Dienstag, 26. Oktober 2021
8. Kadertreffen der Ls Kp 113 in Näfels
Zum achten Mal trafen sich die Offiziere und höheren Unteroffiziere zu ihrem tra-ditionellen Treffen. Es handelt sich um die Kader der einstigen Glarner Luft-schutzkompagnie 113 mit folgenden Teilnehmern:
Baumgartner Thomas
Bingisser Benedikt
Diethelm Bruno
Figi Heinrich (entschuldigt)
Güntensperger Paul
Häfliger Fredy
Laupper Joe
Leuzinger Karl
Mäder Armin (entschuldigt)
Noser Erwin
Staffelbach Ernst
Weber Fritz
ZImmermann Jörg
10.00 Führung im Freulerpalast (nur fürs Kader)
11.15 Apéro im Sala Terrena und Würdigung der Jubilare
12.15 Dislozieren nach Glarus in unseren PW’s
12.45 Mittagessen im Glarnerhof
14.00 Reminiszenzen aus dem Nähkästchen (Fridolin Hauser) 15.00 Mitteilungen / Beni Binggisser «Gefundenes im Tornister»
16.15 Offizieller Schluss
Einige WK-Standorte in vergangenen Zeiten
1958 Glarus
1959 Baar
1960 Interlaken
1961 Glarus
1962 Glarus
1963 Rüti
1964 Morschach
1965 Näfels
1966 Morschach
1967 Glarus
1968 Linthal
1969 Niederurnen
1970 Baar
1971 Glarus
1972 Glarus/Schwanden/Engi
1973 Unterägeri
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Kragenspiegel Ls Kp 113 (und der heutigen Rettungstruppen)
Rettungstruppen
19.06.2012
Prof Dr. Hans Rudolf Fuhrer. Militärhistoriker
Die Erfahrungen des 1. Weltkriegs verlangten nach einem Schutz der Zivilbevölkerung, v.a. gegen Luftangriffe. Der "aktive Luftschutz" fiel in den Aufgabenbereich der Armee, während für den "passiven Luftschutz" 1936 eine eigene Abt. im Eidg. Militärdepartement (EMD) er-richtet wurde.
Bei Kriegsausbruch 1939 war die zivile, unbewaffnete, örtlich organisierte und wegen der blauen Überkleider als "blauer Luftschutz" bezeichnete Organisation weitgehend einsatz-bereit. Sie half u.a. beim Einrichten von Schutzräumen und bei der Verdunkelung. Sie dien-te ferner der Informationsbeschaffung und -verbreitung. Nach dem Krieg wurde sie wieder aufgelöst.
Im Rahmen der Truppenorganisation 1951 wurden Luftschutztruppen (35'000 Mann) als Bindeglied zum Zivilschutz geschaffen.
1962 entstand im EMD eine Abt. für Territorialdienst und Luftschutztruppen. Der Zivil-schutz wurde 1963 ins neu gegründete Bundesamt für Zivilschutz im Eidg. Justiz- und Poli-zeidepartement überführt. Die Luftschutztruppen waren im Kalten Krieg u.a. für die Berei-che Bergen und Retten, Brandbekämpfung, Erste Hilfe, Mitwirkung bei der Dekontami-nation von Menschen, Material, Gebäuden und Strassen sowie Betreuung von Obdachlo-sen und Flüchtlingen vorgesehen. Sie bildeten ein Glied der Gesamtverteidigung. In der Armee 95 ersetzten die Rettungstruppen die Luftschutztruppen. Mit ihren spezialisierten Verbänden übernahmen sie die militärische Katastrophenhilfe, z.B. Rettungseinsätze in schweren und ausgedehnten Schadenslagen oder bei Grossbränden. Zusätzlich unter-stützten sie - auch im Ausland - humanitäre Rettungseinsätze (Teil des Schweiz. Korps für humanitäre Hilfe). Sie arbeiteten selbstständig oder mit zivilen und militärischen Partnern (Polizei, Feuerwehr, Sanität und Zivilschutz). Die Armee XXI reduzierte die mit Genie-truppen ergänzten Rettungstruppen von 23 auf sechs aktive Katastrophenhilfebataillone (und drei in Reserve) sowie einen Katastrophenhilfebereitschaftsverband in der Grösse einer verstärkten Kompanie. Gebildet aus Berufs- und Zeitmilitärs sowie Durchdienern, kön-nen die in Dienst stehenden Rettungstruppen innert Stunden im In- und Ausland eingesetzt werden.
Quelle: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/043551/2012-06-19/
Definition durch die Schweizer Armee
Die Truppen der Rettung prädestinieren sich durch ihre speziellen Kenntnisse und Mittel für den Einsatz im Rahmen der militärischen Katastrophenhilfe. Sie leisten hauptsächlich Rettungseinsätze in schweren und ausgedehnten Schaden-lagen sowie bei Grossbränden. Zusätzlich erbringen sie Beiträge zur Unterstüt-zung humanitärer Hilfeleistungen.
° Als weltweit einzigartige Armeeformation leisten die Rettungstruppen sowohl in Normalzeiten als auch in Krisen- und Kriegssituationen beispiellose und
äusserst wertvolle Katastrophenhilfe.
° Auf Grund der Ausbildung und Ausrüstung sind wir folglich die Hauptträger
der militärischen Katastrophenhilfe.
° Wir leisten hauptsächlich Rettungseinsätze in schweren und ausgedehnten
Schadenlagen sowie bei Überschwemmungen und Grossbränden.
° Die Hauptaufgabe liegt in der Hilfeleistung an zivile Behörden, Zivilbevölke-
rung sowie Unterstützung der Feuerwehren und des Zivilschutzes.
Mit modernen technischen Geräten werden Personen gerettet, mit leistungs-
fähigen Brandbekämpfungsmitteln werden Brände gelöscht oder Über-
schwemmungen bekämpft. Die Rettungstruppen verfügen über genügend
Fahrzeuge, um rasch an verschiedenen Orten Hilfe zu leisten.
Wir sind bewaffnet und in der Lage, den Standort zu sichern.
Quelle:
https://www.vtg.admin.ch/de/organisation/kdo-ausb/lvb-g-rttg-abc/mehr.html
Meine Kadis und Zugführer:
RS Genf Obtl Pfister Zugführer Lt Dörfler
WKs: Kadis:
Hptm Emil Knobel, Hptm Erwin Noser, Oblt Fritz Weber, Hptm Ceramella Hptm Bruno Zuppiger
Zugführer,
Oblt. Fritz Weber, Oblt. Paul Vögeli,
Fouriere:
Four Aerni, Four Baumann
Feldweibel:
Ernst Staffebach, Karl Leuzinger
Freitag, 22. Oktober 2021
Trouvaille
Beim Stöbern in meinem Archiv stosse ich auf einen Zeitungsartikel eines gewis-sen HBN vom März/April 1954 über die Näfelser Fahrt. Erpicht darauf zu erfahren wer den dieser HBN ist, stiess ich nach längerem Suchen auf einen Hans Beat Noser. In der Tat fand ich eine Adresse in Bern und hatte auf Anhieb Glück. Es handelt sich um einen (leider bereits verstorbenen) Juristen, der in Friboug stu-diert hatte und eine Dissertation "Pfarrei und Kirchgemeinde: Studie zu ihrem rechtlichen Begriff und grundsätzlichen Verhältnis, 1954" schuf.
Die Näfelser Fahrt gestern und heute
von HBN (Hans Beat Noser)
Was ein rechter Glarner ist, den zieht jeweils am ersten Donnerstag im April ein mächtiges Verlangen hinaus nach Schneisingen. Er benützt diesen gesetzlich verankerte Ruhetag nicht dazu, irgend eine aufgesparte Frühlingsarbeit zu ver-richten oder gar die Warenhäuser einer werktäglichen Grossstadt mit seinem ge-schätzten Besuche zu beehren! Feiertagsstimmung erfüllt das Herz und spiegelt sich im Gesicht des senkrechten Glarners. Wollte man ihn fragen, woher diese Anhänglichkeit an eine religiös-vaterländische Gedenkfeier komme, so bliebe er wohl die Antwort schuldig. Dass er die Fahrt mitfeiert, ja nicht auf einer Über-legung oder Berechnung, sondern eben auf jenem geheimnisvollen Drang von innen heraus, den er nicht einmal sich selbst, geschweige denn einem andern er-klären kann. Er hat auch nicht in erster Linie das Gefühl, eine von den Altvordern übernommen Pflicht zu erfüllen, obwohl er den im Fahrtsbrief niedergelegten Be-schluss zum jährlichen Kreuzgang für sich persönlich als verbindlich erachtet.
Was ehemals verbriefte Schuldigkeit und Erfüllung eines Gelübdes war, das ist dem Glarnervolk im Verlauf der Jahrhunderte so in Fleisch und Blut übergegan-gen, das das Element der Pflichterfüllung hinter dem des zu Bedürfnis geworde-nen, frohen vaterländischen Erlebnisses ganz zurückgetreten ist. Trotzdem kann das patriotische Hochgefühl, das jeden rechten Fahrtsteilnehmer während der schlichten und schon dutzendemal erlebten Geschehens immer wieder nue er-greift und durchrieselt, nur auf dem Grunde der langen geschichtlichen Gewöh-nung und Formung unseres Volkes durch den aus dem Fahrtsbrief sprechenden Geist verstanden werden. Er ist der Geist der Verantwortung vor Gott und der Geschichte, der Geist der freudig erlebten Verbundenheit und Zukunft.
Die Kenntnis einiger Daten aus der Geschichte unsere Fahrt kann zwar diese Geist nicht ersetzen, sie kann ihn aber stärken, wo er noch lebendig und ihn viel-lelicht sogar wecken, wo er schläfrig gewroden ist.
Als die Überlebenden und Geretteten nach der Schlacht bei Näfels eine ewige Jahrzeit und Dankeswallfahrt gelobt hatten, war damit die Fahrt in ihren wesentl-ichen Zügen gegeben. Sie ist seither nur im Nebensächlichen verändert und er-weitert worden, während sich das Hauptstück, der „krützgang“ von dem der Fahrtsbrief spricht, bis auf die Gegenwart sozusagen unverändert erhalten hat.
In seiner letzten Fahrtsrede (vom Jahre 1924) dankte der unvergessene Land-ammann Eduard Blumer der katholischen Kirche öffentlich dafür, dass sie durch die Jahrhunderte hindurch, auch während der Zeit der konfessionellen Kämpfe, alljährlich ihre Gebete für die Gefallenen und zum Dank an den Allmächtigen ver-richtet habe. Im zähen Festhalten an der überlieferten Form und Reihenfolge, im Misstrauen gegenüber jedem Neuerungsversuch liegt wohl der kennzeichnenden Zug der Fahrtsgeschichte.
Und da die Geschichte sich mit dem Vergangenen und seinen Wandlungen be-schäftigt, ist die Fahrt für sie eigentlich kein dankbarer Gegenstand, denn sie steht ja mitten in der Jetztzeit, als lebendige Vergegenwärtigung unserer Ge-schichte. Die Treue zur traditionellen, schlichten und ganz auf den Zweck ausge-richteten Gestaltung der Schlachtfeier gehört wohl mit in das Kapitel von der „glarnerischer Nüchternheit“, der Dr. Eduard Vischer eine sehr interessante Un-tersuchung über die Formelemente der glarnerischen Landsgemeinde (im 55. Jahrbuch ds Historischen Vereins, Glarus 1952), gewidmet hat. Ganz in diesem Sinne bestimmt das von der Landsgemeinde 1835 erlassene, heute noch in ste-hende Gesetz betreffend die Feier der Näfelser Fahrt in § 1: „Die Fahrt wird auch künftig, so weit es die besonderen kirchlichen Anordnungen und Gebräuche be-trifft, von jeder Konfession so gefeiert, wie es bis anhin stattgehabt hat.“
Die einzige damals beschlossene Änderung, das die Predigt das ein Mal durch einen evangelischen, das andere Mal durch einen katholischen Geistlichen ge-halten werden soll, wir in § 2 des gleichen Gesetzes ausdrücklich als „Rückkehr auf die bis zum Jahr 1655 bestandene vertragsmässige Bestimmung“, demnach als vorübergehend aufgehobenen Zustandds bezeichnet.
Wenn wir nun die einzelnen Teile der Fahrt kurz geschichtlich beleuchten wollen, so muss uns zuerst das Datum der Schlachtfeier beschäftigen. Die Schlacht sel-ber fand, wie von der heutigen Geschichtsschreibung allgemein angenommen wird, Donnerstag den 9. April, also am zweiten Donnerstag im April statt. Fast alle von Gottfried Heer in seiner Festschrift (1888) angeführten Chroniken enthalten dieses Datum. Um so erstaunlicher mutet es an, dass ausgerechnet unsere glar-nerischen Quellen (der älteste Fahrtsbrief im Linthaler Jahrzeitbuch und der aus-führlicher im Landsbuch, der jedes Jahr verlesen wird, als Tag der Schlacht den „ersten Donnerstag im aberellen“ nennen. Diese Tatsache könnte einzig dadurch erklärt werden. dass man sich zur Zeit der Abfassung dieser Bericht, also einige Jahrzehnte nach der Schlacht, über das genaue Datum nicht mehr im Klaren war. Der erste (und nicht der zweite) Donnerstag im April wurde wohl deshalb als Tag der Schlacht angegeben, weil – wahrscheinlich schon bald 1388 – die Fahrt vom zweiten auf den ersten Donnerstag verlegt worden war. Ägidius Tschudi setzt diese Änderung ins Jahr 1426, was Dr. Frieda Gallati (im 49. Jahrbuch des Hist. Vereins 1938, S. 385) als nicht glaubhaft bezeichnet. Glaubwürdig erscheint hin-gegen Tschudis Begründung für diese Massnahme: es sei jeweils „wegen des grossen Geläuffs“ grosser Schaden an dem oft schon hohen Gras entstanden. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass damals, d. h. vor der Einführung des durch Papst Gregor XIII. (1582) verbesserten Kalenders (der übrigens von den Katholiken erst 1701, von Evangelisch-Glarus gar erst 1798 angenommen wurde), die Vegetation schon um etwa zwei Wochen weiter fortgeschritten war als heute zur gleichen Jahreszeit. Noch jetzt ist der erste Donnerstag im April Fahrtstag, es sei denn. Dieser müsse wegen des Hohen Donnerstags in die Osterwoche verlegt werden.
Frühmorgens setzt sich der „Krützgang von allen kilchen in unserm Land“ im Be-wegung. Und zwar werden ganz bestimmte Nebenwege benützt, eben die „weg und steg da denn unser vordern uff diesen tag grose not und arbeyt erlitten hand“.
Dass die Landstrasse von den Prozessionen nach Möglichkeit gemieden wird, hat also seinen Grund nicht in dem die Andacht störenden Verkehr, sondern geht auf die historischen Gründe zurück. Es ist nur zu begrüssen, wenn auch die Pro-zession von Nieder- und Oberurnen wieder wie vor dem Kriege, statt auf der lebensgefährlichen Landstrasse, auf dem schönen Fussweg durch Rautifeld gen Näfels zieht. Die Ursache für die damalige Änderung der Route, nämlich die Arbeiten am Tankgraben, dieser zweiten «Letzi», ist schon lange weggefallen. Wie schade, dass sich nur noch wenige Unentwegte dazu aufraffen können, hinter Kreuz und Fahne, den Rosenkranz betend das Gelöbnis der Vorsahnen zu erfüllen.
Unsere reformierten Mitbürger (und leider auch die meisten Katholiken) begeben sich ausserhalb der Prozession nach Schneisingen, etwa mit der Festmusik und der Ehrenkompagnie unseres Bataillons 85, die von Glarus aus auf der Land-strasse nach Näfels marschieren. Dass man zu Fuss an die Fahrt geht, hat auch historische Gründe. In dem Mandat, das früher (statt der jetzt üblichen Bekannt-machung im Amtsblatt) am Sonntag vor der Fahrt in allen Kirchen verkündet wurde, findet sich auch er folgende Satz, den uns Josias Simler in seinem 1576 erschienenen Werk «Vom Regiment gemeiner Eydtgenossenschaft» überliefert hat: «Dessgleichen sol keine wyter ryten dann biss en Glarus, es weren dann alte ubel mögende leut, die söllen dennocht auch nit weyter reyten dann biss gen Schneysingen.»
Der Grund für diese Vorschrift dürfte im Bestreben zu suchen sein, der Fahrt ihren Charakter als «krützgang» zu erhalten. Heute werden im Gefolge der mo-dernen Zivilisation die «übel mögenden leut» anscheinend immer zahlreicher, schaltet doch die SBB an diesem Tag einen Extrahalt auf freiem Felde in ihren Fahrplan ein. Im Zeitalter des Automobils ist es nur zu begrüssen, dass die Re-gierung den feierlichen schwarzen Kutschen treu geblieben ist und nicht in ir-gend einer Staatslimousine heranflitzt. Noblesse oblige – es zieht sich wie ein unsichtbarer Verbindungsfaden von dieser altertümlichen Beförderungsart zur Tatsache, dass der Bürger beim Einzug der Regierung auch heute noch das Haupt entblöst.
II.
Die Begrüssungsansprache, die der Landammann oder der Landesstatthaler auf einem dafür beretigestellten Podium hält, ist nicht, wie man meinen könnte, eine Neuerung des 19. Jahrhunderts, sie gehörte sehr wahrscheinlich von Anfang an zum Bestand der Schlachtfelder. Schon Simler erwähnt sie in seinem zitierten Werk. Nur handelte es sich ausschliesslicher als heute um eine blosse Begrüs-sung und Aufforderung zu würdigem Verhalten. Der Landammann begrüsste (nach Simler) namentlich die offizielle Regierungsdelegation von Schwyz, die zum Dank für die 1388 geleistete entscheidende Hilfe jedes Jahr eingeladen ein-geladen wurde, allfällig anwesende Äbte, die gesamte Geistlichkeit sowie die Leute aus dem Gaster, der March, von Rapperswil und aus der Grafschaft Tog-genburg. An der Fahrt teilnehmen musste auch, allerdings ohne besonders be-grüsst zu werden, eine Abodrnung aus Weesen, die jedes Jahr aufs neue an den Verrat ihrer Vorfahren erinnert werden sollte. Bis zum Jahr 1798 bestand diese für die unschuldigen Nachkommen der Verräter von 1388 recht unangenehme Pflicht. Wie tief muss in den Glarnern die Abscheu über die Treulosigkeit des Städtchens Weesen und sein Gastgewerbe, dass die Sonntagsausflüge erst in einer weniger nachträgerischen Zeit aufkamen! Dr. Johann Gottfried Ebel schreibt in seiner «Schilderung der Gebirgsvölker der Schweitz», in Leipzig 1802, also vor der Linthkorrektion, erschienen: «Ehemals war Weesen ein wohlhaben-des Städtchen. Wegen des Meuchelmordes, welchen dessen Einwohner im Jahr 1387 (richitg:1388) an der helvetischen Besatzung begingen, wurde es verbrannt, und seitdem hat sich dieser Ort nie wieder erholt. Jetzt ist es ein betrübter Fle-cken voll armer nd kranker Einwohner».
Die Begrüssungsansprache wird umrahmt von Beiträgen ds Kantonalgesangver-ein und der Festmusik, die seit 1892 abwechselnd von Glarus und von Näfels ge-stellt wird. Die Mitwirkung der Kantonalsänger datiert von 1836, jenem Jahre also, in dem die Fahrt nach einem Unterbruch von 180 Jahren zum ersten Mal wieder von beiden Konfessionen gemeinsam gefeiert wurde. Sie bildete die Kon-zession der Katholiken an ihre evangelischen Mitbürger. Der Kantonalsänger-verein war endgültig 1834 gegründet worden. Bekanntlich spielten die damals aufgekommenen Schützen- und Gesangsvereine eine bedeutende politische Rolle in jener Zeit der Volksversammlungen und der Bestrebungen für eine Re-vision ds Bundesverrages von 1815. Sie bildeten eines der wirksamsten Aktions-mittel des Radikalismus der Regenerationsjahre.
Vielen Protestanten war demgegenüber die Anrufung der Heiligen sowie der kirchliche Charakter der Prozession ein Stein des Anstosses. So bezeichnet der Verfasser einer 1836 in Glarus anonym erschienenen Broschüre über «Die Nä-felser-Freiheits-Schlacht und die Näfelser Fahrt» die letztere in der Form wie sie bis anhin von den Katholiken allein begangen wurde, als eine «geist- und ge-haltlose Ceremonie». Der neuerungssüchtige Autor wickelt in seiner Schrift ein eigenes «Programm zur Feier der Näfelser-Fahrt», dessen Verwirklichung er allen wackeren einer „Commission“, welche für die würdige Begehung der Feier zu sorgen Glarnern und vor allem dem Gesangverein ans Herz legt. Er verlangt die Bildung einer "Commission", welche für die würdige Begehung der Feier zu sorgen hätte. Weiter heisst es in § 3 des Programms: „Diese Commission hätte besonders darauf u achten, dass nach und nach die unpassende Prozession, die lateinische Litanei u. degl. kirchliche Cermonie, getragen von Mitgliedern der Commission etc.“ Die Befürchtungen der Katholiken waren angesichts solcher „Programme“ nicht ganz grundlos, und auch das oft als stur empfunden Verhalten der katholischen Geistlichen, die sich 1836 und 1838 auf Weisung des Bischofs von der Fahrt fernhielten, erscheint bis zu einem gewissen Grade verständlich.
Glücklicherweise sind seit jenen Jahren an der Fahrt nie mehr Anstände zwi-schen den Konfessionen vorgekommen, vor allem weil beide Seiten sich bemüh-ten, dem § 3 des Gesetzes von 1835 nachzuleben, welcher bestimmt: „In der Predigt soll von beiderseitigen Geistlichen bei persönlicher Verantwortlichkeit und Ahndung allem ausgewichen werden, was den andern Glaubensgenossen an-stössig sein könnte.“
Freuen wir uns darüber mit Landammann Ed. Blumer, der in seiner Fahrtsrede 1902 ausführte: „Wenn wir in der Tagesliteratur einer vergangenen Periode blät-tern, so sehen wir, wie noch vor 60 Jahren von einer Seite das Erscheinen dieser ehrwürdigen Kirchenfahnen, von anderer Seite das Wehen jenes Banners der Kantonalsänger als Profanantion der Festfeier, betrachtet, und als Provokation der Andersgläubigen bekämpft wurde, während wir alle sie heute beidseitig be-grüssen, begrüssen als versöhnendes Symbol unter dem einen Gedanken des Vaterlandes, vor dem wir uns alle beugen, dem wir alle dienen und das wir alle über alles lieben“.
Ist die Feier in Schneisingen zu Ende, bildt sich die Prozession und zieht unter militärischem Ehrengeleite von Denkstein zu Denkstein, während sich die Regie-rung in eigenem Festzuge und das übrige Volk in lockerer Formation zum Fahrts-platz begeben und dort das Eintreffen der Prozession abwarten. Die Prozession wird eröffnet durch die Kreuze und Fahnen aller katholischen Kirchen. Ähnlich wie heute, wenn auch mit gewissen interessanten Abweichungen, war die Pro-zession schon zur Zeit der Reformation zusammengesetzt. Wir lesen darüber im bereits erwähnten Buch von Simler, das die älteste bekannte Schilderung der Näfelser Fahrt enthält: „Voranhin tragt einer (dem gibt man ein par Hosen zum lohn) an einer langen roten stangen ein roten fanen, darinn S. Fridolin gemalet ist, auf den volget ein ubergüldte sarch darin heilthumb ligen sol, die tragen vier mann, demnach folgen dsie Cruzifix so vielm dann da sind. Das von Glarus znechst auff die sarch, darnach das von Näfels, darauf die übrigen von dem Rheytal, von Weesen, von Schänis etc. Dann volgen auch inj gleicher ordnung ihre fanen. Nach dem allem gehen die Messpriester, die mithinzu singen. Der Pfarrer von Glarus ist der erst mit sampt einem Abt, odern andern frömbden Messpristern, demnach die übrigen, auff sie müssengehn die Prediger dess heiligen Evangeliums. Inen volget nach der Landt Amann mit dem Botten von Schweytz, der Statthalter mit einem anderen frömden, und also volget das gantz volk. Zu letzt auch das weybervolck, desse auch ein grosse viele vorhanden ist.“
Der „übergülte Sarch“ war ein Reliquienschrein, die sog. „goldene Trucke“, darin sich Gebeine des hl. Fridolin befunden haben sollen. Er wurde jedes Jahr in der Prozession mitgetragen. Bis er 1861 dem Brand von Glarus zum Opfer fiel. Be-merkenswert ist die Teilnahme der reformierten Pfarrer. Das erinnert uns an die Tatsache, dass die Fahrtsfeier auch nach der Glaubensspaltung 130 Jahre lang gemeinsam gefeiert wurde, wenn auch nicht ohne bedauerliche Streitigkeiten und Zwischenfälle. Wie stark muss diese Feier schon damals im Volke verwurzelt gewesen sein! Bis heute erhalten hat sich der von Simel erwähnte Ehrenvorrang des Pfarrers von Glarus. Dieser hat das Recht, das feierliche Amt zu singen oder dafür einen Geistlichen nach seiner Wahl zu bestimmen. Im Unterschied zu frü-her singen heute bei der Prozession nicht mehr die Geistlichen, sondern katho-lische Laiensänger unter der Leitung eines Lehrers von Näfels.
Im Jahre 1563 wurde die Fahrtsfeier Gegenstand der eidgenössischen Tagsat-zung. G. Heer vermutet in seiner Festschrift von 1888 (S. 214), es habe sich nach der Glaubensspaltung der Brauch herausgebildet, dass die katholischen Priester die Prozession und Messe besorgten, während ein evangelischer Pre-dikant die Predigt hielt. Nun verlangten die Katholiken, dass jedes zweite Jahr einer ihrer Priester predigen solle, was ihnen nvon der Tagsatzuung gewährt wurde. Diese Bestimmungen, in denen dem jeweiligen Prediger auch einge-schärft wurde, niemand zu „schmächen ujnd zu schmüzen noch schelten“ , bilde-ten einen Bestandteil des 2. Landfriedens vom 3. Juli 1564.
Die Glarner beider Konfessionen konnten aber auch künftig das Sticheln und Auf-trumpfen in Predigt und Zeremonie nicht immer lassen, was bei der damaligen gespannten Lage kaum überrascht. Die Evangelischen beschwerten sich über die Vermehrung der Zahl der Fahnen und besonders über ein silbernes St. Fri-dolins, das 1639 erstmals auf dem Reliquienschriein mitgetragen wurde. Als die Proteste der Evangelischen nichts fruchteten, blieben sie der Fahrt fern und hielten dafür in ihren Kirchen Bettag. Über die Gründe des Einlenkens der Katholiken berichtet Pfarrer Conrad Wirz in seinem Vorwort zu „Dekan Amman sel. Fahrtspredigten“: „Weilen dise änderung zu Nähfelss an ihrem gewinn wirthen abbruch gebracht, haben sie sich von denen zu Glaris (deren das Bild allein gewesen) getrennet und nach langem Zancken an einer sonderbaren desswegen besammleten Lands-Gmeind mit der mehrern stimm erhalten, dass man die Evangelischen mit diesem Bild fürbas nicht beschweren, und sie bey der Fahrt widerumb zu erscheinen, bätten solle.“
Darauf hin feierte man die Fahrt einge Jahre wiederum gemeinsam, bis die Evangelischen in der Folge einer für sie verletzenden Predigt 1656 die endgültige Trennung beschlossen und die Erinnerung an den Sieg fortan in den Kirchen mit Gebet und Predigt feierten, während die Katholiken allein den Kreuzgang in der überlieferten Fotm weiterführten.
Nun aber zurück zur Gegenwart. In der Prozesion schreiten, hinter den schon er-wähnten Kreuzen und Fahnen, die Geistlichkeit. Weltklerus und Kapuziner, welch letztere ein eignenes Kreuz mit sich tragen, und die katholischen Sänger, die in lateinischer Sprache die feierliche Allerheiligenlitanei singen; den Schluss bildet, den Rosenkranz betend, das katholische Volk. Jüngeren Datums ist die Teilnah-me der Pfadfinder und Jungwächter. Ihr Platz in der Prozession wsäre m. E. sinn-gemäss etwas weiter hinten, bei den übrigen Laien. Dieser Schar des betenden Volkes, das von katholischen Behördemitgliedern angeführt wird, könnten sich auch weitere katholische Vereine, mit oder ohne Fahne, anschliessen ohne dass dadurch der wesentliche Aufbau der Prozession im geringsten verändert würde.
Von einem Denkstein zum andern pilgernd, verrichtet die Prozession die in der katholischen Kirche üblichen Gebete für die Verstorbenen. Nach der Überlie-ferung (vgl. auch bei Simler) erinnern die Denksteine an die 11 aufeinanderfol-genden Angriffe der Österreicher. Man darf sich aber nicht vorstellen, die Angriffe hätten in der Reihenfolge stattgefunden, in der die einzelnen Steine heute be-sucht werden, das sich die Glarner ja nicht in Schneisingen, sondern an der Rauti, d.h. heiss in der Nähe des heutigen Fahrtsplatzes sammelten. Vielleicht bezeichnen die Denksteine einfach jene Stellen, wo Glarner im Kampfe ihr Leben lassen mussten. Das Bekränzen der Steine ist eine schöne, wohl ebenfalls sehr alte Sitte.
Der sechste Denkstein befindet sich auf dem Fahrtsplatz, jenem unebenen das Jahr hindurch ziemlich unansehnlichen Platz, dessen wahr Grösse sich zum Fahrtstag zeigt, wie schon Dr. Hs. Trümpy in seiner „Bubenfahrt“ (Land und Leute, Glarus 1940, S. 12) festgestellt hat. Weiter heisst es dort; „Beim Verlesen des Fahrtsbriefes durfte keiner fehlen, um sich den „Ruedi unter dem Birnbaum“ nicht entgehen zu lassen. Wie schön flatterte der weisse Bart von Ratsschreiber Schuler über der Brüstung der Kanzel!“ Wenn auch heute keine weisser Bart mehr flattert, so hat doch auch der heutige Lektor seine bemerkenswerten Eigen-schaften.Dazu gehört vor allem die so echt und historisch anmutende Ausspra-che, die einen jededs Jahr wieder neu erfreut.
Die Predigt wird abwechslungsweise von einem evanelischen und katholischen Geistlichen gehalten. Für einen guten Redner muss das eine einmalige Gele-genheit sein, denn wo sonst findet er ein ganzes Volk zu seinen Füssen ver-sammelt? Die Vorschrift des Gesetzes, alles Anstössige zu vermeiden, wird so gewissermassen befolgt, dass man oft nur am Gewand erkennt, welcher Konfes-sion der Prediger angehört. Bei schlechtem Wetter findet die Predigt in der Pfarr-kriche statt. Nach der Erfahrung kommt es selten vor, dass ein protestantischer Pastor die katholische Kanzel bereten darf, denn das Fahrtswetter ist in den ge-raden Jahren meistens schön. Die Frage, welcher Konfession Petrus damit die grösste Gunst erweist, kann je nach dem Standpunkt verschieden beantwortet werden, was im Interesse des Friedens in Ordnung ist.
Die Kreuz- und Fahnenträger, die inzwischen bei einem Znüni neue Kräfte ge-sammelt haben, nehmen den Weg wieder unter die Füsse, den Denksteinen nach bis zum Denkmal im Sändlen. Der einfache Obelisk (vgl. die glarnerische Nüchternheit) wurde 1888 aus Anlass der Fünfhundertjahrfeier eingeweiht. Von seiner Höhe strahlt der früher oft zitierte „gute Stern“, den ein vermeintlich fort-schrittliches Zeitalter gern an Stelle des Schöpfers der Gestirne anrief.
Die vom Regierungsrat beantragte Erstellung des Denkmals wurde 1887 vom Landrat mit 36 gegen 15 Stimmen abgelehnt. Erst nachdem ein Volksbegehren deswegen die Einberufung einer ausserordentlichen Landsgemeinde verlangt hatte, kam der Landrat mit 35 gegen 21 Stimmen auf seinen negativen Entscheid zurück. Ie Ausführung des Denkmals wurde Baumeister Aebli in Ennenda um die Summe von 12000 Fr. übertragen. (vgl. Bartel/Jenny, Glarner Geschichte in Daten, III. Band, S 3f.)
Die Musik- und Gesangsvorträge beim Denkmal bilden, was einmal mehr festge-stellt werden darf, nicht den Abschluss der Fahrt. „Den Schluss der Feier bildet das Hochamt in der Pfarrkirche zu Näfels“, heisst es offiziell im Amtsblatt, was aber die Schweizerische Depechenagentur in ihrem Fahrtsbericht mit Beharr-lich-keit unterschlägt.
Am feierlichen Hochamt, das jeweils auch musikalisch ein Genuss ist, nimmt der Regierungsrat in corpore teil. Die Gedchtnismesse wurde bis in die Reforma-tionszeit (vgl. G. Heer, S. 214) auf freiem Felde gefeiert. „… Und begat man aller dero jarzit di uff den selben tag verluren, si syent frünt oder fyent gewesen*“, heisst es in der Zürcher Chronik, Codex 643 der St. Galler Stiftsbibliothek. Das Amt bildet also nicht irgend ein Anhängsel, sondern – geschichtlich betrachtet - das eigentliche Herzstück der Fahrtsfeier. Ca. um 1 Uhr ist d samt zu Ende. Wer die Fahrt vom Anfang bis zum Schluss mitgemacht hat, der hat ein währschaftes Fahrtsessen redlich verdient, und auch er nötige Appetit wird nicht fehlen.
Der Fahrtsnachmittag soll diesmal „wegen Platzmangels“ nicht zur Sprache kom-men. Um zu zeigen dass der heute übliche Rummel im Vergleich zu vergange-nen Zeiten als ziemlich harmlos bezeichnet werden muss, sei noch eine Stelle aus dem Schreiben der Evangelischen 1656 wiedergegebebn, worin diese ihr künftiges Fernbleiben u. a. damit begründeten, „dass an dieser Fahrt der Wirthen profit als Gottes Ehr gefördert werde, denn an statt man sich der Andacht befleissen sollte, mache man mehr debauches (Schwelgereien) als an keinem andern Tag im Jahr, man fresse und saufem springe und tantze, gautze und tröle, man schweere und fluche, rauffe und balge, und fange solche Händel an, dass es bald aus der Näfelser-Fahrt wiederum zu einer Näfelser-Schlacht kommen möchte…“
Um diesen Streifzug durch die Fahrtsgeschichte in einer erbaulichen Note ausklingen zu lassen, geben wir nochmals Landammann Blumer das Wort, der in seiner Jubiläumsansprache von 1888 (vgl. Glarner Beiträge zur Geschichte, Rechtswissenschaft, Sozialpolitik und Wirtschaftskunde, , Heft 3, Glarus 1926) die Bedeutung der Fahrt treffend wie folgt umschrieb: „Alljährlich am Fahrtstage pflegen wir unsere Gedanken aus den Wogen der schwankenden Tagesmeinun-gen zu erheben, wir lassen die hehren Bilder der vaterländischen Geschichte an uns vorüberziehen und prägen uns deren Lehren ein. Wir feiern ein Frühlings- und Osterfest, einen Tag der Erinnerung, wie aus dem Kampfe der Väter, aus dem Blute der Helden die Freiheit für unser Tal und unsere Bewohne entstanden ist. Da beurteilen wir dann von einer höheren Warte, was in und um uns vorgeht, und ein jeglicher prüft sein Innerstes, ob er die Pflichten gegen Gott und das Vaterland erfüllt. Hier sammelt sich jedes Jahr das ernste Alter und die frohe Jugend von Geschlecht zu Geschlecht bildet sich hier eine Pflanzstätte unver-brüchlicher Treue und Liebe zum Vaterland, Und was uns sonst im Leben auch trennen mag, heute fallen alle Schranken, hier fühlen wir uns wie an der Lands-gemeinde nur als freie Bürger eines freien Landes.“
Nun rüstet sich jeder senkrechte Glarner, die Fahrt in diesem Sinne und Geist mit Andacht einmal mehr zu feiern. HBN
Sonntag, 10. Oktober 2021
In memoriam
Lebenslauf Peter Müller-Ochsner
(1944-2021)
von
Dr. Thomas Müller (Sohn)
übertragen in die Näfelser-Mundart
"Üüserä liäbä Peter isch äm 28. Meerzä 1944 z Näfels uf d Wält chuu. Er isch des viärt vu sächs Chind gsii vum Julius und vu dr Albertinä Müller-Landolt.
D Muäter Albertiinä isch eerscht 15 gsii, wo iri Muäter gschtoorbä-n-isch. Als jüngschti Tochter hätt sii dä dr Huushalt gfüärt und isch als Hilfsarbeiteri i dr Korki für p Famili nuch ächlä öpps gu vrdiänä.
Ä glügglichi Ziit isch für-si gsii, wo si dr Julius Müller änä 1935gi ghüraatä hätt. Dr Schteimetzä Juli, we-m-em gsäit hätt, isch ä zurgghaltendä, aber härzlichä Maa gsii, wo d Lüüt gäärä gkaa händ. 45 Jahr hätt’r i dr Giässi z Netschtel gwärchet.
Famili mit sächs Chind
Vu 1936 bis 1947 sind iri sächs Chind uf d Wält chuu: ds Cäcilia, ds Bernädett, dr Philipp, dr Peter, dr Othmar und der Seppli. Gwont händ-si i üüserem Huus ä dr Gärbi, schpeter im-ä Huustäil wis ä wii vu ds Chämifäger Tschudis im Loch.
Hütt chaa-mä si fascht nümmä voorschtellä, we äifach und beschäidä as di mäischtä Familänä ds Näfels gläbt händ.
Dr Peter hätt üüs öppädiä vu duä vrzellt. Äs isch äs Äräignis gsii, wänn-si uf d Wiänacht ä-n-Oranschä übrchuu händ. Schüü sig’s gsii mit andernä Goofä uffem Fahrtsplatz Jagis z machä odr sogar z tschuttä. Solangs im Jahr g’gangä-n-isch, isch mä parfuäss gloffä, will sich grooss Familänä kä Schuäh händ chännä läischtä. Gschlaafä händ d Chind z dritt odr sogaar z viärt im gliichä grossä Bett. Dr Peter häig öppädiä ä dr Fuässätä und dr queeräwäg müäsä schlaafä. Trotz-dem hätt’r diä Ziit as glügglichi Ziit in Erinnerig.
Schiggsaalsschleeg wew fascht niänä sust
Uf dr anderä Siitä hätt dr Peter bis ‘r zwölfi gsii isch und mit imm di ganz Famili ä uusinnig schwääri Schiggsalsschleeg vrchraftä:
Im Früälig 1946 isch ds Cäcili, erscht zächä jährig, a Diphterii gschtoorbä. 1954 äm Einsidler Sunntig, wo dr Peter mit dr Muäter uf d Äinsidler Wallfahrt gsii isch, isch dr Othmar zämä mit ds Baamertä Buäb Rolf im Tangggrabä ertrunggä. Zwei Jahr schpeeter isch sinä jüngschtä Büäder Seppli, bloss 9-jährig, im Turnunde-richt abägkiit und tood gsi. Im gliichligä Jahr äm Stephanstaag isch dr Brüäder Philipp, wo ds Fallet Weh gkaa hätt, bim Schlittlä mit 14ni töötli veruuglüggt.
Etlichi Jahr schpeeter isch dä au der Vater Juliius i dr Müli ussä uffem Wääg zur Aarbet vum ä-n-ä-n Auto aagfarä und schwäär vrletzt woordä.
Ä-n-uuglaublichi Serii vu Leid, we chuum inerä anderä Famili, hätt de Famili Müller müäsä übr sich erguh luh. So öppis begläitet äim des ganz Läbä.
Prüäfswahl
Na dr Schuälziit hätt dr Peter nüd rächt gwüsst, was’r söll wäärde. Zeerscht isch dä i dr Pinsli z Mullis Pinselmacher gsii. Das isch abr ganz und gaar nüd daas gsii, wo-n-em entsprochä hätt. Drnaa hätt d Idee gka, we sinä Naachpuur, Chä-mifäger z wäärdä. Dr Chämifäger Tschudi hätt-em abr abgraatä, will’r ä em gsundheitli nüd gwachsä gsii wäär. Schliässli häät’r si für nä Metzgerlehr ent-schidä und bim Metzger Berwert z Oberuurnä ä schträngi Ziit erläbnt und er-folgriiich absolwärt. Naa dr Lehr isch 'r ä Wiil ds Winterthur gu schaffä, abr glii wider zurgg schuu und hätt i dr Metzg bim Peter und Paul Jutzeler im «Rössli» gschaffet.
Schwiizer Mäischter im Ringä
Bi dä bäischtarche Jutzeler-Puurschtä isch dr Peter uf ds Ringä chuu. Schu vor-häär idr Lehr isch er mit em Velo uff Lachä-n-abä i-ds Ringerträning. I dä 60-er und 70-er Jahr isch Näfels ä Hoochbuurg vum Schwiizer RIngschport gsi. Ä huffä Lüüt sind albig i-d Turnhallä zu dä Kämpf chuu gu luägä.
Dr Peter hätt hert treniärt und isch dangg siim Kampfgschigg i siner Gwichtsklass bis a di national Schpitze gkuu, 1966 sogar als Schwiizer Mäischter. Bimänä Haar hett-er-si für di olümpischä Schpiil z Mexiko chännä kwalifiziärä. Dangg Leischtgsschport und sinä Erfolg hätt’r fit und schtarch chännä i d Zuäkumft luägä.
Hüüraat mit em Mady
Siis grööscht Glügg im Läbä isch im Früälig 1971 d Hüraat mit dr Mathilda Ochsner vu Oberuurnä gsii. Gkännä gleernet händ-sä-si bim Tanzä ämä Chränzli im duäzigä Wallhalläsaal. Hüür händ-si chänne mit üüs Chind und dä-n-Änichind des goldig Hoochzet fiirä.
Mathlida, ds Mady isch mit-irem Peter schu uf dr Hoochzeträis ä chlä i d Wält usä. Si sind dä uff Kenia gflogä, oder schpeeter uf Amerika oder sust überall hii. Dr Peter hätt nuch öppädiä begäischtäret dervu vrzellt.
Zwäi Chind
Sunnä i p Familie bracht händ miir Chind:
Im Jänner 1974 bin iich, dr Thomas Simon uf d Wält chu, und zwei Jahr schpee-ter im Mäiä mini Schwöschter Petra Deborah.
Dr Peter hätt as Vatter ä-n-uhnigi Mäinig gkaa. Im hohlä Chrüüz isch’r mit üüs albig gu scheesäwägälä. Miir hän-nä as häärzlichä, füürsoorglichä Vatter erläbt, wo au as Maa ä Guätä zu dr Mutter gsii sich. Mir erinnered üüs sitt üüserer Chindhäit a kä-n-äinzigs bööses Wort. Nüüt isch-em zviil gsii. Und zu Uuziität hät’r üüs irgendwo im Glarnerland vum «Uusgang» abgeholt oder zum Training gfarä.
Är hätt mit siner Fröhlichkeit und Begeischterig de bäidä Hochzet vu mir, em Thomas und miner Frau Mirjam, und vum miner Schwöschter Petra und em Mathias zu-mä groosartigä, uuvergässlichä Erläbis für di ganz Familie gmacht. Und sini viär Änichind Ronja, Kilian, Samuel und Nuria hätt’r mit em gliichligä hohlä Chrüüz gscheesäwägelet we sinnerziit üüs.
Ringä - Turnä - Kunschtraad
Dr Peter isch nüd nu ä begäischtertä Ringer gsi. Schu vu Kindsbäinä-n-aa isch’r, we-mä hütt säit, ä polyschportiivä Mändsch gsi. Etlichi Jahr isch’r Kunschtrad gfarä. Siinerläbtig hätt’r turnet. Näbem Ringä isch'r Nationalturner gsii und Aktiv-mitglied im Turnveräin Näfels.
Vu 1971 bis 2000 hämmer ds Mullis gwont. Dett isch’r i der Männeriigä gsii.
Chranz-Schütz
Körperlichi Bewegig, Gselligkäit und Ehrgiiz händ-nä des ganz Läbä begleitet.
Z Tuusedä vu Schii-Pischtä-Kilometer hätt’r mit üüs oder Fründä i dä Glarner Alpä erläbt. Sinä rassigä Fahrschtiil bliibt uuvergässä und d Änichind händ-em chuum naachämögä.
Dr Peter isch au ä liidäschaftlichä Schütz gsii und hätt ä Huffä Chränz us dr ganzä Schwiiz heipracht.
Ghaderet hätt’r mit sinä Kameraadä wägä dr Uufhebig vum Schüüss-Schtand Näfels und t’tuuret hätt-nä chüürzli d Uuflöösig vu dä Militäärschützä.
Sächsädriisg Jahr Mogros-Metzger
Ab 1971 isch’r pruäffli zur Migros. 36 Jahr, zeerscht i dr Migros z Näfels, dernaa as Chefmetzger z Niederuurnä und di letschtä Jahr bis zur Pänsioniärig anä 2006 z Glaris. Dr Peter isch bekannt gsii und hätt ä groossä und zfridnä Chundächräis uufp'puuä.
Muulöörgälä - Tanzä - Jassä
Är hätt Fröhlichkeit und Geselligkeit über alles gärä gkaa. I dr Famili, aber au bi sinä viilä Fründä und Kameraadä, isch em ä wüählschtä gsii. Tigg öppenämaalä hätt mit siim Muulöörgäli d Lüüt verblüfft und begäischäret. Nüd uugäärä hätt’r öppä-n-äs Tänzli gschwungä. Eeländ gäärä hätt’r gjasset. Sig’s z zwäitä mit dr Frau, oder mit sinä Schwägerinnä und Schwääger i dr altä Truube in Oberurnen odr mit sinä Chind und Aenggel.
Häärzoperaziuu
Im Summer 2001 hätt’r ä Herzoperaziuu müäsä übrschtuh. Naa dr Reha hätt’r ds Leben nuch bewusster gkäbt. Speziell gnossä hätt’r di letsch Tour uff sinä Härz-bäärg, dr Rauti, vor zwei Jahrä, zämä mit dr Petra und irer Famili. Und nuch vor wänigä Wuchä isch’r mit siim nüä I-Bike zu dä Jeger i Sulzboden hinderä gfara. Ds Oberseetal isch überhaupt vu chliii uuf ä Chraftoort gsii und im Doorf isch-mä-n-em verkuu, wän’r sinä Rundgang z Fuäs gmacht hätt.
Familiäherbscht im Berniina-Massiiv
Äm letschtä Septemberwuchän-n-änd isch di ganz Familie im Ängadiin gsii. Äs isch herrlis Herbschwätter gsii, wo mer mit Chind und Chegel bis i d Paradis Hüttä vis a vis vum Berninamassiv gwanderet sind. Mer wänd daas gmäinsam Zämäsii niä vrgässä.
Äm letschä Samstig isch’r nuch mit sinä Kameraade vum Militärschützäveräin im «Aeschä» zämä ghögglet. Si sind zwaar ächlä tuucht gsi, abr händ-‘s nuchämaal ä-n-eebigi Schüüni gkaa.
Sekundätood dähäimä
Gägä Mittnernacht sind-si mit-emä Büssli derabä. Dr Peter isch glückli hei chu, und churz druf abä hätt iis sis Härz sinä letschtä Schlag tuä."
Und nuch ä Schlussbemerggig von meiner Wenigkeit:
Es isch schwirig ä Mändsch chännä loszluh, wämä si so unerwartet und nüd rächt hätt chännä vu-n-em verabschidä.
Das gilt nüd nu für dich, liäbs Mady, für dich Thomas und Petra und Familiä, das gilt au für alli Vereinskameraadä und für üüseri Doorfgmeinschaft, wo mit üüch mittruuret. Das abruptä Guhmüäsä vum Peter zäiged üs wider ämaal, as's ä hööcheri Macht gitt, wo bestimmt, wänn und wo und wiä as-mer alli ämaal müänd guh.
Peter, du waschächtä Näflesser, mer tangged dir, as-es dich ggih hätt, du fäälsch üüs allnä!
Dienstag, 5. Oktober 2021
Trouvaille
Als das Bildstöckli im "Rautiloch" eingeweiht wurde
Hilarirank
P. Silvius Wyss, Präses der Pfadi Rauti, Vikar Johannes Baur, Pfarrer Blasius Braun bei der Einweihung des "Bildstöggli" beim Hilarirank. (Archivbild)
Kaplan Fäh hat das Ereignis wie folgt in seiner "Kirchlichen Chronik Näfels" fest-gehalten:
"9. November 1947.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges dachte P. Silvius Wyss ein Dankeszeichen zu setzen für die Erhaltung der Heimat vor Kriegsnot. Er plante ein Bildstöcklein beim Hilarirangg. Das Vorhaben konnte durch die Pfadfinderabteilung ausgeführt werden, welcher P. Silvius Wyss als Präses vorstand. Dabei hielt Pfarrer Blasius Braun die Ansprache und P. Silvius sprach das Weihegebet.
Die Inschrift lautet:
Unserer Lieben Frau vom guten Pfad in Dankbarkeit gewidmet im Jahre des Heils 1945. Kath. Pfadfinderabteilung Rauti Näfels.
Am Bau betätigten sich Hilarius Landolt, Bruno Lampe und Armin Hauser. Pfr. Braun habe seine Ansprache begonnen mit "Die Jugend hat keine Tugend". Da-rauf aber ausgeführt, dass die Jugend doch auch gute Seiten hat. (Erinnerung Hilarius Landolt, Werkführer)
"Hilarirangg" heisst die Strassenkehre, weil beim Bau der Strasse ein Mann namens Hilari Landolt dort einen tödlichen Arbeitsunfall erlitt. Ein kleines Eisen-kreuz am Fusse der Stützmauer gedenkt seiner. Früher benannte man jene Stelle "Rauti-Loch".
Persönliche Erinnerung
Ich war noch ein kleiner Knirps, Zweitklässler. Ich erinnere mich an die gewaltige Beteiligung der Prozession zum Bildstöckli, dass es recht kühl war und sehe noch das Bild des Pfarrers Braun, der vor dem Bildstöckli predigte. Zwei Sätze sind mir geblieben: "Jugend hat keine Tugend" und der Schlusssatz "Jugend hat doch eine Tugend" Der kleine Knirps auf den Bildern mit den weissesten Haaren
ist meine Wenigkeit.
Später wurde das aus Ton gebildete Marienbild von einem unbekannten Mann mit Menning (rote Farbe) geschändet. Es wurde nie bekannt, wer der Täter ge-wesen war.
Ich erkenne noch viele meiner Mitschülerinnen und Mitschüler. Die drei Pfadfinder links neben Pfr. Braun sind Marcel Flury, Antonio Micheroli und Geby Küng. Der Knabe mit dem hellen Haar in der Vertikale über Geby King ist meine Wenigkeit. bin ich, offenbar reckt der Wundfitzifritzli den Hals, um zu sehen, was der zum Stöckli schreitende P. Silvius, bei dem wir in der Klosterschule später Algebra und Physik und Chemie hatten, nun vorhabe.
Beim Segen durch Pfr. Braun ging das ganze anwesende Volk in die Knie. (Fotos: Archivbilder)
Pfarrer BlasiusBraun Eröffnung der Ansprache "Jugend hat keine Tugend", Schluss: "Jugend hat doch eine Tugend".
Kanonikus und Pfarrer Blasius Braun - wie ich mich erinnere - hatte grosse Mühe die Berg- strasse emporzugehen und schwitzte sehr, er kam ziemlich erschöpft beim Bildstöckli an. Im gleichen Jahr in der Silvesternacht verstarb er, nachdem er in der Mitternachtsmette zusammengebrochen war und noch eine Woche bettlägerig war. Vikar Johannes Bauer hol-te uns beim Silvesterschellen per Velo mitten im Dorf (vor dem Kaufhaus Schubiger) ein und schickte uns nach Hause, der Herr Pfarrer sei verstorben.
Montag, 4. Oktober 2021 (Franziskustag)
Einweihung des "Turmzimmer"-Baus
im Franziskanerkloster Näfels
Im kleinen Hof an der Nordwestecke des Klosters steht ein markanter Bau, der eigentlich nur als Abstellraum benutzt wurde. Nun haben sich die Stiftungen Mariaburg und Scotus dieses Gebäudes angenommen und daraus ein Bijou ge-schaffen. Im Innern ist ein stimmiger Gebetsraum entstanden, und auf dem er-neuerten Dach wurde eine Kuppel und ein Kreuz angebracht mit folgender Bot-schaft, die nicht nur für uns, sondern vor allem für die Nachfahren interessant sein dürfte.
Der Guardian Br. Dr. Paul Zahner hat mir den Text freundlicherweise zur Verfügung gestellt:
Inschrift-Text, der am 20. September 2021 in die Kugel auf dem renovierten Turmzimmer im Franziskanerkloster Näfels eingelegt worden ist
Im Jahre des Heiles 2021 unter dem Pontifikate Franziskus, unter dem Episcopate seiner Eminenz Joseph Maria Bonnemain, des Guardians auf der Mariaburg P. Paul Zahner, seiner Brüder: P. Benedikt Borer, P. Fidelis Schorer, Br. Louis Bischof, Terziar, Br. Rene Fuchs, Br. Josef Fankhau-ser, P. Michael-Maria Josuran, Br. Martin Barmettler und Br. Johannes Pio Maria Pfister, am angesetzten Tag, ist das Turmzimmer mit dem Turmkreuz eingeweiht worden vom Kustos der Franziskaner OFM in der Schweiz, P. Christoph-Maria Hörtner.
Anwesend waren die Bruderschaft und die Sponsoren, in Vertretung der Stiftung Mariaburg, Herr Adrian Weitnauer und der Scotus-Stiftung, sowie die Firma Fischli Bedachungen.
Beteiligt am Innenausbau des Turmzimmers war Herr Leo Rüthemann und Br. Jean Langertz.
Das Turmkreuz stammt von einem Grabmal der Familie Urs Flunser-Jo-suran, Verwandte von P. Michael-Maria Josuran.
Kloster Mariaburg am 20. September 2021
P. Paul Zahner ofm, Guardian
P. Christoph-Maria Hörtner, Kustos
Adrian Weitnauer, Stiftung Mariaburg
Samstag, 2. Oktober 2021
Karl Brauns Spiegelbilder
Ein deutsch-schweizerisches Projekt
Am Freitag, 24. September 2021, fand im Käthe-Kollwitz-Pavillon der Erwin-Him-melseher-Siftung in Bad Säckingen die Vernissage zur Fotoausstellung von Karl Braun, dem bekannten Kulturschaffenden, Historiker und Fotograf Karl Braun, statt. Braun ist ein Mitbegründer der Partnerschaft (1988) zwischen Näfels, bzw. Glarus Nord und Bad Säckingen. Gerne sei ihm der folgende Beitrag ge-widmet.
Konzept für einen Bildband mit dem Thema:
Kirche – Fluss – Farbe
von Karl Braun
Einführung
Seit etwa 3 Jahren habe ich unterschiedliche Spiegelungen des Fridolinsmünsters von der Schweizer Rheinseite beobachtet und fotografiert. Da aber die Farbgebung des Motivs sehr begrenzt ist, bin ich auf die Idee gekommen, in Computer-Programmen eine Vielzahl von Farbnuancen mit entsprechenden Lichtveränderungen zu erreichen. Da die Fotos nur von der Schweizer Rheinseite aus möglich waren, ist es ein Gemeinschaftsprojekt, an dem beide Länder beteiligt sind.
Zu den 3 Titeln des Bildbandes
Kirche
Am ganzen Hoch- und Oberrhein gibt es keine ähnliche Situation, dass sich eine Kirche im Rhein spiegelt. Da Säckingen bis 1830 eine Insel im Rhein war, ist der Kirchenbau nahe an das Rheinufer gebaut worden. Die Kirche ist daher das entscheidende Motiv.
Einige Hinweise zum Bau des Säckinger Münsters:
Berner Bauleute haben den gotischen Bau errichtet, dessen Grundsteinlegung 1343 er-folgte. Die Fresken der ersten barocken Ausgestaltung malte Antonio Francesco Giorgioli aus Meride/Tessin. Die Steine zur Erhöhung der Münstertürme stammen aus den Steinbrü-chen des Fricktals. Es waren 1162 Fuhren über die Holzbrücke nötig, um die Steine auf die Insel zu transportieren.
Fluss
Das Wasser des Rheins ermöglichte die Spiegelung, daher war sie die entscheidende Vor-aussetzung für das Foto. Das königliche Eigenklosters Säckingen war zur Schweiz hin orientiert. Was an den Besitzungen im Fricktal und besonders in der Talschaft Glarus nach-vollziehbar ist. Deshalb war die Brücke über den Rhein von grösster Bedeutung. Im 16. Jahrhundert wurde die Bevölkerung auf der Insel mit einer Wasserleitung über die Holz-brücke versorgt. Die unterschiedlichen Bewegungen des Wassers durch den Wind er-möglichten die interessanten Stimmungen. Der Rhein ist seit 1801 zwar Staatsgrenze, aber die Bewohner beidseitig sind über Jahrhunderte mit Brücken verbunden.
Farbe
Entscheidend für die Umsetzung des sich wiederholenden Sujets ist die Farbe. Die unter-schiedlichen Farbnuancen vermitteln einmalige Stimmungen und jedes Foto wird zu einem kleinen Kunstwerk. Das faszinierende Farberlebnis wird es erst durch eine Anzahl von Fotos erreicht.
Zusammenfassung
Diese wenigen Hinweise machen deutlich, dass es sich um ein Deutsch-Schweizerisches Gemeinschaftsprojekt handelt. Die einmalige Chance, die das Buchprojekt bietet, sind nicht nur interessante Fotos, sondern kurze Textbeiträge aus Deutschland und der Schweiz unterschiedlicher Fachbereiche wie z. B. Kirche, Geschichte, Fotokunst, Wirtschaft (Was-serkraft des Rheins) und aktuelle grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Das Buch wäre ein bedeutsamer kultureller Beitrag der Hochrheinregion und daher ideal zur Förderung von Bildung, Kultur und Tourismus beider Länder.
Der Anlass ist festgehalten in:
Badische Zeitung 27. September 2021 "Ungewohnte Blicke auf Bad Säckingen" von Roswitha Frey
Südkurier 28. September 2021 "Münster trifft Rhein" von Maria Schlageter
Die Ausstellung dauert vom 24. September bis 29. Oktober 2021.
* * *
Kirche – Fluss – Farbe: Spiegelungen des Münsters im Rhein
Würdigung
von Dr. Reinhard Valenta (24.9.2021)
ehem. Leiter des Kultur- und Verkehrsamts der Stadt Bad Säckingen
Karl Braun ist immer noch für eine Überraschung gut. „Noch“, weil auch an ihm, wie an uns allen, der Zahn der Zeit genagt hat. „Immer“, weil er den Finger vom Auslöser seiner Ka-mera trotzdem nicht lassen kann. Die Katze lässt das Mausen nicht, sagt der Wehrer Volksmund dazu. Im Reich des Hidigeigei muss es natürlich „Kater“ heissen.
Diese Volksweisheit gilt in gesteigertem Masse für den Gastgeber des heutigen Abends, Dr. Dr. h.c. Günther Nufer. Günther mit TH, wie er mir vor über zwei Jahrzehnten eingeschärft hat, als wir gemeinsam im Braun-Verlag Karlsruhe einen immer noch lesenswerten Bild-band über Bad Säckingen herausgebracht haben. Das Wort „Ruhestand“ ist und bleibt im Vokabular eines Albürgermeisters Nufers unauffindbar, weil gestrichen.
Mit diesen beiden unverbesserlichen Säckingern aus Überzeugung und Profession verbin-den mich einige wunderbare Projekte, die zu den Highlights meiner aktiven Zeit zählen. Ich nenne das schöne Büchlein über den von Adelheid Enderle und ihrer engagierten Crew so liebevoll gepflegten Au-Friedhof, neben dem bereits erwähnten Bildband der Stadt Bad Säckingen. Seinerzeit habe ich sogar zur Gitarre gegriffen und meinen Song über den Friedhof bei der Buchpräsentation vorgetragen. Das werde ich heute nicht machen. Die Saiten meiner Gitarre sind leider eingerostet oder gerissen. Unvergessen ist auch der von Stephan Denk ermöglichte Bildband über den Bergsee mit Fotos von Karl Braun, um ein weiteres Buchprojekt zu erwähnen.
Was haben wir für Fotoausstellungen mit diesem exzellenten und bisweilen auch ein wenig exzentrischen Fotografen erlebt? Sie aufzuzählen, würde Ihr Standvermögen überstrapa-ieren. Wer kommt schon auf die Idee, halb Europa auf der Suche nach Dachrinnen abzu-klappern und die reiche Ausbeute in einer Ausstellung zu präsentieren? Oder verwaiste Handschuhe in Pfützen, auf Waldwegen, in Schrebergärten, am Strand, auf Bürgersteigen, Marktplätzen und an vielen anderen Orten aufzuspüren und zu fotografieren? Das war und ist typisch Karl Braun, wie er leibt und lebt. Wer glaubt, dass im Angesicht der 80 das Ende der fotografischen Fahnenstange erreicht ist, irrt gewaltig. Mit der heutigen Ausstellung toppt der Fotograf alle seine bisherigen Projekte – und zwar in jeglicher Hinsicht.
„Kirche – Fluss – Farbe: Spiegelungen des Münsters im Rhein“ hat eine Vorgeschichte. Spiegelungen haben Karl Braun schon immer fasziniert. So hat er am Bergsee und an der Wehramündung die Brechung von Spiegelbildern der Bäume und ihres Astwerks auf der Wasseroberfläche fotografiert. Auch Wasser übt seit jeher eine magische Attraktion auf den Fotografen aus. Aber noch nie hat er die Spiegelungen eines einzigen Sujets bzw. Objekts, losgelöst von demselben, seriell so variationsreich durchgespielt, wie in der Ausstellung „Kirche – Fluss – Farbe“. Das gilt ebenso für die mit dem Computer erzeugte Farbgebung. Sie löst die Grenzen zwischen Kirche und Fluss, zwischen Bild und Abbild, Fotografie und Gemälde, zwischen Wirklichkeit und Phantasie auf und evoziert im Auge des Betrach-tenden ganz neue, fließende Bilder.
Es ist ein genialer Schachzug, dass Karl Braun ausgerechnet das Fridolinsmünster als Sujet seiner experimentellen Spiegelungen ausgewählt hat. Mit seinen weithin sichtbaren Zwillingstürmen zählt es zu den bedeutendsten Stätten des Christentums im Südwesten und der Nordschweiz. In ihm ist die mit dem Namen des irischen Mönchs Fridolin verbun-dene Geschichte der Christianisierung unserer Region Stein geworden. Dieses Gotteshaus ist bedeutend, weil es unendlich viele Bedeutungen in sich trägt. Es ist eine Chiffre für so viees und viele – und für Karl Braun die Achse seines Lebens in, mit und für Bad Säckingen. Er hat nicht nur zahllose Gäste und Besucher der Stadt durch das Münster des heiligen Fridolin geführt, sondern sich auch selbst von hier aus auf den Weg gemacht, um die Spuren des Heiligen und seines Kultes in den Kirchen, Kapellen und Profanbauten des Südwestens und der Nordschweiz aufzuspüren und mit der Kamera für die Nachwelt zu sichern.
Auch der Fluss, der in unserer Region noch jugendliche Rhein, spielt im Leben des Foto-grafen eine grosse Rolle. Davon zeugen zahllose Fotos, mit denen Karl Braun den Fluss, die ihn überquerende Holzbrücke und das gesamte Uferambiente mit seinen historischen Bauten seit vielen, vielen Jahren festgehalten hat. Darunter finden sich auch Spiegelungen, die das Münster und sein Abbild im Wasser zeigen. Dass sich Karl Braun aber nun dazu entschlossen hat, das Urbild wegzulassen und nur die kopfstehenden Spiegelungen zu fotografieren, ist der eigentliche Clou! Das macht ihn zu Bad Säckingens Baselitz und uns, die Betrachter der Fotografien, zu Entdeckern überraschend neuer Bilder eines vermeintlich vertrauten Kirchenbaues.
Das Fridolinsmünster zählt sicher zu den am meisten fotografierten Bauten unserer Region. Es hat sich als Bild ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Auch in der heutigen Ausstellung lässt Karl Braun dies mit einigen Aufnahmen anklingen. Sie liefern die realistische Ver-gleichsfolie für seine Spiegelungen. Dass auch Fotos des großen und andernorts verhee-renden Hochwassers vom 16. und 17. Juli gezeigt werden, sei am Rande notiert. Von dieser zehntausendfach erprobten fotorealistischen Perspektive löst er sich in „Kirche – Fluss – Farbe“ radikal los. Dass er nicht das Münster selbst, sondern seine Spiegelung im Rhein fotografiert, ist eine unglaublich kreative Idee. Er realisiert sie – und das öffnet wei-tere Bedeutungshorizonte des Projektes – vom Schweizer Ufer aus. Nur von dort sind die Münsterspiegelungen überhaupt zu sehen. Und dort wechselt er innerhalb einer gewissen Bandbreite seinen Standort, was zu Variationen der Spiegelbilder führt. Das Urbild aber, das reale Münster, bleibt, wenn auch unsichtbar, fest verankert im Untergrund stehen wie ein Fels in der Brandung der fließenden Zeit.
Braun hätte es nun bei den realistischen Spiegelbildern belassen können. Durch Wechsel des Standorts und die Oberflächenbewegung des Rheins, die Wellen und Strömungs-verhältnisse, den Wasserstand, schließlich auch durch die Lichtverhältnisse hätten sich gewiss reizvolle Variationen ergeben. Aber eben nur innerhalb der Bandbreite des tradi-tionellen, gewohnheitsmäßigen Blicks auf das Münster. Indem Braun aber seine Spiegel-fotos farblich bearbeitet bis hin zur fast totalen Abstraktion, Verfremdung und Verflüchtigung der Konturen des Spiegelbildes, bricht er aus dem Rahmen der traditionellen Sichtweise aus und rückt sein Sujet in ganz andere, spannende, sehr tief und weit reichende Sinnzu-sammenhänge.
Natürlich können wir das alles als ein rein ästhetisches Spiel mit einem Sujet begreifen, als L´art pour l´art. Wer Karl Braun kennt, weiß, dass dies zu kurz gegriffen wäre. Gewiss hätte er auch die Spiegelungen eines beliebigen Baumes, des Diebsturms oder gar der Holzbrücke in dieser Weise fotografieren und farblich bearbeiten können. Das Ergebnis wäre sicher ästhetisch ansprechend und präsentabel geworden. Aber – ich darf das überspitzt sagen – mehr nicht. Mit dem Münster jedoch, dem Standort am Schweizer Ufer und der Form der Bearbeitung tun sich Kontexte und Sinnangebote auf, die ich hier nur als Fragen andeuten kann.
Was will uns Braun sagen, wenn er das Münster kopfstehen lässt? Will er, dass wir die von ihm verfremdeten Spiegelbilder in unserer Phantasie rekonstruieren und so unsere je eige-nen Münsterbilder schaffen? Will er, dass wir die auf dem Kopf stehende Kirche wieder auf ihre Beine stellen? Sollen wir bedenken, dass die Bilder, die wir uns von der Realität des Münsters und überhaupt von Realität machen, im unaufhörlichen Fluss sind? Zwingt er uns gar dazu, aus den Verflüchtigungen das alte Bild des Münsters neu zusammenzusetzen? Sollen wir bedenken, dass wir Grenzen überwinden müssen, um die Vielfalt des Münsters und der zugrundeliegenden Idee zu erkennen? Oder ist in den Spiegelungen eine Klage darüber angetönt, dass mit dem Prozess der Säkularisierung das Münster als Stätte der Religion und christlichen Botschaft sich bis zur Auflösung verflüchtigt hat? Vielleicht will er uns in den Abstrahierungen des Urbildes bis hin zur Unkenntlichkeit aber auch nur sagen, dass wir uns vom Absoluten kein Abbild machen können, allenfalls eine Chiffre?
Ich könnte den Katalog der Fragen noch weiter ausdehnen. Das Fridolinsmünster ist, wie oben angedeutet, in all seinen Facetten unendlich reich an Bedeutung und Karl Brauns zu Gemälden transzendierte Fotografien tönen diese semantisch so reiche assoziative Vielfalt genial an. Mir bleibt am Schluss daher nur eines mit Bert Brecht und Marcel Reich-Ranicki zu sagen: „Und so sehen wir betroffen/Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“
Donnerstag, 30. September 2021
Abt Beda Angehrn, zweitletzter Fürstabt von St. Gallen
Letzten Samstag war ich zu Gast beim Glarnerverein Wil und Umgebung auf dem Schloss Oberberg in Gossau (siehe "Bild der Woche). Dabei entdeckte ich die Liste der Konventualen des Abtes Beda Angehrn. Nun stosse ich auf zwei sehr schöne Münzen aus der Münz des Abtes. Er war der letzte St. Galler Abt, der eigenes Geld prägen liess. Der letzte Abt war Pankraz Vorster. Beide Äbte haben mit der Pfarrei Näfels eine Beziehung. Abt Beda Angehrn stiftete den Hochaltar der Pfarrkirche Hilarius, Abt Pankraz Forster errichtete ein "Äbtejahrzet", das in Näfels immer noch (um den Gallustag herum) gefeiert wird.
Beda Angehrn
(* 7. Dezember 1725 in Hagenwil, heute Gemeinde Amriswil; † 19. Mai 1796 in St. Gallen) war von 1767 bis 1796 Fürstabt von St. Gallen.
BIld links oben Bär Fürstabtei St. Gallen, Bild rechts: Neu St. Johann
Bild links unter: Familienwappen Angehrn, Tanne mit zwei Engelsflügeln, Bild rechts: Toggenburg. (Quelle:https://www.heraldry-wiki.com/heraldrywiki/wiki/Beda_Angehrn
Freitag, 24. September 2021
Trouvaille
Käthi Leemanns Patent-Karte von 1959
Lehrerseminar Rorschach
Soeben erhalte ich von meinem lieben "Mitsemi " Chläus K. (so nannte man die Studenten des Lehrerseminars Rorschach, die Màdchen übrigens "Semibäse") dieses Fundstück. Die hochtalentierte Mitseminaristin Käthi Leemann kreierte da-mals eine Karte zum Abschluss der Patentprüfung und versandte sie an alle, die die freudige Botschaft von ihren bestandenen Prüfungen erfahren sollten, u.a. auch an die Mitstudenten ihrer Klasse. Die Karte ist ein grafisches Meisterwerk und verdient es, 62 Jahre post festum verewigt zu werden. Der senkrecht hand-schriftlich angebrachte Spruch: "Nun, ade, mein liebes Heimatland!" drückt das wunderbare Gefühl aus, in alle Welt entlassen zu werden. Nach den Strapazen
der "nahrhaften", stressigen Prüfungen in vielen Sparten und Fächern war das die grosse Freiheit.
Heute ist aus dem damaligen Seminar, einem ehemals als Kloster gedachten, aber nie als Sitz des St. Galler Abtes bezogenen, gewaltigen Baus die "Pädago-gische Hochschule" geworden und nach geglückter Renovation ein Bijou. Das Lehrerseminar ist seit 1864 hier beheimatet.
Johann Konrad Angehrn
wurde als Sohn des Chirurgen und Gerichtsammanns Johann Konrad und des-sen Gattin Maria Katharina geb. Willi geboren.
Er besuchte das Jesuitenkollegium Konstanz und studierte später an der Bene-iktinerabtei St. Gallen. Nachdem er 1744 die Profess im Benediktinerorden ab-legte und den Ordensnamen Beda erhielt, empfing er 1749 die Priesterweihe.
Er lehrte 12 Jahre Theologie und Philosophie in St. Gallen. 1753 wurde er zum Professor der Theologie ernannt. 1763 wurde er Prior und Statthal-ter in St. Johann im Thurtal.
Am 11. März 1767 wurde er unter dem Vorsitz des Nuntius Luigi Valenti Gonza-ga zum Abt gewählt; die Bestätigung der Wahl durch Papst Clemens XIII. erfolgte am 27. April 1767, die Abtsbenediktion erteilte ihm der Nuntius am 8. September 1767.
Am 19. Dezember 1767 verlieh ihm Kaiser Joseph II. die Regalien.
Bleibende Bedeutung erlangte Abt Beda durch sein Engagement im Strassen-bau. Die Fürstenlandstrasse von Rorschach durch St. Gallen bis nach Wil gilt als sein wichtigstes Werk und als wichtige Anbindung des fürstäbtischen Rei-ches an die alte Eidgenossenschaft. Auch im Militärwesen und der Förderung der wissenschaftlichen Anstalten des Klosters erreichte Abt Beda eine nachhaltige Verbesserung. Andererseits vernachlässigte er bei seinen Plänen die ihm zur Verfügung stehenden Mittel, was zur Zerrüttung der Finanzen der Fürstabtei führte. Dabei missachtete er auch die dem Ordenskapiitell unter-stehenden Kontrollrechte und verwaltete sein Reich selbstherrlich. Ein Teil der jüngeren, kräftigeren Ordensgeistlchen trat bald mit Klagen gegen Beda bis vor den Papst, vermochte aber nicht durchzudringen.
Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789 verlangten auch die Gotteshausleute, so nannte man die Einwohner der Fürstabtei, mehr Rechte. Als die Klagen 1794 in revolutionären Bewegungen gipfelten, zeigte sich Fürstabt Beda ausserordentlich nachgiebig und liess sich von seinen bisherigen Unter-tanen trotz des Widerstandes seines Kapitels nach kurzem Sträuben ohne ernst-lichen Widerstand weitgehende Eingeständnisse abbringen. Im «Gütlichen Ver-trag» von Gossau von 1795 schaffte er die Leibeigenschaft ab und gab wei-tere feudale Rechte preis oder schmälerte sie. Der Konvent stimmte dem Vertrag am 18. Januar 1796 ebenfalls zu.
Abt Beda starb am 19. Mai 1796 in St. Gallen.
Werke
Oraison funèbre de ... Beda Anghern d'Hagenwyl, Prince-Abbé de Saint-Gall..., à prononcer Le 19 Mai 1797, jour de l'anniversaire de sa mort... [S.l.]: [s.n.], [ca. 1797]
Einiges aus den Tagebüchern des Fürstabtes Beda von St. Gallen (reg. 1767-96). Veröffentlicht von Pfr. K[arl] Steiger. Sonderabdruck, St. Gallen: Buchdrucke-rei <<Ostschweiz>>, 1919.
Literatur
Beda Angehrn. In: Helvetia Sacra. III/1/2 (1986), S. 1345–1348.
Johannes Duft: Die Abtei St.Gallen. St. Gallen 1986.
Otto Feger: Angehrn, Beda. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1,
Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 288 (Digitalisat).
Werner Vogler: Beda Angehrn. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Hermann Wartmann: Angehrn, Beda. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 452.
Weblinks
Commons: Beda Angehrn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Abt Beda Angehrn (1767-1796) im Stadtlexikon der Stadt Wil
Publikationen von Fürstabt Beda Angehrn im Katalog Helveticat der Schweizeri-schen Nationalbibliothek
aus: WIkipedia
Bild links oben: Die Mariabergstrasse führt "fädig" von Rorschach Hafen hinauf zum Lehrer-seminar Mariaberg mit der ausladenden Treppe und dem markanten Eingang. Bild rechts: Luftaufnahme, Seminar von Südwesten mit Blick auf den Bodensee. Bild links unten: der wunderbare Kreuzgang mit Deckenstuckaturen und Kreuzsteinen. Bild rechts unten: Der Musiksaal mit prächtigen Deckengemälden, versehen auch mit einer ansehnlichen Kir-chenorgel. (Foto: Erinnerungspostkarte)
Beschreibung aus dem Kunstführer
GSK: Kunstführer durch die Schweiz. Bern. Band 1, 2005 / Band 2, 2006 / Band 3: 2006 / Band 4, http://gsk.ch/de/rorschach-mariaberg.html
Kantonales Lehrerseminar Mariaberg (Pädagogische Hochschule).
Am Berghang über der Stadt. Mit dem Kloster St. Georgen in Stein a. Rhein der bedeutendste spätmittelalterliche Klosterbau in der Schweiz, ein einzigartiges Denkmal spätgotischer Steinmetzkunst. Grundsteinlegung zu einer grossen Klo-steranlage mit Ringmauer 1487 unter Abt Ulrich Rösch, der sein Kloster von St. Gallen nach Rorschach verlegen wollte; als Bauoberleiter amtierte Erasmus Grasser.
Nach Zerstörung der im Bau befindlichen Anlage 1489 (sog. Rorschacher Klo-sterbruch) durch Stadt St. Galler und Appenzeller im Sommer 1489 und dem da-rauf folgenden St. Gallerkrieg Wiederaufbau und Vollendung unter Abt Franz von Gaisberg (reg. 1504–29). Als Werkmeister und Steinmetzen werden genannt: Bernhard, Lienhard und Augustin Richmann sowie Matthäus Waldner.
Die Verlegung des Klosters von St. Gallen nach Rorschach unterblieb. Unter Abt Bernhard II. Müller (reg. 1594–1630) wurden die unteren Klassen der Kloster-schule nach Mariaberg verlegt, unter seinem Nachfolger Pius Reher (reg. 1630–54) auch die oberen. Im 18. Jh. diente Mariaberg der äbtischen Verwaltungs-behörde und wurde Sitz des geistlichen Statthalters des Oberamtes Ror-schach.
Nach der Aufhebung des Stifts St. Gallen 1805 kamen die Gebäulichkeiten samt Umfeld in den Besitz der kath. Administration. 1840 erwarb die Ortsge-meinde Rorschach den ganzen Komplex und richtete ihre Realschule im W-Flügel des Klostergebäudes ein. 1864 verlegte der Staat das Lehrerseminar von St. Gallen nach Rorschach, und 1866 kam es zum Erwerb durch den Kanton. In der Folge zahlreiche Umbauten unter Leitung von Louis Danielis.
1876 erwarb der Kanton St. Gallen von der Ortsgemeinde Rorschach den Rest der ihr verbliebenen Besitzung Mariaberg.
Erweiterungsbauten 1962–64 von Bächtold und Baumgartner. Umfassende Rest. 1969–78 durch Albert Bayer und Kantonsbaumeister Rolf Blum. S
Spätgot. Klostergeviert mit Innenhof, 78 m lang und 60 m tief. Auf der S-Seite war urspr. eine Kirche geplant. In der Achse der Mariabergstrasse 1777 angelegtes N-Portal mit zweiarmiger Freitreppe und Wappen von Abt Beda Angehrn; darüber Uhrgiebel. Flankierende Sandsteinstatuen (Kopien) der hl. Karl Borro-mäus und Johannes Nepomuk.
Der Kreuzgang öffnet sich zum Hof mit 35 reichen Masswerkfenstern, der viel-fältigsten und grössten Ansammlung spätgot. Masswerkfenster in der Schweiz. Im N-Arm komplizierte, jochweise abgetrennte Sterngewölbe, in den drei andern Armen einfachere Rautengewölbe, überall auf skulptierten Konsolen.
Die Bauplastik ist auf die Schlusssteine und die Rippenanfänger konzentriert. Mariaberg besitzt neben dem Münster in Bern und der St. Oswaldkirche in Zug das grösste Lapidarium figürlicher Bauplastik der Spätgotik in der Schweiz.
Im N-Flügel zwei Wappenschilde von Abt Franz Gaisberg dat. 1516, im O-Flügel von 1519 die vier Evangelistensymbole, Christus mit der Weltkugel und die Halb-figuren der zwölf Apostel, im S-Flügel von 1519 Wappenschild von St. Gallen, Toggenburg und Abt Franz Gaisberg sowie Brustbilder der Schutzpatrone Ma-donna mit Kind, Gallus, Otmar, Benedikt, Notker, Wiborada und der Vierzehn Nothelfer; im W-Flügel Passionswerkzeuge, Rosetten, Arabesken und Astwerk.
Das Refektorium im östl. Teil des N-Flügels ist eine zweischiffige fünfjochige Säulenhalle mit Sterngewölben und dient heute als Mensa. Schlusssteine: Ecce homo, Mater dolorosa, die hll. Gallus, Otmar, Benedikt, Magnus, Kolumban, Mar-tin, Scholastika und Wiborada; in der Lünette des Portals Relief der Mater dolo-rosa.
Der ehem. Kapitelsaal (heute Musiksaal) ist eine zweischiffige Pfeilerhalle mit Rautengewölben und Schlusssteinen, welche fünfmal das Wappen von Ulrich Rösch tragen. Diente in Ermangelung einer Kirche urspr. als Marienkapelle, 1564–68 unter Abt Otmar Cunz von einem Monogrammisten NK ausgemalt, M. 19. Jh. Übermalt (1855–62 Gottesdienstraum für die evang. Kirchgemeinde). 1899 freigelegt, dabei starke substantielle Verluste (Retouchen und Übermalun-gen): Stammbaum Jesse und Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria sowie Andachtsbilder und Heilige des Benediktinerordens, Wappen der Äbte Diethelm Blarer und Otmar Cunz.
Im W-Flügel des OG Renaissancemalereien (Grisaillen von 1540 mit Porträts der Kurfürsten und Karls V.); im nördl. Abschnitt vier barocke Prunkräume. Barock-portal zum Fürstenzimmer (Nr. 247), innen Rokokostuckdecke mit Darstellung von Kolumban und Gallus. Im Prunkzimmer (Nr. 246) noch reichere Stuckdecke mit Darstellung von sanktgallischen Besitzungen und Wappen von Cölestin Gug-ger von Staudach. In Nr. 245 gemaltes Wappendenkmal. In Nr. 244 Spiegeldecke mit der ältesten bekannten Gesamtansicht von Rorschach. Josephszimmer. Ehem. zur Statthalterwohnung gehörig; barocke Täfermalereien M. 17. Jh. (alttestamentliche Szenen, anlässlich der letzten Rest. entdeckt).
Im N-Flügel vor 1491 entstandener Dachstuhl. Information zu Rorschach Ent-standen als Marktsiedlung des Klosters St. Gallen. Zunahme der Bedeutung unter Abt Ulrich Rösch (reg. 1463– 91), hauptsächlich durch den bis zum E. des 18. Jh. andauernden Leinwandhandel und die Getreideimporte aus Süddeutsch-land.
Als Abt Ulrich das Kloster nach Rorschach verlegen wollte, kam es im Sommer 1489 zum «Rorschacher Klosterbruch», bei dem Stadt St. Galler und Appenzeller das kurz vor der Vollendung stehende Gebäude auf Mariaberg niederbrannten. Blütezeit seit A. 17. Jh. (vor allem Leinwandhandel); in der Folge Zuzug von ital. Kaufleuten. Rorschachs Bedeutung als Handelsplatz zeigte sich auch im Bau des Kornhauses am Hafen 1746–49.
Um 1840 Entwicklung zum Bad-, Molken- und Luftkurort. 1856 Anschluss an die Bahnlinie nach St. Gallen und ins Rheintal. 1869 Bahnlinie nach Romanshorn entlang dem See; dadurch Veränderung der Uferzone. Beginn der Industrialisie-rung im 3.V. 19. Jh.; zuerst Handmaschinen-Stickerei, ab 1881 Stickerei Feld-mühle. Seit den 1880er Jahren starke Bevölkerungszunahme und rege Bautätig-keit. Seit 1909 im Rang einer Stadt. Sozialer Wohnungsbau. 1912 entstand die Wohnkolonie der Eisenbahner-Baugenossenschaft als grösste genossenschaft-liche Siedlung (Vorbild war die Schorensiedlung in St. Gallen). Mit dem Nieder-gang der Stickereiindustrie verlor Rorschach an Bedeutung.
Bettagsamstag, 18. September 2021
Näfels im Zeichen von General Bachmann
Historische CD-Taufe und 30 Jahr-Jubiläum
Festrede der Bundesrätin Karin Keller-Sutter im Freulergarten. Die Bundesrätin am Mikrophon.
Der Gründerpräsident Brigadier Robert Küng mit Ehefrau Marlies kurz vor seinem Auftritt.
Er schenkte der General Bachmann Gesellschaft ein Originalbild von Landammann Karl Müller von Friedberg.
Wenn schon Schweizerkreuz, das aber richtig... auch als Maske!
Post festum - Premiere gelungen - Abang: Weibelin, rechts BR Karin Keller-Sutter und LA Marianne Lienhard. im Hintergrund Br Robert Küng (mit Akte in der Hand) GBG-Präsident Martin Laupper und Komponist und Dirigent Christoph Walter.
Bei prächtigem, sonnigem Wetter ging ein rauschendes, historisch geprägtes, musikalisches, farbenfrohes Fest im Freulergarten über die Bühne. Nach einem Marschkonzert der Harmoniemusiken Näfels und Glarus, dem Auftritt der Glarner Tambouren und der Beresina Grenadiere gab es zündende Reden von Martin Laupper, Präsident GBG, Werner Schindler, Sprecher der Beresina Grenadiere, Dr. Dr. Hans-Niklaus Müller, Festrede der CD-Taufpatin BR Karin Keller-Sutter und Br Robert Küng, einen CD-Taufakt mit Champagner und die Uraufführung des General Bachmann Marsches "Ds Schwiizerchrüüz" unter Leitung des Komponisten Christoph Walter.
Beim Abendprogramm mit rund 50 Gesellschaftern und geladenen Gästen hielt man in Bildern Rückblick auf "30 Jahre General Bachmann Gesellschaft 1990-2020", erhielt Einblick in die Entstehung der CD durch Hans-Niklaus Müller, Initiant, Christoph Walter, Komponist und Dirigent und Oberst Philipp Wagner, Kdt des Kompetenzzentrums Militärmusik und Kdt des Schweizer Armeespiels. Der Catering-Service "Gastro-Wärchstatt" mit den Landfrauen überraschte in hübsch gestalteter Turnhalle und verwöhnte die Festgesellschaft mit Speis und Trank.
Ein stolzes und frohes Fest hat wieder einmal in Näfels stattgefunden.
Die Gründerväter der General Bachmann Gesellschaft: v.l.n.r. Fridolin Hauser, alt Gemeindepräsident, Robert Küng, Brigadier, Georges Müller, Präsident des Stiftungsrates Freulerpalast.
Festrede
von
Frau Bundesrat Karin Keller-Sutter
im
Freulerhof am Bettag-Samstag 18. September 2021
(Abschrift von einer Videoaufzeichnung)
Frau Landammann
Herr Landratspräsident
Herr Gmeindspräsident
Sehr geehrti Frau Divisionär, Herr Divisionär
Sehr geehrter Herr Präsident vo de General Bachmann Gsellschaft
Liebi Glaarnerinne und Glaarner
Ich danke herzlich för d Iiladig zum hüttige Jubiläums-Aalass vo de Generaal Bachmann Gsellschaft.
Uusgrechnet ds 30 Johrjubliäum hend Si s letscht Johr wege Coroona nöd chöne fiire.
Äs chunnt äim mengmol voor wie-n-ä Belagerig. Sitt 1 ½ Johr liit de Find vor de Muure und durchbricht immer wider üüsi Abwehr. Wä-mer diä Schlacht wönd erfolgriich schloo, denn bruucht’s ä Beteiligung vo üüs allne. Vilicht wüürds jo helfe, we-mer üüs das Virus als habsburgisches Heer wüürded vorstelä. Jedefalls hend 1388 bis de Schlacht vo Näfels au g Glaarner uf d Understützig vo andere Eiggenosse chöne zelä. Mer chönd immer no nachher drüber schtriite, wem de Siig z verdanke gsii isch, de Solidaritäät under de Eiggenosse oder de göttlichä Hilf, abr bevor mer afange schtriite, chömer üs einfach emol freue, as mer diä Jubiläumsfiir Fiir hütt chönd nocheholä und i fühl mi geehrt, as i törf do in Näfels törff z Gascht sii.
I bin jo i de Zwüscheziit schon fascht en Stammgaascht im Glarnerland. Als Re-giärigsrööti bin i mehrmals a de Näfelser Fahrt gsii, vor drüü Johr hani d Fahrt as Schtänderrattspresidäntin chöne mitmachä, jetzt bini as Bundesrötin zur Jubi-äumsfiir vo de General Bachmann Gsellschaft iiglade und vor zwei Wuche, nachdem i Glaris ga de Landsgmäind gsii bi, isch da scho wider di nöchschti Glägeheit. Me hend jo ad de Landsgemeind miI bi ja tüberchoo. Wie sie Invesch-tizione bschlosse hend do im Freulerpalascht
I bi abr ja nüd nu Bundesröötin, sondern i bin au Sanggalleri und as Sanggaleri han-i zu Näfels ohnehin ä schpezielle Beziähig, vo doo stammt nämli de Karl Müller-Friedberg, der Gründervatter und eerschti Landammann vom Kanton Sanggalle. Ich bin übrigens au ä de Iiweihig de Müller Friedberg Gass do in Nä-fels z Gascht gsi.
De Napoleon Bonaparte hett in 1803 zum Präsident vo de Regiärigskommission ernannt, damit er us de Reschte vo de helvetische Kantöön Linth und Sentis de Kanton Sankt Galle formt. De Müller Friedberg hett denn im Uuftrag vu Paris mit diplomatischem Gschick daas gschafft, was ebe denn de Kanton Sankt Galle gsii isch, aber er hett das natürli au mit harter Hand gmacht. Än Näfelser, wo also für langi Jahr di dominanti FIguur gsii isch i miim Heimatkantoon. Er isch en Zentra-lischt gsii, eine vo de alte Oornig, aber er hett gschpüürt, das de Moment choo isch, für föderalischti Element au i üüsem Kantoon. Wer weiss, öb ich hütt zu inä als Sankt Galleri rede wüürdi, wen’s in nöd geh hetti. Trotzdem säg-ich Gottsei-ank wiirt Schwiizer Politik hütt i de Schwiiz gmacht und nümä in Paris oder inere andere europische Hauptstadt. Das daas so isch verdanked mir nüd zletscht au am en andere berüemte Sohn us Näfels, äm General Niklaus Franz von Bach-mann. D Beuurteilig vu simm militärische Würke überlohn ich gern de militärisch b’bildte Gescht under üüs. Aber grad de Niklaus Franz von Bachmann isch für mich ä guäts Biischpiil do defür, das sich de Blick i d Vergangäheit lohnt, wä-mä Gägäwaart verstoh will und d Zuäkunft gschtalte will.
I rede jetz vum letschte groosse Underneme vum General, vom Feldzug vom 1815. Das isch vo Aafang aa vo groose Schpannige überschattet gsii, wo d Schwiiz damals prägt hend. Vor em Bundesvertrag wär’s 1814 jo fascht zume Bürgerchrieg choo zwüschend de reakzionääre und de gmässigte Kantöön.
Wo’s drum g’gange-n-isch, wer d Weschtgrenze gege Napoleon sicheret, hett d Tagsatzig de Bachmann als Oberbefehlshaber vo de Schwiizer Truppe ernannt. En preziise Uuftraag hend-s-em aber nöd g’geh. Kantöön hend sich au schweer tue mit de Uusbildig, mit de Uusrüschtig und au mit de Versoorgig vo de Truppe. Während de Grenzbsetzig isch es denn zum ne Zerwürfnis choo zwüschet em Generaal und dr Tagsatzig. Nach wenige Monet hett de Bachmann ds Komman-do wider abgeh. De Napoleon Bonaparte hett damals zum Glück schon ds Water-loo erläbt gkaa.
Es sind damaals anderi Ziite gsii und anderi Umstchtänd. Und doch gseh-n i dere Episoodä ä Paralellä zur hüttige Ziit. Au miir läbed inerä Ziit vo Umbruch und vo Spannige. Au hütt gitt’s Zerwürfnis und Blockade, wichtigi Reforme stocked. Pan-
demie forderet de Kohäsionswille vo üüserer Gsellschaft use, vili Mensche sind verunsicheret, dezue chunnt, dass es sowieso gad echli Moode-n-isch stuur uffem eigene Schtandpunkt z behare und Trennendes z kultiviere und nöd daas, wo üs eint.
Mini Daame und Here,
anders als de General Bachmann möm-miir hütt zum Glück kei fremdi Truppe abwehre. Die hüttige Useforderige sind andersch, aber es sind einige und mir mönd us dene schtele. Daas schaffe-mer nur wenn’s üüs glingt, üsi gmeinsame Inträsse z identifiziere. Druuf uufbauend chöm-mer en Konsenz bilde, über Kan-ton über d Sproch- und Parteigrenze hinweg. I bi überzüügt, es ghört zum Erfolg vu de Schwiiz uff dem uufzbaue, wo mir gemeinsam wend. Es ghört zur Schwiiz, di politische Ussenandersetzigä mit offenem Visier füere und ebe-n-au bereit z sii, Abschtrich z mache und gueti Kompromiss z finde. Egal ob i de Schtadt oder uffem Land, was üüs as Schwiizerinne nd Schwiizer verbindet, isch sehr viil schtercher, als daas, wo üüs trennt. Und es isch grad au di grossi Viilfalt i üüse-rem chliirümige Land, wo üüs ä gmäinsami Identitäät prägt und uf derä Viilfalt uufbaue, chöm-mir au, wenn mir über üseri Inschtituzione redet, we-mir über üüsere Föderalismus reded, wenn’s um Konkordanz goht, wo für d Zämenaarbet wichtig isch und für üüsi gemeinsami Identitäät träged.
We-mir üüs hingäge aber uf s Trännendi konzentriäred, chönnt’s üüs gliich go, wie em General Bachmann. Er isch 1815 zwor nöd gschlagä woordä, aber en richtige Siig hett er au nöd errunge. Und wen-i ich meine nöd nu Pandemie-bekämfpig oder d Europapolitik wo grad i de Schlagziile sind, ich rede n au vo der Sicherig vo der Altersvoorsoorg, vom e bezahlbaare Gsundheitswesä, von-ere naachhaltige Landwirtschaft und natürlich au vonere glaubwürdige Landesver-teidigung. I rede vom Erhalt vo guete Rahmebedingige für d Witrschaft und d Sicherig vo Aarbetpletz. I all dene Theme hem-mir meh gmeinsami Inträsse, aber nu wem-mir konsensorientiert schtriited, chöm-mer di aaschtehende Probleem lööse und das isch halt harti politische Aarbet. Es isch jedefalls tüütlich aaschtrengender als de politisch Gegner mit eme Tweed k.o. z schlo.
Mini Daame und Here
Schlömmer no emol de Boge vo der Vergangeheit i g Gägewaart. Dr General Bachmann hett 1815 ä-n-Armee komandiärt vo mehrere zähtuusig Maa, wo sich us 22 Kantonsmilize zämegsetzt hett. Si hend verschideni Uusbildige gkaa, Waffe und Uniforme. Au die gmäinsam Voorschtellig vo de Schwiiz isch damals nöd uusgeprägt gsii. De Generaal isch75 Johr alt gsii, er isch en erfahrene Heerfüärer gsii, er het gwüsst, as sini Manne besser kämpfed, wenn si öppis gmäinsams hend. Drum hett er ihne ä Banner ggeh ä wiisses Chüüz uff rootem Grund. Da isch ja ursschprünglich ä chrischtlichs Sämbool, wo scho die alte Eiggenosse verwendet hend. De Generaal hett’s usas de Vergesseheit gholt. A demm Symbol hend sich vili Soldaate uffem Schlachtfeld als Schwsiizer für die glich Sach chön-ne wider erkenne. Das Banner, das Schwiizerchrüüz isch au hütt no ä schtarchs, ä sichtbaars Zeiche für üsi Einheit. Drum freui mi au, dass ich as Tauf-Gotte törff fungiärä bi de General Bachmann Gesellschaft, wenn’s drum goht ebe de Titel, das Schwiizerchrüüs de neue Marsch törff taufe.
Indem General Bachmann Gsellschaft und do die versammlete historische For-mazione, wo mer gseh hend und aus d Musigverein üüsi Flagge ehred, stärked si au d Einheite vu de Schwiiz
Mini Dame und Herre
Zum Schluss möchte ich noch den dritte Glaarner erwähne, wo-n-ich sehr verehr, de Hischtoriker Georg Thürer, die wo mi kenned. wüssed, as ich in gern zitiäre und aus sini Schrifte, er het de Schwiizerinne und Schwizer öppis a ds Herz gleit, er het ine gseit: Zeitgenossen sein, Eidgenossen bleiben.
So wichtig 's isch, de Wandel nöd uufzhalte, so wichtig isch es ebe-n-au üsi Tradizioone hoch z halte. Generaal Bachmann Gsellschaft leischtet do derzue än wichtige, und grandioose Biitrag, we-mer au hütt wider gsehnd. I gratuliere herz-lich zum Jubiläum und wünsch noch viili Johr vo de aktiive Gsellschaftertätigkeit.
Ich danke Ine jetzt vilmool für Iri Uufmerksamkeit und wünsch Ihnä no en schöne Abschluss vo der Fiir.
Merci.
Erinnerungsbild:
Brigadier Robert Küng
bei der Übergabe der Bronzebüste von General Franz Niklaus von Bachmann in der Militär-Akademie in Luzern
Grusswort
von
Brigadier Robert Küng,
Gründerpräsident der General Bachmann Gesellschaft
Ich ha dr Uuftrag überchuu, äs Gruässwoort vu dr General Bachhmä Gsellschaft
z übermittlä.
Ä Gruäss chaa-mä uff verschideni Aartä übermittlä. Ich ha au äini gwehlt
Ich bi dr Mäinig, dass de Familä Bachmä groossi Schpuurä hinderluu hätt, im Glaarner Underland, im Kantuu Sanggallä, und zwaar durä General Bachmä und durä Karl Müller-Friedbäärg.
Dr Karl Müller-Friedbäärg isch ä Neffä vum General Bachmann.
Und äm General Bachmä sin Neffä gseht so uus (zeigt Bild)
Und miis Mitbringsel. Wämä iigladä-n-isch änä Tauffi als Götti muämä öppis mitbringä.
Und ich bringä-n-öppis, daas verbindet Näfels mit dem Kantuu Sanggallä und Sanggallä mit Näfels. Und ich wünschdä Ihnä, Frau Bundesräti und allnä Näfles-ser, Glaarner, nuch ä gfreutä-n-Aabed
Schänggä tuä-ni daas Bild vum Karl Müller-Friedberg, Gründervatter vum Kantu Sanggallä, schänggä tuäni’s ä dr General Bachmä Gsellschaft
Miterä Uuflaag:
D Uuflag isch diä, As de Gsellschaft das Bild em Freulerpalascht as Leihgaabe zur Verfüägig schtellt: Dr Schorsch Müller mög dänn daas nachhäär vu dr General Bachmann Gsellschaft i Empfang nih.
Freitag, 17. September 2021
Buchvernissage
Mein Name ist Fridolin
Fotobuch von Sasi Subramaniam
Buchhandlung Wortreich Glarus
Geboren am 8. November 1974 in Sri Lanka, hat in der Universität Colombo Journalismus studiert. Er arbeitete fünfzehn Jahre in Sri Lanka als Journalist und Produzent bei Zeitun-gen und Fernsehanstalten.
2008 flüchtete er mit seiner Frau in die Schweiz. Seit 2010 arbeitet er als Fotograf, Bild-redaktor sowie als Journalist für die «Südostschweiz» («Glarner Nachrichten») in Glarus. Er präsentiert ganzseitige Bild-Reportagen und verfasst Texte dazu und kreiert Foto-Ko-lumnen. In der Schweiz absolvierte er am MAZ in Luzern die Fotografie Ausbildung. Er hat an zahlreichen Buch- und Fotoprojekten mitgearbeitet und Werke aus seinem Reper-toire an mehreren Ausstellungen erfolgreich vorgestellt. Sasi Subramaniam wohnt mit seiner Fa-milie mit zwei Kindern in Mollis. Am vorliegenden «Fridolinsbuch» arbeitete er seit mehre-ren Jahren und schuf im Lande Fridolins ein einheimisches Werk
Bild und Text. Cover hinten.
Einführung und Präsentation des Buches durch Eva Zopfi,
Leiterin des Somedia Buchverlages
"Herzlich willkommen zur Buchvernissage «Mein Name ist Fridolin». Schön, dass Sie so zahlreich erschienen sind.
Ebenfalls herzlich begrüssen möchte ich neben all den Fridolin, Fredos, Fridlis usw. auch unseren Autoren/Fotografen Sasi Subramaniam, Fridolin Hauser (bekannt als Fridli Osterhazy) auch die Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Dr. Ursula Helg.
Wer welchen Beitrag zum Buch geleistet hat wird sich im Laufe des Abends klären. Danken möchte ich zudem Christa und dem Wortreich Team, dass wir die Geburtsstunde vom Buch bei Ihnen feiern dürfen.
Kurz zu meiner Person:
Mein Name ist Eva Zopfi, ich leite die Editionen des Somedia Buchverlages und Sasi Subramaniam, bat mich auch ein paar Worte über unsere Zusam-menarbeit und unseren Verlag zu sagen.
Im November 2019 kam Sasi mit der Buchidee auf mich zu und er suche nach einem Verlag, bei dem die Publikation gut aufgehoben wäre. Da es sich um ein Thema
handelt, das besonders den Kanton Glarus betrifft, und der Inhalt starken regionalen Bezug hat, war ich gleich interessiert und begeistert. Es folgten Monate des Abwägens, Aussuchens, Gestalten
usw.
Eigentlich wollten wir das Buch zur Landsgemeinde 2020 veröffentlichen, aber aus bekannten Gründen verschob sich das nun bis in den Herbst 2021.
Hier ein paar Angaben zum Buchverlag:
Der Somedia Buchverlag umfasst die Editionen Terra Grischuna, Edition Rüegger und die Edition Somedia in der das vorliegende Buch seinen Platz fand. In unserem Buchverlag möchten wir das gesellschaftliche und kulturelle Leben in der Südostschweiz zu Wort kommen lassen, mit Büchern, die von der Region handeln und in der Region entstanden sind - aber nicht nur in der Region gelesen werden.
Wir möchten mithelfen, ads Bewusstsein der heimischen Tradition und Kultur zu wahren, denn unsere Kultur ist reich an faszinierenden historischen und aktuellen Begebenheiten, originellen Persönlichkeiten, gescheiten Ideen und wichtigen Impulsen. Bei uns finden Sie vom Wanderführer, über Krimis, Bild-bänden, Sach- und Fachbüchern, Reportagen, Kinder- und Märchenbücher sehr, sehr viele unterschiedliche Genres.
Mein ganz besonderer und herzlicher Dank gilt aber auch unseren Sponsoren und Unterstützhtenr. Dies sind-
Garbef Stiftung
Stiftung der Glarner Kantonalbank
Stiftung Anne-Marie Schindler
Gemeinde Glarus
Kanton Glarus Kulturförderung
F. Jakober Vermögensverwaltung
Linthpraxen Gesundheits- und Präventionszentrum
Ohne diese Beiträge würden wir heute nicht dieses, in meinen Augen gelungene Buch, in den Händen halten.
Foto fürs Familienalbum: Aufgestelltes Publikum vorne Mitte Dr. Ursula Helg und rechts Eva Zopfi (Foto: Sasi Subramaniam)
Rede zur Buchvernissage von Sasi Subramaniams Mein Name ist Fridolin, Buchhandlung Wortreich, Glarus, 16. September 2021
Von Ursula Helg
Meine Damen und Herren
Ich kann Ihnen aus erster Hand versichern: es ist ein Schnappschuss.
Der tanzende junge Mann aus Afghanistan, der mit einem Lächeln im Gesicht in die Fussstapfen des heiligen Fridolins persönlich zu treten scheint als würde es darum gehen, den ehrwürdigen Schutzpatron abzulösen und sich in neuer Mis-sion zu neuen Ufern aufzumachen, hat nicht posiert.
Vielmehr hat Sasi Subramaniam geduldig auf den richtigen Moment gewartet, bevor er auf den Auslöser drückte und dem ahnungslosen Tänzer eine bedeu-tungsschwere Rolle zuwies.
Zusammen mit dem Titel des Buches scheint sich das Lächeln in einen Kom-mentar zu einem perfekten Schelmenstück von Zugewanderten zu verwandeln: ja schaut nur hin und staunt, sein Name ist Fridolin.
Oder sind es drei, die sich hier verbündet haben? Hat sich der heilige Fridolin, der einstens selbst als Migrant ins Glarnerland kam, sich mit seinen beiden Schicksalsverwandten verbrüdert?
Dass es mein Lieblingsbild aus der über 1000 Aufnahmen umfassenden Spuren-suche zu Fridolin auf die Titelseite dieser Publikation geschafft hat, freut mich ganz besonders.
Es ist ein Bild, das neugierig macht und zum Nachdenken anregt.
Neugier und Nachdenklichkeit, vor allem aber echtes Entsetzen, stehen - wie Sie in meinem Vorwort zu dieser Publikation lesen können - auch am Anfang von Sasi Subramaniams fotografischer Spurensuche.
Unterwegs mit dem Auftrag, Schweizer Brauchtum zu fotografieren, entdeckt er am 6. März 2015 – dem Gedenktag des Glarner Schutzpatrons – rauchende Kinder und kann diese so gar nicht in Einklang bringen mit seinem Bild einer perfekten Schweiz: warum lässt man die Kinder rauchen? Das passt doch nicht zu einer vom Gedanken der Behütung geleiteten Kindererziehung!
Und was hat es eigentlich mit dem merkwürdigen Kult auf sich, mit dem die im Wappen des Kantons verewigte Figur verehrt wird?
Solche Fragen stehen am Anfang der fotografischen Spurensuche, aus der dabei entstandenen Fülle von Aufnahmen Sie hier eine Auswahl sehen. Die Bilder sind von teils mehr künstlerischem, teils dokumentarischem Wert. Einige sind ausge-sprochen humoristisch und zeigen Situationskomik, andere machen nachdenklich und laden ein zum verweilenden Schauen. Alle aber zeugen von Wachheit, Sen-sibilität und grösstem Einfühlungsvermögen des Fotografen.
Auf eine Porträtserie von auf den Namen Fridolin getauften Männer folgen die stimmungsvollen Aufnahmen zu „Fridlis Füür“. Auch die Ausflüge des „Fridolin-bundes“ nach Bad Säckingen und Rankweil hat er dokumentiert und schliesslich ist er den Spuren gefolgt, die der Heilige im Glarner Alltag und im Museum des Landes Glarus, dem Freulerpalast in Näfels, hinterlassen hat.
Eine erste Auswahl seines Works in Progress hat Sasi Subramaniam in einer Ausstellung 2019 in der Kanzlei von Rhyner und Schmid im Bahnhof Glarus gezeigt. Er hat sie für dieses Buch weiterentwickelt. Und er ist - wie er mir neulich sagte - noch nicht am Ende des Projektes angelangt.
Eine Antwort nämlich, auf die Frage, was dieser Allgegenwart des Schutzpatrons nun genau zugrunde liegt, hat Sasi Subramaniam, der sich selbst als Visual Thin-ker, also visuellen Denker bezeichnet, dabei noch nicht gefunden.
Mit seinem neugierigen Blick von aussen ist Sasi Subramaniam mit diesem ersten unter seinem Namen veröffentlichten Buch ein Bildband gelungen, der als visuelle Anthropologie des Glarnerlandes überzeugt.
Und mit den von Fridolin Hauser gelieferten Erklärungen zur Tradition des heili-gen Fridolins und den Kommentaren der porträtierten Namensträger hat er auch die Einheimischen ins Protokoll seiner teilnehmenden Beobachtung aufgen-m-men
Ich wünsche Ihnen eine vergnügliche Reise auf den von Sasi Subramaniam fotografisch festgehaltenen Spuren Fridolins und gebe das Wort jetzt gerne weiter.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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"Agätäbroot und Füürälihäiss"
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Samstig, 23. Novämber 2024
Frauäroobä: Entweder faht sie ä
Maa oder ä Vrcheltig.
Novämber oder Winter-Munet
Wänn dä d Novämbertääg da sind, gitt's nuch gag-gäärä schtürmisch Wind.