21. Januar: Meinradstag

die "hochheiligen" Fasnachtstage  Mo., Di  (Güdismäändig und Güdisziischtig)

19. März: Josefstag

Karfreitag

Christi HImmelfahrt

Fronleichnam

11. Juli: Benediktstag (meist in den Sommerferien)

15. August: Maria HImmelfahrt

September Viehausstellung auf der Brüel-Wiese 

Gallämärt  (Markt auf dem Adlermätteli)

Martinsmärt (Markt auf dem Adlermätteli)

1. Nov.: Allerheiligen

8. Dez.: Maria Empfängnis

 

 

A propos "Dicke Berta"

Ich habe die schwergewichtige Dame als Sechstklässer auch an der "Näfelser Chilbi" gesehen. Erstens war ich zufällig beim Bahnhof, als sie dem Zug entstieg und sich dann ins Taxi ("Taxi Elsy") zwängte. Beim Einsteigen senkte sich das Auto "toing!" und glich sich wieder aus, als die Dame in die Mitte des Hintersitzes gerückt war. Das Taxi fuhr sehr langsam und behutsam zum Hotel Schwert, wo sie offenbar nächtigte.

 

Als "ä-n-eeländs Gwünder" schaffte ich es an der Kilbi, ins kleinen Zelt mit grosser Affiche "Die dicke Berta" für 50 Rappen an eine "Vorstellung" zu ge-langen. Auf einige schlichten Holzbänken nahm, praktisch ausschliesslich männliches Publikum teil. Ich setzte mich auf die hinterste Bank, dann folgten mehrere leere Bänke und auf den vordersten zwei-drei Bänken war es geragelt voller junger Burschen, die um die Wette die Hälse reckten.

 

Plötzlich erklang ein Gong. Ein Zauberer in Frack und Zylinder und langem weis-sem Schal trat auf, begrüsste und zauberte aus dem Zylinder eine oder zwei weisse Tauben. Nach anderen Zauberstücken kündigte er die Dicke Berta an. Der Vorhang öffnete sich und die füllige ausserordentlich beleibte Dame er-schien, begleitet von Grammophonmusik, in langer Robe. Sie wackelte auf der Bühne etwas schwerfällig umher und stellte sich wieder in der Mitte auf, schob ihren langen Rock beiseite und meinte "Damit sie meine Oberschenkel sehen" - in den Zuschauerrängen wurde geklatscht und gepfiffen... mit grossen Augen erblickten wir ein dickes, trämmelartiges Bein, an dem der Speck nur so wa-ckelte. und dann war bereits Ende der Fahnenstange. Die Vorstellung, sie moch-te vielleicht eine  Viertelstunde gedauert haben, war zu Ende. Mit einem "schaad um deer huärä Füfzger Iitritt!" verliess man wieder das kleine Zelt, um eine zwar nicht lebenswichtige Lebenserfahrung reicher.

Im "Tagblatt" vom 23. September 2021 schrieb Peter Eggenberger ein Kurzportrait der "dicken Berta" wie folgt:

 

"Vor 50 Jahren verstarb die Dicke Berta, eine vielbegaffte Attraktion auch am Buchser Jahrmarkt

 

Am 17. September 1972 verstarb mit der dicken Berta eine aussergewöhnliche Frau. In den 1940er- und 50er-Jahren wurde «die schwerste Frau der Schweiz» auf Jahrmärkten, Kilbenen und Messen im In- und Ausland schamlos zur Schau gestellt.

 

Drüsenleiden? Stoffwechselerkrankung? Oder ganz einfach Vererbung? Angehö-rige, Naturärzte, Schulmediziner und heilkundige Frauen im Kloster Grimmen-stein waren ratlos, als die am 24. Oktober 1910 in Oberegg geborene Paula Sonderegger in der Pubertät immer schwerer wurde. Letztlich aber vermochte niemand zu helfen, und als Appenzeller Frohnatur machte Paula das Beste aus ihrer misslichen Situation." (Text und Bild: Tagblatt, Buchs SG)

 

Die dicke Berta wagm sich auf dem Bahnhof Schwarzenbach auf die Waage.  Illustration von Ernst Bänziger.

 

Peter Eggenberger publizierte eine weitere Geschichte über die dicke Berta an 21. Juli 2020 wieder im Tagblatt

 

Gewichtiger Besuch:

Wie die dickste und schwerste Frau der Schweiz für Aufsehen in Schwarzenbach sorgte

 

Die dicke Berta sorgte in den späten 1950er-Jahren in Schwarzenbach und in Jonschwil für riesiges Aufsehen. Ein Blick zurück.

Als dicke Berta und schwerste Frau der Schweiz wurde Paula Sonderegger ab den 1940er-Jahren auf Jahrmärkten, Kilbenen und Messen im In- und Ausland zur Schau gestellt. Ein Besuch in Schwarzenbach und Jonschwil vor rund 60 Jahren sorgte für riesiges Aufsehen.

 

Niemand vermochte zu helfen

Eine Stoffwechselerkrankung? Drüsenleiden? Oder vielleicht Vererbung? Angehörige, Naturärzte, Schulmediziner und heilkundige Klosterfrauen waren allesamt ratlos, als das am 24. Oktober 1910 in Oberegg (AI) geborene Mäd-chen in der Pubertät immer dicker und schwerer wurde. Niemand vermochte zu helfen, und als Appenzeller Frohnatur machte Paula das Beste aus ihrer miss-lichen Situation. So akzeptierte sie denn auch ohne langes Überlegen das An-gebot eines St.Galler Marktfahrers, der auf der Suche nach einer neuen At-traktion war. Mit Paula hatte er sie gefunden. Und da fast jeder Schweizer wusste, dass im Ersten Weltkrieg auf Seiten der Deutschen eine Riesenkanone mit dem Namen «Dicke Berta» im Einsatz stand, hatte Paula diese Bezeichnung sozusagen als Künstlernamen anzunehmen.

 

150 Zentimeter gross, 468 Pfund schwer

Paula alias Berta war wenig über 150 Zentimeter gross und 468 Pfund schwer. Auf Jahrmärkten landauf und landab und auch in Wil, Uzwil und an der Olma sorgte jener Budenwagen für Furore, auf dem weithin sichtbar das Transparent «Besuchen Sie die schwerste Frau der Schweiz!» prangte. Es waren fast aus-schliesslich Männer, die das Eintrittsgeld von 50 Rappen entrichteten und Berta besuchten. Sie lächelte allen freundlich zu, hielt ihnen die Arme entgegen und hiess sie zupacken. Wenn dann aber in ihrem fahrbaren Stübchen ein Gedränge herrschte, forderte sie die vordersten Gwundernasen mit einem barschen «Jetzt reicht’s! Macht endlich Platz und verschwindet, lasst die andern auch etwas sehen!» unmissverständlich zum Gehen auf.

Es war in den späten 1950er-­Jahren, als auf fast allen Schweizer Bahnhöfen mo-derne Personenwaagen Aufstellung fanden. Eine fortschrittliche Sache, spuckte doch die Neuerung nach dem Wägen ein Zettel mit der Angabe des genauen Gewichts aus. Sogar der Bahnhof von Schwarzenbach wurde mit dieser Neuerung ausgerüstet, für die sich Berta nach dem Verlassen des Zugs lebhaft interessierte.

 

Verwandt mit Pfarrer Carl Bischofberger

Weshalb aber kam die gewichtige Dame ausgerechnet nach Schwarzenbach? Grund für ihre Bahnreise war der legendäre, ebenfalls aus Oberegg stammende Pfarrer Carl Bischofberger, der von 1881 bis 1920 in Jonschwil gewirkt hatte. Berta war mit ihm verwandt, und sie wollte dessen Grab aufsuchen. Zahlreiche Neugierige bestaunten die schwere Frau, die vor der Waage stehen blieb. «Das wäre doch eine gute Gelegenheit, mein Gewicht zu überprüfen und schriftlich festzuhalten. Bitte helft mir», wandte sich Berta kurz entschlossen an die Umste-henden. Gesagt, getan, und dank der Unterstützung von Martin Trunz, dem Wirt des nahen Gasthauses Schwarzenbacher Brücke, und eines Bahnwärters vermochte sie beim dritten Versuch auf die kleine Plattform zu steigen.

 

Berta stand doch ganz alleine auf der Waage

Kaum hatte sie das Zwanzigrappenstück durch den Schlitz geworfen, begann es im Innern der Waage zu rumoren, zu rasseln und zu ächzen, und der grosse Zei-ger schien ausser Rand und Band geraten. Gebannt verfolgten Berta und ihre Helfer das Geschehen, und was niemand erwartet hatte, trat mit einiger Verzö-gerung doch noch ein: Ein Zettel erschien, auf dem die eindringliche Mahnung zu lesen stand: «Bitte nicht in Gruppen auf die Waage stehen!»

 

Die Frau schüttelte ungläubig den Kopf, um dann in lautes Gelächter auszu-brechen. Das kleine Papierstück machte anschliessend bei den Helfern und Zu-schauern die Runde, und noch nie wurde auf dem Bahnhofareal von Schwar-zenbach dermassen gelacht.

 

Auf 125 Kilogramm abgemagert

Dann bestieg Berta das wartende Fuhrwerk von Wirt Trunz. In Jonschwil ver-weilte sie nur kurz im Bereich von Friedhof und Kirche. Trotzdem aber wurde sie von Dorfbewohnern gesehen und begafft, und auch hier war das Staunen über den schwergewichtigen Besuch enorm. Dann erfolgte die Rückkehr nach Schwarzenbach.

Nach einem ausgiebigen Zvieri in der «Schwarzenbacher Brücke» trat die schwerste Frau der Schweiz mit der Bahn die Heimreise an.

 

Die Jahre gingen ins Land, und längst war die Schaustellerei für die mittlerweile mit Bauarbeiter Emil Gosteli verheiratete und in Zürich wohnende Frau alltägl-ich geworden. Plötzlich aber traten ernsthafte gesundheitliche Störungen auf, die sie zur Aufgabe der Marktfahrerei zwangen. Auf 125 Kilogramm abgemagert, verschied Berta am 17. September 1972 und wurde auf dem Friedhof Sihlfeld zur letzten Ruhe gebettet.

(Peter Eggenberger hat dieses Thema in -zig Publikationen platziert, sogar im Appenzeller Kalender und vielen lokalen Blättern.)