Freitag, 31. Dezember 2021 Altjahrabend / Silvester

 

Relief beim Schulhaus Schnegg Näfels

 

Ausgerechnet am letzten Tag des Jahres 2021 fliegt mit ein Aufsatz der Archi-tektenzeitung WERK zu mit einem Kurzbeschrieb des Reliefs auf der breiten Unterstandshalle des Schulhauses Schnegg. Das vor 63 Jahren geschaffene geometrische gestalete Relief ist mir in besonderer Erinnerung, weil ich 1959 im Schulhaus Schnegg meine erste fest Anstellung als Oberstufenlehrer antreten durfte.  Das ist ein geeigneter Grund dem Künstler nachzufragen.

Eine eigene Beschreibung des Sekundarschulhauses im Schnegg in Näfels brachte DAS WERK: Architektur und Kunst, Band 46, 1959.

 

 

Der Künstler Emanuel Jakob (1917-1966)

 

Jacob, Emanuel

 

Lebensdaten

* 1.12.1917 Trubschachen, † 24.12.1966 Russikon

 

Bürgerort

Trub (BE)

 

Staatszugehörigkeit

CH

 

Vitazeile

Maler, Zeichner und Grafiker. Lyrische und expressive Abstraktion, Aquarell, Reliefs und Kunst am Bau

 

Tätigkeitsbereiche

Malerei, Aquarell, Zeichnung, Wandbild, Relief, Mosaik, Glasfenster, Plastik, Brunnen

 

Lexikonartikel

Emanuel Jacob wächst in einer streng religiösen Täuferfamilie mit einem domi-nierenden Vater auf. Die Ablösung von ihm wird zu einem zentralen Problem seines Lebens.

1933 Besuch der Kunstgewerbeschule in Bern. Lehre als Farbätzer, Abschluss 1938.

Vielseitig begabt, ist er unschlüssig, ob er Maler, Sänger oder Schriftsteller wer-den soll.

1939 Reise nach Schweden. In den folgenden Jahren unter drückenden wirt-schaftlichen Verhältnissen autodidaktische Ausbildung zum Zeichner und Maler. 1942 Wohnsitz in Zürich.

Erst längere Aufenthalte in Paris 1946 und Südfrankreich 1947 führen zum end-gültigen Entschluss, sich auf die Malerei zu konzentrieren.

1949 Heirat mit der Malerin und Bildhauerin Elisabeth Badertscher.

 

Das gemalte Werk entwickelt sich von nun an kontinuierlich. Parallel dazu beschäftigt er sich intensiv mit Literatur und Philosophie.

1952 Aufenthalt in Paris.

1957 Teilnahme an der Ausstellung La peinture abstraite en Suisse in Neuen-burg.

1959 Ausstellung im Helmhaus Zürich mit Robert Müller, Anerkennung als ab-strakter Maler.

1961 Bau eines Atelier-Hauses in Russikon.

1965 Conrad Ferdinand Meyer-Preis. Im selben Jahr bricht die Krebskrankheit aus, die ihm nur noch zeitweises Arbeiten erlaubt.

1996 Retrospektive im Kunsthaus Langenthal.

 

Emanuel Jacob orientiert sich in seiner Malerei zunächst an der offiziellen Schweizer Kunst, die er unter anderem durch Cuno Amiet und Ernst Mor-genthaler vertreten sieht. 1947 wird Pierre Bonnard sein Vorbild, doch bald sucht er sich von der Gegenständlichkeit zu lösen. Nach einer Phase der Anlehnung an den Kubismus und an Wassily Kandinsky wendet er sich dem Werk und der Theorie Paul Klees zu.

 

Geglücktes steht in dieser von geometrisierenden Formen geprägten Phase neben erzwungen Wirkendem. In den zwischen 1950 und 1960 geschaffenen Wandbildern, Reliefs und Mosaiken an öffentlichen Gebäuden gelingt ihm die Verbindung einer persönlichen Formensprache mit der Architektur.

 

Die Erfahrung der südfranzösischen Landschaft 1955, der Kontakt mit dem Maler Julius Bissier ab 1956 und die Begegnung mit dem Tachismus führen bei Emanuel Jacob allmählich zu einer freieren Malweise.

 

Nach einer längeren Zeit des Suchens, in der unter anderem die Serie der Ikarus-Zeichnungen entsteht, findet er 1963 in oft grossformatigen Bildern zu einer gestischen Malerei von reicher, kraftvoller und zugleich subtiler Farbigkeit. Er selbst situiert seine Kunst zwischen Tachismus und Konstruktivismus, denn die gestische Malweise wird immer von einem bewusst gestalteten Bildaufbau und oft von begrenzten Formen getragen. Diese können auch an Gegen-ständliches, meist Organisches, erinnern. Die Summe seiner künstlerischen Erf-ahrung zieht Emanuel Jacob in den Aquarellen, die während kurzen Phasen des Stillstands seiner Krankheit entstehen. Aus spontan hingesetzten Farbzeichen, die von grosser formaler Sicherheit zeugen, bauen sich Blätter von meditativem Charakter auf, die in der Schweizer Kunst jener Jahre einzigartig dastehen.

 

Emanuel Jacob hat sein Schaffen in Aufzeichnungen und Aufsätzen reflektierend begleitet und literarische Texte verfasst, die meist von seinen Erinnerungen aus-gehen.

Werke: Näfels, Schulhaus im Schnegg, Betonrelief, 1958; Schaffhausen, Museum zu Allerheiligen; Zürich, Zahnmedizinisches Zentrum der Universität, Wandbild aus Keramikplatten, 1960.

Hans Baumann, 1998, aktualisiert 2017 

 

Quelle: https://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4022750

Relief, Nachtaufnahme, Pausenhalle, im Hintergrund Schäniserberge (aus: Das Werk 46(1959)
Relief, Nachtaufnahme, Pausenhalle, im Hintergrund Schäniserberge (aus: Das Werk 46(1959)
Pausenhalle von Südwesten (aus: Das Werk 46 (1959)
Pausenhalle von Südwesten (aus: Das Werk 46 (1959)

"Die Schulgemeinde Näfels besass ganz konkrete Vorstellungen über die Gestalt des ihres künftigen Schulhauses., ehe sie an den Neubau trat. An ein Flachdach, das sich bekanntlich gerade in Berggegenden mit viel Schnee besonders eignet,

war nicht zu denken, auch von einem Pultdach wollte sie nichts wissen. Einzig

das althergebrachte Satteldach fand die Gnade des Souveräns. Im weiteren  for-derte die Schulemeinde vom Neubau Folgendes:

 

"Das ganze Raumprogramm sollte in einem konzentrierten Baukubus unterge-bracht werden.

Der Innenhof musste direkt gegen den  Bach hin münden, damit der Schnee auf einfache Weise abtransportiert ewerden kann. Der Singsaal sollte in zwei Klas-senzimmer unterteilt werden können, als zukünftige Erweiterung.

Der nötige Platz für eine zukünftige Turnhalle musste auf dem Areal ausgespart werden.

Aus diesen Wünschen und Anforderungen, die man heute an ein modernes Schulhaus stellt. entstand das Ausfsührungsprojekt, das sechs Klassenzimmer, den Singsaal, ein Naturkundezimmer, die Schulküche, einen Hobelraum und die notwendigen Nebenräume enthält. Infolge schlecher Bodenverhältnisse  wurden Nord- und Südtrakt auf Betonpfähle gestellt und als in sich steifer Kasten in Eisenbeton konstruiert. Alle Isolationen wurden mit dem einheimischen Baustoff 

"Contraphon"  ausgeführt. An das Ausheben einer Baugrube und das Unterkel-lern der beiden Trakte war nicht zu denken, weil das Grundwasser im Frühjahr bis 50 Zentimeter unter der Oberfläche steigt."

Architekt war Thomas Schmid SIA, Zürich.

"Im Schulhaus Im Schnegg in Näfels galt es, die freistehende Wand der Pausen-halle zu gestalten. Ausgangspunkt der Bildidee war der technische Arbeitsvor-gang: das Relief sollte mit der Wand in Beton gegossen werden. Ein einheimi-scher Schreiner schnitt die Schalungsbretter. Die Fugen zwischen den Brettern ergaben das plastische Lineament. Dieses setzt als Zeichnung den Rhythmus von Architektur und Landschaft fort. Als Grundton wurde die Farbe der Schul-hausfassade übernommen. Darauf sitzen als Formkonstraste zum Linienrelief freie geometrische Farbflächen." (aus: Das Werk, 46/1959)


Donnerstag, 30. Dezember 2021

 

Zur Geschichte 

des

Santuario Francescsano La Verna

 

Pilgerort - Gnadenort (Wundmale des Franziskus)
Pilgerort - Gnadenort (Wundmale des Franziskus)

"Das Heiligtum von La Verna liegt im toskanischen Apennin. Der von einem monumentalen Buchen- und Tannenwald bedeckte Berg ist vom gesamten Casentino und vom oberen Val Tiberina aus sichtbar und hat eine unverwechselbare Form mit seinem von drei Seiten senkrecht geschnittenen Gipfel (1283 m).

 

Über dem Felsen und umgeben von Wäldern befindet sich der grosse Komplex des Heiligtums, der in seiner massiven und gegliederten Architektur zahlreiche Schätze der Spiritualität, Kunst. Kultur und Geschichte beherbergt.

 

Im Sommer 1224 zog sich der heilige Franziskus für seine üblichen Stille- und Gebetszeiten auf den Monte della Verna zurück. Während des Aufenthaltes bat er Gott, mit seinem ganzen Wesen an der Passion Christi teilnehmen zu können, einem Geheimnis der Liebe und des Schmerzes. Der Herr hörte auf ihn und er-schien ihm im Form eines gekreuzigten Seraphs und hinterliess ihm die Siegel seiner Leidenschaft als Geschenk. So wurde Franziskus auch ein äusserliches Ebenbild Christi, dem er in seinem Herzen und Leben so ähnlich war.

Das Ereignis der Wundmale und das Beispiel des Lebens sind das wertvollste Gut, das Franziskus den Brüdern von La Verna schenkt. Das anspruchsvolle Vermächtnis des Heiligen Franziskus sowie die persönliche Einbeziehung jedes einzelnen Bruders werden auch zur Hauptbotschaft, die die Gemeinschaft allen Besuchern von La Verna übermitteln möchte."

 

 

Quelle: www.laverna.it

Quelle: la verna - Bing
Quelle: la verna - Bing

 

1213 schenkte der Graf Orlando Catani von Chiusi den Monte Alver-na Franziskus von Assisi und dem Minoritenorden. Ein Jahr später kam der hei-lige Franziskus das erste Mal an diesen Ort. Während seines Lebens wurden nur die Kapelle Santa Maria degli Angeli und mehrere einfache Hütten errichtet. An diesem Ort soll Franziskus 1224 die Wundmale Christi empfangen haben.

(Quelle: Wikipedia)


Montag, 27. Dezember 2021

 

Heinz Landolt

Fotograf und Erfinder der Zinkografie

ist nicht mehr

 

2. Februar 1934 bis 19. Dezember 2021

 

Heinz und Marianne Landolt-Rickenbach anlässlich einer Vernissage seiner Werke im Bohlensaal des Tolderhauses in Näfels.

Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 30. Dezember 2021, im engsten Familienkreis statt.

Heinz Landolt in glücklichen Tagen, ausgewähltes Bild seiner Frau Marianne

 

 

Autobiographische Aufzeichnungen von Heinz Landolt

 

Heinz (Heinrich Florin) Landolt

 

Geboren 2. Februar 1932 (Lichtmess)  

Schulen

Primarschule 1938 - 1944,

Klosterschule Näfels 1944 – 1946

 

Nach Ende der Schulzeit kam ich nach Zürich, absolvierte eine Lehre in der Fir-ma Schwitter AG, (damals unter dem Namen „Kunstanstalt Schwitter AG“).

Der Direktor dieser Firma war mein Onkel mütterlicherseits, Gründer der Firma, grafische Anstalt, war der Ur-Onkel mütterlicherseits.

 

Mein damals erlernter Beruf hatte die Bezeichnung „Chemigrafie-Galvanopla-stiker-Stereotypeur“. Diesen Beruf musste ich nach relativ kurzer Zeit aus ge-sundheitlichen Gründen aufgeben. Nach einer Krankheitszeit von einem Jahr (Aufenthalt in einem Sanatorium in Davos), gab es einen Neuanfang, neue Leh-re, neuer Beruf: Fotograf.

 

In diesem Beruf habe ich gelernt, meine Kreativität umzusetzen, ja so richtig auszuleben. Dann erfolgte eine Zusatzausbildung in der Reproduktionsfotografie, die sehr entscheidend war für meine weitere Tätigkeit.

 

Aus den Kenntnissen der verschiedenen Berufszweige war es mir möglich, eine ganz spezielle Art der schwarz/weiss Fotografie zu erstellen, die sogenannte „Landolt-Zinkografie“.

 

Eine Zinkografie ist nur mit der ehemaligen Technologie der Fotografie möglich. Das Arbeiten mit dem Film-Korn, ein sehr aufwändiger Prozess über Technik und manueller Arbeit, ergibt ein Resultat, d.h. ein Bild, das keine Zwischentöne mehr hat, sondern nur noch aus 100 % schwarz und 100 % weiss besteht.

 

Das Resultat wurde in Japan von der Firma Nikon zweimal mit einer Silberme-daille ausgezeichnet, an den weltweit grössten Fotowettbewerbs-Anlässen in den Jahren 1973 und 1974. Am Wettbewerb waren 30‘000 Bilder aus 26 Ländern beteiligt.

 

Zur gleichen Zeit wurde ich in Bordeaux, Frankreich, für mein Gesamtwerk, schwarz/weiss und farbig, ausgezeichnet. Ebenfalls in Frankreich wurde eine Pop-Art Poster-Serie, mit einer neuen Farb-Technik von mir entwickelt, in Plakat-Format, in Verkauf gebracht.

 

Dann wurde alles noch spannender:

Mein Herzenswunsch im eigentlichen Sinne ging in Erfüllung: Der französische Tierschutz, unter dem Patronat der französischen Regierung von Mme Pompi-dou, brachte ein unglaubliches Werk in Form eines einmalig schönen Buches im Eigenverlag heraus mit all meinen Zinkografie-Bildern.

 

Buch „Pense-Bête“, Format des Buches: ca. 33 x 45 cm, Bilder im Format A3, 30 x 42 cm, gebunden in roter Seite, mit Aufdruck in Echt-Gold-Lettern.

 

Das allein wäre eine grosse und lange Geschichte wert! Wenn ich das als High-light bezeichnet würde, wäre es noch stark untertrieben. Die Vernissage fand im Beisein meiner Frau und mir in einem französischen Palast in Paris in einer unglaublichen Atmosphäre statt, die man schwer beschreiben kann.

 

Der Erfolg der Tierbild-Zinkografien war so gross, dass ich mich entschloss, im Eigenverlag 4 Zinkografie-Tierbildmappen herauszugeben, mit 6 – 8 Bildern pro Ausgabe, Auflage 1000 Expl. je Mappe.

 

Nun zurück auf Feld 1:

Nachdem ich über 30 Jahre in der Firma Schwitter gearbeitet und viele Jahre davon die Fotoabteilung mit Erfolg geführt hatte, wagte ich den Schritt in die Selbständigkeit unter dem Namen „Heinz Landolt, Foto-Werbung“, mit tat-kräftiger Unterstützung meiner Frau. Ich wurde von einer sehr anspruchsvollen Kundschaft gefordert, so dass ich leider für meine künstlerische Seite nicht mehr viel Zeit investieren konnte.

 

Meine künstlerischen Fähigkeiten konnte ich aber trotzdem immer wieder ein-bringen, dank der Grosszügigkeit und dem Einverständnis meiner Kunden, was mir natürlich grosse berufliche Befriedigung brachte. Die werbetechnische Auf-gabe und die freie Fotografie haben sich immer gegenseitig ergänzt.

 

Sehr grosse Freude und entsprechende Erfolge brachten mir die verschiedenen Ausstellungen meiner freien Fotografie in verschiedenen Firmen und zu ver-schiedenen Anlässen:

 

Bank VonTobel, Küsnacht

Hotel Nova Park, Zürich

Kartonnage Müller AG, Näfels

Autobahnbrücke Würenlos (Mövenpick Restaurant)

Elco, Sargans zum 50-Jahr Jubiläum der Firma

 

Ebenfalls wurde mir Gelegenheit geboten, an verschiedenen Vorträgen meine Fotografie zu präsentieren:

 

Power-Point Präsentation in Näfels  (100 Personen)

Power-Point Vortrag Gemeinderatssaal Dietikon  (200 Personen)

Sonntags-Talk (Heinz und Marianne) (100 Personen)

 

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An dieser Stelle ein gewichtiges Wort an meine liebe Frau Marianne:

Sie war meine Managerin und Mentorin und wenn möglich stets an meiner Seite. Ich war frei, meine Kreativität im Beruf zu entfalten. Ich hatte prak-tisch mit der Administration nichts zu tun, für mich ein grosses Plus. Sie gab mir die Kraft, die man braucht, um im Beruf erfolgreich zu sein.

 

4.1.2017                                                                                         Heinz Landolt

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Empfohlene Homepage 

 

Heinz Landolt (dietikon-online.ch)

 

 

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Tschau zämä! Irgendwann sehen wir uns wieder! (Freulerpalastportal Näfels)


Sonntag, 26. Dezember 2021, Stephanstag

 

25 Jahre Amler Krippe

 

Hohes Lob für die Krippenmacher von Amden

 

 

Zwar durften sich die Besucher der Amler Pfarrkirche nicht ins Gästebuch wegen den Corona-Vorschriften eintragen, wie mir der Hauptkrippenbauer Rolf Böni, Messner der Amler Kirche mitteilte; aber es ist wieder eine Prachtsleistung, was da den ganzen Chorraum der Galluskirche in eine mächtige Krippenlandschaft verwandelt.

 

Krippenbauer Rolf Böni, Messner und Hauptperson beim Bau der Amler Weih-nachtskrippe, hat gut lachen. Das diesjährige Jubiläumswerk ist ästhetisch und künstlerisch besonders gelungen. Seit Oktober, während des ganzen November und bis zur Vollendung im Dezember ist er dran, zusammen mit seinen Brüdern Martin und Peter, seinem Sohn Nicolas und seinem Kollegen Thomas Gmür.

Die berühmt gewordene Amler Krippe, die Tausende von Besucherinnen Besu-cher anlockt, kann ihr "silbernes Jubiläum" feiern. 25 Jahre erfrreut diese Rarität die Menschen von nah und fern. Spiritus rector war seinerzeit der Amler Pfarrer Dr. Victor Buner, der mit seinen Vertrauten die Idee in die Tat umsetzte. Die Ent-stehung und Entwicklung dieses besonderen Juwels unter den Krippen ist in einem Buch in Wort und Bild festgehalten. Erhältlich bei der Pfarrei Amden.

 

Ein dokumentarischer Beitrag ist abzurufen unter: 

https://gloria.tv/post/Gbei7wEYUyaK2to1ZSacmUMfo

 

Was früher Franz Thoma, Bat Gmür und Erich Sachs liebvoll und mit Ausdauer pflegten, ist eigentlich fast nahtlos ist eifrige Nachfolger übergegangen.

 

Die Amler Krippe wäre längst reif, mit einem Kulturpreis ausgezeichnet zu wer-den und ist aus der Amler und der regionalen Kultur nicht mehr wegzudenken.

 

Staunende Besucherinnen und Besucher von nah und fern
Staunende Besucherinnen und Besucher von nah und fern
Vom HImmel hoch, da komm ich her..."
Vom HImmel hoch, da komm ich her..."
Die neue Krippe
Die neue Krippe
Ankunft der drei Weisen aus dem Morgenland aus dem Chor der Kirche von Osten
Ankunft der drei Weisen aus dem Morgenland aus dem Chor der Kirche von Osten

Die Krippe ist bis Ende Januar zu besichtigen, evtl. gar bis Lichtmess (2. Febr.) Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, eine Weile der Meditation lädt ein, das Glück des Weihnachtswunders muss jeder/jede in sich selber finden.

 

 Und wider sind si pünggtli daa,

de Hiirtä-n-und de Schääffli;

ds Chrischchindli chaa-mä luägä daa

im Chrippli bi siim Schlääffli.

 

Mä mäint, mäg sig gad z Beetleheem

im schüünä Morgäland;

nüd wiit isch ä Jerusaleem

nu häärwärts vorderhand.

 

We wiit händ nämä-n-ä de Wäisä

äm Himels-Schtäärnä naa,

daa, bis uf Amdä müäsä räisä

und sind mit Gschängger daa.

 

We isch de Chrippä jedes Jahr

ä herrli g'graates Wunder,

we immer isch-i wunderbaar,

dr Schtäärnä gaht nüd under.

 

Mer gnüüssed und sind ächlä schtill

und luäged uff das Chind,

wo für de Wält dr Fridä will,

und as-mer glüggli sind!

 

-y.

 


Freitag, 24. Dezember 2021

 

 Eine kleine Weihnachtsgeschichte vor über zwei Jahrzehnten

 

 

 

Ds Chrippäschpiil vor em Raathus ds Glaris

 

oder

 

Wo üseri Magischraatä ämaal ä-n-anderi Rollä gschpilt händ

 

Dr Landammä hätt di uuseroordentlich Regiärigsraatssitzig äm Määndig nach-m eerschtä Apfäntsunntig mit dä Woortä eröffnet: "Liäbi Kolleegin, liäbi Kolleegä,

hütt hämmer ä-n-äinzigs Traggtandum, und zwaar ä ussergwööhndlis, p Vertäilig vu dä Rollä zu üüserem erschtä Chrippäschpiil zum Uusgan viom 20. Jahrhun-dert.

 

Dr Lantraat hätt voorgängig ä-n-usseroordentlichä Krediit gschprochä, as-es äntlich mügli wiirt, as d Exekutviä, ebä dr Regiärigsrat, ämä langghegtä Wundsch chaa entsprächjä und vor-em Raathuus ds Glaris äs Chrippäschpiil uuffüärä.

 

*                    *                   *

 

De Sibä vum Raatuus (duä sind-s nuch sibä gsii) händ-si eeländ gfreut, as-si ämaal inerä anderä Forem chänd vor ds Volch trättä-n-as im Fragg und Zylinder oder äifach as Departämäntschef.

 

Dr Foorschtdiräggter hätt wäidli äm Oberföörschter dr Uuftrag g’gii, i dä Glaarner Waldigä wagger Holz zum Buu vunerä mächtigä Chrippä z schluu und derzuä nuch wagger Chrischbäum und Tschuupäli zur Uusschmüggig vu dr Umgäbig z hauä.

Und d Regiärigskanzlii hätt ämä Graafiker dr Uuftraag g’gii, «Gloria in excelis Deo» wunderbar und mit grossä Buächschtabä uff-nä Taffärä z schriibä, wo dä dr Richi hinderem Raathus goldig söl iirahmä, und dernaa söl-mes ob dr Raathuusuhr uufhänggä, as-mes guät gsäch.

 

«Ich schriitä zu dr Vertäilig vu dä Rollä», meint dr Landammä zügig. «Ich ge-wärtigä Voorschleeg.»

«D Rollä vu dr Muäter Gottes isch ja klaar», hätt’s unisono uss dr Rundi tüünt. Mer händ ja nu äis Wiibervolch im Raat.» All Chöpf händ si zu dr Volggs-wiirtschaftsdiräggteri ummädräht. Und diä hätt mitemä Verlägähäitslächlä und mit-emä beschäidenä Augäniderschlag gsüüfzget: «Meined’r?»

 

Ja, das isch au äidüütig gsii: si isch ä Frau, blond, hätt ä hübsches Gsicht, und de Rollä schtiäch-erä guät aa und derzuä isch-i ja sowisoo zuäschtändig für Agglägähäitä vum Innerä.

 

De Herä händ wagger gniggt.

 

«Mer bruuched nuch ä Josef», fahrt dr Landammä fort. Wo dä g Chöpf zum Finanzdiräggter ummäluäged, hätt äinä grinset und gsäit: «Jaa, duu bisch gad dr rächt!» -«Wägämiinä, mached-ir, was’r wänd, abr choschtä törff’s nüüt: Liäber wäär i zwaar äinä vu dä drii Chüngä.» «Richtig, der mit dem Gold!» meint äinä. Alle samä sind iiverschtandä gsii. Dr eerscht König isch abghaagget gsii.

 

Drnaa hä-p-mä si gäiniget, dr Landesschtatthalter söl d Rolle vum Häilgä Josef übernih. Schliässli sig’r ja dr zweäithööchscht im Rat, und as Landwirtschafts-diräggter täät’r’s ä eesigschtä näbetem Ochs und Esel i dem Gadä vrliidä. Schtillschwiigend aagnuu.

 

Drufaböä häisst’s, dr König mit dr Mürrä, wo äso guät schmöggi, schtiäch äm Buudirägger nüd schlächt aa. Eer sig ja immer zwungä, diplomatischi Verfüärigs-künscht aazwändä, Voorlaagä schmagghaft z machä-n-und tüüri Buuprojeggt  gnüüssbaarduräbringä. Dä regglämiärt dr Saniteetsdiräggter, dr Chüng mit dr Mürrä giäng äigetli eh i siis Gebiät inä. Daas schtoosst abr uff Widerschtand. Viil besser passi zu imm Wiirauch. Ätheerischi Ööl passted äigetlich eh ids Schpital. Dett wärdi ja taagtägli mit Äther gschaffet. Das hätt ä zäntummä zuäschtimmends Niggä uusglööst. Und äso sind dä de drii Wäisä ussem Morgäland vergii gsii.

 

 

*                    *                   *

 

Dä hätt dr Poliziidiräggter uufgschtreggt und grüäft: «Und-dä-n-iich?» Är hätt fascht ä chlä Paanigg übrchuu, für inä chännt dä bis zletscht  äkä Rollä meh voo-rig sii. «Du bisch dr Ängel, wo vum HImel chunnt!». Diä Paroolä isch eihellig underschtütztwoordä. Und zwar sig er ja helikopterflugerfara und wägädemm äm eesigschtä gwändt dur d Luft zu flüügä.

 

Etz isch abr dr Landammä nuch as äinzigä übrig blibä. Und i dr Chrippä hätt abr nuch ds Chrischchindli gfählt. Ja, aber mä chämm doch nüd ämä Landammä zuämuätä, inä Chrippä inä z schtiigä und ids Stroh inä z liggä. Er müäst äigetli ehnder dr Gottvatter im HImel schpilä, deer, wo suverään übr allem Gschächä schwäbi und nur im Notfall iigriiffi. Daas hätt dä-n-ä-n-allnä iiglüüchtet und au diä Rollä isch dä vrteilt gsii.

 

 

*                    *                   *

 

Tja, abr wiä söll-mä-etz zu-mä Chrischchindli chuu? Aber halt, dett hogget  ja nuch äinä im Regiärigsratszimmer: dr Ratsschriiber. Mä säit ja sowieso tiig öppä, er sig dr «acht» Regiärigsraat. Jawohl, daas isch d Löösig. Natürli! Deer söll ds Chrischchindli schpilä, und der häig as einzigä Ledigä ä gwüssni Uuschuld be-wahrt und müäs i siiner Fungziuu as Kanzler we ds Chrischchindli immer schtrah-lä und häig für all gliichig das z sii. Uhni ds Chrischchind wär ja d Mändschhäit vrlorä, uhni Raatsschriiber d Regiärig au.

 

Item – der Rollä sind etz vergii gsii. Aber, nei, da sind doch nuch ds Öchsli und ds Esälii, wo bim Chrippli zuächä nüd fählä törfed.

 

Rundummä händ-si dä d Schtiirnä grunzlet und naachägschtudiärt, wer ächt diä Rolle chännt übrnih. Da platzt äinä-n-usä: «Ich ha’s! De beedä Wäibel!». „Toll!“, das isch dä-n-ä Glanzidee gsii. Schtatt i dr Farb und im Schnabelhuät chämed de ja ziviil uufträttä. Mit denä  beedä flottä Mannä häig ja dr Regiärigsraat schu immer ä guäti Gattig gmachet.

 

 

*                    *                   *

 

Schandähalber händ-si dä abr au ä dä Lantraatsmitglider ä Chance zum Mit-machä g'gii. Daas hä-p-ä-n-iigseh und gmäint, de chännted doch äs änglischi Heerschaarä überem Nachthimmel schwäbä und we p Bäärgdohlä währed dr Uuffüärig i Schaaarä allpott um dds Raathuus ummä flattärä.

 

Abr d Hiirtä uffem Fäld?  Tja, da käm-p-mä doch Alpsännä und Rinderer vu üü-ser-nä 90 Alpä im Glaarnerland aahüüre, und daas gäb äm Ganzä eerscht nuch ä realistischä Zug. Duä hätte äinä widerschprochä, mä chämm Gift druuf nih, uhni Subvänziuunä chämed de niä. Und wo dä dr Finanzdiräggter nuch mergglli und bedrohli hätt afu chnurä, hand-si deer Gedanggä wider gkiiä luu.

 

Us dr Patschä gulfä hätt ä bländendä Iifall. Mä chännt doch für daas g Kantuus-aarbeiter iisetzä. De siged wätterfescht und häiged wagger Erfarig im GLänd ummänand z schtuh und de schlaafendä Hiirtä z miimä.

 

Jaja, schu rächt – abr de viilä anderä Beamtetä, g Grichtsschtdääb und nüd vrgässä, d Lehrerinnä und Lehrer vu allnä Schtuuffä. Säit äinä, de letschterä chäm-mä vrgässä, des häiged ja dä Wiänachtsferenä und tüäged i letschter Ziit sowiso Schtundänentlaschtig forderä.

 

D Grichtsschtääb hingägä wääred as Cherubiim und Serpahiimä guät iigsetzt, wobii d Grichtspräsidäntä as Äärzängel rächt praggtikaabli Represäntantä wää-red.

Und dä dr Räscht vu dä Beamtetä?

 

Nachemä Ringä um Löösigä und nach aagschträngtem Nachätänggä hätt äinä ä-n-Uuswääg gwüsst. «Imä richtigä Chrippäschpiil bruuchi’s ja au ä Huuffä Kameel und Dromedaar." . "Stimmt!" Und äsoo hä-p-mä dä das Caasting gliich nuch chännä abschlüüs-sä.

 

 

*                    *                   *

 

P Proobä für das Chrippäschpiil sind bereits ä Wuchä schpeeter aag’gangä, und mä hätt chännä uff Pröämieerä gschpannt si. Und äsoo isch für die ganz Glaar-ner Bevölggerig ä wunderbarä Wiänachtsabed aatäigget gsii.

 

 

*                    *                   *

 

Naachäzträägä-n-isch abr nuch - öpper chaa ja gwöhndli nüd uf z Muul hoggä ! -dur-n-ä-indiSkreziuu sig uffem Latriinäwääg verraatä woordä, was as Wiänachts-gschängg bescheert wäärdi.

 

Ä waggers Pagg mit ärä uumääärä Goldmaschä!

Schtäärzgi! Di nüü Verwaltigsorganisaziuu!

 

Driischichtig we-n-ä Schwarzwäldertuurtä mit a) dr Glaubä draa, b) mit LIäbi zum Détäil und c) mit der Hoffn'g, as si – we nä Tuurtäschnitz  - verschwindi, sobald mä si gnossä und g'gässä häig.          

 

  

publiziert im Dezember 2000 im" Fridolin" unter der Rubrik "Dies + Das" unter dem Pseudonym "Pankraz"

 

 

Nachtrag: Irrtum vorbehalten, waren damals im Amt

 

Landammann Ruedi Gisler, Bildung und Kultur

Marianne Dürst Benedetti, Volkswirtschaft

Christoph Stüssi, Finanzen

Robert Marti, Gesundheit Spital

Pankraz Freitag, Bau und Umwelt

Jules Landolt, Landwirtschaft

 

Willi Kamm, Militär Polizei

Hansjörg Dürst, Ratschreiber

 

Quelle: www.ebay.de/itm/293013763004
Quelle: www.ebay.de/itm/293013763004

Freitag, 17. Dezember 2021


Literatur in ihren kulturellen Räumen

Festschrift für Hermann Wiegand zum 70. Geburtstag


1. Januar 2021

Herausgegeben von Wilhelm Kreutz und Wilhelm Kuhlman

 

Mattes Verag, Heidelberg

 

Für ihre grosszügige Förderung der Festschrift 

danken die Herausgeber der »Karin und Carl-Heinrich Esser Stiftung«

und dem »Mannheimer Altertums-Verein von 1859 – Gesellschaft der Freunde Mannheims und der ehemaligen Kurpfalz«. 

ISBN 978-3-86809-177-9 Mattes Verlag Heidelberg 2021

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.dnb.de abrufbar.  


 

Die Tragoedia »Fridolinus« (Feldkirch 1729) und ihre Chöre.

Ein Heiliger vor Gericht wie Daniel in der Löwengrube

Hans Pörnbacher, Mechthild Pörnbacher

 

 

Sim contentus eo, quod superi contulerint, bono.

Si quid desit, idem sit mihi, idem si quid et affluat.

Antonio Cerruti, Carm. I f . 4v

(Ad musas in die sui natalis, ode monocolos)

 

 

Zu den beiden Genien von Feldkirch und Rankweil, die zum Drama um den hl. Fridolin von Säckingen einladen, bitten wir den "Genius Seckingensis, den Genius von Säckingen, und betrauen ihn mit der Überreichung unseres kleinen Bouquets. Es enthalt Blüten aus alema-nnisch-rheinischer Lebensart, jesuitischem Schultheater und Fridolinsverehrung, gebunden mit dem breiten Band herzlicher Zueignung.

 

In Begleitung des Gottes Merkur und der neugierigen Gesellen Pipe-inus und Popelius wagen wir uns in eine Gerichtsverhandlung, bei der der Hauptzeuge ein Toter ist, und gru-seln uns mit den Söhnen des Richters, die die wohlklingenden Namen Florinus, Mellindus, Aretinus und Rosindus tragen.

 

Eine spannende wissenschaftliche Abhandlung unterlegt ein"Fridolinsspiel", zu dessen Ver-ständnis man allerdings des Lateinischen kundig sein muss.

 

Mechthild Pörnbacher hat ihre Dissertation dem "Vita Fridolin" gewidmet, ein Stnadardwerk in der Fridolinsforschung.

  


 

Donnerstag, 16. Dezember 2021

 

Die Näfelserin Hildegard Feldmann ermordet

 

Missionarin in Columbien

∗︎ 4.4.1936 ✝︎ 9.9.1990 

 Online: https://hls-dhs-dss.xwiki.com/de/articles/060088/2021-08-16/, konsultiert am 16.12.2021.

nach einem Beitrag von Susanne Peter-Jenny in:

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.08.2021.

Online: https://hls-dhs-dss.xwiki.com/de/articles/060088/2021-08-16/, konsultiert am 16.12.2021.

Hildegard Feldmann wuchs in Näfels als Tochter des Schuhmachers Fridolin Feldmann und der Maria Luise geborene Amrhein auf. Schon als Jugendliche erklärte sie die Mission zu ihrem beruflichen Ziel. Nach dem Besuch der Sekun-darschule liess sie sich 1956-1959 am Kantonsspital Luzern zur Krankenschwe-ster und 1961-1962 am Kantonsspital Zürich zur Hebamme ausbilden. 1961 trat sie der Gemeinschaft der Laienmissionarinnen Freiburg bei. Ab 1963 arbeitete Feldmann, die unverheiratet und ohne Nachkommenschaft blieb, auf der Miss-ionsstation Barwani im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Später führte sie die örtliche Apotheke in der nahe gelegenen Gemeinde Chiklya. Sie besuchte die Bevölkerung regelmässig in den 14 teils abgelegenen Weilern, behandelte leich-tere Verletzungen und Krankheiten, führte Impfkampagnen durch und wirkte ins-besondere auch in der Säuglingspflege. 1982 war sie in Bangladesch stationiert.

 

1983 wurde sie nach Kolumbien versetzt. Hier widmete sie sich ähnlichen Aufga-ben wie in Indien, doch erschwerte der Bürgerkrieg zwischen der Regierung und den Farc-Rebellen (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) neben den politischen und sozialen Missständen wie Korruption, dem mangelhaften staatl-ichen Gesundheitswesen, Drogen, Alkoholismus sowie einer hohen Kinder-sterblichkeit ihre Arbeit. Zunächst in Bocas de Satinga nahe der Pazifikküste tätig, begab sie sich im April 1990 nach El Sande, einem Weiler im Landes-inneren, wo sie die Landarbeiter und Landarbeiterinnen sowie deren Familien medizinisch betreute. Dort wurden Hildegard Feldmann sowie drei weitere Zivili-sten am 9. September desselben Jahres von Regierungstruppen erschossen.

 

In einer ersten Erklärung sprach Kolumbiens Regierung vom Tod von vier Rebel-len, später wurde Feldmanns Ermordung als bedauerlicher Unfall deklariert. Der Fall löste in der Schweiz Bestürzung aus. Die Gemeinschaft der Laienmissio-narinnen, die Menschenrechtsorganisation Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien und die Schweizer Bischofskonferenz verlangten vom Bundesrat, bei der kolum-bianischen Regierung auf die Aufklärung der Tatumstände sowie auf eine Be-strafung der Verantwortlichen zu drängen. Ein kolumbianisches Militärgericht und der Generalstaatsanwalt verneinten eine Strafbarkeit, obwohl eine parallele zivil-gerichtliche Untersuchung von Mord ausging. Wahrscheinlich als Reaktion auf den Druck der Inter-American Commission on Human Rights ordnete die kolum-bianische Generalstaatsanwaltschaft 1995 die Entlassung der beiden verant-wortlichen Offiziere aus dem Militärdienst an, die aber vermutlich nicht vollzogen wurde. 2013 nahm das Oberste Gericht den Fall wieder auf und kritisierte das Urteil des Militärgerichts von 1991, das den von der zivilen Untersuchung er-brachten Beweisen widerspräche. Die Gründe für diese Neubeurteilung sind ebenso wenig bekannt wie deren Konsequenzen.

 

Quellen und Literatur

Archive

·         Privatsammlung Andrea Spruzina, Avry-Sur-Matran.

·         Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, Amnesty International Schweizer Sektion,

          Handakten Marta Fotsch, Relief – Kolumbien:

          Dossier Hildegard Feldmann, getötet in 1990 in Kolumbien [sic] (1990-1995).

 

·         University of Minnesota, Minneapolis, Human Rights Library, Hildegard María

          Feldman v. Colombia, Case 11.010, Report No. 15/95, Inter-Am.C.H.R.,

         OEA/Ser.L/V/II.91 Doc. 7 at 57 (1996).

 

Literatur

·         Glarner Nachrichten, 19.9.1990.

·         Neue Zürcher Zeitung, 21.9.1990; 31.1.1991; 9./10.9.1995; 11.11.1995; 23.5.2013.

·         Peter-Kubli, Susanne: In alle Herren Länder. Die Auswanderung aus Näfels 1800-

          2000, 2019, S. 259-265.

 

Quelle diese Beitrags:  

 

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) <info@dhs.ch> Newsletter 2/2021, abgerufen am 16.12 23021

 

Nachtrag;

An der südlichen Friedhofmauer des Hilairuskirche ist eine Gedenktafel angebracht, ebenso ist ein Raum in der Kaplanei als "Hildegard Feldmann-Zimmer" beschriftet.


Mittwoch, 8. Dezember 2021 (Maria Empfängnis / Schnäggä-n-ässä)

 

Bischof Joseph Maria Bonnemain im Kloster Näfels

BIschof Joseph Maria Bonnemain bei seiner Festpredigt zu Maria Empfängnis im Kloster Mariaburg.
BIschof Joseph Maria Bonnemain bei seiner Festpredigt zu Maria Empfängnis im Kloster Mariaburg.

Freude herrscht! Der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain beehrte das Franziskaner-Kloster mit seinem Besuch zum Hochfest Maria Unbefleckte Empfängnis. Nach feierlichem Einzug in die Klosterkirche zelebrierte er, assistiert vom Guardian Br. Paul, Br Fidelis, Br. Michael, Vizedekan Br. Ljubo Lekop, den Pfarrherren Stanislav Weglarzy, Näfels, Theo Füglistaller, Oberurnen, Gebhard Jörger, Niederurnen, das feierliche Hochamt. In seinem Kanzelwort unter dem Motto: "Glauben macht glücklich." drückte er dem Hohen Fest den Stempel auf. Im Anschluss findet das "abgespeckte" Behördenessen im Refektorium statt. Leider wegen Corona auf ein Minimum beschränkt.

Bischöflicher Schlusssegen (leider etwas unscharfe Aufnahme)
Bischöflicher Schlusssegen (leider etwas unscharfe Aufnahme)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auszug mit Inful und Bischofsstab.

Links Pfarrer Stanislav Weglarzy und Br. Michael-Maria Josuran OSB

Schnappschuss von Br. Martin. Bischof beim Verlassen des Klosters.
Schnappschuss von Br. Martin. Bischof beim Verlassen des Klosters.

Ein Bild für die Geschichtsbücher des Klosters.

Bischof Joseph Maria Bonnemain in Mitten der Konzelerbanten und Ministrantenbrüder; v.l.n.r. erste Reihe: Br. Fidelis Schorer, ehemaliger Guardian, Pfarrer Gebhard Jörger, Niederurnen, Pfarrer Stanislav Weglarzy, Näfels, Pfarrer Theo Füglistaller, Oberurnen, Vizedekan und Pfarrer Br. Ljubo Leko, OFM, Netstal,

Zweite Reihe: Br. Louis Stocker, Terziarbruder OFM, Guardian Br. Paul Zahner, Bischof Joseph Maria Bonnemain, Chur, Br. Michael-Maria Josuran, Br. Josef Fankhauser. Nicht auf dem Bild: Br. Benedikt Borer, Senior, Orgel, Br. Johannes, Br. Johannes Maria Pfister, Vorsänger, Br. Martin Barmettler, Fotograf, Br. René Fuchs, Eingangskontrolle.

 

Die beiden letzten Fotos machte Br. Martin Barmettler (hier ab facebook)

 

Bischof Joseph Maria Bonnemain überliess mit ds Manuskript seiner Fest-predigt wie folgt:

 

Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Marias  Näfels, 8. 12. 2021

 

Liebe Klostergemeinschaft, Liebe Mitbrüder

Liebe Schwestern und Brüder

 

Es freut mich sehr hier im Mariaburg – ausgerechnet am heutigen Patrozini-umsfest – sein zu dürfen und mit Ihnen/euch unsere Verehrung für unsere Himmlische Mutter zum Ausdruck zu bringen.

 

Kommen wir nun zum heutigen Evangelium:

Als der Erzengel Gabriel zu Maria kam und ihr offenbarte, dass sie Mutter des Messias werden sollte, sagte er ihr als letztes und überzeugendstes Argument für die Plausibilität seiner Botschaft: «Denn für Gott ist nichts unmöglich» (Lukas 1,37).

 

Auch in anderen Passagen des Evangeliums finden wir einige Male dieses Argument, diese Be­gründung. Als die Apostel einmal ganz konsterniert waren, als Jesus von der Gefahr des Reichtums sprach, erklärte er beruhigend: für den Men­schen ist es unmöglich, für Gott aber ist alles möglich. Als ein Vater ganz verzweifelt seinen kranken Sohn zu Jesus brachte und ihm sagte: «Hilf uns, wenn du es kannst!», antwortete Jesus: «Alles kann, wer glaubt».

 

Im Herrn Geliebte!

Das Wesen der Sünde besteht darin, dass man die Allmacht Gottes in Frage stellt. Wir stellen in Frage, dass es für uns gut ist, die Führung unseres Lebens ihm zu überlassen. Wir sind nicht immer davon überzeugt, dass Gott das letz-te Wort hat über das, was gut und schlecht für uns ist. Wir möchten selber bestimmen, was uns guttut, was uns Spass macht, was uns Freude bereitet, was für uns schlecht ist. Auf diese Weise ist auch die Sünde ins Paradies ein-gedrungen. Der Mensch ist in Versuchung geraten, Gott gleich sein zu wollen und bestimmen zu wollen, was gut und schlecht für ihn ist. Und so begann die Tragödie des Menschen. Seit jenem Augenblick kann der Mensch nur müh-sam einiges erreichen, was für ihn angenehm ist, jedoch nur kurzlebig, be-grenzt und nicht selten enttäuschend.

 

 

Dass Maria, die Mutter unseres Herrn, frei von der Erbsünde empfangen wur-de, was wir am heutigen Hochfest feiern, bedeutet nichts anderes, als dass sie seit dem ersten Augenblick ihrer Empfängnis im Schosse ihrer Mutter frei war von diesem Misstrauen, welches im Kern die Sünde ausmacht und dass sie auch ihr ganzes Leben frei davon blieb. Maria stellt das absolute Vertrauen Gott gegenüber dar. Maria vertraut sich Gott ganz an. Maria glaubt restlos. Sie ist die Glaubende schlechthin. Dadurch ist sie der glücklichste Mensch auf Er-den und im Himmel.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Es ist gut zu betrachten, es tut uns gut, dar­über nachzusinnen, dass der Glau-be frei macht, glücklich macht, selig macht. Sich Gott anvertrauen, sich ihm überlassen, offen sein für seine Pläne, diese zu verwirklichen versuchen, be-deutet nicht, weniger frei zu sein, gebunden zu sein, etwas zu verpassen, etwas opfern zu müssen, nicht geniessen zu dürfen, auf Spass verzichten zu müssen, sondern im Gegenteil, es bedeutet vielmehr, alles zu haben, frei zu sein, ganz glücklich werden zu können. Dies ist die grosse marianische Lekt-ion.

 

 

Es stellt sich nun die Frage: Wie war ein solches restloses Vertrauen, ein so grosser Glaube bei Maria möglich? Warum war sie von Anfang an von jenem Misstrauen befreit, das wir alle in uns tragen?

Dieses totale Geborgensein im Gott seitens Maria war nicht ihre eigene Lei-stung, son­dern Folge ihrer innigen Verbundenheit mit Christus. Im Voraus be-kam sie das, was das Verbundensein mit Christus mit sich bringt. Sie wurde bei ihrer Empfängnis von der Last der Sünde befreit, weil Gott im Voraus ihr Einswerden mit dem Willen und der Hingabe ihres Sohnes, der zugleich sein Sohn ist, kannte. Das Einswerden mit dem Willen und der Liebe Christi, ver-wandelt das Wesen des Menschen, er­löst ihn und macht ihn frei von der Sünde.

Das unterstreicht der hl. Paulus in seinem Brief an die Epheser in einer sehr prägnanten Weise: «Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Ge­mein­schaft mit Christus im Himmel [...]. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus […]. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn […]. In ihn sind wir auch als Erben vorher­bestimmt [...]» (Epheser 1,3-11). Weil Gott wusste, dass Maria die Pläne Gottes nicht in Fra­ge stellen würde, dass sie «Fiat» – es geschehe – antworten würde, dass sie glauben würde. Aus diesem Grund wurde sie bei und seit ihrer Empfängnis von der Last des Misstrau­ens, vom Makel der Sün-de befreit.

 

Im Herrn Geliebte! I

Inwieweit glauben wir, dass für Gott alles möglich ist? Wenn wir das glauben, werden wir nach und nach von der Sünde frei wer­den können. Ist es nicht so, dass wir im Leben irgendwann, mit der Zeit, allmählich etwas resignieren, auf-geben, uns mit unseren Schwächen abfin­den? Wir meinen nach einigen Jah-ren, es sei schlichtweg unser Charakter; diese Schwäche, diese schlechte Neigung, diese Last, die komische Ge­wohnheit würden wir einfach in uns tra-gen. Wir beginnen zu glauben, dass wir uns davon nie loslösen können.

 

 

Jede und jeder hat ihre und seine Art, und zugleich sind wir alle sehr ähnlich. Ir­gendwann meinen wir, wir werden die Zerstreuungen im Gebet, die schlech­ten Gedanken, die Lieblosigkeiten, die Neigung über andere schlecht zu den-ken, indiskret zu sein, neidisch, unbeherrscht, chaotisch, träge, impulsiv usw. nie über­winden können. Das zeigt nur, dass unser Glaube schwach ist. Natür-lich können wir alleine solche tiefsitzenden Tendenzen nicht ausrotten, aber Christus kann es, wenn wir mit ihm verbunden sind. Das ist die grosse Lehre Mariens. Sie ist unbefleckt, nicht aus eigener Leistung heraus, sondern dank des göttlichen Wirkens und aufgrund ihrer innigen ­Verbunden­heit mit Christus. Wir sollten bis zuletzt fest davon überzeugt sein, dass für Gott alles möglich ist. Wenn wir uns ihm anvertrauen, wenn wir versu­chen, bedingungslos seinen Willen zu erfüllen, wird Christus auch in uns Mensch werden, in uns auf die Welt kommen und wir werden neue Men­schen sein: Menschen des Glaubens, Menschen der Liebe, freie Menschen.

Amen.


Sonntag, 5. Dezember 2021 (Zweiter Advent)

       

 

Ä Wiänachtsgschicht, 

 

wo anderscht usä chuu isch, as-si hett söllä

 

Nacherä Gschicht vum Eckard Leyser

übrsetzt und ächläi abg'ändäret uff Glaarnertüütsch

vum

Fridli Oschterhäsi

 

 

Ämaal ämänä Jahr isch wider gägä d Wiänacht g’gangä.

 

Für ä Fridli, ä Sächstklässler vu Schwandä, isch d Wiänacht äifach des Alleri-schünscht und Hööchscht im ganzä Jahr. Är hätt-si eeländ gfreut uff ds Chrisch-bäumli idr Schtubä mit dä grossä rootä Chuglä und uff de viilä Cheerzli und na-tüürli uf gGschänggli.

 

Abr hüür hätt’r si bsunders gfreut, as’r hätt chännä äm Chrippäschpiil mitmachä. Pfrä Lüüziger, sini Lehreri, hätt nämmli mit irer ganzä Klass äs Chriipäschpiil ii-g‘üäbt, wo-si dä chämed im Adlersaal vor dä-n-Elterä, dä Gschwüschteri und nuch andernä Lüüt vu Schwandä uuffüärä.

 

Dr Fridli hätt nüggad ä Hauptrollä übrchuu, abr gliich ä wichtigi Persuu müäsä schpilä: dr Wirt i dr Härbärgä. Dur die ganz Apfäntsziit händ-si dä-n-ebä g‘üäbt, und Pfrä Lüüziger, ebä d Lehreri, hätt Wärt druuf gläit, as-si guät, luut und tüütli reded und de Rollä schpiled we wänn’s wahr wäär.

 

Im Religuusunderricht hätt mä-n-ä-denä Goofä iipläut we’s äm Josef und ä dr Mariia ds Bethleheem ä-näeeländi ergangä-n-isch, und as-si’s dä ganz guät schpiled.

 

Dr Fridli hätt guät zuägloset und tänggt, deer Wiirt schpil‘r dä schu und er fari dä mit dener Häiligä Famili schu ap we deer ds Bethleheem. Und är hätt fascht nüd mögä gwaartä, bis-es dä Wiänacht sig.

 

Äntl, äntli isch-es äsowiit gsii. D Hauptproob isch wunderbaar gloffä und der Fridli hät mit dr Häiligä Familie tuä und tüüflet, as-es nu äso g‘chnozgeret hätt!

 

Wo's dä-n-äärnischt gultä hätt, isch dr Adlersaal poorzet vollä gsii. p Müäterä,

p Vätterä, g Grosmüäterä und -vätterä, Gschwüschterti und de Verwandte und nuch ander Gescht sind chuu. D Lüüt sind ganz uffgregt gsii, und äis Gschnatter und äi Läubletä isch loosg’gangä.

 

Dr Fridli hätt dur-nes Schpältli durä Vorhang durägüggslet und gluäget, öb’r ächt sini Muäter, dr Vatter und g Gschwüschterti zant dr Grosmuäter gsäch. Ja, dett, sind-s' ghögglet und händ mit glänzigä Gsichter gschtrahlet und fascht nüd mögä gwaartä, bis's aafaat.

 

Äntli isch dä d Lehreri, Pfra Lüüziger, vorä Vorhang gschtandä und hätt id Händ gklatschet: „Bitte Ruäh!, Bitte Ruäh! Ihr dett hindä-n-au!“ und langsam isch es müüslischtill woordä. „Liäbi Elterä, liäbi Chind, liäbi Zuäschauer! Ich begrüäzä-n-Üüch häärzli zu üüsärem Wiänachtsschpiil, wo-n-i mit miinä Sächsklässler iigüäbt ha. Mer händ zwaar nuch bibäret, öb-mer überhaupt chämed uufträttä, wäge dem mäinedä Coronaa. Abr mer händ dä glich nuch d Erlaubnis überchuu, wä-mä ds Zertfikaat verlangi oder für diä, wo nüüt händ, im Näbärumm tüäged nasäbörälä und teschtä, as-si au inä törfed. Ich danggä-n-Inä, as-Sii daas alls mitgmacht händ, und ä paar händ sicherhäitshalber sogar noch ä Masgä-n-aa!

Mir sind also sowiit. Vorhang uuf! Äs gaht loos! Viil Vergnüägä!“

 

Zeerscht hätt’s glöggälet, äs wiirt tunggel und drnaa isch der Voorhang ganz langsam uufg'gangä, äs isch müüslischtill woordä, asoo as-mä sogaar d Redli vum Vorgang hätt gkörä giibsä, all händ d Häls ufägschtreggt und gluäget, was etz da chämm!

 

p Büni isch wunderbar gschmüggt mit Chrischbäum mit grossä rootä Chuglä und Cheerzli draa, Wiänachtsschtäärnä, und ä Hüüserräiä, ebä we ds Bethleheem. Uufgfallä isch ä Gadä, mit dä Goofä verchläidet, äs Ochsli und äs Elsäli und etli-chi Schääfli. I dr Mitti schtaht äs Chrippli.

 

Ds Theresli, wo äm schünschtä vu allnä i dr Klass hätt chännä läsä, hätt ussem Lukas-Evangeelium de eeland Laag vu der Mariia und vum Josef gschildäret. Ganz Bethlehem isch graglet voll Lüüt gsi, Lüüt hätt’s gkaa we-a-nerä Fahrt odr Landsgmäind.

 

Ds Tiidäli mit sinä rootä Bäggli hätt Mariia gschpilt mitemä waggärä Buuch, will si ja glii hett söllä gebärä, und dr Heiräli isch dr-näbet dr Josef gsii, wo d Schtiirnä grunzlet und ganz besoorgt driigluäget hätt. «We gaht’s dr au, liäbi Mariia?» fraaget’r, und d Mariia säit: «Ich chaa nummä lang, ooo, aaa! Ich glaubä ds Chindli chunnt glii! Mer sötted uubedingt amänä-n_Ort undertach!“

 

Dr Josef hätt zeerscht binerä Schmittä gchlopfet. Poch, poch, poch! D Tüür gaht uuf und dr Schmiid, gschpilt vum Hans, mit wagger Chruslä und Müüs, schtaat dr bräitäwääg hanä. Mit-e-mä gschwerztä Gsicht und hätt grimmig driigluäget. I dr Hand hätt’r nuch ä Schmiidhamer. „Was sind dän ihr fürnig! Zmitzt i dr Nacht!?“ hätt er gchnuuret, und zwar nüggad früntli, mä hett chännä mäinä deer sig ver-ruggt. Duä mäint dr Josef: “O, guätä Maa, mini Frau isch hööch schwanger und si sött chännä i dr Nacht ä chlä abliggä, hetted'r nüd äs Plätzli für üüs?“ – „Wass! Was mäinded Ihr äigetli, nüüt isch! Fared ap, abr hantli!" Und er hätt dr Hamer uufzogä und drna d Tüür zuätäscht as-es nu gklippäret hätt!. Äsoo as vu dr Teggoraziuu gad äi Baum nach-em anderä umgkiit isch. Äs paar Goofä im Pub-likum händ afu gigälä und chicherä, abr dr Fridli, wo uff sinä Iisatz gwaartet hätt, isch eeländ erschroggä und äs hätt em läid tuä. We chaamä-nu äsoo sii! Zwaar hätt’r i dä Proobä de Szenä schu ä paar mal gseh, abr etz hätt’s nä eeländ mögä.

 

p Mariia und dr Josef sind zum neechschtä Huus, zunerä Beggeri,.Poch, poch, poch! Duä chunt der tigg Begg, wo dr Fränz schpilt, wiiss aagläit ä wiisi Züttel-chappä und ä vrschmuselti Schooss und Mähl im Gsicht: «Was isch? Was wänd-dän-ihr, zmitzt i dr Nacht?! Ha kä Ziit, bi i dr Bachschtubä und sött bis Moorä-morgä gnuäg Broot haa!» Und dr Josef bättlet: «Händ Erbaarmä, mer wüssed würggli nüd, wo-mer sötted hii!» «Nüüt isch, haued ap, sust luuni d Hünd usä! Mit miir hätt au niämer Verbäärmischt!» Peng, flügt au diä Tüür wider zuä.

 

p Mariia und dr Josef sind zämägfarä und dr Josef hätt si ghebet und trööschtet.

 

Si gönd aber glich nuch zum neechschtä Huus, zunerä ä Bäiz, wo ebä dr Fridli dr Wiirt schpilt. Poch, poch, poch! Und deer chunt use miterä schpäggigä Schooss, äs Abtröchnitüächli übr dr Achslä und ä Täiggchellä i dr Hand. Dr Josef isch schiär abä-gchnüündlet: «Hee, mir sind äm Vrzwiiflä! Bitte, bitte, gänd üüs äs Obdach, mer händ ämä chliinä-n-Ort Platz, nur für-äi Nacht!» dr Josef hätt fascht bööget drzuä. p Mariia hätt dr Buuch ghebet und hätt-si äm Josef aagläähnet, will si ganz erschhöpfti gsii isch.

 

Dr Fridli hätt ganz genau gwüsst, was’r etz mös sägä: «Verreised, ihr Lumpä-pagg, ihr hämmer gad nuch gfählt. Kä Gält, p Frau hööchschwanger, und dä wänder nuch uuverschandt wäärdä! Sötted ech ja schämä!»

 

Abr plötzli hätt’s dem Fridli dr Hals zuägschnüäret, und är hätt im Momänt käs Wort meh usäpracht. Äs wiirt ruäig und im Saal isch mucksmüüslischtilli.

 

Pfrä Lüüziger hätt-em tüütet und afu liserä, was dr Fridli sött sägä, will si gmäint hätt, er sig druusgkiit und wüssi nümmä wiiter. g Chind uf dr Büni händ-em wellä hälfä und zuäzischlet. Abr dr Fridli isch daagsschtandä und hätt si nümmä verrodt.

 

Uf zmal tuät’r ä tüüffä Schnuuf - huch! - und rüäft i d Lüüt inä: «Näi!»  und «Nuchämal Näi!...Ich jagä de aarmä Lüüt nüd fort! Äs törff äifach nüd sii, as üüserä Retter imä Gadä muäs uf d Wält chuu». - «Chänd, ihr törfed miini Chamer und mis Bett hat. Mini Frau und ich chänd ja uusnahmswiis ämal im Gadä übrnachtä! Ich soorgä drfüür, as ech nüüd fählt!» Dr Fridli macht d Tüür uuf «Sine, chänd inä!»  und er hätt das Paar umaarmet. P Maria und d Josef sind perplex gsii und nümmä druus g’chuu. Äsoo händ-si'sdoch nüd iigüäbt! Si schtönd da we nüd abgholt und luäged hilfloos zu dr Frä Lüüziger durä, wo polzä-grad uufgschtanä-n-isch und z Muul offä schtuh luu hät. Die anderä Goofä uff dr Büni sind sprachloos und ds Öchsli und ds Esäli und alli Schääfli sind ussem Gadä usä chuu gu gluägä, was au i der Fridli inä gfarä sig. Dernaa sind nuch d Ängälil und d Hiirtä fürä chuu gu gwünderä, was etz da sig. D Zuäschauer im Saal sind uufgschtandä. Alles isch vrwirrt, betroffä und müüsälischtill gsii.

Ufzmal faat öpper afu chlatschä und allmääli hät dr ganz Saal g’chlatscht, ases nu äso gruuschet hätt

 

Dä schtaht Pfrä Lüüziger, wo si si wider ächlä erholt gkaa hätt zvorderscht uff 

p Büni fürä und säit, immer nuch ächlä bläich: «Hütt isch öppis ganz Bsunderigs passiärt! Dr Fridli isch mäini äso ergriffä gsii, as er’s nüd übr ds Häärz pbracht hätt, ä denä Lütt iri Bitt abzschluu... Schtimmt’s Fridli?» Dr Fridli hätt aagfangä bööggä und schluchzä und schtottäret: «I..I..Jaa, ich ha (schluckt) äifach (schluckt) nümmä chännä näi sägä, ja-ä. Äs tuä-p-mer eeländ läid! Entschuldi-gung!» - «Nänäi, nänäi, Fridli» säit d Lehreri, «äs mues dr nüd läid tuä. Diis Biischpill söll üüs z tänggä gii, ases ä dernigs Mitläid überhaupt nuch gitt.»

Und zu dä Lüüt: «Das Schpiil isch usä chuu, we’s hett duä schu söllä sii! Fridli, tanggä. tanggä! Und uss dem Gschichtli chamä leernä, wämä meh uf ds Härz loseti, giäng nuch mängs Tüürli meh uff as zuä! Ich wündschä-n-Ihnä und irnä Familänä ä schüüni Wiänacht und ä guäts Nüüs!»

 

Und d Lüüt händ nuch meh applaudiärt as voränä und denänand alles Guäti gwünscht! Und plötzli gaht d Tüür uuf… und wer chunnt inä?...

 

Der Impulschor  und dr Marcel Frischchnächt hätt dr Tirigäntäschtogg uufgehebet und gsäit: Und etz singe-mer gad mitänand «O du fröhliche!» 

 

Archivbild: Krippenspiel. Quelle: www.ref-meilen.ch/bericht/284
Archivbild: Krippenspiel. Quelle: www.ref-meilen.ch/bericht/284

Sonntag, 28. November 2021 (Erster Adventssonntag)

Klostertürmli, von hier aus erklingt mehrmals am Tag das Klosterglöcklein.
Klostertürmli, von hier aus erklingt mehrmals am Tag das Klosterglöcklein.

 

 

Das Klosterglöcklein auf dem Burgstock

 

Es passt zum ersten Adventssonntag, über ein akustisches Näfelser Wahrzeichen zu reden. Und wenn der Zufall noch dazu spielt erst recht. Heute wurde ich von Guardian Br. Paul Zahner OFM angesprochen, ich hätte doch einmal über das Glöcklein im Kloster etwas veröffentlicht. Sicher, aber wann? Im PC-Speicher kam es an den Tag. Justament am 8. Dezember 2012 (Maria Empfängnis, wenn das traditionelle "Schnäggä-n-ässä" im Kloster stattfindet, gab ich ein "Ruutli-wasser" heraus mit dem folgenden Text. (Das "Schnäggä-n-ässä" ist ein seit Jahrhunderten gepflegter Brauch, wonach die Kapuziner jeweils auf diesen Tag die Behörden zum Gottesdienst und anschliessenden Bankett einladen. Die Franziskaner haben diesen Brauch ab 1986 übernommen. Hier der besagte Text: erschienen am 8. Dezember 2014 im "Ruutliwasser"

 

  

Der Stifter des Klosterglöckleins

 

Das vertraute Glöcklein im kleinen Turm auf dem Franziskanerkloster ertönt mit seinem hellen Klang (immer noch mit dem langen Seil im Brüderchor von Hand geläutet) mehrmals am Tag...

 

Es trägt die Jahrzahl 1614, als Bild „Christus am Kreuze“ und die Inschrift: „Dum resono, Christi exaudi vota tuorum“ „Wenn ich erklinge, Christus, erhöre das Bitten der deinen.“ Gemäss Urkunde im Klosterarchiv wurde es von „Pannerherr Joseph Wilhelm von Schänis“ gestiftet.

Dum resono, Christi exaudi vota tuorum“ „Wenn ich erklinge, Christus, erhöre das Flehen der deinen.“ [1], [2]

 

Er wurde geboren 1635 oder 1636 als Sohn des Daniel Wilhelm und der Anna Maria Steiner. Taufpaten: Josef Wilhelm und Anna von Belheim, Abbatissa (Äbtissin). Sie wirkte von 1611-1638 im Frauenstift Schänis. - Josef Wilhelm hatte drei Brüder und zwei Schwestern, die innert 1637 und 1645 geboren wurden. Er heiratete anno 1662 oder 1663 Anna Katharina Erlerin von Schwatz im Tirol. Dieser Familie entsprossen zwischen 1664 und 1677 neun Kinder, fünf Knaben und vier Mädchen. Pate des ersten Kindes Franz am 30. August 1664 war Landvogt Georg Müller[3]. Als Paten des jüngsten Kindes Udalrik (1677) standen am Taufstein Bischof Udalrik von Chur und Äbtissin Anna Schenk von Kastell. Die Mehrzahl der Kinder hatten als Patin die Äbtissin des Kreuzstiftes von Schänis. Josef Wilhelm-Steiner starb als Signifer (=Feldzeichenträger) und Landesfähnrich am 3. Januar 1688 als Pannerherr Ferr Taj Gaster.[4] 

 

Gemäss den Ordnungssatzungen von 1575 gab es Bauvorschriften: „Unsere Kir-chen sollen klein und arm aber andächtig und sehr reinlich sein. Die Kirche habe nur eine Glocke von ungefährt 150 Pfund... ... die Glocke des Dachreiters schenkte „He: Lantsfender Joseph Willhaber (Wildhaber) von Schenniss“.“ [5] 

 

Läutordnung

Das Glöcklein wird von Hand geläutet mit einem wohl über 20 Meter langen Seil, das vom Türmchen bis in den Brüderchor reicht. [7]

 

     Gemäss Auskunft von Br. Marianno Capaul wird geläutet   [6]

 

·         Jeweils 6 Minuten vor halb sieben am Morgen zum Gottesdienst,

          jeweils 6 Uhr 30 am Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag und

          Samstag

 

·         Jeweils 12 Uhr täglich zum Chorgebet „Engel des Herrn“

      

·         Jeweils 18 Uhr 30 täglich zu Chorgebet und Adoramus te (ausser

          Sonntag, wo erst um 19 Uhr geläutet wird).

 

·         Mittwochs ruft das Glöcklein um 6 Minuten vor halb acht abends zur

          Abendmesse.

 

 

·         Am Sonntag sechs Minuten vor acht Uhr morgens zum Sonntags-

          gottesdienst.

 

Das Glöcklein wird von Hand geläutet mit einem wohl über 20 Meter langen Seil, das vom Türmchen bis in den Brüderchor reicht.

 

Gebetstermine der Franziskaner in Näfels: die Laudes während der Morgenmesse, die Sext beim Mittagschorgebet, die Vesper beim Abendchorgebet und die Complet individuell jeder einzelne Bruder vor dem Zubettgehen. 



[1] Chronik des Klosters von 1774 Mappe 3b zit. bei Jakob Fäh „Kirchliche Chro-

     nik…“  Seite 35

[2]  Fäh Jakob: Kirchliche Chronik, Näfels…,Näfels 1989: „Das Turmglöcklein

      bezahlte mit 150 Gulden Landesfähnrich Jos. Wildhaber aus Schänis.“ zitiert

      aus: Schwitter Polykarp: Das Kapuzinerkloster Näfels,“ Seite 273.

 

[3]  Genealogie des Landes Glarus, Näfels, Müller Nr. 39: „Johann Jörg Müller

      +14. September 1720…    Leutenant, Hauptmann, Kriegsrat, Zeugherr 1681,

       Gesandter, vide EA 1674 Dez.8.-11. fol.950; 1676 Okt.12.-3.Nov. 1024. Vide

       Lex.Leu Bd.8 fol.581, Suppl Bd.13 fol.335. Landvogt im Gaster 1662 und

       1682, als Landvogt zahlte er 1663 jedem kathol. Landmann 1 Krone Auflage

       und 1681  24 Batzen und fl. 50.- in den kathol. Landsseckel. 1683 musste er

       als Gaster Landvogt 4 Kriegs-Füsi in das Zeughaus machen lassen.“

[4]  Glarner Volksblatt, Näfels 26. Mai 1930, Textautor: J. Sch. (Josef Schwitter)

[5]  Schwitter Polykarp P. : Das Kapuzinerkloster Näfels 1675-1975, Näfels 1975,

      Seite 55

[6]  Br. Mariano Capaul ist Sakristan im Franziskanerkloster Näfels

[7]  Bild: Br. Jean Langertz im Brüderchor beim Läuten des Klosterglöckleins, aus:

      „Franiskanerkloster Mariaburg auf dem Näfelser Burgstock, Kunstführer,

      Näfels 2004, Seite 15

 


Samstag, 13. November 2021

 

Neu: Eine Schweizer Botschaft beim Vatikan

 

Der Bundesrat hat beschlossen, eine eigene Botschaft beim Heiligen Stuhl zu errichten.

Die Röm.-kath. Zentralkonferenz begrüsste die beschlossene Einrichtung, for-derte aber auch eine intensive Beziehungspflege des Bundes zu den anerkannten Kirchen in der Schweiz. Der Entscheid wird begrüsst, eine diplomatische Vertretung, die die Eigenheiten des schweizerischen Religionsverfassungsrechts und dessen Auswirkungen auf die katholische Kirche erklären und dessen Vorzüge aufzeigen könne.

 

Kritik an dieser Entscheidung äusserte die Präsidentin der Evangelisch-reformier-ten Kirche Schweiz. Sie fordert eine Gleichbehandlung der Kirchen durch den Bundesrat. Wenn es zur Gründung einer Botschaft im Vatikan komme, sollten auch die Beziehungen des Bundesrates zur Evangelisch-reformierten Kirche amtlich gemacht werden.

 

Die Schweiz verfügt bisher über keine Vatikanbotschaft, wird seit 1991 aber über Schweizer Botschafter, die ihren Sitz als Diplomaten in anderen europäischen Staaten haben, beim Vatikan vertreten. So ist seit 2014 der in Slowenien akkreditierte Schweizer Botschafter auch für die diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl zuständig. Der Vatikan hingegen hat seit 1586 in Form einer Nuntiatur eine diplomatische Vertretung in der Schweiz, mit einer Unterbrechung zwischen 1873 und 1920. Die Hintergründe der asymmetrischen diplomatischen Beziehungen fussen in der Geschichte. Nach wie vor gibt es aber konfessionelle Vorbehalte einiger protestantisch dominierter Kantone gegen eine Änderung.

 

Gemäss Homepage der Schweizerischen Eidgenossenschaft ist die Schweiz im Ausland mit rund 170 Botschaften, Generalkonsulaten und Kooperationsbüros sowie Missionen bei internationalen Organisationen präsent. 

 

 

Liste der diplomatischen Vertretungen der Schweiz im Ausland und bei internationalen Organisationen

Quelle: Wikipedia

 

 

Afrika

·          ÄgyptenKairo, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          AlgerienAlgier, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          AngolaLuanda, Botschaft

·          ÄthiopienAddis Abeba, Botschaft

·          ElfenbeinküsteAbidjan, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          GhanaAccra, Botschaft

·          KamerunJaunde, Botschaft

·          KeniaNairobi, Botschaft

·          Kongo, Demokratische RepublikKinshasa, Botschaft

·          MadagaskarAntananarivo, Botschaft

·          MarokkoRabat, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          MosambikMaputo, Botschaft

·          NigeriaAbuja, Botschaft

·          NigeriaLagos, Generalkonsulat

·          SenegalDakar, Botschaft

·          SimbabweHarare, Botschaft

·          SüdafrikaPretoria, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Südafrika: Kapstadt, Generalkonsulat

·          SudanKhartum, Botschaft

·          TansaniaDaressalam, Botschaft

·          TunesienTunis, Botschaft

Asien[

 

·          ArmenienJerewan, Botschaft

·          AserbaidschanBaku, Botschaft

·          BangladeschDhaka, Botschaft

·          Volksrepublik ChinaPeking, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          China: Guangzhou, Generalkonsulat

·          China: Hongkong, Generalkonsulat

·          China: Shanghai, Generalkonsulat

·          IndienNeu-Delhi, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Indien: Mumbai, Generalkonsulat

·          Indien: Bangalore, Generalkonsulat

·          IndonesienJakarta, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          IranTeheran, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          IsraelTel Aviv, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          JapanTokio, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Japan: Osaka, Konsulat

·          JordanienAmman, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          KatarDoha, Botschaft

·          KasachstanNur-Sultan (ehemals Astana), Botschaft

·          KirgisistanBischkek, Botschaft

·          KuwaitKuwait, Botschaft

·          LibanonBeirut, Botschaft

·          MalaysiaKuala Lumpur, Botschaft

·          MongoleiUlaanbaatar, Botschaft

·          MyanmarRangun, Botschaft

·          NepalKathmandu, Botschaft

·          OmanMaskat, Generalkonsulat

·          PakistanIslamabad, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Pakistan: Karatschi, Generalkonsulat

·          PalästinaRamallah, Ständige Vertretung

·          PhilippinenManila, Botschaft

·          Saudi-ArabienRiad, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          SingapurSingapur, Botschaft

·          Sri LankaColombo, Botschaft

·          SüdkoreaSeoul, Botschaft

·          ThailandBangkok, Botschaft

·          UsbekistanTaschkent, Botschaft

·          Vereinigte Arabische EmirateAbu Dhabi, Botschaft

·          Vereinigte Arabische Emirate: Dubai, Generalkonsulat

·          VietnamHanoi, Botschaft

·          VietnamHo-Chi-Minh-Stadt, Generalkonsulat

Australien und Ozeanien[

 

·          AustralienCanberra, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Australien: Sydney, Generalkonsulat

·          NeuseelandWellington, Botschaft

Europa

 

·          AlbanienTirana, Botschaft

·          BelgienBrüssel, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Bosnien u. HerzegowinaSarajewo, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          BulgarienSofia, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          DänemarkKopenhagen, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          DeutschlandBerlin, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Deutschland: Frankfurt am Main, Generalkonsulat

·          Deutschland: München, Generalkonsulat

·          Deutschland: Stuttgart, Generalkonsulat

·          FinnlandHelsinki, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          FrankreichParis, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Frankreich: Lyon, Generalkonsulat

·          Frankreich: Marseille, Generalkonsulat

·          Frankreich: Straßburg, Generalkonsulat

·          GeorgienTiflis, Botschaft

·          GriechenlandAthen, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          IrlandDublin, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          ItalienRom, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Italien: Mailand, Generalkonsulat

·          KosovoPriština, Botschaft

·          KroatienZagreb, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          LettlandRiga, Botschaft

·          LuxemburgLuxemburg, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          NordmazedonienSkopje, Botschaft

·          NiederlandeDen Haag, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          NorwegenOslo, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          ÖsterreichWien, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          PolenWarschau, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          PortugalLissabon, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          RumänienBukarest, Botschaft

·          RusslandMoskau, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Russland: Sankt Petersburg, Generalkonsulat

·          SchwedenStockholm, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          SerbienBelgrad, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          SlowakeiBratislava, Botschaft

·          SlowenienLjubljana, Botschaft

·          SpanienMadrid, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Spanien: Barcelona, Generalkonsulat

·          TschechienPrag, Botschaft

·          TürkeiAnkara, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Türkei: Istanbul, Generalkonsulat

·          UkraineKiew, Botschaft

·          UngarnBudapest, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Vereinigtes KönigreichLondon, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          BelarusMinsk, Botschaft

·          ZypernNikosia, Botschaft

Nord- und Mittelamerika

 

·          Costa RicaSan José, Botschaft

·          Dominikanische RepublikSanto Domingo, Botschaft

·          GuatemalaGuatemala-Stadt, Botschaft

·          HaitiPort-au-Prince, Botschaft

·          KanadaOttawa, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Kanada: Montreal, Generalkonsulat

·          Kanada: Vancouver, Generalkonsulat

·          KubaHavanna, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          MexikoMexiko-Stadt, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Vereinigte StaatenWashington, D.C., Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Vereinigte Staaten: Atlanta, Generalkonsulat

·          Vereinigte Staaten: Boston, Generalkonsulat

·          Vereinigte Staaten: Chicago, Generalkonsulat

·          Vereinigte Staaten: Los Angeles, Generalkonsulat

·          Vereinigte Staaten: New York, Generalkonsulat

·          Vereinigte Staaten: San Francisco, Generalkonsulat

Südamerika

 

·          ArgentinienBuenos Aires, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          BolivienLa Paz, Botschaft

·          BrasilienBrasília, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          Brasilien: Rio de Janeiro, Generalkonsulat

·          Brasilien: São Paulo, Generalkonsulat

·          ChileSantiago de Chile, Botschaft

·          EcuadorQuito, Botschaft

·          KolumbienBogotá, Botschaft (→ Liste der Botschafter)

·          PeruLima, Botschaft

·          UruguayMontevideoBotschaft (→ Liste der Botschafter)

·          VenezuelaCaracas, Botschaft

Vertretungen bei internationalen Organisationen

·          Europäische UnionBrüsselStändige Vertretung

·          Europäische UnionStrassburg, Ständige Vertretung beim Europarat

·          Vereinte NationenNew York, Ständige Vertretung

·          Vereinte Nationen: Wien, Ständige Vertretung

·          Vereinte Nationen: Genf, Ständige Vertretung

·          Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO): Paris, Delegation

·          Organisation der Vereinten Nationen für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), Welternährungsprogramm (WFP) und dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD): Rom, Ständige Vertretung

·          Organisation des Nordatlantikvertrags (NATO): Brüssel, Ständige Vertretung

·          Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD): Paris, Delegation(→ Liste der Botschafter)

·          Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE): Wien, Delegation

 

·         Welthandelsorganisation (WTO) und  EFTA (EFTA): Genf, Ständige Vertretung


Dienstag, 9. November 2021

 

Die letzten St. Galler Fürstäbte

(Merkblatt, verteilt an der "Aller Äbte Jahrzeit 2021)

 

Die St. Galler Äbte 1630-1829 - und ihre Porträts im heutigen Musiksaal

 

Pius Reher *1597, Profess 1614, Abt 1630-1654

Pius Reher stammt aus der Gegend von Weingarten und geht nach dem Klostereintritt für weitere Studien nach Ingoldstadt und Dillingen.

1630 - mitten in der unruhigen Zeit des Dreissigjährigen Krieges - wird er zum Abt gewählt. Es gelingt ihm, die Rechte der Abtei zu sichern und in den konfessionellen Streitigkeiten im Toggenburg und im Rheintal zu einem Ausgleich zu kommen. Er fördert die Bibliothek mit zusätzlichen finanziellen Mitteln, richtet eine eigene Klosterdruckerei ein und erweitert das Gymnasium in Rorschach mit Kursen in Philosophie und Theologie. In der Klosterkirche lässt er einen neuen Hochaltar errichten, zu dem Kardinal Francesco Barberini das schöne Hochaltargemälde stiftet, das heute noch den Hochalter der Kathedrale ziert.

 

 

Gallus Alt *1610, Profess 1628, Abt 1654-1687

Gallus alt ist ein Bauernsohn aus Oberriet im Rheintal. Er besucht die Lateinschule in Appenzell und geht nach seinem Klostereintritt für weitere Studien nach Ingoldstadt und Rom, wo er sich den Doktortitel im Kirchenrecht erwirbt. 1654 wird er zum Abt gewählt und gleich in die Wirren des ersten Villmergerkrieges hineingezogen. Baron Fidel von Thurn, 1658 vom Abt zum Landeshofmeister bestellt, weiss geschickt die Interessen der Fürstabtei zu wahren. Abt Gallus Alt hebt das Gymnasium Rorschach, das sein Vorgänger ge-gründet hat, wieder auf, weil die Konkurrenz der Jesuitenkollegien in Konstanz und Feldkirch zu stark ist.

 

Im Laufe seiner 33-jährigen Regierungszeit nimmt Abt Gallus 105 Mitglieder auf, sodass die Zahl der Mönche von 45 auf durchschittlich 70 steigt. Er entfaltet eine emsige Bautätigkeit: Konventflügel und Pfalz werden neu gebaut und auch auf dem Land entstehen zahlreiche neue Kirchen, Kapellen und Pfarrhäuser.

 

Im Domschatz befindet sich ein wunderschöner Pergament-Ornat, den die jungen Fratres ihrem Lehrer und neugewählten Abt überreichten.

 

 

Leodegar Bürgisser *1640, Profess 1657, Abt 1696-1717

 

Leodegar Bürgisser kommt von Luzern, wo er das Jesuitenkollegium besucht, 1653 nach St. Gallen.

 

Im Januar 1696 wird er unter dem Vorsitz von Kardinal Cölestin Sfondrati zum Abt gewählt. Seine Regierungszeit ist geprägt von grossen politischen Auseinandersetzungen. 1697 kommt es in St. Gallen zum so genannten "Kreuzkrieg" wegen der Frage, wie bei katholischen Prozessionen vom Land durch die reformierte Stadt ins Kloster die Kreuze getragen werden. Die Freiheitsbestrebungen der Toggenburger entladen sich 1712 in einem offenen Krieg (zweiter Villmerger Krieg). Zürcher, Berner und Toggenburger nehmen die Äbtestadt Wil ein. Abt und Konvent flüchten zuerst nach Rorschach, dann nach der Mehrerau und schliesslich ins Exil nach Neu-Ravensburg. Die Zürcher und Berner besetzen die äbtischen Gebiete und verwalten sie gemeinsam. Einen grossen Teil der in St. Gallen zurückgelassenen mobilen Klostergüter, darunter Teile des Archivs und der Bibliothek, führen sie nach Zürich und Bern weg. Der so genannte Kulturgüterstreit (2002-06) mit dem Kanton Zürich hat hier seinen Ursprung. Der Konflikt endet mit einem Kompromiss; Zürich finanziert eine Replik des abgeführten Erd- und Himmelsglobus, und als unbefristete Leihgabe kommen 40 Handschriften nach St. Gallen zurück.

 

Der Abt verwirft einen 1714 in Rorschach ausgehandelten Frieden und wird sein Kloster nicht mehr wiedersehen: Im November 1717 stirbt er in Neu-Ravensburg und wird in der Mehrerau beigesetzt. Der spätere St. Galler Bischof Alois Scheiwiller schreibt über seine Regierungszeit: "Fürstabt Leodegar Bürgisser gehört zu jenen Persönlichkeiten, deren Bild mit verzerrten Zügen in die Annalen der Gescichte eingetragen ist. Wäre seiner Regierung der äussere Erfolg beschieden gewesen, man hätte ihn vielleicht den grossen Äbten des Klosters St. Gallen beigezählt."

  

 

Josef von Rudolphi *1666, Profess 1685, Abt 1717-1749

 

Josef ist der Sohn des Johann Christoph von Rudolfis, Oberstleutenant eines kaiserlichen Regiments und Kommandant in Konstanz, und der Maria Salome von Bernegg.

Auf Schloss Neu-Ravensburg wird er 1717 während dem Exil ein-stimmig zum Abt gewählt. Nach seiner Wahl versucht der neue Abt sogleich, einen Frieden herbeizuführen. Im Juni 1718 knn ein 84 Punkt umfassender Friedensvertrag unterzeichnet werden. Das Stift erhält alle Güter zurück und wird in seiner Herrschaft restituiert, muss aber den Toggenburgern Konzessionen machen und beträchtliche Rechte einräumen. Im September 1718 kehrt der Abt nach sechsjährigem Exil nach St. Gallen zurück und am 15. Oktober können Tischlesungen und Silentium wieder eingeführt werden. Der Rorschacher Pfarrer P. Georg Schenkli, der während des Exils als Offizial amtete, hält die Predigt am 16. Oktober am Gallustag. in den folgenden Jahren kommt ein grosser Teil der abgeführten Güter von Zürich nach St. Gallen zurück.

 

Abt Josef setzt sich für die Verbesserung der Seelsorge ein - unter anderem durch Visitationen und eine St. Galler Synode. 1721 beauftragt er den Einsiedler Bruder Kaspar Moosbrugger mit Plänen für eine neue Klosterkirche. Als umsichtiger und sparsamer Verwalter der klösterlichen Ökonomie tut er alles, um die wirtschaftliche Bilanz wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

 

Abt Josef stirbt 1740 und ist der letzte Abt, der noch in der alten Kirche beigesetzt wird.

  

 

Cölestin Gugger von Staudach *1701, Profess 1721,

Abt 1740-1767

 

Cölestin Gugger von Staudach stammt aus Feldkirch, wo er während sieben Jahren das Jesuitenkollegium besucht und dann nach St. Gallen  kommt. Mit P. Bernhard Frank geht er 1729/30 nach Rom, wo er sich den Doktorgrad beider Rechte holt.

 

1740 wird er zum Abt gewählt. Sein Mitbruder und Konkurrent bei der Abtwahl, P. Bernhard Frank, wird 1742 Disentiser Abt.

 

Abt Cölstin II. (nach Cölestin Sfondrali) geht er als Bauherr in die St. Galler Klostergeschichte ein. Er liess in Rorschach das Kornhaus errichten (1746-49) und legt 1756 die Grundsteine für die neue barocke Gallus- und Otmarskirche. 1760 kann er das Schiff benedizieren. 1758-67 erfolgt der Neubau der Bibliothek und des anschliessenden Krankenhaustraktes.

 

Der St. Galler Mönch und spätere Stiftsbibliothekar Ildefons von Arx charakterisiert Cölestin II. wie folgt: "Fürstabt Cölestin Gugger ward allgemein geachtet, und geliebt, weil er Ernst und Güte, Kraft und Nachgiebigkeit in gehörigem Masse zu mischen wusste. Er führte die Geschäfte mit vieler Umsicht und Rathe."

 

1767 stirbt Célestin Guggen von Staudach. Ein Epitaph im Chor der Stiftskirche erinnert an diesen grossen St. Galler Abt. Sein Grab ist heute in der Gallus-Krypta.

 

Abt Beda Angehrn stiftet den Hochaltar der Näfelser Hilariuskirche
Abt Beda Angehrn stiftet den Hochaltar der Näfelser Hilariuskirche

Beda Angehrn *1725, Profess 1744, Abt 1767-1790

 

Beda Angehrn von Hagenwil macht seine humanistischen Studien am Jesuitenkolleg in Konstanz, von wo er 1743 nach St. Gallen kommt. Bis zu seiner Abtwahl 1767 wirkt er vor allem als Lehrer der Philosophie und der Theologie.

 

Unter Abt Beda werden die Ausgestaltung der barocken Stiftskirche vollendet und 1767-69 die neue Pfalz gebaut. In der scheren Hungersnot 1770/71 lässt er Getreide aus Oberitalien einführen und bewahrt seine Untertanen vor dem Schlimmsten. Bleibende Verdienste erwirbt er sich beim Strassenbau, mit der Fürstenlandstrasse von Rorschach nach Wil und mehreren Seitenverbindungen (Wil-Ricken, St. Gallen-Speicher, Gossau-Herisau, Kräzerenbrücke-Herisau)

 

Als Offizial ist P. Iso Walser während 25 Jahren (1759-85) für die Seelsorge zuständig. In dieser Zeit entstehen 7 neue Pfarreien und 6 Kaplaneien, 19 Kirchen und Kapellen werden gebaut.

 

Abt Beda erwirbt den schriftlichen Nachlass und die Bibliothek des Glarner Geschichtsschreibers und Universalgelehrten Ägidius Tschudi.

 

Das von Pfarrer Helg gegründete Frauenkloster in Libingen lässt Abt Beda verlegen und baut dafür das Schloss Glattbrugg um.

 

Mit all diesen hohen Ausgaben verschuldet sich die Abtei zusehends, und dem Abt erwächst innerhalb des Konvents eine Opposition, die seinen Rücktritt fordert. Die von Abt Beda freiwillig angeboten Resignation lehnt Rom ab. Daraufhin versetzt der Abt 1788 die oppositionellen Mönche, darunter Pankraz Vorster und Ildefons von Arx, von St. Gallen weg.

 

Die allgemeine revolutionäre Bewegung führt Mitte der neunziger Jahre zum so genannten "Gütlichen Vertrag" zwischen der Abtei und den Gemeinden der Alten Landschaft. Die Leibeigenschaft wird abgeschafft und weitere feudale Rechte werden eingeschränkt.

 

Abt Beda stirbt 1796 und wird in der Stiftskirche beigesetzt (sein Grab ist heute in der Gallus-Krypta)

 

Abt Pankraz Vorster stiftete auch in Näfels eine Äbtejahrzeit anno 1821
Abt Pankraz Vorster stiftete auch in Näfels eine Äbtejahrzeit anno 1821

Pankratius Voster *1753, Profess 1771, Abtwahl 1797, +1829 in Muri AG

 

Pankratius kommt schon früh zur Erziehung zu seinem Onkel Jo-hann Thomas Vorster, Pfarrer in Grub und Wittenbach.

 

Pankratius Vorster gehört zu den Opponenten gegen Abt Bedas Ausgaben-Politik. 1788 wird er deshalb nach Ebringen im Breisgau versetzt. 1796 wird er nach dem Tod Bedas mit 55 Stimmen zum neuen Abt gewählt. Sofort unternimmt er energische Schritte zur Sanierung der Wirtschaft und zur Reorganisation der Verwaltung. Im Zuge der revolutionären Wirren und der Helvetik muss er 1799 St. Gallen verlassen und wird nie mehr dorthin zurückkehren.

 

Sein ganzes Trachten und seine Bemühungen sind in der Folge auf die Rettung des Klosters gerichet, dessen Fortbestand er sich allerdings nicht ohne die politischen Herrschaftsrechte vorstellen kann. Er muss miterleben, wie der Grosse Rat des neu gegründeten Kantons St. Gallen am 8. Mai 1805 die Aufhebung der Abtei beschliesst.

 

Abt Pankratius lebt von 1819 bis zu seinem Tod 1829 in Muri, wo er begraben wird. Sine sterblichen Überreste kommen erst 1923 nach St. Gallen und werden in der Gallus-Krypta beigesetzt.

 

1821 stiftet Abt Pankratius sieben Jahrzeiten an verschiedenen Orten des Kantons St. Gallen für alle Äbte, Mönche und Wohltäter des Klosters.

 

Zusammenstellung: Beat Grögli, Dompfarrer

Quellen: Johannes Duft u.a., Die Abtei St. Gallen, Webseite des Stiftsarchivs St. Gallen


Donnerstag, 4. November 2021

 

Nachtrag zum Dies und Das vom 22. Oktober 2021

 

In memoriam Hans Beat Noser

19. Juli 1929 - 21. Mai 2019

 

Mit freundlicher Erlaubnis seiner lieben Ehefrau

Marianne Noser-Zgraggen

  

 

Lebenslauf

 

1 Kindheit und Ausbildung

Am 19. Juli 1929 ist Hans Beat als erste Kind von Johann Baptist und Marie Camille Amélie Noser-Niquille in seinem Heimatort Oberurnen GL geboren worden. Am 12.März 1931 kommt sein Bruder Erich zur Welt; 1941 wird die Arztfamilie Noser mit der Ankunft von Elisabeth komplett. Hans Beat besucht die ersten Schuljahre (ab1936) in Oberurnen und (ab1942) an der Klosterschule in Näfels. 1944-1946 besucht er die 5. Und 6. Gym-nasialklasse am Kollegium Appenzell, um dann - um besser die Sprache seiner Mutter zu lernen – ans Collège de St. Maurice zu wechseln und dort die gymnasiale Ausbildung 1949 mit der Matura Typus B abzuschliessen. («Das erste Jahr muss für mich recht unangenehm gewesen sein», «Im ganzen lebe ich in nicht gerade erfreulichen Zuständen, da ich fast nichts rede.»)

 

Nach der Infanterie-Rekrutenschule in Luziensteig (mi Verlegung nach Arosa) immatrikuliert sich Hans Beat 1949 an der juristischen Fakultät der Universität Freiburg. Sein Studium schliesst er nach dem Lizenziat mit seiner am 14. Juli 1955 angenommenen Dissertation bei Professor Eugen Isele zu «Pfarrei und Kirchgemeinde. Studie zu ihrem rechtlichen Be-griff und grundsätzlichen Verhältnis» ab. (als Buch erschienen 1957)

 

1955/56 arbeitet er als Auditor am Bezirksgericht Zürich und legt 1957 das Examen als Rechtsanwalt in Zürich ab. Anschliessend betätigt er sich als wissenschaftlicher Assistent wiederum bei seinem «Doktorvater» Professor Iseli in Freiburg.

 

Vom Oktober 1959 an arbeitet Hans Beat als Jurist bis zu seiner Pensionierung 1994 an der Oberzolldirektion in Bern, wo er seine berufliche Tätigkeit in der Funktion «Chef des Rechtsdienstes» und «Vizedirektor» beendet.

 

In seiner Freizeit spielte Hans Beat als Knabe Handorgel, später Querflöte und Gitarre. Im kirchlichen Ministranten-Dienst stieg er die ganze Stufenleiter vom Kerzenträger bis zum Oberdiener empor, was häufige Einsätze verlangte. (Werktagsmessen)

 

2 Freizeit und Familiengründung

Als Mitglied der Studentenverbindung «Fryburgia» nahm Hans Beat (vulgo «Flit») in Frei-burg an vielfältigen gesellschaftlichen, kulturellen, religiösen und karitativen Aktivitäten teil. Er wird Mitglied des 3. Ordens der Dominikaner, dem er und seine künftige Frau ihr Leben lang treu verbunden bleiben. Ab 1957 erscheint in seinen Kalender-Einträgen Marianne Z’graggen aus Hergiswil NW, mit der er einen intensiven Briefwechsel beginnt, was beid-seitiges Gefallen auslöst und am Bettag 1958 zur Verlobung führt. Da kurz darauf Mari-annes Vater unerwartet stirbt, wird bis zu Heirat ein «Trauerjahr» abgewartet. Kirchlich ge-heiratet wird am 20. Februar 1960 in Hergiswil NW, wo Marianne noch bei ihrer Familie lebt und als Primarlehrerin Erst- und Zweitklässler unterrichtet.

 

In Bern bezieht das Paar seine erste gemeinsame Bleibe an der Landoltstrasse 1. Bereits am 18. Dezember 1960 werden sie durch die Geburt von Franziska zur kleinen Familie, welche in der Folge im Abstand von jeweils zwei Jahren Zuwachs von Dominik, Verena, Annemarie, Elisabeth und Edith erhält und so bis 1970 zur veritablen Grossfamilie wächst.

Den dazu nötigen Wohnraum gewinnen sie 1965 durch den Umzug an das neu erbaute Einfamilienhaus am Föhrenweg 90 im Spiegel. Von dort geht Hans Beat täglich zu Fuss den 30-minütigen Weg ins Büro im Berner Monbijouquartier; zum Mittagessen ist er pünktlich um 12:15 daheim. Mit den täglich 2 Stunden Bewegung findet er einen guten Ausgleich zur Schreibtischarbeit und erreicht damit eine gute Grundfitness.

 

1968 gibt sein Vater die Arztpraxis im Alter von 79 Jahren auf; die Eltern ziehen von Ober-urnen nach Bern und wohnen künftig ebenfalls im Spiegel in der Nähe von Hans Beats Familie, wo sie am Sonntag fast stets zu Gast sind,und nach dem Mittagessen oft gejasst wird. 1975 stirbt sein Vater, sechs Jahre später auch seine Mutter.

 

Die jüngsten Töchter sind noch nicht zuhause ausgezogen, als Hans Beat und Marianne 1988 durch die Geburt von Ladina zu Grosseltern werden. Damit schaffen sie einen naht-losen Übergang von der Eltern- zur Grosseltern-Rolle und erfreuen sich bald der weiteren Enkel Saro (1989) und Danilo (1991).

Weiterer Familienzuwachs lässt dann auf sich warten; eine zweite Welle zusätzlichen Glücks beginnt mit der Geburt von Sophia 2007, der 2008 jene von Ellie, Dulah Noé und Roman folgen. Die schliesslich 8. Enkelin Kaia Maria wird 2011 geboren.

Unsere Eltern haben sich über den Familienzuwachs sehr gefreut! Durch die Heirat von Verena mit Dieter stiessen 2012 auch dessen Kinder Florence, Guillaume und Shannon zur Gross-Familie.

 

3 Ausserberufliches Engagement

Von Mitte der Sechzigerjahre bis ins neue Jahrtausend war Hans Beat ehrenamtlich in ver-schiedensten staatskirchenrechtlichen Organisationen tätig. Dabei war er u.a. Mitglied und Präsident des Kirchgemeinderates St. Josef/St. Michael, Mitglied des Kleinen Kirchenrates, der Synode und des Synodalrates, auch Mitglied des Seelsorgerates des Bistums Ba-sel. Und während zwei Jahren hat er für das katholische Pfarrblatt regelmässig Artikel ver-

fasst. 

 

Als Mitglied im «Männerturnverein Breitenrain» ging er noch bis vor wenigen Jahren regel-mässig am Montagabend turnen, mit den Turnkollegen wurden auch Wanderungen und Ausflüge unternommen. Er las gern und viel, besuchte Ausstellungen, Vorträge und Kon-zerte und interessierte neben sämtlichen kirchlichen Themen sich sehr für Geschichte, Politik und Musik.

 

4 Heimat

Zu den bisher genannten Stationen auf seinem Lebensweg kamen weitere wichtige Orte dazu: in Hergiswil am Vierwaldstättersee, wo Marianne aufgewachsen ist, hat die Familie meist die Sommerferien verbracht. Die Herbstferien waren dann ab Ende der 70er Jahre Assisi in Italien gewidmet; in der während Jahrzehnten von Marianne gemieteten mittel-alterlichen «Casa Editta» wurde am 4. Oktober stets das Fest des hl. Franziskus miterlebt und mitgefeiert. Auch nach Cugnasco im Tessin reisten unsere Eltern in späteren Jahren gern und oft. Mit seiner Heimat, dem Glarnerland blieb Hans Beat stets verbunden; an der «Näfelser Fahrt» war er gerne zu Gast und nutzt diesen lokalen Feiertag auch zum Besuch mit Kalberwurst-Essen bei seiner Schwester Elisabeth.

 

5 Abschied

In den letzten Jahren wurde das Bewältigen des Alltags und natürlich auch das Reisen be-schwerlicher. Unternehmungen waren zunehmend seltener oder dann nur noch mit Beglei-tung möglich. Mit dem immer kleiner werdenden Radius wurde das Gefühl verstärkt, eigentlich genug erlebt zu habe und «lebens-satt» zu sein. Auch Unterstützungsangebote mussten erst eher widerwillig angenommen werden: der Mahlzeitendienst brachte Ent-lastung für Marianne (Hans Beat hat in der Küche nie Verantwortung übernommen), später übernahm die Spitex pflegerische Aufgaben. Seit letztem August unterstützt zudem Meri Sferdelli unsere Eltern bei den täglichen Verrichtungen, was ihnen erlaubt, weiterhin in ihrer Wohnung zu bleiben.

 

Anfang Mai plagte beide Eltern starke Husten und teilweise Fieber. Das hat si geschwächt. Hans Beat hat sich davon nicht mehr erholt und konnte am Dienstag, 21. Mai 2019, abends um 21 Uhr im Beisein seiner Angehörigen zuhause sterben, nachdem drei Tage zuvor sein jüngerer Bruder Erich an den Folgen einer Hirnblutung im Alter von 88 Jahren verstorben ist.

 

Hans Beat hat sich selten über sich selbst geäussert. Sein Innenleben hütete er als sein Geheimnis. Sein Aussenleben hingegen protokollierte er ab 1951 akribisch täglich in winzi-ger Schrift in seinen Kalenderchen. Stichwortartig notierte er das Tagesgeschehen und hat uns so eine eigentliche Chronik überlassen. Diese Hinterlassenschaft wird zur grossen Her-ausforderung für uns Nachkommen, wenn wir unserem Vater noch besser auf die Spur kommen wollen.

 

 

29.05.2019 Lisa/Dominik

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Hans Beat Noser wurde durch die Initiative von lic. iur. Jakob Frey* mit einem Beitrag im Schweizerischen Jahrbuch für Kirchenrecht ver-ewigt.

Ein Kopie ist hier wiedergegeben.

 

 

*Sohn von Pfarrer Jakob Frey, der in Mollis von 1949-1960 wirkte.

Jakob Frey war Präsident  der Schweizerischen Vereinigung für evangelisches Kirchenrecht. Erschrieb einen mehrseitigen Nachruf, in dem er Nosers Leben und Wirken festhielt und würdigte. Ich darf dank der freundlichen Erlaubnis von Jakob Frey diese Arbeit hier einrücken.

Quelle: Jakob Frey: Hans Beat Noser (1929-2019) in: Schweizerisches Jahrbuch für Kir-chenrecht, Band 25, 2020, Seiten 194ff. Ausführliche Quellenangabe am Ende des Textes

 

Hans Beat Noser (1929–2019)

 

Am 29. Mai 2019 versammelte sich eine grosse Trauergemeinde in der römisch-

katholischen Kirche St. Josef in Köniz (BE) zur Abschiedsfeier von Hans Beat Noser-Z’graggen, dessen Leben mit fast 90 Jahren seinen Abschluss gefunden hatte. Sein Pilgerweg auf dieser Erde war beendet, und er ging zu seinem Schöpfer heim, wie es in der Todesanzeige seiner Familie hiess und wie es sei-nem Glauben entsprach. 

 

Seine letzte Ruhestätte ist in Hergiswil (NW), dem Herkunftsort seiner Ehefrau Marianne, mit der er fast 60 Jahre ehelich verbunden war und wo seine Familie die meisten Sommerferien verbracht hatte.

 

Zur Welt kam Hans Beat Noser am 19. Juli 1929 in Oberurnen (GL) als erstes Kind einer Arztfamilie, später folgten noch ein Bruder und eine Schwester. In Oberurnen besuchte Hans Beat auch die ersten Schuljahre, sodann in der Klo-sterschule in Näfels.(1) Nach Gymnasialklassen am Kollegium Appenzell und am Collège de St-Maurice sowie der Maturität Typus B in St-Maurice studierte er in Freiburg i. Ue. Rechtswissenschaft. Das Studium schloss er 1955 mit der vielbe-achteten Dissertation «Pfarrei und Kirchgemeinde» ab, die mit dem Prädikat summa cum laude ausgezeichnet wurde und zwei Jahre später als Buch er-schien.(2)

 

Nach einer kurzen Zeit als Auditor am Bezirksgericht Zürich und nach Ablegen des Examens zum Rechtsanwalt des Kantons Zürich 1957 betätigte er sich als wissenschaftlicher Assistent bei Professor Eugen Isele, bei dem er vorher dok-toriert hatte. Eine sehr lange Zeit, von 1959 bis zu seiner Pensionierung im Jahr

1994, arbeitete er bei der Oberzolldirektion in Bern, wo er seine berufliche Tätig-keit als Chef des Rechtsdienstes und als Vizedirektor beendete.

 

Dem Ehepaar Noser-z’Graggen wurden sechs Kinder geschenkt, später Enkel- kinder, und 2018 durfte er sich des ersten Urenkelkinds erfreuen.

 

 

Hans Beat Noser bekleidete verschiedenste Funktionen innerhalb der römisch-

katholischen Kirche, angefangen als Ministrant: Kerzenträger, Oberdiener, später ehrenamtlich in staatskirchenrechtlichen Organisationen: u. a. Mitglied und Prä-sident des Kirchgemeinderates seines Wohnortes, Mitglied des Kleinen Kirchen-rates, der Synode, des Synodalrates, sowie in kirchenrechtlichen Organisationen wie dem Seelsorgerat des Bistums Basel.

 

Der Verstorbene war nicht nur ein gläubiger und praktizierenden Katholik, son-dern er besass auch einen Weitblick über den römischkatholischen Horizont hin-aus. Dies manifestierte sich nicht zuletzt darin, dass er 1996 beschloss, der Schweizerischen Vereinigung für evangelisches Kirchenrecht beizutreten, in der er bis zu seinem Tod ein treues und wertgeschätztes Mitglied war und die Tagun-gen und Vereinsversammlungen stets mit regem Interesse besuchte.

 

Das wissenschaftliche Werk von Hans Beat Noser kann hier nur ansatzweise

dargestellt werden.(3) Es ist aber unumgänglich, dabei seine kirchenrechtliche

Dissertation «Pfarrei und Kirchgemeinde» zu erwähnen. Er setzte es sich hier zur Aufgabe, das Verhältnis von Pfarrei und Kirchgemeinde in umfassender Weise zu beleuchten. «Es ist von besonderem Reiz, das Verhältnis von Staat und Kirche in seiner feinsten Verästelung, auf der untersten Stufe organisierten Gemein-schaftslebens zu betrachten», wie er in der Einleitung schrieb. Wer das Buch liest, spürt in der Tat stets die Freude und Begeisterung, mit welcher der Verfas-ser beim Forschen, Auslegen von Gesetzestexten, Diskutieren der herrschenden Meinungen, Gegenüberstellen, Abwägen von zum Teil entgegengesetzten An-sichten, Ausschliessen fragwürdiger Hypothesen, Formulieren von Lösungsvor-schlägen, die zum Teil sehr schwierigen Fragen anpackte.

Er lotete auf feinfühiige und gründlichste Art die Grenzen zwischen kirchlichem und staatlichem Recht auf der Ortsebene aus. Es lag ihm letztlich daran, dass die beiden Einheiten: die kirchliche (römisch-katholische) Pfarrei und die «staatliche» (bzw. staatskirchen-rechtliche) Kirchgemeinde je ihren Platz haben und friedlich-zielbezogen neben- bzw. miteinander bestehen und wirken können. Noser zeigte in seiner Dissertation, wie eine «staatliche» Kirchgemeinde in Übereinstimmung mit dem kirchlichen Recht unter der Obhut und dem Schutz der von der Bundes-verfassung ge-ährleisteten Kultusfreiheit (4) gestaltet werden kann. Hier ergeben sich somit zwischen Pfarrei und Kirchgemeinde verschiedenste Verhältnisse und Zusammenhänge, auch Kooperationen und Zusammenwirkungsformen. Klar be-tont wurde vom Verfasser jedoch auch die Begrenzung eines solchen Verhältnis-ses: einerseits durfte das vom CIC gesetzte kirchliche Recht nicht verletzt wer-den, andererseits haben auch die «staatlichen» Kirchgemeinden ihre charakte-ristischen Merkmale, die zwingend zu beachten sind. Die Pfarrei ist vom kirch-lichen, die Kirchgemeinde grundsätzlich vom staatlichen Recht beherrscht.

 

Entsprechend sind auch ihre Aufgaben und die Organisation verschieden: die Pfarrei hat «kirchliche» Aufgaben, namentlich die Seelsorge, die Kirchgemeinde ist insbesondere für die Mittelbeschaffung (Kirchensteuer), die Vermögensver-waltung sowie für die Wahl des Pfarrers zuständig.

 

Es war für Hans Beat Noser gewiss nicht immer einfach, Wege zu zeigen, die ein Miteinander trotz der im Prinzip getrennten Struktur ermöglichten, aber es ist ihm nach Ansicht des Unterzeichnenden vollumfänglich gelungen. Vom renommierten Basler Kirchenrechtler Johannes Georg Fuchs wurde er damals als einer der be-sten Kenner für die Ebene Pfarrei-Kirchgemeinde hervorgehoben.(5)

 

Das katholische Kirchenrecht muss sich, wie soeben erwähnt, klar auf den Codex Iuris Canonici abstützen (wobei jetzt natürlich zu bedenken ist, dass bei der Ab-fassung der Dissertation noch der CIC von 1917 in Kraft war, der jetzige CIC von 1983 lag noch in weiter Ferne). Der Staat muss im Sinne der Kultusfreiheit res-pektieren, dass die Kirche streng nach kanonischem Recht besteht. Dort, wo der CIC einen Sachverhalt zuliess oder nicht eindeutig regelte, waren nach dem Ver-ständnis des Verfassers im Verhältnis von Kirche und Staat, von Pfarrei und Kirchgemeinde unbedingt Synergien und Gemeinsamkeiten anzustreben.

 

In diesem Sinn begründete er es zum Beispiel, dass die Mitgliedschaft in der Kirchgemeinde und die Kirchengliedschaft in der Pfarrei aneinander gekoppelt sind. Der Austritt aus der Kirchgemeinde stellte für ihn, auch abgesehen von den Beweggründen, «eine Zerreissung des Bandes mit der Kirche» dar (S. 132).

4 Art. 50 Abs. 1 der damals gültigen Bundesverfassung vom 29. Mai 1874: «Die

freie Ausübung gottesdienstlicher Handlungen ist innerhalb der Schranken der

Sittlichkeit und der öffentlichen Ordnung gewährleistet.»

  

«Da die rechtliche Beurteilung des Tatbestandes nur auf Grund des erklärten Wil

lens ohne Rücksicht auf die geheimen Beweggründe erfolgen kann, muss an-genommen werden, dass der Austritt in der Regel […] den Verlust der Kirchen-gliedschaft bewirkt.» Gerade diese Frage, ob ein (später so genannter) Nexus in der Kirchenzugehörigkeit besteht, wurde nach 50 Jahren kontrovers diskutiert und vom Bundesgericht in zwei Entscheiden unterschiedlich beurteilt.(6)

 

Noch ein weiterer bereits damals aktueller Punkt im Verhältnis Kirche-Staat war das Frauenstimmrecht. Noser befürwortete die Einführung des Frauenstimm-rechts in einer Zeit, wo dieses eidgenössisch und in den Kantonen noch nicht vorgesehen und zum Teil noch nicht einmal angedacht war. (7)

 

Seines Erachtens liessen sich vom kirchenrechtlichen Standpunkt aus keine stichhaltigen Gründe gegen eine Beteiligung der Frauen an den Aufgaben der Kirchgemeinde ins Feld führen. In seiner Beweisführung kam er schliesslich zum Ergebnis (S. 139): «Darin liegt m. E. ein Beweis a fortiori für die Zulässigkeit des Frauenstimmrechts in der Kirchgemeinde, gegen den mit dem viel missbrauchten Paulus-Wort ‹Mulier taceat in ecclesia› nicht aufzukommen ist.» So setzte er sich dort für ein fortschrittliches oder auch staatsverträgliches Kirchenverständnis ein, wo das kanonische Recht dies nicht ausdrücklich untersagte.

 

Konsequent wehrte er sich hingegen gegen das Institut der Wiederwahl und Abberufung des Pfarrers, da der CIC hier eindeutig war:

das Pfarramt war gemäss dem CIC von 1917 unwiderruflich, seine Verleihung er-folgte nicht für eine bestimmte Amtsdauer, sondern auf Lebenszeit. Vorbehalten blieb die Amtsenthebung oder Versetzung des Pfarrers durch den Bischof, so-fern das religiöse Wohl der Gläubigen eine solche Massnahme erheischte.(8) Andererseits interpretierte er den can. 1452 des früheren CIC so, dass die Wahl des Pfarrers durch das Volk auf Grund dieser Bestimmung neu einge-führt werden kann, auch ohne Übertragung eines eigentlichen Präsenta-tions- oder Nominationsrechtes (S. 169).

 

Hören wir Hans Beat Noser nun noch im Originalton. Wie erwähnt, blickte er über den römisch-katholischen (und auch den schweizerischen) Horizont hinaus und er hatte stets das Ganze im Blick. Spannend und lehrreich ist für reformierte Le-serinnen und Leser etwa die Kirchendefinition:

 

Die von Christus gestiftete Kirche ist zugleich Rechtskirche und Liebes-(Glau-bens-)kirche. Die Kirchengewalt liegt nicht beim Kirchenvolk, sondern bei den Trägern des hierarchischen Amtes; die Rechtsbildung vollzieht sich demge-mäss von oben nach unten, nicht von unten nach oben. Desgleichen geschieht die Berufung zum Kirchenamt nicht durch den Willen des Volkes oder der Staats-gewalt, sondern durch die Weihe und durch kirchenbehördliche Amtsverleihung. Die Teilnahme an der Erlösungsgnade wird hauptsächlich durch die von Christus eingesetzten Sakramente vermittelt, deren Spendung (mit Ausnahme der Taufe und der Ehe, bei der – allerdings nur für Katholiken […] – die Mitwirkung des Priesters Gültigkeitserfordernis ist) den Geistlichen vorbehalten ist.

 

Der protestantische Kirchenbegriff unterscheidet – im Gegensatz zum katholi-schen – zwischen der (unsichtbaren) Kirche des Glaubens und der (sichtbaren) organisierten Kultgemeinde oder Kirche des Rechtes. Sie sind zwar unmittelbar aufeinander bezogen, aber nicht identisch. Die Ordnung der organisierten Kirche ist den Menschen überlassen und kann daher verschiedene Formen annehmen. Oft erfüllt der Staat diese Aufgabe. Das Recht der so organisierten Kirche ist weltlichstaatliches Recht. Die Kirchengewalt beruht, entsprechend der Lehre vom allgemeinen Priestertum, auf der Gesamtheit der Gläubigen, auf der Gemeinde. Der protestantische Pfarrer gehört nicht, wie der katholische Geistliche einem besonderen Stande an, er steht in, nicht über der Gemeinde, als deren Beauf-tragter er um der Ordnung willen das Wort Gottes und die Sakramente verwaltet. Die protestantische Kirche trägt vorwiegend körperschaftlichen Charakter, obwohl auch anstaltliche Elemente nicht fehlen. (9)

 

Für ihn typisch schrieb er in der Fussnote: «Auf die Unterschiede zwischen dem lutherischen und dem reformierten Kirchenbegriff kann hier nicht eingegangen

werden.» Auch dies zeugt von seinem soliden und stringenten wissenschaftlichen Stil: manchmal zeigt er nur die Grundlinien auf, vergisst aber nicht, am Rand oder in einer Fussnote auf Besonderheiten hinzuweisen, jedoch ohne diese in extenso auszuführen. Somit wirkt der Text für den Leser keineswegs überfrachtet.

 

Zum Schluss sei noch auf einen Aufsatz Nosers in der Schweizerischen Kirchen-

zeitung von 1971 hingewiesen.(10 )Nachdem es das II. Vatikanische Konzil er-möglicht hatte, spezielle und selbständige Pfarreiräte einzuführen und der  dama-

lige Bischof des Bistums Basel bereits entsprechende Richtlinien erlassen hatte, (11) brachte Hans Beat Noser hiergegen gewisse Zweifel vor. Zwar gäbe es si-cher gute Gründe für die Existenz zweier Räte nebeneinander. Stärker waren aber nach seinem Dafürhalten die Bedenken gegen einen (zu Erstarrung tendie-renden) Dualismus. Es stellte sich für ihn die Frage, ob eine strenge personelle und funktionelle Trennung von Pfarreirat und Kirchgemeinderat wirklich von der Sache her gefordert sei. Weshalb kann die Kirchgemeinde zu ihren herkömm-lichen Aufgaben hinzu nicht auch die konsultative Funktion übernehmen, welche die Kirche dem Pfarrvolk jetzt unter dem Stichwort «Pfarreirat» einräumt?

«Entia non sunt multiplicanda - gilt das nicht auch auf der Ebene der Ortskirche?

Neue Strukturen sollen nur geschaffen werden, wenn die alten nicht mehr ge-nügen».

 

Gerade dieser Satz zeigt doch schön und deutlich, dass es eine Stärke von Hans Beat Noser war, prospektive Lösungsvorschläge zu präsentieren. Er brachte die-se vor, auch wenn sie – wie insbesondere hier – nicht auf der Linie des Bischofs lagen. Hans Beat Noser beschrieb in seinem kirchenrechtlichen Schaffen die Doppelstruktur oder den (gewissermassen) Dualismus (12) bei Pfarrei und Kirch-gemeinde. Doch er wollte nicht Parallelstrukturen aufbauen und zementieren hel-fen. Sein Anliegen war: Pfarrei und Kirchgemeinde sorgen beide für das gleiche örtliche Kirchenwesen, jede der beiden Entitäten erfüllt dabei eine besondere Funktion.

 

Die Mitglieder der Schweizerischen Vereinigung für Kirchenrecht behalten den Verstorbenen in ehrendem Gedächtnis.                                               Jakob Frey

 

 

 

Anmerkungen:

1 Mit Näfels war er auch später stets verbunden. An der traditioneller Näfelser Fahrt war er oft und gern zu Gast.

 

2 Hans Beat Noser, Pfarrei und Kirchgemeinde. Studie zu ihrem rechtlichen Begriff und grundsätzlichen Verhältnis, Universitätsverlag Freiburg Schweiz, 1957

(Band 13 der Freiburger Veröffentlichungen aus dem Gebiete von Kirche und

Staat).

 

3 Z. B. in seinem hauptberuflichen Tätigkeitsgebiet: Hans Beat Noser, Der Zoll und die Warenumsatzsteuer, in: Archiv für Schweizerisches Abgaberecht 59 (1990); ders., Der Zollnachlass nach Art. 127 ZG – wozu, wie, wann?, in: Zoll-Rundschau

 

4 (1990).

 

5 Johannes Georg Fuchs, Neuere Entwicklungen des Katholischen Kirchenrechts

auf Schweizer Boden, in: ders., Aus der Praxis eines Kirchenjuristen in der Zeit

ökumenischer Begegnung, S. 167–195 (186).

 

6 BGE 129 I 68 [2002], später BGE 134 I 75 [2007] zum partiellen Kirchenaustritt.

Aus der umfangreichen Literatur siehe u. v. a. Dieter Kraus, in: SJKR/ASDE 8

(2003), S. 147–149, ders. in: SJKR/ASDE 12 (2007), S. 177–180 (jeweils Rechts-prechungsbericht); René Pahud de Mortanges, Die Erklärung des Austritts aus der römisch-katholischen Kirche. Kirchenrechtliche und staatskirchenrechtli-che  Konsequenzen, in: SJKR/ASDE 8 (2003), S. 103–143. Für das Bistum Basel s. das Dokument « ‹Kirchenaustritt›. Austritt aus der staatskirchenrechtlichen Körperschaft und Abwendung von der sakramental verfassten röm.-kath. Kirche. Grundlagen – Richtlinien – Konsequenzen» vom 30. September 2013, mit Dekreten 1 und 2 (auf www.bistum-basel.ch [24. April 2021]).

 

7 Als erste Kantone führten Waadt (1959), Neuenburg (1959) und Genf (1960) das Frauenstimm- und -wahlrecht ein, erst 1971 wurde es auf Bundesebene ein-geführt.

 

8 S. 173. Nicht anders m. E. gemäss dem heute geltenden CIC 1983: can. 538.

  

9 S. 67 f. – Der Verf. stützte sich beim Abschnitt über den protestantische Kir-chenbegriff gemäss den Fussnoten auf folgende Literatur: Emil Brunner, Das Gebot und die Ordnungen, 3. Aufl. Zürich 1939; Günther Holstein, Die Grund-lagen des evangelischen Kirchenrechts, Tübingen 1928; Ulrich Stutz, Kirchen recht, in: Holtzendorff/Kohler, Enzyklopädie der Rechtswissenschaft, 7. Aufl. Berlin 1914; Hans Liermann, Deutsches evangelisches Kirchenrecht, Stuttgart 1933.

 

10 Hans Beat Noser, Zum Verhältnis Pfarreirat – Kirchgemeinderat, in: SKZ 139

(1971), S. 103–105.

 

11 Aus den Richtlinien vom 3. Juli 1970: «Während die Kirchenpflege (Kirchenrat, Kirch- gemeinderat, Kirchenvorsteherschaft) im Dienst der Kirche vorwiegend für die Vermögens-verwaltung und finanzielle Grundlegung der Seelsorgearbeit zuständig ist, kommt dem Pfarreirat eine spezifisch pastorale Aufgabe zu. Gegenseitige Information und Zusammen-arbeit sind unerlässlich.»

 

12 Der Begriff «dualistisch» (oder «dual») wurde von ihm in «Pfarrei und Kirchgemeinde» nicht verwendet.

 

Quelle

Schweizerisches Jahrbuch für Kirchenrecht/ Annuaire suisse de droit ecclésial

Band 25 / 2020

Geschäftsführender Herausgeber/ sous la direction de Dieter Kraus

Theologischer Verlag Zürich

Der Theologische Verlag Zürich wird vom Bundesamt für Kultur für die Jahre

2021–2024 unterstützt.

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

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ISSN 1420-9497 (Print)

ISSN 2235-7106 (E-Book: PDF)

© 2021 Theologischer Verlag Zürich

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Alle Rechte vorbehalten


Mittwoch, 3. November 2021

 

Immer am ersten Mittwoch im November...

 

...ist "Aller Äbte Jahrzeit" in St. Gallen

 

Genauer... jeweils am Mittwoch nach Allerseelen findet traditionell diese Jahrzeit in der herrlichen St. Galler Kathedrale statt. Das Domkapitel, Vertreter der Ka-tholischen Administration, eine Abordnung ganzer Klassen der "Fladen"-Schule und eine stattliche Anzahl Gläubige aus St. Gallen und von Nah und Fern finden sich zu einem schön gestalteten "Amt" ein. Die Festpredigt hält jeweils ein Dom-herr des Kapitels, diesmal Dekan Erich Guntli, Buchs SG, an der Orgel spielte der meisterhafte Willibald Guggenmoos. Hauptzelebrant war und ist Bischof Markus Büchel.

Er verkörperte in seinem Begrüssungwort die Sorge um den Fortbestand der Kirche in heutiger Zeit "Halten wir zusammenhalten, damit wir auch die Zukunft bestehen!"

Neu war in diesem Jahr nach einer Kaffeepause im Dekanatsflügel das Referat von Dr. iur. can. Sebastian Wetter zum Thema "Das St. Galler Bistumskonkordat von St. Gallen - Seine Entstehungs- und Wirkungsgeschichte" im Musiksaal. Der Referent, ein für seine Dissertation ausgezeichneter Kirchenrechtswissen-schaftler, stand in der anschliessenden regen Diskussion mit fundierter Dossierkenntnis Red und Antwort.

Im prächtigen Pfalzkeller klang der sehr spezielle und erbauende Feiertag beim Apéro riche und munteren Begegnungen und ergiebigen Gesprächen aus.

Ein paar Erinnerungsbilder stellte Renato Gollino, Bischofssekretär, gerne als Erinnerung zur Verfügung.

Blick aus den Chorstühlen um den Zelebrationsalter, am Kunsteisengitter hängen stellvertretend für alle Äbte, acht Repräsentanten der Fürstabtei St. Gallen.
Blick aus den Chorstühlen um den Zelebrationsalter, am Kunsteisengitter hängen stellvertretend für alle Äbte, acht Repräsentanten der Fürstabtei St. Gallen.
Prozession der Domkapitularen zur Gruft der Bischöfe zum Totengedenkgebet.
Prozession der Domkapitularen zur Gruft der Bischöfe zum Totengedenkgebet.
Totengebet in der Gruft
Totengebet in der Gruft
Nach dem Gedenken in der Bischofsgruft steigen die Domkapitularen in die Galluskrypta, wo die letzten drei Fürstäbte bestattet sind.
Nach dem Gedenken in der Bischofsgruft steigen die Domkapitularen in die Galluskrypta, wo die letzten drei Fürstäbte bestattet sind.
Vortrag im Musiksaal, rechts der Referent Dr. Sebastian Wetter, Dr. iur. can., links Domdekan und Generalvikar Guido Scherrer.
Vortrag im Musiksaal, rechts der Referent Dr. Sebastian Wetter, Dr. iur. can., links Domdekan und Generalvikar Guido Scherrer.
Abt Pankraz Vorster, der letzte Abt, er stiftete auch in Näfels ein "Äbtejahrzet"
Abt Pankraz Vorster, der letzte Abt, er stiftete auch in Näfels ein "Äbtejahrzet"
Abt Beda Angehrn, zweitletzter Abt: Er stiftete den Hochalter unserer Hilariuskirche.
Abt Beda Angehrn, zweitletzter Abt: Er stiftete den Hochalter unserer Hilariuskirche.

Das ursprüngliche reine "Äbtejarzet" ist ausgeweitet worden. Die Festgemeinde gedenkt der "verstorbenen Äbte und Mönche des ehemaligen Klosters St. Gallen sowie der verstorbenen Bischöfe, Priester und Laien im seelsorglichen Dienst."

Gallusglocke, angeblich älteste läutbare Glocke in der Schweiz (Foto: eigene Aufnahme 2017)
Gallusglocke, angeblich älteste läutbare Glocke in der Schweiz (Foto: eigene Aufnahme 2017)
Bischofswappen v. Bischof Markus Büchel  "in Gaudio et spe" (In Freude und Hoffnung).
Bischofswappen v. Bischof Markus Büchel "in Gaudio et spe" (In Freude und Hoffnung).
Bischof Markus Büchel, flankiert von Generalvikar und Domdekan Dr. Guido Scherrer, rechts, und Bischofskanzler Dr. Claudius Luterbach. (Bild: Archiv Bistum St. Gallen)
Bischof Markus Büchel, flankiert von Generalvikar und Domdekan Dr. Guido Scherrer, rechts, und Bischofskanzler Dr. Claudius Luterbach. (Bild: Archiv Bistum St. Gallen)

 

Die Festpredigt

hielt

Domherr, Dekan, Pfarrer Erich Guntli

Seelsorgeeinheit Werdenberg

 

Domkapitel: Bistum St.Gallen

 

 

ALLER ÄBTE JAHRZEIT

DER ABTEI ST. GALLEN

Lesung: Röm 13, 8-10

Evangelium: Lk 14, 25-33

 

 

I

«Wir kommen und gehen, / Wolken im Wind.

Wer kann es verstehen, wozu wir sind?»

So haben wir im Eingangslied mit einem Text von Lothar Zenetti gesungen.

Wir erinnern uns heute an alle Äbte dieses Klosters.

 

Sie sind gegangen.

Der letzte, Pankraz Vorster, verstarb verbittert 1829 in Muri.

Was sterblich war, die Knochen, wurde erst 1923 hier in der Gruft des Doms beigesetzt.

Im Dekanat Sargans-Werdenberg gab es ebenfalls eine Benediktinerabtei.

Sie trug den Namen des hl. Pirmin. Wir halten heute dessen Gedenktag.

Diese Abtei wurde durch einen Beschluss des Grossen Rates von St. Gallen 1835 aufgehoben.

Der letzte Abt starb 1846 im Kloster Maria Hilf in Altstätten und wurde dann in Pfäfers im Beisein seiner ehemaligen Mitbrüder in Pfäfers beigesetzt.

 

Als ich diese Informationen googelte, stellte ich fest:

Die Äbte von St.Gallen sind auf Wikipedia gut dokumentiert.

Informationen über die Äbte von Pfäfers muss man mühsam zusammensuchen.

 

Eines ist aber gewiss:

Sie sind allesamt gegangen.

«Wir kommen und gehen, / Wolken im Wind. / Wer kann es verstehen, wozu wir sind?»

 

II

Ihr Schüler:innen von der Flade seid jene, die kommen.

Ihr seid die Generation, welche uns Silberköpfe bald einmal ablösen werden müsst.

Da kommt wohl manchmal die Frage auf:

Wozu bin ich da?

In welche Richtung soll es gehen?

Wo liegt das Fundament? Wie es im Evangelium heisst. Worauf baut ihr auf?

 

Ihr steht in der Tradition der alten Klosterschule.

Die Äbte und Mönche dieses Klosters folgten der Regel des hl. Benedikt, der empfahl: Man soll auf die Jungen hören.

Mir kommt da in den Sinn, wie ich einmal eine Jugendgruppe in Rom durch das Forum Romanum führte.

Plötzlich hörte ich von hinten ein Murren:

«Es gurkt mich an, immer nur auf diesen alten Steinen und Knochen rumzustolpern!»

Einfach alte Steine oder alte Knochen bewundern ist zu wenig.

 

Wichtiger ist, sich zu fragen:

Wofür haben sie gelebt, oder eben, wie wir es im Lied gesungen haben.

«Wer kann es verstehen, wozu wir sind?»

Wozu sind wir da?

Diese Frage beschäftigte wohl auch die Äbte, deren wir heute gedenken.

Wozu sind wir da?

Diese Frage beschäftigt euch, beschäftigt uns alle.

Einfach eine gute Figur auf ‘Tiktok’ und dergleichen machen, kann nicht das oberste Ziel sein.

Da gibt es bessere Ziele. Wir machen Pläne über die Zukunft.

Erfolg, Zufriedenheit, Glück und dergleichen können Leitlinien sein für diese Ziele sein.

Solche Ziele sind wichtig.

 

III

Für unsere Ziele können wir auch Anregungen aus der Bibel bekommen.

In seinem Römerbrief, wir hörten es in der Lesung, gibt uns Paulus einige Gedanken mit auf den Weg.

Am Anfang und am Ende dieses Abschnitts steht die Liebe im Zentrum.

«Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer.» (Röm 15, 8) – so heisst es am Anfang.

«Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes.» (Röm 15, 10) – heisst es am Schluss.

Dazwischen zählt er die Gebote auf, erwähnt er das Gesetz.

Werfen wir aber einen Blick auf die Briefe des Paulus schauen, dann steht er den Gesetzen skeptisch gegenüber.

Paulus polemisiert gegen die Gesetztes-frömmigkeit der Pharisäer.

Dieser Glaube an die Gesetze ist jedoch nicht nur ein Phänomen von damals. Wir sind ebenso gesetzesgläubig, werden geradezu überflutet von Gesetzen, Vorschriften.

Im Zusammenleben kommen wir nicht darum herum.

 

Paulus hat aber grosse Vorbehalte gegenüber der Meinung:

Wir bräuchten uns nur Mühe zu geben, alle Gesetze zu erfüllen, dann bekämen wir die Probleme in den Griff.

Für Paulus ist das eine Illusion. Es ist die Illusion, die heute weit verbreitet ist:

Wenn alle alle Gesetze erfüllen, dann würde aus dieser Welt wieder ein Paradies.

Paulus bleibt da realistisch.

Wir Menschen sind keine vollkommenen und perfekten Wesen.

Selbst wenn wir wollten, gelingt es nicht, alle Gesetze zu erfüllen.

Aus dem Unvollkommenen kann nichts Vollkommenes werden.

Paulus setzt deshalb die Liebe über das Gesetz.

 

IV

Was aber ist die Liebe?

Ein Wellnessgefühl? Ein Hormonsturm? Ein Gefühl, wie es Franz Hohler mal gesungen hat: «Es sii alli so nett?»

Im Evangelium redet Jesus vom Kreuz, redet davon, selbst die eigene Familie gering zu achten, selbst auf den ganzen Besitz zu verzichten.

Und das soll Liebe sein?

 

Unsere Sprache spielt uns da einen Streich.

Im Deutschen brauchen wir meist nur dieses eine Wort ‘Liebe’, wie im Englischen ‘love’.

Im Lateinischen gibt es aber zwei Worte für Liebe: Amor – italienisch – ‘amore’.

Es ist dieser Containerbegriff, in den man alles Mögliche hineinschmeissen kann.

Dann gibt es noch das andere Wort für Liebe – ‘Caritas’, wie das Hilfswerk, das wir kennen.

Es ist die Liebe, die das Gute für den anderen will.

Es ist die Liebe, die nicht den andern an sich klammern will, wie beim ‘amor’.

Es ist die Liebe, die alles loslässt und sagt: «Es ist für dich!»

Paulus empfiehlt uns, diese Liebe auch noch im Auge zu behalten.

Das ist seine Antwort auf die Frage:

Wozu sind wir da?

Das versuchen wir auch; für die neben uns da zu sein.

Sind wir aber ehrlich genug, merken wir, wie uns das nicht immer gelingt.

Manchmal ist das eigene Handy doch wichtiger als das reale Gesicht des Gegenübers.

Gerade dann, wenn wir spüren, dass wir einander die nötige Aufmerksamkeit schuldig bleiben, dürfen wir darauf vertrauen:

 

Gott, der uns durch Jesus diese Liebe vorgelebt hat, bis zum bitteren Ende am Kreuz, nimmt uns an, nicht, wie wir sind, sondern, obwohl wie wir sind, so wie wir sind, nämlich ziemlich zerbrechlich, fromm gesagt – Sünder.

Lothar Zenetti schreibt dann in der zweiten Strophe

 

«Wir gehen uns wandern,

wer treibt uns voran

von einem zum andern, wer zieht uns an?

Wir gehen und hoffen gegen den Schein.

Die Zukunft ist offen, sind wir nicht sein?»

 

Das ist das Lebensgefühl, die viele von uns plagt:

Wir werden getrieben, gehetzt, auch eingeschränkt und fragen uns, weshalb und von wem und wozu?

Wir durchschauen es nicht.

Wenn wir heute an all die Äbte denken, die schon gegangen sind, dann erinnern sie uns daran:

Auch sie hatten einst die Familie und alles verlassen, um im Kloster für Gott zu leben.

Doch am Schluss mussten sie, verordnet durch Gesetze, selbst das Kloster noch verlassen.

Solches wird nur erträglich, wenn man dann trotz allem an die Liebe glaubt, jene Liebe, die Gott uns zeigte in Jesus.

 

Erich Guntli, Kanonikus, Dekan und Pfarrer der Seelsorgeeinheit Werdenberg


Sonntag, 1. November 2021 (Allerheiligen)

 

Bilderbogen von der Gerbihund-Verleihung

an

Margrit Neeracher-Tschudi

 

Fotograf: Matthias Fritsch, Oberurnen

 

Verleihung de Goldenen Gerbihundes

Roger Fischli, ehemaliger Präsident des Verkehrsvereins Oberurnen, blickt zurück in die spannende Entstehungsgeschichte der Dorfschrift "Oberurnen - miis Dorf"

Auch Oberurner müssen ihr Zertifikat vorweisen. Louis Müller: "Denkste, hier!!!"

Full house - wie stets, wenn Oberurner zusammenkommen.

Musikalische Umrahmung durch die "Upper urn chemney sweep brothers"

Das geflügelte Wort: "Äi Oberuurner isch immer nuch gschiider as zwee Näfelesser!"

Tochter Barbara: Ich freue mich und bin Stolz auf Mamma Margrit!

Blumen aus der Hand des amtierenden VVO-Präsidenten Andreas Reichlin, hinten Gret Menzi, die den Anlass moderierte.

Margrit Neeracher und Gret Menzi - zwei Kulturfrauen, die sich verstehen.

Übergabe verhüllt in Weihnachtspapier und Tüll vom Hochzeitsschleier

Verschmitzt... und zugenäht!! Der Gärbihund gibt sich manierlich.

Der frohgemuthe Oberurner Dirigent ("Oberurner Furtwängler") kann herzlich lachen. Er freut sich mit über den Erfolg seiner Mitmusikantin.

Stolz und Freude steht ihnen im Gesicht geschrieben, dem Sohn und dem Vater von Margrit.

Schlussbild: fürs Familienalbum. v.l.n.r.: Andreas Reichlin, amtierender VVO-Präsident als Gratulant, Fridolin "Osterhazy" Hauser als Laudator, Margrit Neeracher-Tschudi als Geehrte und Roger Fischli, ehem. VVO-Präsident. Sie lachen um die Wette und haben allen Grund dazu.