Freitag, 17. September 2021
Sasi - und sein "Mein Name ist Fridolin"
Buchvernissage mit Alphornklängen in der Buchhandlung "Wortreich"
Gestern Abend fand die Vernissage für ein ganz besonderes Buch statt. Sasi Subramiam, Redaktor und Fotograf bei den "Glarner Nachrichten", konnte sein echt glarnerisches Werk vorstellen und öffentlich machen. Eva Zopfi, die Verlags-leiterin, begrüsste im Namen des "somedia"-Verlages, Christa Pellicciotta, Gast-geberin hier vorab alle Anwesenden herzlich willkommen und führte mit Sasi ein lockeres Gespräch. Dr. Ursula Helg, die das Vorwort zum Buch geschrieben hatte, führte in das Projekt Sasi ein. Fridolin Hauser (Osterhazy), der die Hin-tergrundtexe geschrieben hatte, gab als Präsident des Fridlibundes Einblick in den Fridolinskult und die Bedeutung des Fridolins für den Kanton Glarus. Ein auf-gestelltes Publikum blieb noch lange bei Apéro und munteren Gesprächen. Das Aussergewöhnlichste war die musikalische Umrahmung mit Alphorn und Büchel von Fridolin Kundert, Luchsingen. Hier ein paar fotografische Eindrücke von der Vernissage:
Donnerstag, 16. September 2021
Frau Bundesrätin Karin Keller-Sutter in Näfels
Zum um ein Jahr verschobenen 30-Jahr-Jubiläum der General-Bachmann-Ge-sellschaft am Bettag-Samstag, 18. September 2021, wird Frau Bundesrätin Karin Keller-Sutter als Ehrengast und als Festrednerin in Näfels sein. Die Bundesrätin war in der dreissigjährigen Geschichte der GBG bereits fünf Mal zu Gast. Als Regierungsrätin 2001, 2003, 2010, als Ständerätin 2018 und nun als Bundesrätin 2021. Eine so hohe Präsenz hatte bisher noch kein Mitglied des Bundesrates.
Nach einem reichen musikalischen Auftakt im Garten des Freulerpalastes wird die Premiere des eigens zu Ehren des ersten Schweizer Generals Niklaus Franz von Bachmann komponierten Marschs "Ds Schwiizerchrüüz" (Komponist Chris-tian Walter) stattfinden. Die Bundesrätin Karin Keller-Sutter und Brigadier Robert Küng sind Paten bei der CD-Taufe. Den Impuls zur CD gab PD Dr. Dr. Hans Nik-laus Müller, Luzern. ein Näfelser Bürger. Die Harmoniemusiken Näfels und Gla-rus sowie die Glarner Tambouren bestreiten den musikalischen Teil der Feier.
Der Anlass ist öffentlich. Die Moderation obliegt dem derzeitigen Präsidenten der General Bachmann Gesellschaft Martin Laupper.
Die General-Bachmann-Gesellschaft wurde am 12. Oktober 1990 gegründet. Sie hatte bislang drei Präsidenten:
Brigadier Robert Küng 1990-2007
Martin Laupper 2007-2010
Divisionär Fred Heer 2010-2018
Martin Laupper ab 2018
Fahnenpaten zur CD-Taufe "DS Schwiizer-Chrüüz"
Frau Bundesrätin Karin Keller-Sutter Brigadier Robert Küng, Gründerpräsident
Sonntag, 12. September 2021
Kollatoralerscheinungen der Kilbi Näfels
Gestern Samstagabend muss es an der Kilbi wieder hoch und her gegangen sein. Auffällig viele Junge belebten die Szene, die meisten mit einer Flasche oder einer Alu-Büchse in der Hand belebten den Rummelplatz, die eigens aufgestel-ten Kilbibeizen. Am Montag können dann wieder die auf den Gartenmäuerchen aufgestelltn leeren Flaschen, Alu-Büchsen, zerknülltes Papier, Zigarettenschach-teln weggeräumt werden, Bei der Bäckerei-Konditorei Maerchy wurde gar ein Schaufenster zertrümmert. Hier das corpus deliciti. Aufnahme: So 12.9.21 beim Turnhallen (Chilbiplatz).
Samstag, 11. September 2021
Stv-Zentralfest in Einsiedeln
Das Organisationskomitee de Zentralfestes:
Bruno Frick v/o Wodka (ehemaliger Ständeratspräsident ) (zweiter von links)
OK-Präsident
Unterstützt durch:
Abt Urban Federer v/o Kolumban
Pater Basil Höfliger v/o Örgeli
Marcel Bichler v/o Tipex
Michael Spirig v/o Gaudy
Stefan Langenegger v/o Epos
Thomas Fritsche v/o Norm
Deborah Knechtle v/o Roulette
Mario Kälin v/o Rapport (zweiter von rechts)
Vizepräsident, Infrastruktur
Unterstützt durch:
Linus Schönbächler v/o Yfer
Rolf Stalder v/o Fritschi
Aurelia Leimbacher v/o Sphinx
Miriam Kälin v/o Tux
Gianfranco Gambaro v/o Achill
Mynall David v/o Kilt
Erwin Merz v/o Zwärg
Cornelia Birchler v/o Shirin
Daniel Oberholzer v/o Spion
Alois Gmür v/o Bräu
Martin Geiger v/o Tschimek (ganz links)
Finanzen
Harry Ziegler v/o Goliath (ganz rechts)
Kommunikation
Unterstützt durch:
Vera Schädler v/o Fiamma
Christoph Kuert v/o Centurio
Marco Derendinger v/o Zorro
Phillip Gasser v/o Lupf
Luzia Oberholzer v/o Bounty (Bildmitte)
Aktuariat
PROGRAMM
Samstag – 11. September
10.00 Uhr Delegiertenversammlung, Gemeindesaal
14.00 Uhr Aktivenversammlung, KK Zwei Raben
15.00 Uhr Altherrenversammlung, Gemeindesaal
15.00 Uhr - 02.00 Uhr Stammbetrieb, Dorf
Sonntag – 12. September
11.00 Uhr -18.00 Uhr Stammbetrieb, Dorf
11.30 Uhr - Festbankett (für Veteranen, Ehrengäste, Sponsoren),
KK Zwei Raben
15.00 Uhr - Festakt, Festansprache, Kandidatenaufnahme, Veteranenehrung,
Chargieren der Verbindungen, Marienbrunnen
18.00 Uhr - Bandtrüllete, Drei Könige
Am Sonntag des Zentralfests wird kein Festgottesdienst stattfinden. Grund sind die Covid-19-Vorschriften.
Wer dennoch die Hl. Messe besuchen möchte, findet Möglichkeiten in der Gottesdienstordnung des Klosters: https://www.kloster-einsiedeln.ch /gottes
Die nächsten Zentralfeste finden voraussichtlich statt in:
2022: Sursee
2023: Wil
2024: Murten
2024: Sarnen
2026: Brig
2027: Appenzell
2028: Stans
2029: Engelberg
2030: Wil
Der Schweizerische Studentenverein (Schw. StV. ist die grösste Vereinigung von Studentenverbindungen der Schweiz.
Über 6’000 aktive und ehemalige Studierende aller Sprachregionen an Mittel-, Hoch- und Fachhochschulen pflegen unter dem Banner des Schw. StVs den interdisziplinären Austausch, die Auseinandersetzung mit gesellschafts- und bildungspolitischen Themen sowie das Knüpfen und Erhalten lebenslanger Freundschaften.
Donnerstag, 9. September 2021
Gestern war Näfelser Kilbifäller
8. September Maria Geburt Stichtag für Kilbi
Traditionell haben die Dörfer ihren eigenen Gedenktag an die Kirchweihe ihrer Dorfkirche. Ein Heiligentag ist Stichtag, und am darauffolgenden Sonntag ist Kilibi
In der Öffentlichkeit weiss man das kaum mehr. Ich grabe deshalb die schon frü-her gesammelte Liste der "Kilibifäller" im Glarnerland aus und gebe sie hier wie-der:
Kilbifäller im Kanton Glarus
Elm |
1. + 12. August |
Petrus |
Glarus |
15. August |
Maria Himmelfahrt |
Oberurnen |
24. August |
Bartholomäus |
Niederurnen |
1. September |
Verena |
Näfels |
8. September |
Maria Geburt |
Schwanden |
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Chirezen |
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Mollis |
29. September |
Micheeli, heute erster Sonntag im Oktober |
Betschwanden |
29. September |
Micheeli |
Linthal |
29. September |
Micheeli |
Luchsingen |
29. September |
Micheeli |
Netstal |
9. Oktober |
Dionysius 9. Oktober, zweiter Sonntag im Oktober früher 22. Juli Maria Magdalena |
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Gemeindefusionen – sterben die Chilbenen?
oder
Brauch zwischen Kirchenfest und Volkskultur
Anno 1713 wollte Pfarrer Johann Jacob Schmoll in der deutschen Landgemeinde Berstadt „seinen Schäfchen das Saufen austreiben“, indem er nicht zum ersten Mal die Kirchweih verbot. Er müsse „das fürstliche Edict wegen gäntzlicher Ab-schaffung der Kirchweih nochmals publizieren“.
Die Chilbi war bei uns neben der „Näfelser Fahrt“ gefeierte Volkskultur, in mei-nen Kindertagen am „Chilbisunntig“, am „Chilbimäändig“ und sogar am „Chilbi-ziischtig“, ein Modus, der heute noch in Einsiedeln mit Warenmarkt und grosser Budenstadt gilt. Freilich gehörte noch alles zusammen: die Kirchweihe mit Fest-gottesdienst und Orchestermesse, die Vesper um halb zwei Uhr mit Grä-berbesuch, an dem auch auswärtige Glarnerinnen und Glarner teilnahmen und der Chilbirummel auf den Chilbiplätzen mit „Riitschuäl“ („Glarner Helleri“), Schiessbuden, Schifflischaukel, Riesenrad und vielen Ständen der Marktfahrer. Das Gastgewerbe erwirtschaftete an der „Fahrt“ und „Chilbi“ den Jahreszins. Inserate warben für „Tanz“ und „reelle Weine“. Gerne wollte Jung und Alt das Tanzbein schwingen. Die Regel waren „Räuschige“, die man in der Dunkelheit nach Hause torkeln sah.
Ausgelassenheit, Trinken, Schlägereien und Geldverschwendung waren wohl die Ursachen für Regierungsmandate, die zur Mässigung aufriefen oder gar Verbote aussprachen. In der Reformationszeit sah man beispielsweise in Bern in den „Chilbenen“ „ein reformations widrig Ding“. Im katholischen Kanton Solothurn hatte man nichts gegen das Volksfest in den Dörfern. Dennoch beschloss der Regierungsrat 1876 als „Chilbitag“ im ganzen Kanton einheitlich den zweiten Augustsonntag. Damit wollte sie das „Chilbilaufen“, das heisst, den Besuch an vielen Chilbenen in der Umgebung, verhindern. (Im Glarnerland verspottete man, wer an fast allen Chilbenen auftauchte, als „Chilbisämi“.) Lustig machten es die Bucheggberger, die zwar ab 1530 reformiert und in kirchlichen Aspekten berntreu waren, aber trotzdem ihre „Dorfchilbi“ beibehielten. Im 17. Jahrhundert berichtete der dortige Pfarrer nach Bern, „dass gar vil sünden an diesem ort in schwank gehen, die wider Gottes Wort und die wahre seligmachende religion laufen, welche doch zu Solothurn entweder nit für sünden gehalten oder doch nit als Sünden gestrafft werden, als da sind fluchen, schweren, fressen, saufen, spilen, tanzen und namentlich die kilbinen...“ Dennoch waren „Chilbenen“ kaum auszurotten.
Sie waren Volksgut, im Glarnerland keine Konfessionsfrage, unterhaltsam, erleb-nisreich und verwandelten mit dem Tingeltangel der „Chilbiorgeln“, der „Riit-schuäl“ oder der „Schifflischaukel“ und dem Gedränge bei den „Ständen“ mit „Magenbrot- und Türkisch Honig-Düften“ das Dorf für drei Tage in eine Welt der Lust und Freude. Für die „Gofen“ winkte ein „Chilbirappen“ mit der Mahnung „aber nüd nu blööd vrtedlä!“.
Am Chilbisonntag durfte das Türlidüü der „Chilbiorgeln“ erst beginnen, wenn die Vesper beendet und die Kirchenglocken verstummt waren. Später nach dem Zwei-Uhr-Schlag der hellen Schulhausglocke. Der „Chilbimäändig“ war Gemein-defeiertag, auch die Schulkinder hatten frei und kauften sich einen „Chilbi-chraam“, tummelten auf der „Füüfertritschgä“ wie man die „Riitschuäl“ nannte, junge Burschen schaukelten um die Wette, wer zuerst mit dem Schiffli das Se-geltuchdach erreiche. Am „Chilbiziischtig“-Nachmittag waren nur mehr letzte Be-lustigungen für Kinder, die man mit zwischendurch angesetztem „Friilauf“ moti-vierte, weil ihnen allmählich die „Rappen“ ausgingen. Das alles war gestern oder vorgestern. Der „Chilbirummel“ hat sich gewandelt, die Budenstadt ist modern geworden und lockt mit haarsträubenden Bahnen, die wildes Kreischen auslösen, stampfenden und dröhnenden Klangkulissen und mit einer Orgie von Licht-effekten ein heterogenes, junges Publikum herbei. In den meisten Dörfern ist der schulfreie Kilbimontag abgeschafft, der Beginn der Kilbi auf den Samstag vor-verlegt und endet am Kilbisonntagabend.
Dabei ist die „Chilbi“ ursprünglich das Erinnerungsfest an die Kircheneinweihung nach dem Bau der eigenen Dorfkirche. Der Tag der einstigen Einweihung oder viel häufiger der Gedenktag des Kirchenpatrons ist zum „Chilbifäller“ erklärt wor-den, auf dessen Datum am jeweils folgenden Sonntag die „Chilbi“ stattfindet. Da-mit war die „Chilbi“ individualisiert. Jedes Dorf hat seine „Chilbi“ und den eigenen „Chilbitermin“.
Für den Hauptort Glarus ist der 15. August, der „Augschthäiligtaag“ oder „Maria Himmelfahrt“, der „Fäller“ vermeintlicher Chilbiauftakt im Kanton. Aber die Elmer haben mit dem einstigen „Petrustag“ (12. August) die Chance, den Stadtglarnern einen Sonntag vorauszusein, wenn der Sonntag vor dem 15. August liegt. Es gibt allerdings keinen gesetzlich vorgeschriebenen Termin, aber Brauch ist manchmal noch stärker als Gesetz. Der „Baartlimeh“ (Bartholomäustag) 24. August ist „Fäl-ler“ für Oberurnen, die „Sant Vriinä“ (Verenatag am 1. September) für die Nieder-urner, die parallel mit den Ennendanern feiern. „Maria Geburt“ (8. September) „fällt“ die Näfelser Chilbi.
Nach dem Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag, im Volksmund einfach „Bettag“, seit 1832 jeweils am dritten Septembersonntag, folgen die „Chilbenen“ von Schwanden, Luchsingen, Netstal und Linthal. Die „Chilbizeit“ schliesst mit Bilten und Mitlödi am Wochenende vom 21. Oktober. So entnehme ich dem Titelbeitrag von „kämü“ vom 23. August 2007: „Chilbifäller“ fand ich an „Micheeli“ (Michaelstag 29. September) für Mollis, angeblich gilt dieser „Fäller“ auch für Linthal und Betschwanden. Ihre eigene „Chilbifäller“-Geschichte haben die Netstaler. Ab 1421 war es der Magdalenatag (22. Juli), nach der Kapelleneinweihung von 1708 der „Dioniisi“ (Dionysiustag 9. Oktober). Doch hat die Gemeinde Netstal im Jahre 1905 als „Chilbitermin“ künftig den zweiten Oktobersonntag festgelegt, weil die „Netschteler Chilibi“ sonst auf zwei andere „Chilbenen“ und erst noch auf die Sankt Galler Landeskilbi fiel und die Wirtsleute und Schützen, die sich zu den traditionellen „Chilbischüüssä“ trafen, reklamiert hatten. Diese Hintergründe sind heute kaum mehr bekannt. Gibt man bei „Google“ „Kilbifäller“ ein, fragt die kluge Maschine zurück: „Meinten Sie „Kolbenfüller“ !!! „Kilbifäller“ existiert offenbar nicht mehr im elektronischen Vokabular des 21. Jahrhundert.
Der Dörfligeist der „Chilbenen“ wurde immer wieder in Frage gestellt. Bereits 1692 fand das Ansinnen, die „Chilbenen“ zu einer „Glarner Chilbi“ zu vereinigen, keine Gnade. Die Landsgemeinden 1831 und 1887 machten mit ähnlichen Vor-stössen kurzen Prozess. Verboten waren „Chilbenen“ im Glarnerland im Kriegs-jahr 1914.
Und nun? Falls wir ab 2011 unseren Kanton auf drei grosse Gemeinden fusio-niert haben werden, wird es dann nur noch drei „Chilbenen“ geben? Wenn ja, wo?
Chaasch-ja tännggä! Die „Chilbenen“ werden nach wie vor stattfinden. Ihre Exi-stenz ist nicht von der Gemeindefusion gefährdet, sondern von anderen Faktoren der Zeit. So wie aus der "Kirchweih" die "Chilbi" wurde, wird irgendwann aus der "Chilbi" etwas anderes werden wird... so dreht sich die Zeit weiter wie die "Glarner Helleri", aus der "Rössliriiti" wurden "Autoscooterbahnen". Ein deutsches Sprichwort sagt: Es ist nicht aller Tage Kirmes!" ... und für die "Chilbenen" noch nicht aller Tage Abend!
Bis bald! Ihr Pankraz
Quelle: Fridolin, 6. September 2007 Nr. 36 Frontpage
Mittwoch, 8. September 2021
Ein schöner Fuss ist eine grosse Gabe der Natur
(Johann Wolfgang von Goethe)
Die Vielfalt der "Füsse" widerspiegelt sich in den folgenden Beispielen, die nie-mals vollständig sind. VIelleicht fällt Ihnen nohc das eine und andere "Fusswort" ein:
barfuss
Beifuss
Bergfuss
Brieffuss
Drehfuss
Dreifuss
Freiersfüsse
Fuss (Mass)s
Fussabdruck
Fussabstreicher
Fussabtreter
Fussabwehr
Fussamputation
Fussangel
Fusscrème
Fussfesseln
Entenfuss
Fussbad
Fussball
Fussballer
Fussballclub
Fussballfeld
Fussballtor
fussballverrückt
Fussbalsam
Fussbank
Fussboden
fussbreit
Fussbremse
Fusscrème
Fussfehler
Fussfessel
Fussgänger
Fussgänger
Fussgängerstreifen
Fussgängerstreifen
Fussgängerunterführung
Fussgängerzone
Fussgelenk
Fussgeruch
fusshoch
Fusshocker
Fussmatte
Fussnote
Fusspedal
Fusspfad
Fusspilz
Fusspflege
Fussschemel
Fussspur
Fusssohle
Fusstritt
Fusswaschung
Fussweg
Gänsefüsschen
Geissfuss (Werkzeug)
Glasfuss
Hahnenfuss
Hasenfuss
Hinterfuss
Hohlfuss
Käsefüsse
Klumpfuss
Krähenfüsse
Kriegsfuss
leichtfüssig
Metallfuss
Pferdefuss
Plattfuss
Prozentfuss
Schweinfüsse
Schweissfüsse
Senkfuss
Spreizfuss
Steuerfuss
Versfuss
Tausendfüssler
Zinsfuss
Redewendungen mit "Fuss" oder "Füssen"
nach:
https://deutschlernerblog.de/redewendungen-mit-fuss-fuesse-deutsch-lernen-mit-cartoons-07/
auf großem Fuss leben = luxuriös/teuer/aufwendig leben; viel Geld ausgeben
Sie haben immer auf großem Fuss gelebt und auf nichts verzichtet: Reisen, teure Autos, teure Restaurants usw. Und das, obwohl sie eigentlich nicht so viel Geld verdient haben.
bei jemandem die Füsse unter den Tisch stellen = bei jemandem wohnen und sich versorgen lassen; bei jemandem immer mitessen; bei jemandem leben
Vater zum Sohn: „Solange du in meinem Haus die Füsse unter den Tisch stellst, musst du dich an bestimmte Regeln halten.“
den Fuss in die Tür bekommen/kriegen = Einfluss erlangen; langsam Einfluss gewinnen
den Fuss in der Tür haben = Einfluss haben
Ich habe die Hoffnung, dass ich dank dieses Praktikums bei dieser Firma einen Fuss in die Tür kriege. Man weiß ja nie, vielleicht kann ich dann ja nach meinem Studium dort einen Job bekommen.
Fuss fassen = sich eingewöhnen
Am Anfang habe ich mich in der neuen Stadt recht fremd gefühlt, aber dann habe ich langsam Fuss gefasst und jetzt fühle ich mich richtig wohl.
Ich habe mich selbstständig gemacht und eine eigene Firma gegründet. Jetzt muss ich sehen, dass ich langsam Fuss fasse und die ersten Kunden gewinne.
gut zu Fuss sein / nicht gut zu Fuss sein / schlecht zu Fuss sein = gut/nicht gut/schlecht gehen/laufen können
Sie geht jeden Tag mindestens zwei Stunden spazieren. Für ihre 87 Jahre ist sie noch ganz gut zu Fuss.
Ich werde nicht an der Wanderung teilnehmen, weil ich im Moment nicht gut zu Fuss bin.
jemandem auf den Fuss/die Füsse treten = jemanden beleidigen; jemandem etwas Unangenehmes sagen
Ich möchte dir nicht auf die Füsse treten, aber das hättest du wirklich anders machen sollen.
Ich hoffe, dass ich mit dieser Bemerkung niemandem auf die Füsse getreten habe, aber ich bin der Meinung, dass dies einmal gesagt werden musste.
sich auf den Fuss/die Füsse getreten fühlen = sich beleidigt /benachteiligt fühlen
Sei vorsichtig, wenn du mit Frank sprichst, er fühlt sich immer direkt auf die Füsse getreten.
jemandem den (ganzen) Kram/alles vor die Füsse schmeissen/ werfen = verärgert aufgeben; nicht weitermachen; eine Arbeit verärgert/im Zorn aufgeben
Irgendwann hatte ich es satt und wollte nicht mehr weitermachen, deshalb habe ich ihm den ganzen Kram vor die Füsse geschmissen/geworfen.
Mein Chef will, dass ich diese Aufgabe so schnell wie möglich erledige, aber es ist so viel Arbeit, dass ich manchmal Lust habe, ihm den ganzen Kram vor die Füsse zu schmeißen/werfen.
jemanden auf dem falschen Fuss erwischen = jemanden unvorbereitet antreffen; jemanden zu einem ungünstigen Zeitpunkt/im falschen Moment fragen/treffen
Es tut mir leid, aber auf diese Frage kann ich Ihnen jetzt nicht antworten, da haben Sie mich auf dem falschen Fuss erwischt.
Ich kann gar nicht verstehen, warum er so unfreundlich war, normalerweise ist er doch ganz nett. Vielleicht habe ich ihn einfach auf dem falschen Fuss erwischt.
jemanden auf freien Fuss setzen = jemanden freilassen; jemanden aus der Haft/aus dem Gefängnis entlassen
Da kein dringender Tatverdacht bestand, wurde der Verdächtige wieder auf freien Fuss gesetzt.
kalte Füsse bekommen/kriegen = unsicher werden; Bedenken/Angst bekommen Man hat sich etwas vorgenommen, tut es dann aber doch nicht, weil man Bedenken/Angst bekommen hat.
Eigentlich wollte ich mich mit ihr treffen und ihr die Wahrheit sagen, aber dann habe ich kalte Füsse bekommen/gekriegt und habe das Treffen abgesagt.
keinen Fuß auf den Boden/die Erde bekommen/kriegen = keinen Erfolg haben; erfolglos sein
Ich habe die Firma jetzt seit vier Monaten, aber ich finde einfach nicht genug Kunden und bekomme nicht genug Aufträge. Ich bekomme/kriege keinen Fuß auf den Boden.
Ich bekomme/kriege einfach keinen Fuß auf den Boden, ich bin jetzt schon acht Monate arbeitslos und finde keinen Job.
keinen Fuss vor die Tür/vors Haus setzen = das Haus nicht verlassen
Bei diesem schlechten Wetter werde ich keine Fuss vor die Tür/vors Haus setzen.
mit dem falschen/linken Fuss (Bein) zuerst aufstehen/aufgestanden sein = schlechte Laune haben; einen Pechtag haben
Was machst du denn für ein Gesicht? Du bist wohl mit dem falschen/linken Fuss zuerst aufgestanden.
Heute geht alles schief, ich bin wohl mit dem falschen/linken Fuss zuerst aufgestanden.
mit einem Fuss/Bein im Grab stehen = todkrank sein; dem Tod nahe sein
Er fährt sehr schnell und unvorsichtig Auto, er steht schon mit einem Fuss/Bein im Grab.
mit jemandem auf gutem Fuss stehen = sich gut mit jemandem verstehen; ein gutes Verhältnis mit jemandem haben
Er steht mit seinem Vorgesetzten auf gutem Fuss.
mit jemandem auf (dem) Kriegsfuss stehen = sich schlecht mit jemandem verstehen; ein schlechtes Verhältnis mit jemandem haben
Er steht mit seinen Schwiegereltern auf Kriegsfuss.
sich auf eigene Füsse stellen = sich selbstständig machen
Ich habe entschlossen, mich auf eigene Füsse zu stellen und eine Firma zu gründen.
auf eigenen Füssen stehen = selbstständig sein
Ihr Sohn wollte endlich auf eigenen Füssen stehen und ist deshalb von zu Hause ausgezogen.
sich die Füsse/Beine vertreten = spazieren gehen (normalerweise, nachdem man lange gesessen hat)
Die Autofahrt dauert jetzt schon vier Stunden. Wir sollten einmal anhalten, um uns ein bisschen die Füsse/Beine zu vertreten.
sich kalte Füsse holen = einen Misserfolg haben; auf Ablehnung stoßen
Ich habe sie um Unterstützung gebeten, aber da war nichts zu machen, ich habe mir nur kalte Füsse geholt.
über die eigenen Füsse stolpern = sich selbst behindern
Manchmal steht sie sich selbst im Wege und stolpert über ihre eigenen Füsse.
von Kopf bis Fuss = ganz; von oben bis unten; durch und durch
Sie ist eine Pazifistin von Kopf bis Fuss.
weder Hand noch Fuss haben = unlogisch sein; schlecht argumentiert/begründet sein
Deine Argumente haben weder Hand noch Fuss.
Was du da sagst, hat weder Hand noch Fuss.
wie eingeschlafene Füsse schmecken = scheußlich/sehr schlecht/fad schmecken
Das Essen ist ja ekelhaft, das schmeckt wie eingeschlafene Füsse.
... und nun schliesse ich diese "Fuss" oder "Füsse"-HInweise aber "stante pede" = "stehenden Fusses "= sofort ab, sonst folgt
"die Strafe auf dem Fusse".
Sonntagabend, 5. September 2021
Landsgemeinde bekennt sich
zu Kirchensteuern juristischer Personen
An der heutigen Mammutlandsgemeinde wurde der Vorstoss der Jungliberalen, die Kirchensteuern für juristische Personen abzuschaffen, abgelehnt. Der Redak-tionsleiter von www.kath.ch, Dr. Raphael Rauch bat um einen persönlichen Kom-mentar zum Ergebnis.
Ich habe ihm folgende Stellungnahme per Email zukommen lassen:
«Kompliment an die Landsgemeinde! Sie hat so entschieden wie ich es seit Wochen optimistisch erwartet und vorausgesagt habe, … aber auch ein Kompliment an die Jungliberalen für Ihr Engagement und ihren Einsatz. Sie haben in vielen Punkten ihrer Argumentation mehr als nur recht.
Wenn unsere Kirchenbehörden und Kirchen nicht endlich mehr Transparenz in die Finanzen gewähren und wenn nicht endlich saubere Vereinbarungen mit den Kirchenstiftungen von den Kirchgemeinden getroffen werden und wenn nicht endlich die Beziehungen und Leistungen zur missione catholica realistisch und zeitgemäss geregelt werden, werden die Jungliberalen in einem dritten Anlauf ein Ja gewinnen. Zum heutigen Ja gehört ein eindringliches Aber…
Glarner Katholiken sollten ihre eigene Verfassung, die Gemeindeordnungen einer gründlichen Prüfung unterziehen.
Glarner Katholiken sind nur halbbatzige Staatsbürger.
Gewaltentrennung ist ein Fremdwort: Kirchenräte wählen sich selber in den Kantonalkirchenrat, der nur ein Mini-Synode ist, und dieser wählt seinen eige-nen Ausschuss, so das dreifache Mandate praktiziert werden. Im politischen Vergleich würden sich Gemeinderäte in den Landrat und grad auch noch in den Regierungsrat wählen, ein Ding der Unmöglichkeit im Landsgemeinde-kanton Glarus.
Der Vorstoss der Jungliberalen ist ein Signal an die Kirchenverantwortlichen und Kirchgenossen, die Argumente der Jungliberalen ernst zu nehmen und die eigene Gleichgültigkeit zu überwinden.
Fridolin Hauser, alt Gemeindepräsident, Näfels und praktizierender, über-zeugter Katholik»
Sonntag, 5. September 2021
Gedenkfeier für Hans Küng
Dr. Odilpo Notti
Präsident
der Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche
und
der Stiftung Weltethos Schweiz
Niemandem nach dem Mund geredet, vielen aus der Seele gesprochen
Würdigung im Namen der Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche
Hans Küng hat die Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche während 27 Jahren präsidiert. Es war dies nicht nur ein Freundschaftsdienst gegenüber Herbert Haag. Sein Engagement für die Stiftung war auch ein kraftvolles theo-logisches und kirchenpolitisches Statement.
«Freiheit» oder, präziser formuliert, die «Freiheit eines Christenmenschen» war für Hans Küng als Publizist und Professor ein Lebensthema.
In seinem ersten Auftritt nach dem Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis äusserte er sich am Kirchentag von unten zur Lage der Katholischen Kirche. In seiner Grundsatzrede «Der Weg Jesu war der Weg der Freiheit» hielt er fest: «Ich protestiere hier gegen die wieder üblich gewordene Verketzerung jeglicher loyaler Opposition in der Kirche. Nur in einem totalitären System verlangt man eine Totalidentifikation mit der Führung. Die Kirche Jesu Christi aber ist kein totalitäres System. Sie ist auch keine Armee, die auf Befehl und Gehorsam aufgebaut wäre, kein Betrieb, wo noch der Herr-im-Haus-Standpunkt gilt, kein Verein, der jeman-den nach einem Verstoss gegen die Satzung einfach hinauswerfen könnte. Nein, die Kirche Jesu Christi ist eine Glaubensgemeinschaft grundsätzlich gleichbe-rechtigter freier Kinder Gottes, freier erwachsener Söhne und Töchter Gottes, die alle Brüder und Schwestern sind.» Hans Küng zitiert dann den Apostel Paulus: «Wo der Geist des Herrn ist, da herrscht Freiheit» (2 Kor 3,17). Und: «Zur Freiheit hat uns Christus befreit; bleibt daher fest und lasst Euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen» (Gal 5,1). Soweit ihm bekannt sei, merkt Hans Küng ironisch an, sei Paulus wegen dieser Formulierungen nicht die Lehr-erlaubnis entzogen worden. Auch wenn die Kirche von ihrem Ursprung her eine Gemeinschaft von Freien und Gleichen zu sein hat, ist diese Freiheit immer wieder bedroht. Es ist eine prekäre, gefährdete Freiheit, die immer wieder neu erkämpft werden muss. Stets droht der Rückfall in die alte Unfreiheit. Das macht Hans Küng im ersten Band seiner Autobiografie nicht ohne Pathos deutlich. Er hat ihm den Titel «Erkämpfte Freiheit» gegeben
Der Aufruf zur Freiheit ist deshalb aus sich heraus auch eine Aufforderung zur Reform und zur Erneuerung. Hans Küng spricht von Renovation und Innovation. Er verstand sich implizit selber als
Renovierer – also als Erneuerer im Blick zurück, angesichts der Massstäbe, die durch den Ursprung gesetzt sind. Ebenso sehr wie die Renovation braucht es, im Blick voraus auf die
Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft, die Innovation. Beides hat Hans Küng praktiziert, theologisch und kirchenpolitisch. Er war von der Sorge um die Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit
der Kirche umgetrieben. Ihm war bewusst, dass eingestürzte Gebäude, auch kirchliche Ruinen, eine Faszination ausüben mögen, dass man in ihnen aber nicht wohnen und Beheimatung finden kann. Die
gegenwärtige, ruinöse Situation der Kirche gibt ihm recht.
In der Erklärung von 1972, die er als führender Kopf der Zeitschrift «Concilium» zusammen mit 1360 Theologen lanciert hat, kritisiert er, das kirchliche System sei in seiner Entwicklung weit hinter der Zeit zurückgeblieben und weise immer noch zahlreiche Züge eines fürstlichen Absolutismus auf: «Papst und Bischöfe als faktisch weithin alleinherrschende Herren der Kirche, die legislative, exekutive und judikative Funktionen in ihrer Hand vereinigen». Die Kirche sei jedoch nicht nur weit hinter der Zeit, sondern auch und vor allem weit hinter ihrem eigenen Auftrag zurückgeblieben. In vielem ist sie nicht den Spuren dessen gefolgt, auf den sie sich ständig beruft.
Mit diesem Urteil verbindet die Erklärung von 1972 Reformpostulate, die heute wieder erhoben werden: Reformforderungen zu Amt und Pflichtzölibat, Macht- und Genderfragen, Transparenz und Partizipation, Erneuerung der Sexualmoral, Gewaltenteilung, Abbau des Zentralismus und Stärkung der Ortskirchen, Gleich-stellung der Frauen und Beseitigung des Klerikalismus. Hans Küng gilt in stereo-typen Einschätzungen als der grosse Kirchen- und Papstkritiker. Das war er zweifellos. Gott sei Dank! Sein theologischer Ansatz ist jedoch weitreichender und radikaler; er verdankt sich einem grundsätzlichen theologischen Gesamt-zusammenhang. Die Kirche des ersten Vatikanums, die zumindest in Teilen fortbesteht, hat in der Freiheit eine Bedrohung der Wahrheit der christlichen Botschaft gesehen. Hans Küngs theologische Position dagegen nimmt am biblischen Anspruch Mass:
Ohne Freiheit gibt es keine Wahrheit und keine Wahrhaftigkeit. Und: Ohne Ringen um Wahrheit gibt es auch keine Freiheit. Freiheit und Wahrheit gehören zusammen.
Das gilt nicht nur für die katholische Kirche, das gilt für jede Religion. In seiner «Erklärung wider die Resignation» hat Hans Küng vor 50 Jahren fünf Marksteine für unser kirchliches Handeln gesetzt, die nach wie vor gültig sind.
Erstens: Nicht schweigen – denn die Formulierungen des Evangeliums und die Nöte unserer Zeit sind in vielen anstehenden Fragen so unzweideutig, dass Schweigen schuldig machen kann.
Zweitens: Selber handeln – zu viele klagen und murren über Rom und die Bi-schöfe, ohne selber etwas zu tun.
Drittens: Gemeinsam vorgehen – einer zählt nicht, fünf können lästig werden und fünfzig verändern die Situation.
Viertens: Zwischenlösungen anstreben – Diskussionen allein helfen nicht; oft muss man zeigen, dass man es ernst meint.
Und fünftens: Nicht aufgeben – die grösste Versuchung ist es zu denken, dass alles doch keinen Sinn habe! Hans Küng sagte von sich, er schreibe für Men-schen, die wie er auf der Suche seien. Für Menschen, die mit einem traditio-nalistischen Glauben nichts anfangen können – sei dieser nun protestantischer oder römisch-katholischer Herkunft. Er schreibe auch für Menschen, die sich mit ihrem Unglauben oder ihren Glaubenszweifeln nicht zufriedengeben wollen.
Deshalb trifft zu, wie gelegentlich gesagt wird: Hans Küng war einer, der niemandem nach dem Mund redete, aber vielen aus der Seele sprach
Dr. Alois Riklin
emeritierter Professor für für Politikwissenschaft der HSG
und Mitglied des Beirates der Stiftung Weltethos Schweiz
Vertrauen und Kraft für die Zukunft
Würdigung im Namen der Stiftung Welterhos Schweiz
Die wichtigste Weichenstellung im Leben und Wirken von Hans Küng war der kirchliche Entzug der Lehrbefugnis für katholische Theologie im Jahr 1979. Sie teilte seinen wissenschaftlichen Weg in ein Vorher und ein Nachher. Vorher lag der Fokus während dreissig Jahren auf dem Christentum. Nachher erweiterte Küng die Perspektive während den folgenden dreissig Jahren zu den Weltreligio-nen und ihren Auswirkungen auf Politik und Wirtschaft. Diese Neuausrichtung wurde möglich dank der Universität Tübingen und dem Land Baden-Württem-berg. Sie schufen für Küng innert drei Monaten eine neue, bestens ausgestattete Professur ausserhalb der Theologischen Fakultät.
Ohne das weltkirchliche Lehrverbot und ohne den lokalen Kraftakt von Universi-ätsrektor Adolf Theis und CDU-Fraktionschef Erwin Teufel wäre das «Projekt Weltethos» wahrscheinlich nicht entstanden. Die neue Freiheit nutzte Küng mit neuem Elan. Die erste Dekade galt durch Forschung, Lehre und interreligiöse Dialoge der Grundlagenarbeit über die Weltreligionen, noch ohne zu wissen, wo-hin der Weg führen würde.
Mit dem Paukenschlag des in siebzehn Sprachen übersetzten Buches «Projekt Weltethos» von 1990 wurden die folgenden zwei Dekaden eröffnet.
Worum geht es?
Es handelt sich nicht um ein rein religiöses, sondern um ein ethisches Projekt. Ziel ist weder ein Religionen-Gemisch noch ein Religionsersatz, sondern ein mi-nimaler (nicht minimalistischer) Konsens ethischer Werte, welche in allen Welt-religionen grundgelegt und auch in nichtreligiösen Weltanschauungen zu finden sind. Die «goldene Regel» zum Beispiel ist nicht nur im Christentum, sondern auch in den anderen Weltreligionen nachweisbar: «Verhalte Dich Deinen Mitmen-schen gegenüber so, wie Du von ihnen behandelt werden willst». Auch der Kategorische Imperativ von Immanuel Kant ist nur eine etwas kompliziertere Umformulierung der «Goldenen Regel».
Küngs Mantra lautet:
«Kein Frieden zwischen den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne ein Minimum an gemeinsamen ethischen Mass-stäben. Kein Frieden zwischen Religionen und Nationen ohne ein globales Ethos, ein Weltethos, gemeinsam getragen von religiösen und nichtreligiösen Men-schen.»
Nach dem Paukenschlag von 1990 folgten Schlag auf Schlag die Grundlagen-werke «Das Judentum» (1991), das «Christentum» (1994), «Der Islam» (2004) und, mit Augenscheinen an den Brennpunkten aller grossen Religionen, die sie-benteilige Fernsehserie «Spurensuche» (1999), parallel dazu die Konkretisierung abstrakter Prinzipien in «Weltethos für Weltpolitik und Weltwirtschaft» (1997) und «Anständig wirtschaften – Warum Ökonomie Moral braucht» (2010).
Küng beschränkte sich nicht auf die Studierstube und den Hörsaal; er wurde zum «Global Player». 1993 entwarf er die «Erklärung zum Weltethos» des Parlaments der Weltreligionen in Chicago, 1997 die «Allgemeine Erklärung der Menschen-pflichten» für den InterAction Council ehemaliger Staats- und Regierungschefs; 2001 sprach er vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Dank grosszügiger Sponsoren wurde eine nachhaltige Infrastruktur geschaffen durch die Gründung der Tübinger Stiftung (1995), der Schweizer Stiftung (1996) und des Tübinger Weltethos-Instituts (2012). Küng initiierte die Tübinger Weltethos-Reden mit Auftritten von Kofi Annan, Horst Köhler, Helmut Schmidt und anderen prominenten Persönlichkeiten. Auf Symposien und in Sammelbänden nahmen Wissenschaftler aller Fakultäten, Repräsentanten der Weltreligionen, Kulturträ-ger, Friedensnobelpreisträger und Führungspersönlichkeiten aus Politik und Wirt-schaft zum Weltethos Stellung.
Das Paradies auf Erden, den ewigen Frieden vermag das «Projekt Weltethos» nicht zu schaffen. Aber es kann dazu beitragen, mindestens einige irdische Höl-len zu verhindern und menschliches Leid zu vermindern. Der ehemalige deut-sche Bundeskanzler Helmut Schmidt hat Küng zu Recht als «wahrhaft univer-sellen Denker» gewürdigt.
In den letzten Jahren kehrte Hans Küng zum Anfang zurück, zu dem, was er nach lebenslangem Ringen vertieft und geläutert als «Standhaftigkeit» in seinem christlichen Glauben festhalten wollte, mit den Büchern «Was ich glaube» (2009), «Ist die Kirche noch zu retten?» (2011) und «Jesus» (2012). Der letzte, dritte Band seiner «Memoiren» (2013) schliesst mit einem selbst formulierten, ergrei-fenden Dankgebet.
Das kirchliche Lehrverbot war erst möglich geworden, nachdem die schützende Hand von Papst Paul VI. weggefallen war. Der gegenwärtige Papst Franziskus zollte Küng wieder den gebührenden Respekt. Er sandte ihm vier handschriftliche Briefkarten. Die Herzlichkeit der Anreden steigerte sich vom «Hochgeschätzten Dr. Hans Küng» zum «Lieben Bruder». Die Bücher «Was ich glaube» und «Ist die Kirche noch zu retten?» versprach der Papst «con gusto» zu lesen. Küngs Zeitungsartikel «Gegenwind in der Kurie» verdankte er mit der Bemerkung, er habe ihm «gutgetan». Im letzten Ostergruss schrieb er: «Immer erinnere ich mich an Sie und bete für Sie; bitte beten Sie auch für mich». Die Briefe schliessen jeweils mit dem Gruss «fraternalmente» und der titellosen, schlichten Unterschrift «Francesco».
Die vorbehaltlose Sympathie des amtierenden Papstes war für Hans Küng am Ende seines stürmischen Lebens eine grosse Genugtuung.
Im letzten Weihnachtsbrief an Papst Franziskus äusserte Küng seine Hoffnung auf eine öffentliche Rehabilitierung. Unrealistisch war der Wunsch des Todkran-ken nicht, hatte doch Papst Johannes XXIII. seinerzeit die Verurteilungen der prominenten französischen Theologen Teilhard de Chardin, Henri de Lubac und Yves Congar zurückgenommen. Dazu kam es leider nicht mehr. Rehabilitierun-gen sind in der Kirchengeschichte selten, und die Warteliste ist lang. Vielen Mitmenschen hat Küngs Anteilnahme nach Schicksalsschlägen Trost gespendet, besonders auch die berührenden Worte in Kondolenzbriefen.
Um zu schliessen, möchte ich hier Küngs Kondolenzformel auf ihn übertragen: «Gerade in einer Stunde der Trauer und des Abschieds, die wir in Dankbarkeit feiern dürfen, sollten wir neu Vertrauen fassen und daraus Kraft schöpfen, um auch die Zukunft, unsere je eigene Zukunft zu bestehen und nicht allzu viel Angst vor dem Tod zu haben. Dankbar für alles, was Hans Küng für uns war und uns bedeutet. Zugleich hoffend auf den Frieden, der alle Vernunft übersteigt, auf die Freude, das Glück, das ihm und, so hoffen wir, einst auch uns bereitet ist.»
Dr. Felix Gmür
Bischof von Basel
Persönliche Worte
Vor ein paar Wochen besuchte ich mit Freunden den Alten Stadtfriedhof in Tü-bingen. Wir waren bei Hans Küng. Ein einfaches, würdevolles Grab mit schönem, farbigem Blumenschmuck. Es steht noch kein Grabstein da, dafür ein schlichtes Kreuz mit Namen und Lebensdaten. Unter dem Kreuz sind seine sterblichen Überreste in die Erde eingelassen. Man sieht sie gut, die Erde. Sie hat etwas Frisches, etwas Junges, und das unter altem Baumbestand, neben alten Grab-teinen, wild wuchernden Pflanzen, neu gesetzten Blumen, im Ohr ein Vogelge-zwitscher. Bänke, die man selber nach Belieben hinstellen darf, laden zum Ver-weilen ein. Ein Ort, wo viele Tote liegen und doch ein sehr lebendiger Ort. Sinnlich, ruhig.
An Küngs Grab hielten wir inne und beteten am Ort, wo er der Auferstehung harrt. Ich musste beim Friedhofsbesuch an das berühmte Wort von Papst Johan-nes XXIII. denken: «Wir sind nicht auf der Erde, um ein Museum zu hüten, son-dern um einen Garten zu pflegen, der von blühendem Leben strotzt und für eine schönere Zukunft bestimmt ist».
Tübingens Alter Stadtfriedhof passt gut zu Hans Küng. Er passt gut zu seiner Hoffnung für die Kirche, ein Ort blühenden Lebens zu sein. Dazu braucht es einen guten Boden. Für ihn war dieser Boden Sursee. Hier lernte er glauben, in der Pfarrei und in der Jungwacht im Glauben Wurzeln schlagen. Hier lernte er kennen, was Kirche ist und was sie sein kann und was es bedeutet, den Glauben selbstverständlich und eifrig zu praktizieren. Er hing am Glauben; er hing an der Kirche. Und er blieb dabei. Aber er liess sich nicht einengen. Das mag auch damit zu tun haben, dass er seine Gymnasialzeit an der, wie er selber sagt, libe-ralen Kantonsschule in Luzern absolvierte. Die Freiheit, seinen eigenen Weg zu gehen und seine eigenen Gedanken zu äussern, liess er sich nicht nehmen. Weil er frei blieb, konnte er durchhalten, und weil er treu war, hielt er bis zum Schluss durch.
Treu und frei: So war sein Glaube. Ich erwähne hier Sursee und Luzern, weil mich diese Orte mit Hans Küng verbinden. Sursee ist meine Mutterstadt, Luzern meine Vaterstadt. Uns verbanden gemeinsamer Boden und gemeinsame Wur-zeln. Wir wussten, woher wir kommen und was uns prägte. Das machte den Zugang zueinander leicht, ich möchte sogar sagen: unbeschwert. Dafür bin ich dankbar.
Es war uns vergönnt, frei und unbefangen miteinander zu reden, auch ohne im-mer gleicher Meinung zu sein. Dass ich sein Bischof war, störte weder mich noch ihn, zumal er ja nicht ein einzelnes Bistum, sondern die ganze Welt im Blick hatte und sich deshalb fast noch mehr als für den Bischof von Basel für den Bischof von Rom interessierte. Rom prägte ihn. Das Päpstliche Kolleg, die Päpstliche Universität, der Papst selbst. Er sagte einmal: «Der Papst lässt mich nicht los, und ich lasse den Papst nicht los». Zuweilen überraschte mich, mit welcher Selbstverständlichkeit er zum Papsttum stand. Doch gerade wegen dieser Ver-bundenheit konnte er die Päpste kritisieren. Mitunter unzimperlich. Er konnte scharf austeilen und musste auch hart einstecken.
Auch wenn der Entzug der Lehrerlaubnis eine offene Wunde blieb, freute ich mich über die Sympathie, die er für Papst Franziskus hegte. Zweimal zeigte er mir handgeschriebene Karten des Papstes, über die er sich sichtlich freute. Und ich freute mich, weil ich etwas Versöhnendes spürte. Versöhnung folgt auf Auseinandersetzung. Dieser wich Hans Küng nicht aus. Er konnte nicht, weil der Ort seiner Theologie der Mensch von heute mit seinen Fragen war. In Vor-lesungen, Vorträgen und Büchern formulierte er Antworten. Vielen dankbaren Gläubigen gab er verständliche und für sie einsichtige Antworten. Dass einige davon nicht ungeteilte Zustimmung fanden, sondern neue Fragen hervorriefen,
behagte ihm hingegen nicht. Er konnte oder wollte nicht nachvollziehen, dass ein Teil seiner Antworten in der Lesart von anderen, auch gläubigen und klugen Leuten, als nicht zielführende kirchenkritische Polemik oder als zweideutige Dog-matik verstanden wurde. Dass die Debatte über viele Fragen jetzt wiederauf-genommen und in einem weltweiten synodalen Prozess weitergeführt wird, hätte Hans Küng bestimmt gefreut.
Die Kirche entwickelt sich. Orte prägen. Natürlich wurde Hans Küng ganz besonders durch die Universität geprägt. Ihr offenes Umfeld spornte ihn an, über das Christentum hinauszudenken und alle Religionen und Weltanschauungen in ein grosses Friedensprojekt namens Weltethos einzubinden. Tübingen wurde für Hans Küng der zentrale Ort seines Wirkens. Es ist deshalb ein schönes Zeichen, dass Dr. Gebhard Fürst, der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, zugegen ist und wir beide als Abschluss dieser Gedenkfeier für Hans Küng beten dürfen.
Bischof Felix Küng und Bischof Gebhad Fürst, Rottenburg
Gemeinsames Gebet für Hans Küng
Ewiger Gott,
du Urheber allen Lebens
Wir danken dir für Hans Küng und für die Wegstrecken, die wir mit ihm gehen durften.
Wir danken dir für die Schaffenskraft, die du ihm gegeben hast, sich einzusetzen für Menschlichkeit, Freiheit und Frieden in der Welt, für einen heutigen Glauben und eine Kirche, die den Menschen dient.
Barmherziger Gott, du Heiler aller Wunden Blicke gütig auf Hans Küng und alles Unversöhnte, das ihn und andere belastete.
Blicke gütig auf alles, was ihn hinderte auf dem Weg zu dir, sei ihm armen Sünder gnädig und schenke ihm Vergebung für alles, worin er gefehlt hat.
Lebendiger Gott, du Urgrund allen Seins
Nimm Hans Küng an der Hand und gib ihm einen Ort bei dir im blühenden Garten des Himmels
Nimm ihn an der Hand und zeige ihm dein Angesicht, dass er es schauen darf für alle Ewigkeit.
Amen
Die zitierten Texte sind entnommen von der Homepage der Herbert Haag Stiftung.(https://www.herberthaag-stiftung.ch/)
und aus dem Programm der Gedenkfeier Luzern
Samstag, 28. August 2021
Grabtuch von Turin - Ausstellung in Wädenswil
Ausstellung "Wer ist der Mann auf dem Tuch?"
vom 15. August bis 26. September 2021
in der Pfarrkirche St. Marien: Etzelstrasse 1, 8820 Wädenswil
Die Ausstellung ist täglich geöffnet,
so wie die Kirche tagsüber offen ist
(ca. 8-19 Uhr).
Aus dem Ausstellungs-Hins:
"Wer ist der Mann auf dem Tuch?“, fragt die erste in Deutschland präsentierte Ausstellung zum Turiner Grabtuch.
Das Tuch ist ein 4,40 Meter langes und 1,13 Meter breites Leinentuch mit einem angenähten Saum. Es ist ein kostbares Tuch, in einem aufwändigen Fischgrät-Muster gewebt. Auf dem Tuch sieht man in voller Länge das Abbild eines Mannes in Vorder- und Rückansicht.
Bis heute gibt es nur Theorien darüber, wie es entstanden ist.
Unter dem Titel „Wer ist der Mann auf dem Tuch? – Eine Spurensuche" stellt die Ausstellung sowohl wissenschaftliche Forschung wie theologische Sichtwei-sen zu dem Leinentuch vor.
Die Ausstellung dokumentiert die Geschichte des Tuches, die naturwissens-chaftlichen Erkenntnisse um Wunden und Echtheit - versehen mit biblischen Bezügen und die einmalige Gelegenheit, Religion und Wissenschaft erfahrbar zu machen.
Kernstücke der Ausstellung sind eine originalgetreue Nachbildung des Tuchs sowie eines Korpus', der aus einer 3D-Betrachtung der Spuren am Tuch gefer-tigt wurde. Aber auch weitere Ausstellungsstücke wie die Dornenhaube und die Nägel, die zur damaligen Zeit bei einer Kreuzigung verwendet wurden, bieten Anregung zur Diskussion. Die Sammlung umfasst 22 Informationsstellen und sieben Vitrinen.
Entwickelt wurde die Ausstellung von den Maltesern und mit Hilfe privater Unterstützer. Die Wanderausstellung ist deutschlandweit zu sehen. Ab 2020 wandert eine weitere Ausstellung durch Südamerika.
Zur Geschichte des Grabtuches (nach Wikipedia)
Die ältesten unumstrittenen schriftlichen Quellen, die die Existenz des Tuches erwähnen, reichen bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. 1353 erhielt der französische Ritter Geoffroy de Charny von König Johann II. dem Guten den Auf-trag, eine Stiftskirche in Lirey bei Troyes, Département Aube in der Cham-pagne, zu bauen. Dort wurde das Grabtuch erstmals – dokumentarisch durch ein Pilgermedaillon verbürgt – 1357 der Öffentlichkeit präsentiert.
Da marodierende Banden das Tuch in Lirey bedrohten, wurde es von Kanonikern aus Sicherheitsgründen 1418 in eine Kapelle nach Saint-Hippolyte gebracht. Es blieb dort 34 Jahre lang, bis es 1453 von der Witwe des verstorbenen Grafen Humbert aus der Adelsfamilie Haus Faucogney, Margaret de Charny, in den Besitz des Hauses Savoyen überging. In dieser Zeit wurde es von damaligen Besitzern auf Reisen mitgeführt und an verschiedenen Orten ausgestellt. Einmal im Jahr wurde das Tuch an einer „le Clos Pascal“ genannten Stelle den Gläubi-gen gezeigt.
Die Authentizität des Grabtuches wurde bereits sehr früh in Frage gestellt. Der amtierende Bischof von Troyes, Pierre d’Arcis, berichtete im Jahr 1389 in einem Beschwerdebrief an den Gegenpapst Clemens VII. von einem Skandal, den er in der Kirche in Lirey entdeckt habe. Dort habe man „… fälschlich und betrügerisch, in verzehrender Habgier und nicht aus dem Motiv der Hingabe, sondern nur aus Gewinnabsicht für die dortige Kirche ein listig gemaltes bestimmtes Tuch angeschafft, auf dem mit kleverer Fingerfertigkeit das zweifache Bild eines Mannes dargestellt ist, das heisst Vorder- und Rückansicht, von dem sie fälschlich behaupten und vortäuschen, dass dies das wirkliche Grabtuch sei, in welches unser Heiland, Jesus Christus, in der Grabesgruft eingewickelt war.“ Neben dem seiner Meinung nach nicht plausibel erklärbaren Fehlen der Erwähnung eines Grabtuches mit Körperabbildung in den Evangelien bezog sich Pierre d’Arcis auf seinen Vorgänger, den Bischof Henri de Poitiers. Unter dessen Amtszeit, 30 Jahre früher, sei das Tuch erstmals ausgestellt worden. Demnach unternahm Henri de Poitiers, nachdem er von der Angelegenheit erfuhr, Nachforschungen und „… entdeckte die Betrügerei und wie das Tuch listig gemalt wurde, der Künstler, welcher es gemalt hatte, bestätigte die Wahrheit, nämlich, dass es das Werk menschlicher Fertigkeit sei, und nicht wunderhaft entstanden oder geschenkt sei.“ Der Name des Fälschers wurde nicht genannt.
Gestützt wurde Pierre d’Arcis’ Urteil durch Dokumente von Geoffroy de Charnys Sohn Geoffroy II., in denen das Grabtuch durchgehend nur als „Bildnis“ oder „Repräsentation“ erwähnt wurde. Auch dessen Tochter Margaret de Charny und ihr Gemahl Humbert de Villersexel, die im Besitz des Tuches waren, äusserten sich über das Tuch nur in dieser Weise. Aufgrund des bischöflichen Appells legte Gegenpapst Clemens VII. 1392 fest, dass das Tuch keine Reliquie sei. Eine Ausstellung sei aber erlaubt, solange es nicht als das Grabtuch Christi präsentiert werde. Pierre d’Arcis erhielt von Clemens VII. unter Androhung der Exkommuni-kation die Anordnung, Stillschweigen über seine Ansichten zum Tuch zu wahren.
Mit dem Besitzübergang des Tuches von den Nachfahren Geoffroy de Charnys an Herzog Ludwig von Savoyen 1453 verband sich eine Änderung der offi-ziellen Einschätzung des Tuches. 1464 sprach Francesco della Rovere, der spätere Papst Sixtus IV., vom Tuch als „gefärbt mit dem Blut Jesu“. Sein Neffe, Papst Julius II., widmete 1506 dem Tuch als dem „Heiligen Grabtuch“ einen speziellen Festtag (4. Mai), an dem eine Messe und ein Ritual zu Ehren des Tuches abzuhalten war, obwohl es sich bei dem Tuch nicht um das einzige anerkannte heilige Grabtuch jener Zeit handelte. Papst Gregor XIII. erließ 1582 einen vollkommenen Ablass, den er allen erteilte, die nach Beichte, Buße und Eucharistie vor dem ausgesetzten Grabtuch andächtig zu Gott beten.
Nachdem das Tuch in den Besitz des Hauses Savoyen gelangt war, wurde es von den jeweiligen Herrschern der Familie als Prestigeobjekt auf ihren Reisen von Burg zu Burg innerhalb ihrer Besitztümer mitgeführt. Es wurde somit an vie-en Orten aufbewahrt und von Zeit zu Zeit auch öffentlich gezeigt. 1502 wurde dem Tuch in der Schlosskapelle von Chambéry, der damaligen Residenz des Hauses Savoyen, ein vorläufig dauerhafter Aufbewahrungsort in einer heute noch vorhandenen Nische hinter dem Altar eingerichtet. Das in einer Silberkiste zu-
sammengefaltet aufbewahrte Tuch überstand eine Brandkatastrophe in der Schlosskapelle von Chambéry im Jahre 1532. Es trug jedoch am Rand symmetrische Brandflecken und Löschwasserflecken davon. Die Brandlöcher wurden zwei Jahre später von Nonnen vernäht.
Am 14. September 1578 liess Herzog Emanuel Philibert von Savoyen das Grabtuch nach Turin, der neuen Residenzstadt des Hauses Savoyen, überfüh-ren, wo es bis heute in der Kathedrale von Turin, dem Duomo di San Giovanni, aufbewahrt wird.
Nur im Jahre 1939 wurde es in einer Geheimaktion über Rom in die Abtei Monte-vergine nach Süditalien verlegt und dort im Choraltar versteckt. Offiziell geschah dies, um es vor einer möglichen Bombardierung Turins zu schützen. Nach dem Historiker und Direktor der staatlichen Bibliothek Montevergine, Andrea Davide Cardin, geschah diese Verlegung auch, um es vor einem Zugriff durch die Na-ionalsozialisten zu schützen. Er stützt sich dabei auf Hinweise in zeitgenös-sischen Dokumenten von Kardinal Maurilio Fossati, dem damaligen Erzbischof von Turin.
Am 29. Oktober 1946 wurde es unter grosser Diskretion wieder nach Turin gebracht. Es blieb im Besitz des Hauses Savoyen über das Ende ihres König-tums in Italien im Jahre 1946 hinaus, auch wenn es seitdem praktisch unter Ver-wahrung des Erzbischofs von Turin war. Nach dem Tod des ehemaligen italie-nischen Königs Umberto II. von Savoyen im Jahr 1983 wurde es dem Papst und seinen Nachfolgern vererbt, unter dem Vorbehalt, dass es in Turin verbleibe.
Beim Brand der zwischen Turiner Dom und Schloss gelegenen Grabtuchkapelle am 12. April 1997 wurde das Tuch durch den Feuerwehrmann Mario Trematore unversehrt gerettet, der in letzter Minute das schützende Panzerglas zertrüm-merte.
Seit 1998 wird es in einer Seitenkapelle des Doms in einem mit Argon befüllten Spezialcontainer aufbewahrt, um es vor Umwelteinflüssen besser zu schützen. Bei Konservierungsarbeiten im Jahr 2002 durch die Textilrestauratorin Mechthild Flury-Lemberg wurden die Brandlochflicken von 1534 wieder entfernt, ein neues Stütztuch untergenäht und die Falten, die durch vierhundertjährige Aufbewahrung in gerolltem Zustand entstanden waren, geglättet.
siehe auch: https://www.youtube.com/watch?v=2inEVMvph2Q
Freitag, 27. August 2021
David McLion
ein aussergewöhnlicher Mensch und Freund
ist
gestorben
23. Juni 1942 bis 24. August 2021
Noch am 18. August 2021 widmete ich ihm einen Mundartvers "Abschiid nih" (zu finden unter "Frisch vum Fridli"). Da war er bereits im Kantonsspital Glarus mit einer niederschmetternden Prognose über seine tödliche Krankheit. Er entschied
sich, seine letzte Zeit im "Salem" Ennenda zu verbringen, er sagte im "Hospiz".
Letzte Woche konnte er seine Angehörigen aus Deutschland noch einmal emp-fangen und sich von ihnen verabschieden. Vorher konnte ich ihn noch mehrmals im Spital besuchen und gute Gespräche mit ihm führen. Vor allem sprach er über seinen Abschied und wie er sich diesen wünsche. Bei unserer letzten Begegnung assen wir im Gang auf seinen besonderen Wunsch ein Glacé. Er war guter Dinge und wir sprachen über seine besonderen Projekte: die geniale Planung einer "Linthakademie" in Linthal, seine PR für das Glarnerland und für einzelne Firmen, sein Riesenengagement für den "Felix und Regula-Weg" vom Tierfehd bis nach Zürich, den er perfekt verfilmt im Netz festhielt, über seinen Einsatz für das Su-worowmuseum, über seine Forschungen als Kybernetiker und seine grafischen Darstellungen im Netz, die sehr anspruchsvoll, atemberaubend und meisterhaft sind u.a.m. (siehe "David McLion" und es tauchen ungezählte Beiträge und Grafiken von ihm auf).
Als ich ihn erneut besuchen wollte, hiess es, der Patient sei abgereist. Ich ver-suchte es im "Salem", und siehe, Volltreffer. Ein kurzes Telefongespräch war möglich. Er wirkte schwach, war aber überaus glücklich, dass sein Abschied von seinen Angehörigen aus Deutschland zustande gekommen war und ganz in sei-nem Sinne verlaufen war. Wir vereinbarten für diese Woche einen Besuch, der aber leider nicht mehr stattfinden konnte, weil er eigentlich doch unerwartet am 24. August 2021 spätabends um 23.45 Uhr verstarb.
Ich spreche den Angehörigen, besonders seiner Frau Gemahlin Simone, die er sehr liebte, mein herzliches Beileid aus.
Noch an seinem Geburtstag (23. Juni) überraschte ich ihn mit den folgenden Versen, als ob ich unbewusst kaum glaubte, dass es sein letzter war.
Ich möchte gerne schreien,
der blitzgescheit’ McLion,
hab’ heute at ist’s best
sein spezielles Fest!
Das letzte Mal, ihr Lieben,
trägst du am Rücken eine Sieben.
Daneben mag dich freu’n,
die fröhlich lachend Neun.
Die beiden sind ja sintemalen
seit eh und je auch heil’ge Zahlen.
Sie wechseln, wie man weiss, dann sacht
dann über’s Jahr mit einer Acht.
° ° °
Auf null folgt eins,
vor null ist keins,
nicht minder froh ist auch die Zwo,
noch besser, ei, ist dann die Drei.
Die gute Vier
ist nicht von hier,
die Fünf vor Sechs
ist unterwegs.
Die Sechs mit x,
ist auch recht fix;
doch dann, ihr Lieben,
freut sich die Sieben.
Schier über Nacht,
folgt dann die Acht.
Danach die Neun
mag dann Euch freu’n.
Nur, lasst die Zehn,
dann einfach steh’n.
Gar manche Zahl
ist eine Qual.
Des David’s Hirn
mag nicht verwirr’n;
sein Geist durchdringt,
weil alles schwingt,
von nah nach weit
durch Raum und Zeit,
von lang und breit
die Ewigkeit.
Nun macht mit Schwung
er einen Sprung
und auch im Sturm
beim Pulverturm.
° ° °
Und bist du heute um halb acht
aus Träumen und aus Schlaf erwacht,
pfeift dir, vor’m Haus ganz wunderbar
und jubiliert vom Baum ein Star:
Juhee, viel Glück und bleib am Ball,
sei hier und da und überall;
die Zukunft sei dir froh und heiter,
ob auf dem Stuhl, ob auf der Leiter.
Schwing dich mit deinem Musenross
stets frohgemut von Spross’ zu Spross’
und bleib’ dabei recht kess und munter,
schau niemals rückwärts, niemals runter.
Die Leiter möge lang dir sein,
und ob dir stets der Weisen Stein!
Und hast von Leitern du genug,
setzt an zum weitern Höhenflug.
Dann höre gern die frohe Kund’
von deinem schaur’gen Gerbihund,(1)
der dir in seinem Katzengold
seit Jahren schon geneigt und hold.
Und ist dereinst dein Musenschimmel
dann angelangt im Götterhimmel,
sei dann wir Zeus und wie Apoll
der Freuden und des Jubels voll.
Einstweilen bist du aber ja noch hier,
bei Glarnern, Menschen und Getier;
wir, und auch uns’re lieben Gofen,
benöt’gen dich als Philophen,
der Zeit und Welt uns schön erklärt
und alles, was noch lange währt.
Drum, lieber David, bleib uns weiter
ein Rater, Freund und auch Begleiter!
Mit einer Tonne bester Grüsse au a-d Bäsi
Sehr häärzlich Fridli Osterhazy
(1) Am 21. Juni 2019 referierte David im Bohlensaal des Tolderhauses in Näfels im Rahmen des Kulturforums Brandluft über seine Erkenntnisse unter dem anspruchsvollen Titel "Zeiten vergehen - die Zeit bleibt, der Zeit auf der Spur".
Über die Überreichung des "goldigä Gärbihundes" freute er sich sehr und meinte, für ihn sei diese Präsentation seiner Philosophie einer der glücklichsten Abende gewesen. Bild: David präsentiert eine seiner Grafiken, die Gott und die Welt erklären.
Dienstag, 24. August 2021
Die Näfelser Josefsglocke auf dem Friedhof
Auf dem Näfelser Friedhof, nördlich der Kirche, ist in einer Rabatte die abgebildete Kirchenglocke aufgestellt. Gemäss Auskünften des ehemaligen Sigristen Martin Böni ist sie bei der Gesamtrenovation der Hilariuskirche anno 1978 dem Glockenturm entnommen worden, weil sie einen Riss aufweisen soll. Laien sähen diesen nicht, aber Fachleute hörten beim Klang diesen Schaden. Sie wurde durch eine neue Glocke ersetzt, bleibt aber als Erinnerung und Andenken auf dem Friedhof öffentlich aufgestellt. 1887 wurde sie im Hinblick auf das Jubiläum 500 Jahre seit der Schlacht bei Näfels mit einem neuen Geläute angebracht.
Inschrift:
REQUIESCANT IN PACE....
O SANCTE IOSEPH!
...RUETSCHI & Co IN AARAU 1887
Diese Josefglocke, an der man meist vorbeigeht, ohne sie zu beachten, weckte meine Neugier nach dem Gesamtgeläute. Und siehe, per Zufall stieß ich bei YouTube auf eine Datei von Richard Arnold, der eine grosse Zahl von Filmaufnahmen visuell und akustisch ins Internet gestellt hat. Zahlreiche Kirchen und deren Geläute sind festgehalten, so auch die Hilariuskirche und das ganz besondere Geläute. Er liefert noch einen Kommentar dazu von Robin Martin, der Geläute und Kirche hat wie folgt beschrieben hat:
Pfarrkirche St. Hilarius
Konfession: römisch-katholisch
Es läuten alle 5 Glocken:
c’ e’ g’ a’ c’’
Aufnahme
Samstag, 23.01.2021, 15 Uhr,
Sonntageinläuten zum 3. Sonntag im Jahreskreis.
Im Jahre 1887 wurde für die Pfarrkirche Näfels ein neues fünfstimmiges Geläute gegossen. Es entstammt der Aarauer Giesserei Rüetschi und ist insofern bemerkenswert, dass es sich um eines der ersten Geläute handelt, die den bisher bekannten Dur-Akkord mit einer Sexte zum erweiterten Salve-Regina-Motiv ausfüllen. 1977 musste die kleinste Glocke von der selben Giesserei neu gegossen werden. Das Geläute entwickelt einen festlichen Gesamtklang.
Ein erstes Gotteshaus in Näfels entstand 1389 nach der Schlacht bei Näfels, eine Schlachtkapelle. Näfels war ursprünglich nach Glarus, später nach Mollis kirchgenössig. Nachdem die Molliser Bevölkerung 1529 zum reformierten Glauben übergetreten war, Näfels aber katholisch blieb, wurde eine eigene Pfarrei gegründet und die bereits einige Jahre zuvor erstellte grössere Kapelle zur Pfarrkirche erhoben. Die heutige Kirche wurde 1787 nach Plänen von Jakob und/oder Johann Anton Singer begonnen und am 16. Juli 1781 geweiht. Nachdem 1914 ein Teil eines Deckenbildes heruntergestürzt war, wurde bei einer Renovation das ganze Schiffgewölbe neu erstellt. Die letzte Gesamtrestauration 1977-1978 gab der Kirche ihre ursprüngliche Gestalt soweit als möglich wieder zurück.
Die wohlproportionierte Kirche erhebt sich inmitten des Dorfes und lässt unschwer das Vorbild der Kirche von Schwyz erkennen (s. https://www.youtube.com/watch?v=asiBy...),
obwohl die sie im Grundriss ganz andersartig gestaltet wurde. Der Turm wurde vom Vorgängerbau übernommen und trägt heute eine schöne Haube. Das Innere ist weit und hell. Eine Stuckierung fehlt fast ganz. Die Deckengemälde im Chor und über der Sakristei sowie die Gemälde an der Empore stammen von Josef Eugen Kuen, die Deckengemälde im Schiff wurden 1915 von Otto Haberer-Sinner neu gemalt. Der Hochaltar ist eine meisterhafte Säulenkonstruktion von Josef Anton Berchthold. Johann Melchior Wyrsch steuerte die beiden nicht weniger meisterhaften Gemälde bei. Von Berchtold stammen auch die grossen Seitenaltäre und die Kanzel. Die beiden kleinen Seitenaltäre in den Seiten-kapellen entstanden erst 1868. Die Schreinerarbeiten stammen aus dem 20. Jh. Barock ist hingegen noch der Orgelprospekt aus dem Jahre 1784.
Daten der Glocken:
Glocken 4-1 wurden 1887 von Rüetschi & Co. in Aarau gegossen.
Nr. 1
Dreifaltigkeitsglocke
Gewicht: 2’387 kg
Schlagton: c’
Nr. 2
Muttergottesglocke
Gewicht: 1’216 kg
Schlagton: e’
Nr. 3
St. Hilarius- und Fridolinsglocke
Gewicht: 752 kg
Schlagton: g’
Nr. 4
St. Agathaglocke
Gewicht: 533 kg
Schlagton: a’
Nr. 5
St. Josefs- und Allerseelenglocke
gegossen 1977
Giesser: H. Rüetschi AG, Aarau
Gewicht: 280 kg
Schlagton: c’’
Bilder, Tonaufnahme und Text: Robin Marti
* * *
Domherr, Dekan und Kaplan Jakob Fäh beschreibt in seinem Werk "Kirchliche Chronik Näfels" (1989) Seite 223f. :
"Die erste Glocke ist der heiligsten Dreifaltigkeit geweiht. Die Inschrift der Glocke ist lateinisch, zu deutsch: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!" - "O heilige und eine Dreifaltigkeit, befreie uns, rette uns und belebe uns". Gewicht 25 Zentner, Ton C.
Die zweite Glocke ist der Gottesmutter geweiht: "Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." - "Gegrüsst seist du Maria, heilige Mutter Gottes zeige, dass du unsere Mutter bist." Gewicht 12,5 Zentner. Ton E.
Die dritte Glocke ist St. Fridolin und St. Hilarius geweiht- "Vor Blitz, Hagel, Erdbe-ben und vor allem Übel behüte uns der Herr Jesus Christ.".- "Heiliger Fridolin und Hilarius, unsere Landespatrone, beschützt auch fernerhin unser Vaterland". Gewicht 7,5 Zentner, Ton G.
Die vierte Glocke ist der heiligen Agatha geweiht. "Vor Feuersnot und vor dem ewigen Tod bewahre uns der Herr." - "Heilige Agatha und ihr Heiligen Gottes alle,
bitte für uns". Gewicht 2,5 Zentner, Ton A.
Die fünfte Glocke ist dem heiligen Josef geweiht. "Die Seelen der Christgläubigen mögen in Frieden ruhen." - "Heiliger Josef, sei unser Fürbitter im Leben und stehe uns bei im Sterben." Gewicht 2,5 Zentner, Ton C.
Ein sechstes Glöcklein hänt im Turm. Es ist bis zirka 1934 als Versehglöcklein gebraucht worden. Inschrift: "Hilf Sant Anna selbdrit. 1520"
* * *
Die von Jakob Fäh zitierten Inschriften reichen auf frühere Glocken hin, wie die Jahrzahlen beweisen.
Auf der Spurensuche nach den lateinischen Originalinschriften bin ich im 15. Heft des Jahrbuchs des Historischen Vereins des Kantons Glarus auf einen hilfr-eichen Beitrag von Arnold Nüscheler-Usteri unter dem Titel „Die Inschriften der Glocken im Kt. Glarus“ (1878 erschienen)
„…Näfels
a. Pfarrkirche
1 Benedicite omnia opera Domini Domino. Laudate. Et superexasltate eum in saecula. (Daniel VI 57. Laut Vulgata)
Giesser: Jean Girard et Martin Rolin
Mon. Faiet 1640.
H.L.B.M.K.F.
2 Sancte Fridoline et Hilari orate pro nobis. 1574
In diesem Jahre goss Peter (VI.) Füssli in Zürich
Gen Neffeltz eine Glocke von 2732 Pfund. (Füssli, Gl.-Buch p. 36)
3 Et verbum caro factum est, et habitavit in nobis. (Ev. Johs. I, 14)
Aus dem Feuer bin ich geflossen; Jakob Philipp Brandenberg hat mich in Zug gegossen, 1816.
4 Hilf Sant Anna.
Giesser: ? Gerh. Trit. MCCCCCXX (1520)
In gothischen Minuskeln
5 Domione da pacem in diebus nostris. (Leviticus XXVI, 6)
Anno 1544 goss Hans (l.) Füssli in Zürich gem Näffles ein
Glöcklein von 437 Pfund (Füssli, GL.-Buch, p. 14)
Das ganze Geläute wiegt 70 bis 80 Zentner.
b. Beinhaus (Kapelle)
Es konnte wegen Unzugänglichkeit nur die Jahrzahl 1767,
nicht aber die Inschrift gelesen werden.
c. Kapuzinerkloster
Dum resono. Christe exaudi vota tuorum.
MDCXIIII (1614)
Bild : Christus am Kreuze
Das heutige Geläute kann man hören unter
https://www.youtube.com/watch?v=4_aSRNrKOFQ
* * *
Radio SRF brachte das Näfelser Geläute in der Sendung
"Glocken der Heimat" (2014)
Näfels, St. Fridolin und Hilarius
Das Geläut dieser bedeutendsten katholischen Barockkirche des Kantons ist für Schweizer Verhältnisse lediglich von mittlerer Grösse. Es ersetzt seit 1887 ein historisch bedeutendes Ensemble, das in verschiedenen Jahrhunderten von Zürcher-, Zuger- und Lothringer Giessern geschaffen worden war.
Lediglich die älteste Glocke von 1520 blieb erhalten, läutet aber nicht im heutigen Geläut mit, dessen kleinste Glocke 1977 neu gegossen werden musste. Musikalisch bemerkenswert am Geläut von 1887 ist die verhältnismässig frühe Wahl einer Schlagtonfolge mit Sexte (a´) zum üblichen C-Dur-Akkord.
Glockendetails
Ort Näfels GL
Objekt Kirche St. Fridolin und Hilarius
Konfession katholisch
Aufnahme 1980
Schlagton Name Gewicht Gussjahr Giesser
c' Dreifaltigkeitsglocke 2387 kg 1887 Rüetschi & Co., Aarau
e' Muttergottesglocke 1216 kg 1887 Rüetschi & Co., Aarau
g' St. Hilarius- und Fridolin-Glocke 752 kg 1887 Rüetschi & Co., Aarau
a' St. Agathaglocke 533 kg 1887 Rüetschi & Co., Aarau
c'' St. Josefs- oder Allerseelenglocke ca. 280 kg 1977 Rüetschi & Co., Aarau
Quelle:
https://www.srf.ch/radio-srf-musikwelle/glocken-der-heimat/naefels-st-fridolin-und-hilarius
Montag, 23. August 2021
Gabriele Eberle, Bad Säckingen verstorben
Am vergangenen Montag, 16. August 2021, starb Gabriele Eberle-Gerteis, Bad Säckingen und Freiburg vier Tage nach ihrem 95. Geburtstag. Sie war den "Freunden von Bad Säckingen" sehr zugetan und war eines der drei "Golden Girls von Säckingen". mit Agnes Baumgartner, der Ehefrau von Vizebürger-meister Friedrich Baumgartner und Hildegard Papke. Diese drei "Golden Girl" waren an Anlässen meist selbdritt und strahlten ihr eigene Fröhlichkeit und Freundlichkeit aus. Auf einer Glarnerlandreise im Jubi 2012 der "Freundeskreis Näfels", eine Sympathievereinigung seit der Gründung der Partnerschaft "Näfels-Bad Sàckingen" später "Glarus Nord-Bad Säckingen" durfte den drei "Golden Girl" einen Glarnerschal mit dem Aufdruck des hl. Fridolin überreichen.
Die "Laudatio" auf die drei heiteren Damen, die wir mit vorgehalten Hand auch die "lustigen Weiber von Säckingen" nannten, liegt noch vor.
Ein Hoch auf die Golden Girls von Bad Säckingen
O hört, Ihr Freunde diese Gschicht,
die bislang niemand kennet nicht,
Drei Frau’n aus Eurer Stadt am Rhein
die sollen heut gelobet sein!
Die „Golden Girls“ sind sie genannt,
und also in der Stadt bekannt,
bei jeder Feier sind die drei
als Trio gern und gut dabei!
Verstrahlen tun sie reifen Charme
Es wird ums Herzen einem warm,
wenn sie ihr Rouge auf weichen Bäckchen
Lidschatten um die Tränensäckchen.
Gekleidet stets in schicker Robe
fürs Feinste nur und nicht fürs Grobe,
erscheinen sie stets voller Würde
missachtend aller Jahre Bürde
und geben auch mit ihren Namen
dem Anlass einen feinen Rahmen.
Sie sprechen wenig, wissen viel
und wenn schon dieses nur mit Stil.
Es sind, von denen ich erzähle
zum ersten Eberle Gabriele,
sie lässt sich gerne dann begleiten
von Papke HIldegard zum zweiten,
Und in der noblen Damenmitte
Baumgartner Agnes als die Dritte!
Denn aller guten Ding‘ sind drei
So auch bei dieser Weiberei!
Ich kenne alle ziemlich lange.
Beim Küssen steh ich immer Schlange,
und keine hat bisher verwehrt,
was ich von ihnen stets begehrt.
Und wenn das Schicksal sich erbarmt,
hab ich sie dann ja auch umarmt,
dann raubet Sinne mir und Luft
betörend-süsser Parfümduft.
Sie fragen mich, ob ich belämmert,
weil rasend mir das Herz auch hämmert,
und von der Stirne rinnt der Schweiss,
es schwindelt mich und wird mir heiss.
Wenn ich in ihre Arme sinke
und mein Gebiss in ihres klinke,
bin ich ja meistens auch erbleicht,
denn nunmehr war das Ziel erreicht.
So liege ich denn voller Lust
an ihrer weichen Frauenbrust
und während ich dann leicht erröte
fühl‘ ich mich fast wie Wolfgang Goethe.
Hernach werd' ich dann etwas stiller,
dann fühl‘ ich mich wie Friedrich Schiller,
ich hör im Ohre: „Werd nicht dreist!“
Dann fühl ich mich wie Heinrich Kleist.
Mit wird dann aber etwas blöder,
ich fühl‘ mich wie der Kanzler Schröder,
und heisst’s dann mahnend: „Sei kein Ferkel!“
dann bin völlig Äinschi Merkel!
Es artet aus dann zum Klamauck
dann bin ich Joachim, der Gauck.
Sie sehn, die Damen inspirieren,
und lassen mich drum jubilieren.
Doch eines müssen Sie noch wissen,
'nen Makel haben diese Missen.
Sie tragen ihre Hälse nackt,
drum hab ich was, was sie verpackt.
Und weil die Hälse etwas kahl
bring ich den Glarner Fridli-Schal
mit lauter kleinen Fridolinen
für unsre kessen flotten Bienen.
Wenn ich nun straks zu ihnen wanke,
sag ich dann tausendmal nur danke,
für eure Freundschaft, Sympathie
wär' jünger ich, fiel ich aufs Knie.
Nun nehmt den Schal und ich den Kuss,
dann ist dann aber fertig schluss!!!
Herzlich
Fridolin
Die drei "Golden Girls" am 9. April 2019 im Kursaal Bad Säckingen. v.l.n.r. Hildegard Papke, Agnes Baumgartner und Gabriele Eberle, strahlend wie immer! Im Hintergrund Ortsvorste-
her Fred Thelen, Harpolingen-Bad Säckingen.
Gabriele Eberle war mit dem ehemaligen baden-württembergischen Wirtschafts-minister Dr. Rudolf Eberle verheiratet, der bereits 1984 auf der Heimreise von Freiburg nach Bad Säckingen im Zug plötzlich verstarb. Eberle stand in Bad Säckingen in hohem Ansehen und war sehr beliebt.
In der Folge engagierte sich Gabriele im karitativen Bereich. Jahrelang fuhr sie für die Caritas Essen auf Rädern aus. Auch war sie bei der Organisation von Seniorennachmittagen beteiligt. 1990 war sie mit dem ehemaligen Vizebürger-meister Wolfgang Lücker Mitbegründerin des "Freundeskreises der Dr. Rudolf-Eberle-Schule", Bad Säckingen, die nach ihrem Mann benannt wurde. Im Stadtverband der CDU war sie mehr als 60 Jahre aktives Mitglied und Delegierte zur Landeshauptstadt Stuttgart. 2016 wurde sie 2016 CDU-Ehrenmitglied. Sie war jeweils beim grossen Fridolinsfest "Fridlini" an vorderster Front und stets dabei. Die letzten Jahre wohnte sie in einem Pflegeheim in Freiburg, kehrte aber zu ihren Geburtstag nach Bad Säckingen zurück.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, 25. August 2021, 10.30 Uhr auf dem Friedhof in Bad Säckingen statt.
Gabrieles Ehemann
Dr. Rudolf Eberle
* 29. März 1926 in Steinbach;
† 17. November 1984 in Ludwigsburg Deutscher Volkswirt und Politiker (CDU)
Nach dem Schulbesuch wurde Rudolf Eberle zur Wehrmacht einberufen, nahm ab 1944 als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Zuletzt geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1948 entlassen wurde.
Er holte später das Abitur nach und absolvierte im Anschluss ein Werksstudium in den Fächern Philosophie, Geschichte und Volkswirtschaftslehre an der Universität Freiburg. Dort wurde er aktives Mitglied der Katholischen Studentenverbindung Germania-Hohentwiel, danach der K.St.V. Neuenfels, beide im KV.
1955 wurde er in Freiburg mit dem Dissertationsthema 'Objekt und Methoden von Dorfuntersuchungen in Deutschland' zum Dr. rer. pol. promoviert.
Nach seiner Promotion arbeitete Eberle als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Freiburg sowie bei der Gesellschaft für Agrarpolitik und Agrarsoziologie in Bonn. Von 1957 bis 1969 war er Geschäftsführer der Planungsgemeinschaft Hochrhein und von 1969 bis 1972 Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hochrhein.
Eberle trat der CDU bei und war von 1962 bis 1971 Stadtrat in Säckingen. Bei der Landtagswahl im April 1964 wurde er erstmals in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt, dem er bis zu seinem Tod angehörte (Nachfolger wurde Peter Straub). Er wurde am 8. Juni 1972 als Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr in die von Ministerpräsident Hans Filbinger geführte Landesregierung berufen und blieb auch unter Ministerpräsident Lothar Späth im Amt. Im Juni 1984 wurde dann das Ressort in Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie umgewandelt.
Rudolf Eberle liebte klassische Musik und förderte z. B. Anne Sophie Mutter durch Vermittlung des Ankaufs einer Emiliani-Geige und Hortense von Gelmini durch ein Dirigat beim SWF.
Eberle starb unerwartet 1984 an einem Herzinfarkt, woraufhin der von ihm im gleichen Jahr gegründete Innovationspreis für kleine und mittlere Unternehmen in Dr.-Rudolf-Eberle-Preis umbenannt wurde. In vielen Gemeinden Baden-Württembergs finden sich heute nach ihm benannte Strassen oder Schulen (z. B. die Dr.-Rudolf-Eberle-Schule in Todtmoos oder die Rudolf-Eberle-Schule in Bad Säckingen).
Sonntag, 15. August 2021
26. Gärbifäscht am herrlichen Sommerabend
Jeweils am letzten Samstag der Sommerferien findet auf dem «Marzäl-lenplatz» des Gerbiquartiers in Näfels ein fröhliches Gerbifest statt. Vor 26 Jahren initiiert von Kathrin und Franz Schmidig und ergänzt durch Nicole und Manfred Müller, «Jägerstübli», treffen sich die Anwohner der Gerbi und der angrenzenden Quartiere in der improvisierten Festwirtschaft bei Grilladen und Tranksame und einem ausladenden Salat- und Dessert-Büffet zum fröhlichen Zusammensein.
In diesem Jahre waren am 14. August an die fünfzig «Gerbeler» und Zugewandte aufmarschiert. Es ist Sitte, dass jede Familie ihre Grilladen mitbringt, sowie Desserts auf das zehn Meter lange Buffet. Franz Schmidig fungierte wie immer als «Obergrillmeister» an drei Grillen, für Tranksame hatte die «Jägerstübli»-Wirtin Nicole Müller in einem bereitgestellten geräumigen Kühlschrank vorgesorgt. Die erfrischende Festansprache hielt Kathrin Schmidig. Sie lud zu einer Grossweinflasche, dem letztjährigen «Jubelwii 25 Jahr Gärbifäscht», zu einem Umtrunk ein.
Dank des herrlichen Wetters sollen die Unentwegtesten erst in rabenschwarzer Nacht aufgebrochen sein. Quartierfestchen dieser Art haben seit der Gemeindefusion an Bedeutung gewonnen und pflegen die freundnachbar-lichen Beziehungen und werden zu einem Stück Heimat.
Links oben: Kathrin Schmidig bei ihrer erfrischenden Festrede und dem ange-botenen Umtrunk des letztjährigen 25-Jahr-Jubiläums-Weins.
Rechts oben: Franz Schmidig als "Ober-grillmeister" in seinem Element. Noch hat niemand ausgerechnet, wieviele Würste und Grillfleischstücke er in 26 Jahren auf mehreren Grillen lecker zubereitet hat.
Unten: Was wäre die Gerbi ohne den Gerbihund! Freilich sieht der gegenwär-tige fröhlicher und friedlicher aus als der Gerbihund aus der Sage, der im grossen
Freulerfestspiel 1942 erwähnt wurde: "Ihr werdet den Gerbihund heulen hören!!!"
(Fotos: Richard Arnold)
Freitag, 13. August 2021
Ernst Gallati von schwerem Leiden erlöst
Ernst Gallati setzte die Tradition seines Vaters an der Bahnhofstrasse Näfels fort und wurde Uhrmachermeister.
Geboren am 18. Mai 1944.
Gestorben am 29. Juni 2021 (am Geburtstag seines Bruders Kurt)
Lehre in Glarus bei Willy Frei senior, war Unterstift seines Bruders Kurt
Heirat mit Marianne Hauser
Fünf Kinder. Das erste Kind Yvonne ist tragischerweise im Alter von 11 Monaten im Garten-bassin hinter dem Geschäftshaus ertrunken.
Ernst litt in der Kindheit an Kinderlähmung. Mit zunehmendem Alter kamen die Krankheits-erscheinungen von damals zurück. Seine letzte Zeit verbrachte er körperlich behindert im Alters- und Pflegeheim Letz in Näfels. Der Tod war ihm ein Erlöser.
Wir behalten Ernst als tüchtigen Geschäftsmann und liebenswürdigen Zeitgenossen in lieber Erinnerung.
Dienstag, 10. August 2021
200 Jahre Löwendenkmal in Luzern
Heute wird in Luzern mit verschiedensten Veranstaltungen das 200-Jahr-Jubiläum gefeiert. Verschiedenste öffentliche Veranstaltungen finden statt und grosse Aufmerksamkeit der Medien, Presse, Radio und Fernsehen ist diesem Anlass gewidmet. Dass auch Näfelser mit diesem Denkmal mehrfach verquickt sind, entweder als direkt betroffene Gefallene oder als Sponsoren.
Näfelser und das Löwendenkmal, Helden und Sponsoren
Sie starben am 10. August 1792 im blutigen Drama im königlichen Schloss in Paris. Die etwa 1000-köpfige rotbejackte Schweizergarde hatte König Louis XVI. vor dem aufgebrachten Volk zu beschützen. Heldenhaft verteidigten sie die Tuilerien, wurden aber von der grossen Übermacht an Revolutionären beinahe restlos niedergemetzelt. Auch die 200 Schweizergardisten, die den König während dieses Sturms zur Nationalversammlung begleiteten, mussten ihre Pflichterfüllung mit dem Leben bezahlen. Das Revolutionstribunal verurteilte sie zu Tode. Sie wurden alle hingerichtet.
Oberst Karl Pfyffer von Altishofen (1771-1840), selbst Mitglied der Schweizergarde, war auf Heimurlaub, als das Drama in Paris geschah. Er wollte seinen Kameraden ein würdiges Denkmal setzen. Fast dreissig Jahre danach – am 10. August 1821 – wurde es feierlich eingeweiht: das Löwendenkmal in Luzern. Geschaffen wurde es nach einem Entwurf des dänischen Künstlers Bertel Thorvaldsen [1] vom Konstanzer Bildhauer Lukas Ahorn, der den sterbenden Löwen in 14 Monaten aus dem Felsen meisselte. Angefangen hatte die Arbeit der Schweizer Bildhauer Eggenschwyler, der aber bei der Arbeit vom Gerüst stürzte und sich so schwer verletzte, dass einige Monate später an den Folgen starb. In lateinischen Lettern in den Stein geschlagen sind die Namen der 26 gefallenen Offiziere und der Hinweis auf die ungefähr 760 getöteten Soldaten. Ebenfalls aufgeführt sind 16 Offiziere und ungefähr 350 Soldaten, die „durch geschickte Fürsorge von Freunden die Niederlage überlebten“.
Unter den Verstorbenen ist der an zweiter Stelle genannte „Bachmann“[2]. Er wurde gefangen genommen, verurteilt und am 3. September 1792 auf dem Karusselplatz in Paris hingerichtet.
Vier weitere Glarner fanden in den Tuilerien den Tod: der 36-jährige Fridli Hefti von Ennetbühls und der 35-jährige Hans Luchsinger von Schwanden. Dazu zwei Näfelser: Korporal Johann Karl Leu, 46-jährig und sein Bruder Füsilier Johann Baptist Leu, 42-jährig [3]. Ihre Eltern: Josef Leu (1720-1773) und Anna Maria, geborene Leuenberger. J. Carl kam in Gams, J. Baptist in Untervaz zur Welt. Marianna, das jüngste der vier Kinder, heiratete den Fähnrich und Schuhmacher Fridolin Josef Feldmann von Näfels, Gerbe, (1754-1826) [4]. Sie gebar zwischen 1782-1800 zehn Kinder, von denen nur eine Tochter einen Hauser heiratete, die anderen starben früh. Diese Hauser starben aber aus[5].
Der Grossvater der Verstorbenen, Landschreiber Bonaventura Leu (1677-1746) war mit einer Maria Verena Landolt (1685-1740) verheiratet. Die zweite Frau des Urgrossvaters Meister Fridli Leu war Maria Tolder (1669-1718) und stammte aus dem Tolderhaus. Der erste Näfelser Leu in der Genealogie ist Martin Leu, der 1655 das Tagenrecht erneuert habe[6].
Spendefreudige Näfelser[7]
Das Löwendenkmal konnte nur aus Spendengelder geschaffen werden. Unter den Donatoren sind erwähnt:
General Niklaus Franz von Bachmann (1740-1831) Fr. 200.-
Oberst Fridolin Josef Hauser (1759-1832), eidg. Staatsschreiber [8] Fr. 10.-
Landammann Karl Müller Friedberg (1755-1836) Fr. 20.-
Kommandant Jost Karl von Bachmann (1757-1857) Fr. 20.-
Major Franz Niklaus von Müller (1782-1858), an der Letz Fr. 20.-
Leutnant Jost Karl Franz von Müller (1789-1865), Bruder des obigen Fr. 10.-
Madame Magdalena Rosalia von Müller (1773-1835), im Beugenhaus, Fr. 10.-
Tochter des Tuilerienverteidigers.
Regierungssekretär Müller (?) Fr. 10.-
Baron J. Müller von Friedberg (Vater des Landammanns) Fr. 20.-
Insgesamt wurden aus dem In- und Ausland Fr. 20497 Franken gespendet!
Heldentum sinnlos?
Der Historiker Christoph Mörgeli [9] hat eine Kolumne unter dem Titel „Das Löwendenkmal in Luzern“ geschrieben. Es ist eine Kostprobe, wie in der Gegenwart der „Heldenmut der Schweizer“ eingeschätzt wird: „...im Inland wird an einer eindrücklichen Gedenkstätte seit 1821 ans tragische Todesschicksal von Schweizer Söldnern erinnert: Ein in Fels gehauener sterbender Löwe symbolisiert das furchtbare Schicksal von 850 Schweizer Söldnern, die 1792 anlässlich der Revolutionsereignisse in Paris niedergemetzelt wurden.
Wozu war dieser gewaltige Blutzoll gut? Die jungen Schweizer Männer ver-teidigten gegen Geld in verzweifelter Sinnlosigkeit ein unfähiges, degeneriertes Königspaar und dessen morsches, überlebtes Regime. Selbstverständlich wurde diesen Söldnern die Überzeugung eingeredet, sie seien Friedenssoldaten und dienten der einzig guten Sache, nämlich einer gottgewollten, friedensstiftenden monarchischen Ordnung. So hatten es ihnen schliesslich die am Solddienst mitverdienenden Schweizer Politiker und Offiziere eingebläut, und so glaubte es die gesamte Staatengemeinschaft Europas. Beim Sturm des Tuilerienpalastes mussten die Schweizer Leibgardisten die Partei eines verhassten Königs er-greifen. Dies machte die Schweiz dem französischen Volk ganz allgemein ver-ächtlich; französische Heere überzogen unser Land sechs Jahre später denn auch mit Krieg, Raub und Vernichtung. Aber wäre es vielleicht sinnvoll gewesen,
die Schweizer Söldner hätten sich der andern Seite angeschlossen? War etwa der blindwütige Blutrausch und der mordgierige Terror des rasenden Pariser Re-
volutionspöbels unterstützungswürdig, nur weil er seine Verbrechen unter den
Schlagwörtern Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit beging?
Auch dies ist nicht der Fall. Auf welcher Seite sich die Schweizer Soldaten 1792 in Frankreich auch befunden hätten: Ihr Einsatz und ihr Todesopfer war sinnlos und moralisch ungerechtfertigt. Diese blutige geschichtliche Lektion haben die Gründer der modernen Schweiz nicht vergessen und mit guten Gründen in der Bundesverfassung von 1848 den Abschluss neuer Militärbündnisse verboten und 1859 die noch bestehenden aufgehoben. ...“[10]
[1] Thorvaldsen, Bertel, dänischer Bildhauer, * 13. oder 19. 11. 1768 Kopenhagen, † 24. 3. 1844 Kopenhagen; bedeutender Vertreter des Klassizismus; schulte sich in Rom an antiken Vorbildern. Typisch sind einseitige Betonung des Umrisses und reliefhafte Auffassung der Skulptur. Hauptwerke: Amor und Psyche 1804; Ganymed mit dem Adler 1817; Grabmal Pius' VII. 1824, Rom, St. Peter. Nach Das grosse Bertelsmann Lexikon 2001.
[2] Gardemajor und Feldmarschall Carl Leodegar Bachmann (1734-1792), Genealogie Näfels Bachmann Nr. 4, Er war der sechs Jahre ältere Bruder des späteren General Franz Niklaus von Bachmann, Genealogie Näfels Bachmann Nr. 5.
[3] Genealogie Näfels Leu Nr. 15,11,7und 3.
[4] Genealogie Näfels Feldmann Nr. 47.
[5] Genealogie Näfels Hauser Nrn, 252 und 273.
[6] Genealogie Näfels Leu Nr. 3.
[7] Thürer, Hans: Einst heftig umstritten – das Löwendenkmal in Luzern,
Schreibmaschinenmanuskript 1992
[8] Tochtermann von General Bachmann
[9] [10] Mörgeli, Christoph: Das Löwendenkmal in Luzern, Kolumne, in: www.christoph-moergeli.ch/kolumnen.asp
Sonntag, 25. Juli 2021
Trouvaille
Als Näfelser Lehrer noch mit Flugblättern um eine Stelle warben...
Fritz Müller, Schützenhof 1918-97 Fritz Fischli, Wydenhof 1911-99
Justament als Reaktion auf das Rorschacher Patentabschlussbild (vom Samstag, 24. Juli 2021 (siehe weiter unten) stellte mir der mit Näfels noch stark verbunde-ner Exilnäfelser A. R. die folgenden Flugblätter der beiden, der älteren Genera-tion noch bekannten Lehrer Fritz Müller-Hauser (Schützenhof) und Fritz Fischli-Müller, Berglehrer (Wydenhof) zu.
Damals war Lehrerüberfluss. Es war nicht leicht eine Stelle als Primarlehrer zu kriegen. Zudem mussten sich Bewerber einer öffentlichen Wahl stellen und wa-ren gezwungen, Werbung für sich zu machen. Sie mussten sich der gleichen Pro-zedur unterziehen wie die Gemeinderäte, auch die Chefbeamten wie Gemeinde-schreiber und Gemeindeverwalter. Allerdings warben bei Gemeinderatswahlen die politischen Parteien und das "Tröölen" war Sitte, das heisst, die Kandidaten für den Gemeinderat gingen noch von Haus zu Haus, sogar in den Näfelser Bergen ("Türfallen putzen") und empfahlen sich persönlich für die Wahl.
Zwei Dokumente von damals (es gäbe auch noch Inserate von damals im "Volks-blatt" und im Glarner Anzeiger (Friitigblettli). Ich werde den entsprechenden Da-ten noch nachgehen und die Wahlergebnisse - wenn auffindbar - nachliefern.
Gewählt wurde der stellenlos Fritz Müller, Fritz Fischli wurde später ebenfalls gewählt, Irrtum vorbehalten, durch Direktwahl vom Schulrat.
Diese Flugblätter (für den zweiten Wahlgang) sind ein Dokument für das damali-ge Wahlprozedere und die Art und Weise wie sich die Kandidaten anboten. (Archiv Armin Rusterholz)
Vor dem dem "Schnägg" Schulhaus:
v.l.n.r.: Rinaldo Gerevini, Hermann Bühler, Josef Stengele, im Hintergrund Mar-lies Stäger, Otto Brunner, im Hintergrund Balz Schmuckli, Margrit Rusterholz, Klara Pfründer, im Hintergrund Kurt Landolt, Emil Feldmann, im Hintergrund ver-deckt, Hedy Schmuckli, Fritz Fischli, Fridolin Hauser, Emil Landolt, Hermann Mathis, im Hintergrund Cäcilia Stengele, Fritz Tschudi, Fritz Müller, im Hinter-grund Balz Gallati.
Samstag, 24. Juli 2021
Das waren noch Zeiten...
Die Frischpatentierten des Lehrerseminars Mariaberg Rorschach
anno 1959
Vor dem Portal des Lehrerseminars Mariaberg Rorschach trafen sich zur Fotografie Seminaristinnen und Seminaristen nach der Pa-tentfeier. Das ausgezeichnete Lehrerseminar des Kantons St. Gallen nahm ausnahmsweise auch Glarnerinnen und Glarner auf. Nach meiner Erinnerung: Josef Beeler, von Glarus eine Seminaristin Zimmermann (Tochter von Lehrer Chäpp Zimmermann), Röbi Stähli, This Stadler und meine Wenigkeit. Ich versuche über meine damaligen Mitkolleginnen und -kollegen, die Namen zu den Gesich-tern zu finden. Viele sind mit noch präsent, andere, vor allem aus der Parallelklasse, nicht mehr oder nur noch mit Vornamen oder Studentenverbindungs-Vulgo.
Man wird sehen.
In Glarus gab es erst ab etwas 1958 eine Kantonsschule. Die Glar-nerinnen und Glarner, die Lehrer werden wollten, waren gezwungen, auswärts ein Lehrerseminar besuchten das Lehrerseminar Schiers (reformierte), das Lehrerseminar Rickenbach Schwyz (katholische), Mädchen das Lehrerseminar Cham oder Ingenbohl, später das Lehrerseminar Schaffhausen und schliesslich Zürich. Vereinzelte be-suchten das Lehrerseminar Zug, heute gibt es auch welche, die das Lehrerseminar Chur besuchen oder seit einigen Jahren die Pädago-gische Hochschule Innerschweiz. Da die Schulhoheit bei den Kantonen lag, mussten die Glarner nebst dem Lehrerpatent des je-weiligen Seminarkantons absolvieren, wir Glarnerinnen und Glarner musste ein einwöchiges Lehrerpatentexamen in Glarus bestehen. Damit ich später die Lehrbewilligung im Kanton Zug erhalten konnte, musste ich eine schriftliche Arbeit zu Themen, die der Schulinspek-tor vorgab, abliefern.
Sekundarlehrer holten ihre Ausbildung in der Regel an den Universi-täten Zürich, vereinzelt auch Fribourg.
Wollte ein Lehrer nicht in seinem Herkunftskanton unterrichten, war die Lehrbewilligung des Wahlkantons erforderlich, sonst waren sie nicht oder nur provisorisch wählbar.
Die heutigen Ausbildungen gehen über die Kantonsschule mit Matu-raabschluss und danch über pädagogische Anstalten.
Freitag, 15. Juli 2021
Näfelser Franziskaner wird Generaldefinitor
P. Dr. theol. Albert Schmucki, Professor in Rom, wird Generaldefinitor des obersten Franziskaners
Br. Albert Schmucki OFM hat allen Grund zur Freude. Er ist diese Woche ins höchste Gre-mium der Franziskaner weltweit ernannt worden als Generaldefinitor Europa. Br. Albert weilt ferienhalber derzeit in seine "Heimatkloster" Näfels, er ist Professor und Dr. theol. an der Päpstlichen Ordensuniversität Antonianum in Rom. Er steht künftig dem Generalmini-ster Massimo Fusanelli beratend zu Seite. Eine grosse Ehre für ihn und die Schweizer Custodie der Franziskaner und natürlich auch für uns Rautidörfler. Er soll der erste Schwei-zer Franziskaner in diesem Amte sein.
Unser Bild: Am Donnerstag, 15. Juli 2021 feierten die Näfelser Franziskaner im Refektorium nach dem Abendgottestdienst den freudigen Anlass.
(Quelle: Facebook: Br. Martin Barmettler)
Was ist ein Generaldefinitor?
Generaldefinitoren beraten den Generalminister, den obersten Leiter in allen Angelegen-heiten des Weltordens. Sie sind ferner jeweils zuständig für einen regionalen Zusammen-schluss von Franziskanerprovinzen.
Definitorium
(von lat. definire = bestimmen, begrenzen) ist bei einigen Ordensgemeinschaften ein Beratungs- und Entscheidungsgemium, das den Generalminister in allen wichtigen Ordens-angelegenheiten unterstützt und mit ihm oder statt seiner die Visitation der Klöster zu be-sorgen hat. Sie heissen Generaldefinitor. (Quelle: Wikipedia)
Päpstliche Ordensuniversität Antonianum Rom
Das Antonianum wurde 1887 von Bernardino Del Vago da Portogurao franziskanischer Generalminister von 1869 bis 1889, als Ordenshochschule gegründet.
Am 20. November 1890 wurde mit der Inauguration durch Papst Leo XIII. der akademische Betrieb als "Collegium Sancti Antoni Patavini in Urbe" aufgenommen. Der Name wurde am 17. Mai 1933 per Dekret von Papst Pius XI. geändert in "Athenaeum Antonianum de Urbe", am 14. Juni 1936 erhielt die Hochschule ihren Status als Päpstliche Hochschule. Papst Johannes Paul II. erhob die Hochschule am 11. Januar 2005 zur Päpstlichen Universität Antonianum.
Im Gebäudekomplex befindet sich die Basilica minor Sant'Antonio da Padova an der Via Merutana sowie weitere Einrichtungen wie die Internationale Marianische Päpstliche Akademie, das Collegio Internationale S. Antonio (CISA) und die Fraternità Gabriele Allegra.
An der Hochschule studieren hauptsächlich Angehörige der Männerorden der Franziskaner (OFM), Kapuziner OFMCap, Minoriten (OFMConv. oder OMINConv.) sowie Schwestern verschiedener Frauenorden. Die Hochschule steht auch Laien offen.
Im Vordergrund steht die Lehre im Bereich "Katholische Theologie" und "Philosophie" sowie Spezialisierungen im Bereich "Theologie und Spiritualität", wie "Dogmatik, Mariologie und Spiritualität".
Fachrichtungen:
Dogmatik, Spiritualität, Evangelisation, Ökumene, Biblische Exegese, Kanonisches Recht, Philosophie und Mediavistik.
Donnerstag, 15. Juli 2021
Vor rund 85 Jahren
Die Tragödie um Wildhüter Heinrich Marazzani
oder
Erstochen von einem vermeintlichen Wilderer
Auf der Oberseehöhe, auf dem Bergweg, der zur Grapplialp abzweigt, ist eine Gedenktafel für Wildhüter Heinrich Marazzani angebracht, die an das schreck-liche Ereignis der tödlichen Auseinandersetzung des Wildhüters mit dem Jäger Peter Diethelm erinnert.
Kürzlich erhielt ich den folgenden Tagebuchauszug eines Mannes, der Wildhüter Heinrich Marazzani am Morgen des 15. November 1936 traf, mit ihm noch plau-derte, aber ihn am Nachmittag durch Zufall schwer verletzt sterben sah. Maraz-zani stellte den vermeintlichen Wilderer. Dabei kam es zu einer Auseinanderset-zung, die von der Oberseehöhe bis hinunter zum "Wagner-Stutz" dauerte. Dort habe der "Wilderer", der sich geweigert hatte, seinen Rucksack zu öffnen, in einem Anfall von Rage den Wildhüter mit 18 Messerstichen getötet. Der Augenzeuge beim Sterben von Heinrich Marazzani war Fritz Schwitter-Reichmuth, der ein Tagebuch mit folgendem Eintrag hinterlassen hatte:
Fritz Schwitter, 1908-1939
Auszug aus Tagebuch, 1936
zusammengestellt von Fritz Steiner, Dornach 2021
«Ein dunkler Tag. Es war am 15. November des Jahres 1936. Nach langen schweren Regenwochen hellte es am Samstag den 14. Nov. auf. Bis auf ca. 1100 Meter lag eine herrliche Schneedecke. Da gab es für mich nichts anderes als den weisen Bergen einen Besuch zu machen.
Noch lag alles im Schlummer der Nacht als ich meine Schritte dem Obersee zuwandte. Beim Brünneli am See machte ich Rast. Fort war der Sommerbetrieb mit seinem Lärm. Endlich war die Zeit wieder da, wo der einsame Wanderer ungestört die Schönheiten dieses Tales geniessen konnte. Ich sass auf meinen Ski, rauchte eine Cigarette und freute mich. Freute mich an den überzuckerten Bergen, freute mich an dem schönen Tal.
Da hörte ich Schritte. Hatte sich noch ein Anhänger der weissen Kunst in dieses Tal verirrt? Nein, es war mein Freund Marazzani. Ja, der gehörte in dieses Tal. Er war ja der Beschützer unserer Grattiere und der herrlichen Alpenflora. Er war der, vielleicht zu oft mit Unrecht beschumpfene Wildhüter. Unser Heiri.
Lange, lange Zeit plauderten wir miteinander. Lange Zeit sassen wir nebeneinander und schauten dem schönsten aller Bergwunder zu. Denn mittlerweilen hatte die Sonne alle Gipfel und Gräte angezündet.
Im Kleide der Unschuld stand, von der Sonne vergoldet die Brünnelistock-Kette vor uns, um in unendlich schöner Klarheit sich in den Wassern des Sees zu spiegeln.
Wer von uns beiden hätte wohl gedacht, dass der eine von uns zum letzten Mal dieses erhabene Schauspiel der Natur, nein, dieses Wunder Gottes sehen durfte.
Es mochte gegen 9 Uhr gewesen sein, als wir von einander Ab-schied nahmen. Abschied für immer. Nach einer gut gemeinten Mahnung: nicht zu viel zu wagen, drückten wir uns zum letzten Mal die Hände. «Heb schüü Soorg!», das waren seine letzten Worte, die ich von ihm vernahm. Lag nicht etwas Besonderes in diesen Worten. Überhaupt sein ganzes Wesen fiel mir heute auf.
Viele Stunden waren vergangen. Ich hatte meine Spur durch das Gemsen-paradies, dem Tros, zur «Sonnenstube» gezogen. Es mag etwas eigenartig klin-gen, dass ich im Winter dieses Flecklein Erde aufsuchte, und wahrscheinlich manchen Schweisstropfen kostete mich der Aufstieg. Aber bietet nicht gerade das hart umkämpfte Ziel ganz besondere Freuden.
Schöne Stunden hatte ich auf der Sonnenstube zugebracht. Meine Uhr zeigte 16 Uhr als ich meine sieben Sachen in den Rucksack steckte, noch einmal einen Blick ringsum zu meinen Bergen warf und ihnen ein Wiedersehen zurief. Dann klappten die «Beetschen» zu und bald setzten meine «Latten» zu den ersten Bögen in diesem Wintere an.
Wieder war ein Tag am Verblassen. Wieder sass ich beim Brünneli, um eine kleine Rast zu machen, die letzte an diesem Tag. Wo war das leuchtende Gold vom Morgen? Wo die leuchtenden Schnee-hänge? Von der einbrechenden Dunkelheit umhüllt, sah der Brünnelistock fast schreckhaft aus. Kein leuchtendes Spiegeln im See, Alles, alles sog die Nacht auf. So wandte auch ich mich zum Gehen.
Um etwas Zeit zu gewinnen, benützte ich die Abkürzung. Ich näherte mich dem Äschen, als mich ein unterdrückter Schrei in den so stillen Vorwinterabend aufhorchen liess. Ich blieb einige Sekunden stehen und horchte in die Dämmerung hinein.
Da sah ich wie eine Frau, es war eine Berglerfrau, zu mir zugesprungen kam, mit der Meldung: Da oben im Wagnerstutz würden sich zwei streiten. Kurz entschlossen warf ich meine Ski und Sack ab und lief so schnell mich die Füsse trugen dem Wagnerstutz zu.
Herrgott, wenn’s der Heiri mit einem Wilderer wäre! Keuchend näherte ich mich dem mir bezeichneten Orte. Ich sah wie ein Unbekannter sich vom Boden erhob, einige Augenblicke mich anschaute, um dann im Halbdunkel des Waldes zu verschwinden.
Nichts Gutes ahnend sprang ich die paar Meter weiter, die noch fehlten zu dem Orte, wo sich ein lebloser Körper befand. Nur allzu wahr war meine Vorahnung. Am Boden lag, aus vielen Wunden blutend, mein Freund. Der menschliche Beschützer unseres schönen Oberseetales war ein Opfer seines Berufes, mein wiederholtes Rufen wurde von ihm nur mit einem leisen, leisen Röcheln beantwortet. Seine Stimme war verstummt und seine Augen, die soviel Schönes in der herrlichen Natur sehen durften, gebrochen. Noch einmal drückte ich die noch warme, aber so leblose Hand. Schlaf wohl, du Freund unserer Berge. Dann erstatte ich Bericht vom Geschehenen.
Eine unheimliche Ruhe über dem Tal. Der Tag war erloschen; ein Herz gebrochen.
Wer war Fritz Schwitter?
Hier seine genealogischen Daten
Fridolin Schwitter von Näfels, Mechaniker in Wollerau SZ,
des Niklaus und der Karolina Grüniger No.268
* 1908 Aug.4. in Näfels + 1939 Juli 18. in Wollerau
Heirat:
1937 Sept.25. in Wollerau: Frieda Mathilde Reichmuth von Unteriberg,
des Franz und der Mathilde Kälin
* 1910 Dez.30. in Wollerau,
Montag, 12. Juli 2021
Wegwarte - das zarte Blau am Wegrand
Bei meinem heutigen Spaziergang blieb ich staunend stehen, als ich unterhalb des "Fahrtsplatzes" einen dichten Bestand von "Wegwarten" entdeckte. Aus meiner Kindheit sind mir Wegwarten besonders in Erinnerung beim Hilarirank und gelegentlich an Wegrändern von Feldwegen. Augenfällig war auch, dass ein chaletartiges Landhaus an der Bahnhofstrasse "Wegwarte" hiess und von der Familie des Fabrikanten, Kirchenvogt, Kirchenpräsidenten und Oberrichters Eugen Hauser bewohnt wurde. weshalb er Im Volksmund "Wägwaar-tä-Geni" hiess.
Noch selten so üppig und sogar am Fuss des Fahrtsplatzes grüssen diese Wegwarten mit ihrem typischen Hellblau. Ebenfalls am Ufer der Tränke (herwärts beim Elektrizitätswerk-Gebäude) entlang der Risistrasse grüsst eine ganze Kolonie. Sie soll in einem kleinen "Steckbrief" vorgestellt werden.
Kleiner "Steckbrief" der Wegwarte (Cichorium intybus)
Die Wegwarte wächst mit ihren himmelblauen Blüten bevorzugt an Wegrändern. Dort wird sie oft übersehen, weil ihre Gestalt luftig und durchlässig ist.
Im Altertum und Mittelalter war die Wegwarte als Zauberkraut bekannt. Als solche war sie sehr wertvoll.
Heutzutage kennt man die Wegwarte vor allem zur Stärkung der Verdauungsorgane, aber auch als Kaffeeersatz spielt sie eine wichtige Rolle.
Die Wegwarte ist unter dem Namen "Chicory" auch eine der Bachblüten: Bachblüte: Chicory
Haupt-Anwendungen: |
Leberschwäche, |
---|---|
Heilwirkung: |
adstringierend,
anregend, blutreinigend, entzündungshemmend, |
Anwendungsbereiche: |
Afterjucken
Diabetes Gallenschwäche Gallensteine Gebärmutterschwäche Geschwüre Haarausfall Hautunreinheiten Hämorrhoiden Kopfschmerzen Krampfadern Leberprobleme Leberschwellung Milzschwellung Pfortaderstauung Stoffwechselschwäche Verdauungsschwäche Verstopfung |
wissenschaftlicher Name: | Cichorium intybus |
Pflanzenfamilie: | Korbblütler = Asteraceae |
englischer Name: | Chicory |
volkstümliche Namen: | Blaue Distel, wilder Endifi, Hartmann, Hasenmilch, rauher Heinrich, Hundsläufte, Irenhart, Kaffeekraut, Sonnendraht, Sonnenwirbel, Arme-Sünder-Blume, Wasserwart, Wegleuchte, Zichori, Zigeunerblume, Zigori |
Verwendete Pflanzenteile: | Wurzel, Blätter, Blüten |
Inhaltsstoffe: | Inulin, Bitterstoffe, Intybin, Zucker, Harz, Kalisalze, Cichoriin, Gerbsäure, ätherisches Öl, Mannan, Petein, Lacoulin |
Sammelzeit: |
Wurzel März bis April und Oktober und November, Kraut: Juni bis Sepember, Blüten: Juli bis September |
Die Wegwartenwurzel kann man als Tee oder Tinktur gegen Verdauungsprobleme einnehmen.
Die Blätter helfen auch gegen Hautprobleme.
Aufgrund des hohen Insulingehaltes ist die Wegwartenwurzel auch als Nahrungsergänzung für Diabetiker geeignet.
Beliebt und verdauungsfördernd ist der Zichorienkaffee, der vor allem in Zeiten mit schlechter Kaffeeversorgung verbreitet war.
Auch im Handel kann man fertigen Zichorienkaffee kaufen.
Pflanzenbeschreibung
Wie der Name schon andeutet, wächst die Wegwarte bevorzugt an Wegrändern. Auch an anderen unbebauten Stellen, an Ackerrändern und Bahndämmen findet man die Wegwarte oft.
Im Frühling wachsen die Rosettenblätter der Wegwarte, die an Löwenzahn erinnern, jedoch eher gröber gezackt sind.
Später im Sommer wächst ein sparrig verzweigter Stengel bis zu einen Meter hoch mit kleinen Blättern etwa alle zehn Zentimeter.
An diesen Blattachseln blühen im Spätsommer blaue Blüten bis hinein in den Herbst.
Quelle: Wegwarte (heilkraeuter.de)
Der Zichorien-Kaffee ist mir aus dem zweiten Weltkrieg noch in bester Erinne-rung. Die gelbblaue Packung mit dem etwas bitteren Kaffee war damals gang und gäbe und kostengünstiger als "richtiger" Kaffee.
Heute ist dieser Kaffee als "Incarom" erhältlich.
Sonntag, 11. Juli 2021
Trouvaille
Weiheurkunde zum Bau des Plattenkreuzes
Heute morgen wurde ich im Franziskanerkloster zum Kaffee eingeladen. Dabei fotografierte ich im Gang die seit 1934 in prächtiger, farbiger Kalligraphie abgefasste Weiheurkunde vom Bau des Plattenkreuzes. Sie sei hier verewigt und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Text:
Weiheurkunde
des Jubilaeumskreuzes auf
Plattenköpfli ob Näfels
In cruce salus im Kreuz ist Heil
Jesus Christus
Zum Lobe und zur Verherrlichung des heiligen Kreuzes unseres Herrn und Heilandes unseres Gottes und Erlösers höret und vernehmet:
Dieses Kreuz auf dem Plattenköpfli wurde errichtet im Frühjahr 1934, da die hl. Kirche ein ausserordentl. Jubilaeumsjahr feierte zur dankbaren Erinnerung an die Erlösung des Menschengeschleches durch unsern Herrn u. Heiland Jesus Christus vor 1900 Jahren. Das Kreuz soll darum ein Jubilaeumskreuz sein, das alle gläubigen Christen im Lande Glarus stets gemahnt an ihre unbezahlbare Dankesschuld gegen den Erlöser für seine gnadenvolle Erlösungstat am hl. Kreuz auf Golgatha.
Errichtet wurde dieses Kreuz in einer harten u, schweren Zeit. Da der Erdkreis erzitterte unter den gesellschaftl., staatl. u. wirtschaftl. Umwälzungen, da die Gottlosigkeit wie noch nie so frech ihr Haupt erhob, da aber auch die kl. Kirche unbeweglicher dastand als je, weise u. heilig regiert vom hlen. Vater Papst Pius XI.
Aufgebaut hat dieses Kreuz die Jugend. Allen voran die Mitglieder der Marian. Jüng-lingssodalität Näfels, angeleitet durch den Präses P. Reinhold Wick O.M.Cap., der auch den Plan zu diesem Werke fasste, unterstützt durch eine Schar Jungmänner, die durch die schwere Zeit arbeitslos geworden waren, u. durch fromme Verehrer des hl. Kreuzes aus dem gläubigen Volk von ++ Näfels. Mit dem Kreuzbanner in der Hand will die Jugend einer glaubensstärkeren, besseren Zukunft siegreich entgegenstürmen.
Feierlich eingeweiht wurde dieses Kreuz vom hochwürdigsten Diözesanbischof von Chur, Sr. Exzellenz Dr. Laurentius Mattias, am Sonntag in der Oktav des Festes der glorreichen Himmelfahrt unseres Herrn Jesus Christus, am 13. Mai 1934 abends um 1/2 9 Uhr nach einer Lichterprozession durch die Jugend u. einer zündenden Ansprache von demselben gnädigen Herrn Bischof bei grosser Beteiligung des gläubigen Volkes.
Die Reliquien, die in dieses Kreuz gelegt sind, sind folgende: Ein Teilchen vom wahren Kreuzesholz + an dem unser Herr u. Heiland gelitten hat u. gestorben ist. Aus den Gebeinen des hl. Johannes Bosco und des gottbegnadeten Erziehers der Jugend u. aus den Gebeinen des sel. Kapuzinerbruders Konrad von Parzham + des treuen Beschützers der ++ Bauersleute, beide heiliggesprochen, in diesem Jahr 1934, ersterer an Ostern, letzterer an Pfingsten, sowie aus den Gebeinen des sel. Nikolaus von Flüe + des grossen Friedensstifters unseres Vaterlandes.
Möge dieses Kreuz jetzt und für immer sein und bleibendes Denkmal glaubensfroher Dankbarkeit für die Gnaden der Erlösung, ein Banner des siegreichen Kampfes gegen die Feinde Christi, ein Zeichen des Schutzes gegen die bösen Geister, eine Quelle des Trostes für alle Unglücklichen u, Niedergebeugten, ein Segen für das Land u. Volk von Glarus.
Möge diese Kreuz nach Jahrhunderten hier oben stehen, u. auch dann noch ein + gläubiges Volk zu ihm hinaufschauen und seines Segens würdig sein.
STAT CRUX DUM VOLVITUR ORBIS
HOCH RAGT DAS KREUZ WENN AUCH DER ERDKREIS ZITTERT.
Plattenkreuz, hoch auf dem Plattenköpfli, erbaut 1934.
Gruppenfoto der Marianischen Jünglingssodalen, die am Bau des Plattenkreuzes beteiligt waren vor 87 Jahren.
Ein Begleittext zum "50 Jahr Jubiläums" anno 1984
aus: Vaterland/Glarus Samstag, 12. Mai 1984 Näfels:
Heute Samstag «Feier 50 Jahre Plattenkreuz»
Bekenntnis vom Plattenköpfli
Sie schufen ein weit herum sichtbares Zeichen: die Jungsodalen, Klosterschüler, Pfadfinder und die jungen Leute vom Bau. Idee und Begeisterung dazu gingen vom damaligen Präses der Jungsodalen, P. Reinhold Wick (1902–1982), aus. Aus Anlass des Heiligen Jahres 1933, neunzehnhundert Jahre nach dem Tode von Jesus Christus am Kreuze, ist diese Zeichen mit der Aufschrift «Erlösungskreuz» in den schwindelerregenden Höhen des Plattenkopfes geschaffen wor-den. Wer den religiösen Hintergrund nicht kennt, mag in diesem weissen Kreuz patriotische Parallelen zum Emblem der Schweiz, dem weissen Kreuz im roten Feld erkennen. Was immer man mit diesem Zeichen verbinden mag, das Plattenkreuz ist zum Wahrzeichen der Gemeinde Näfels geworden und soll es auch bleiben.
Von Fridli Osterhazy
Einige von ihnen leben schon nicht mehr, andere sind in die Ferne gezogen, aber die meisten scharen sich in etwa um die Pensionierungsgrenze, so wie sie sich auf dem Erinnerungsbild um ihren Präses scharten. Sepp Müller, Landesbibliothek, ist einer von ihnen und wird eine Vergrösserung der fünfzigjährigen Fotografie in Näfels mit anderen Schriftstücken ausstellen lassen, Eine ganze Dokumentation überliess er uns, damit wir auf den Jubiläumstag auf das Plattenkreuz hinweisen würden. Ein weiterer Damaliger, der eine sehr wichtige Rolle beim Bau des Kreuzes gespielt hat, nämlich Baumeister Karl Vogel, sandte uns eine Schilderung aus der Erinnerung. Und noch einen gilt es im voraus zu erwähnen: Zeno Baumgartner. Schon vor Jahresfrist wies er auf das kommende Jubiläum hin und forderte, dass der 50. Geburtstag des Plattenkreuzes gefeiert wer-den müsse. Auf Umwegen erging sein Ruf an den Dorfpfarrer. Dieser liess sich nicht lange bitten und fädelte das Jubiläum ein. Offenbar durch das Zutun des Dekan haben uns alle Seelsorger zu einer religiösen Feierstunde im Wald beim Plattenkopf aufgerufen. Justament am Vorabend des 50. Jahrestages der Einweihung sind alle eingeladen mitzufeiern.
Am ersten Freitag im Dezember 1933
Am 1. Dezember 1933 kraxelten drei geheimnisvolle Gestalten auf dem Plattenkopf herum. Niemand wusste, was die beiden Kloster-schüler Hans Orler und Robert Biland sowie der Kapuzinerpater Reinhold Wick auf dieser Höhe herumzuschnüffeln hätten. Das Geheimnis blieb unter ihnen noch mindestens anderthalb Monate. In der Sodalenpredigt vom 14. Januar 1934 lüftete P. Präses das Geheimnis. «Wir bauen ein Erlösungskreuz auf das Plattenköpfli.» Die Sodalen waren rasch Feuer und Flamme. Schon am 15. Februar 1934 zimmerten einige Klosterschüler auf dem Schulplatz des alten Klosterschulhauses ein Holzkreuz als Attrappe und Muster. Sepp Müller erinnert sich an die folgenden Schüler, die mitmachten: die bereits erwähnten Hans Orler und Robert Biland, Hans Feldmann, Fritz Fischli, Hans Laupper, Albert und Franz Hophan, Karl Müller, Hans Steurer, Edwin Gallati, Josef Landolt, Edwin Landolt, und sein Bruder Martin Müller.
Vier Tage später trugen sie die Kreuzattrappe aufs Plattenköpfli. Ein blendend weisses Kreuz, die Attrappe, leuchtete hoch auf dem Felsen. Die Näfelser mochten sich wohl die Köpfe gereckt und das Novum kommentierend zu Plattenkopf hinaufgeschaut haben. Schon zwei weitere Tage später zogen 42 Jungsodalen mit Wagen die ersten Zementsäcke und Sand die Bergstrasse hinauf. Unter «Beten und Singen» schreibt der Chronist.
Am Sonntag darauf hielt P. Reinhold Wick einen Lichtbildervortrag im Klosterschulhaus unter dem Titel «Im Kreuz ist Heil». Schon am Tag darauf war der Betonsockel fertiggestellt. Vom 3. bis 5. März wurde der Kreuzschaft betoniert. Am Fridlistag 1934 stand das Kreuz fertig verschalt.
Am Vorabend fand im «Rössli» mit den Baumeistern Vogel und Hauser und den «Frondienstlern» ein Festtrunk statt. Am 22. März 1934 konnte die Verschalung entfernt werden. Vier Tage später begann unter Anleitung von Willy Vogel der Edelverputz. Jurasit schien geeignet. Mit Ripphämmern wurde der Verputz gestockt. Pünktlich auf den 30. März 1934, es war Karfreitag, stand das Kreuz schneeweiss auf dem Plattenkopf. Anfang April 1934 kam die Mon-tage der Kreuzbeleuchtung dazu.
Zum ersten Mal am Abend der Fahrt, es war der 5. April 1934, er-strahlte die Beleuchtung in die Nacht. «Zuerst dachte man an ein 20 Meter hohes Eisenkreuz. Aber wegen Montage-Schwierigkeiten und Bedenken wegen des Unterhalts kam man wieder davon ab. P. Reinhold Wick kam die Idee, ein gemauertes Kreuz zu errichten. Er wusste, dass er dies mit den Sodalen allein kaum schaffen könnte und wandte sich an die junge Baufirma Vogel & Hauser. Die Meister und einige Arbeiter. u. a. auch der reformierte Edi Schäfer sagten ihre Mithilfe zu. Gratis, lediglich mit der Auflage, die Sodalen hätten auf Mittag die Klostersuppe zu bringen, arbeitete diese Profi-Mannschaft unter der Leitung von Karl Vogel . . .»
Karl Vogel erinnert sich der Attrappe, die die Klosterschüler im Tal gebastelt und nun auf dem Plattenkopf probeweise aufgestellt hat-ten. «In gleicher Grösse wie das Betonkreuz aus Dachlatten und weissem Karton, stellten sie die Attrappe auf den noch gefrorenen Boden. Jetzt galt es die richtige Achse festzulegen. Dies war nur möglich durch Zeichen aus verschiedenen Stellungen im Tal. Das Ganze funktionierte prächtig. Die Sodalen und Pfadfinder hatten grossen Plausch daran; denn ihre Morsezeichen wurden auf dem Plattenkopf verstanden. Bald war der Standort bestimmt, das Fundament herausgesprengt, einige Eisendorne einbetoniert, damit ein Anker für das Fundament bereit stünde. Zum Aufstellen der grossen Schalung war nirgends Halt, so entschloss man sich einen Differdin-ger Balken einzubetonieren. Dieser Eisenbalken hatte die Funktion, die Schalung zu halten. Auch konnte man an ihm ein Arbeitsgerüst befestigen. Die vier Gerüststangen wurden auch einbetoniert, damit die Arbeiter mit grösstmöglicher Sicherheit arbeiten konnten. Das Arbeiten auf dem Gerüst in schwindelnder Höhe war nicht jedermanns Sache, schwindelfrei musste man da sein.
Jetzt kam erst die Schwerarbeit. Fertigbeton konnte man damals noch nirgends beziehen. So mussten halt Kies und Zement herbei-geschafft werden. Dies besorgten die Sodalen in Verbindung mit einem Bauern mit einer Viehmänne. Rauti und Haslensee hatten kein Wasser. Dieses musste aus dem Tal mit einem Güllenwagen hergebracht werden. Vom Plattenrank auf den Kopf wurde mittels eines Wellenbocks eine einfache Seilbahn erstellt. Beton, Schalung, Eisen, Wasser usw. wurden so auf den Plattenkopf gehievt. Sehr streng war das Einbringen des Betons. Dank gutem Teamwork ging alles gut, ohne den geringsten Unfall. Nach der erforderlichen Abbindzeit entfernten sie die Schalung Die Arbeit machte einen guten Eindruck. Nun fehlte nur noch der Verputz. Verwendet wurde ein weisser Jurasitverputz, den man allerdings alle paar Jahr streichen muss.
Dass das Wahrzeichen auch Nachts gesehen werden konnte, beschloss die Sodalität, das Kreuz elektrisch zu beleuchten. Zu diesem Zweck musste eine Leitung ob den Plattenhäusern erstellt werden. Bei dieser Arbeit verunglückte leider ein Sohn von Josef Landolt, Elektriker, Bündtgasse.
Zum Dank für die geleistete Arbeit durften Sodalen und Bauarbeiter bei den Herren Patres Kapuziner ein Festmahl geniessen, das die vielen Mühen rasch vergessen liess. So die Schilderung von Karl Vogel.
Im Sinne einer Illustration sei die untenstehende, von Sepp Müller zusammengestellte «Ehrentafel» präsentiert.
Einweihung – Lichterprozession
Am 22. April 1934 herrschte unter den Sodalen hektischer Betrieb. Sie fieberten nicht nur ungeduldig dem grossen Tag der Einweihung entgegen, sondern schmückten den Festplatz beim «Plattenrank» am Fusse des etwa 30 Meter hohen Plattenkopfes. An Tannen-zweig-Girlanden befestigten sie gar elektrische Beleuchtung. Das Elektrische besorgte das EW Näfels unter Leitung des Betriebs-leiters Josef Landolt-Müller und Karl Gallati-Müller. Unter Aufsicht des Betriebsleiters Jud aus Kaltbrunn musste von der sogenannten «Gerbiburg» am Fusse der Plattenwand ein Kabel hochgezogen werden. Beim Hochziehen verwickelte sich dieses im Gestein. Die Buben oberhalb des Felsens wurden zum Ziehen und Zerren aufgefordert. Dabei löste sich ein Stein und traf am Fusse des Felsens den Sodalen Josef Landolt, ein Sohn des ebenfalls beteiligten EW-Mannes Josef Landolt-Müller. Herr Jud brachte mit dem Auto die Schreckensbotschaft von der tödlichen Verletzung des Knaben zum Plattenrank.
Freudig dagegen war die Stimmung, als die Prozession am 13. Mai 1934 um halb acht Uhr von der Kirche wegging. Nach dem Kreuz folgten Knaben und Mädchen, danach die Sodalen und Pfadfinder. Nach Harmoniemusik und Kirchenchor kamen die Ministranten und Geistlichen. Nun mit P. Reinhold Wick erschienen die Reliquienträger, unmittelbar vor Bischof Laurentius Matthias und Begleiter. Nachher folgten noch die Jünglinge und Männer, die Jungfrauen-kongregation und schliesslich die Jungfrauen und Frauen. Die eigentliche Weihe umfasste 14 Teile.
Eingemauert ins Kreuz wurden nebst Urkunden auch vier Reliquien. Eine in Verehrung von Johannes Bosco (Don Bosco), eine Heilig-kreuz-Reliquie, eine in Erinnerung an Konrad von Parzham, den heiligen Kapuzinerlaienbruder und eine vom damals seligen Niklaus von der Flüe (Bruder Klaus).
Die Weihe-Urkunde, ein kalligraphisches Werk von P. Polykarp Schwitter, kann als Abschrift im Kapuzinerkloster besichtigt werden.
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Erlöserkreuz-Bau 1934 · Ehrentafel
Initiant:
P. Reinhold Wick, Kapuzinerkloster Näfels († Kloster Wil, 17. Sept. 1982).
Patronat:
Marianische Jünglings-Sodalität Näfels, Klosterschule Näfels, Pfadfinderabteilung «Rauti» und viele freiwillige Helfer.
Bauleitung:
Vogel & Hauser, Baugeschäft, Näfels.
Berechnungen:
Ing. Josef Hauser-Müller, Näfels († 1943)
Bauführer:
Karl Vogel-Schwitter, Maurermeister
Maurer:
Willy Vogel-Padovan,
Hermann Vogel-Müller,
Mathias Schwitter-Amrhein († 1968),
Franz Schwitter-Schmid,
Fritz Müller-Kappeler,
Edwin Schärer-Müller († 1977),
Beny Landolt-Bamert,
Arthur Gschwend-Ragotti.
Hilfsarbeiter (Seilwinde):
Julius Oswald-Schärer († 1962),
Josef Landolt «Tusch’s» († 1947),
Karl Landolt «Beggeler’s» († 1938).
Kreuzschalung:
Dagobert Landolt, Zimmerei, Näfels († 1959),
Hermann Landolt jun. († 1936).
Transport:
Am 21. Februar 1934 zogen 42 Jungsodalen mit Wagen die ersten Zementsäcke – unter Beten und Singen – die Bergstrasse hinauf.
Kiestransport:
Josef Landolt-Landolt «Sändlen»,
Fritz Landolt-Oettl «alter Bären».
Elektrische Anlage:
EW Näfels, Josef Landolt-Müller, Maschinist EW, Karl Gallati-Müller, Installateur, Herr Jud, Kaltbrunn.
Verpflegung:
Kapuzinerkloster Näfels «Klostersuppe».
Je 2 Klosterschüler tragen diese täglich zum Plattenköpfli hinauf.
Weihe-Urkunde:
Pater Polykarp Schwitter, s. Zt. Ökonom in Appenzell.
Presse:
Patres Polykarp Schwitter und Otto Hophan, Redaktor Kessler, «Glarner Volksblatt».
Einweihung:
Hochw. Exz. Dr. Laurentius Mathias, Bischof von Chur.
Mitwirkung:
Harmoniemusik Näfels,
Kirchenchor Näfels
Mittwoch, 6. Juli 2021
Trouvaille
Die schönen Näfelser Frauen als Ehrendamen
Sängerfest 19. Juni 1949
Wer kennt die Frau in der Bildmitte?
Sie strahlen um die Wette, die Näfelserinnen am Sängerfest in Näfels am 19. Juni 1949, vor 72 Jahren!
v.l.n.r.: Tild Hauser, später Bühler-Hauser, Hedwig Landolt, Mühle, später Müller-Landolt (Bico), Lina Felder-Gallati, des Briefträger Alois, Claudia Hauser, später Faber-Hauser, Wegwarte, in Luxemburg, Vreni Felder, Tochter von Lina Felder-Gallati,, Cäcilia Schwitter,
Tochter Fritz Schwitter Weibel, Lydia Hauser, später Müller-Hauser, Café Müller, Paula FIschli, später Stucki-Fischli, kauernd: Tochter von Lina Gallati, Raphaela Schwitter, Sigersten, später Feldmann-Schwitter, Doris Worni, später Lampe-Worni. (Fotosammlung Hans Oswald, Mollis)
Dieses Bild stammt aus dem Nachlass von Lina Felder-Gallati, Tochter des Briefträger Alois Gallati, Unterdorf. Die fehlenden Namen werde ich noch zu erfragen versuchen.
Ebenso hat Lina Felder zwei Lebensbeschreibungen des Fritz Gallati-Hauser aus der Feder der ehemaligen Kochlehrerin Babette Wiggli-Gallati hinterlassen, die ich als Dokumente einer Schilderung der Familienverhältnisse von damals hier gerne festhalte:
"Unser Vater, geboren 24. Dez. 1861, gestorben 24. Dez. 1924, Schreinermeister, Näfels
Er liebte die Kinder. Mit den Jahren wurde die Familie immer grösser. 16 Kinder und ungute Zeiten brachten viele Sorgen. Die Last drückte sehr. Doch wollte er von Unterstützung durch die Armenpflege nichts wissen, um seinen Kindern Vorwürfe zu ersparen, Almosen bezogen zu haben. Durch seine praktische Begabung, in Zusammenarbeit mit unserer ebenfalls begabten Mutter, und auch mit Hilfe von uns allen, kam er sogar zu etwas Vermögen. Dass das Leben für uns alle opfervoll war, kann man sich vorstellen.
Ich probiere nun, vom Vater, als Ernährer etwas zu schreiben. Da er ein Stück Wiesenboden mit Stall, als sein Eigentum bezeichnen konnte, (Laagergüetli) lag es nahe, Selbstversorgung zu tätigen. Die Kühe, als Milchlieferanten und zeitweise 14 a Pflanzland und der grosse Garten, trugen dazu bei, die Familie zu ernähren. Dass dies von uns allen Mitarbeit verlangte, steht ausser Zweifel. Ich erinnere mich, wie Vater oft morgens 5 Uhr schon im Garten arbeitete, bis zum Familienfrühstück um 6 Uhr Türkenribel war durch alle Jahre unser z'Morge. (Brot gab es nur am Sonntagmorgen, mit einem "Hauch" Butter und etwas Konfitüre.)
Nach dem Essen am frühen Morgen ging er sofort an die Berufsarbeit als Schreiner. Wie ich selbst vor vielen Jahren vernahm, seien seine Aufträge schön und exakt ausgeführt worden. Leider gingen die Zahlungen spärlich ein, sodass noch andere Einnahmen mit Bargeld gesucht werden mussten. Der Auftrag, Särge herzustellen, kam ihm gelegen. auch um sich als Leichenträger zu betätigen. Besondere Freude machte ihm auch das Fahnentragen bei Prozessionen. Da einige seiner Söhne eine Berufslehre machen durften, lag es an uns Töchtern, als Fabrikarbeiterin 23mal pro Woche den Weg Näfels-Oberurnen zu machen, um mit den Zahltagen Bargeld in die Familie zu bringen.
Selbstverständlich hatten auch die Söhne nach Möglichkeit mitzuhelfen die Familie, durchzuschleiken.
Der Weltkrieg 1914-1918 forderte auch wieder seine Opfer. Fritz, Kaspar und Alois folgten dem Rufe des Vaterlandes! Von Verdienstersatz wusste man nichts und der Sold war sehr gering. Für den Vater Sorgen ohne Ende. Begreiflich, dass er nicht immer guter Laune war. Noch trostloser wäre es für ihn gewesen, hätte er nicht auch seinem Hobby fröhnen können. Interesse hatte er an der Bienenzucht. Alls freute sich, wenn die Schleudermaschine hergebracht wurde und dann aus den Waben der kostbare Saft zu fliessen begann. Auch aus finanziellen Gründen betrieb er die Schneckenzucht. Viel Tag- und Nachtarbeit war damit verbunden, doch lohnte sich diese. Jeden Herbst kam ein Herr aus Freiburg und kaufte die gedeckelten Schnecken, die von uns sorgfältig erlesen und in Kiste verpackt spediert wurden. Es gab eine schöne Summe, die als Zins für unsere Häuser reserviert wurde. Vor allem diesen Erfolgen war die Einsatzbereitschaft von der ganzen Familie erforderlich.
War nicht auch Hilfe von "oben" dabei? Denn die Eltern selbst religiös, sorgten auch für die religiöse Betätigung in der Familie. Nach langer Krankheit starb Vater gottergeben am 7. Dezember 1924.
Dank ihm von ganzen Herzen.
Weesen, Heim "Pelikan", geschrieben von Tochter Babet. 19. Juli 1983. "
Ähnlich hielt Babette Wipfli-Gallati auch ihre Mutter in Erinnerung:
"Unsere Mutter, geb. im März 1866, gest. 15. September 1929
Wie auch der Vater, so hatte auch die Mutter Sorgen bis genug zu ertragen. An Arbeit fehlte es ihr nie! Mit der Zeit wurde aber diese Last zu gross. 16 Kindern schenkte sie das Leben, in kurzen Zeitabständen. Da anerbot sich eine unverheiratete Schwester vom Vater, ds "Bäsi Marie", die sowieso nicht gerne nach Mollis in die "Maschine" ging, (Weberei) als Hilfe, für Kost und Logis, als Gegenleistung. (Sie war eine sehr gute Hilfe. Was die Mutter besonders schätzte, waren die sehr schön und exakt geflickten Kleidungsstücke.)
Mit den Jahren wurden die Kinder grösser und nach und nach zu Hausarbeiten aller Art angeleitet und beigezogen, denn "Bäsi Marie" wurde älter und mit der Zeit krank. Als Lohn für ihre Treue und Güte wurde sie in unserer Familie gepflegt bis zu ihrem Lebensende.
Wie dem Vater, ging es auch der Mutter sehr ans Herz, einige erwachsene Kinder auf den Friedhof begleiten zu müssen, teils, wegen damaligen, unheilbare Krankheiten. Als Vater im Dezember 24 und Tochter Elis 6 Wochen später, starben, konnte sie, selbst leidend geworden, nur noch vom Fenster aus zusehen wie man sie zum Haus hinaus getragen hat. Für Mutter war dies besonders schwer!
Zum Glück gab es doch auch noch frohere Tage durch etwas Hausmusik. Sie selbst sang, besonders in jungen Jahren gerne und begleitete die Lieder mit Gitarrenspiel. Meine Schwestern Didi und Elis spielten Glarnerzither, Alois spielte Handorgel und "Kari" Mundharmonika, was er sehr gut konnte. Zum Glück hatten wir diesen Bruder, der uns mit seinem goldenen Humor, Sorgen vergessen liess.
Hätte die Mutter es noch erleben können, wie die Söhne Fritz, Kaspar und Ludwig sich beruflich wehrten, zu guten Geschäften kamen, so hätte sie sich sicher sehr erfreut. Die treibende Kraft für die Gründung des Möbelgeschäftes war aber sie! Zu dieser Zeit wusste man nichts, von Kinderzulagen u. AHV. So kam Ihr diese Idee, wie ein Lichtstrahl von oben. Der Anfang war nicht leicht und es gelang nur nach und nach. Dadurch konnten Töchter von der Fabrikarbeit entlastet werden.
Neben allen guten Anlagen, war Mutter auch begabt für Handarbeiten. In den letzten Lebensjahren, häkelte sie völlig fehlerfrei, Einsätze, für eine damals moderne Art von Zugvorhängen (für drei Kreuzstöcke).
Froh waren unsere verheirateten Angehörigen auch, als Mutter recht eifrig für Enkelkinder Strümpfe strickte.
Wie Vater, so setzte sich auch die Mutter ein, für unsere Grossfamilie. Am Bettag 1929 starb sie, im Frieden des Herrn.
Von Herzen sei ihr gedankt für alle Aufopferung. Möge sie der lb. Gott belohnt haben, mit ewiger Freude!
Geschrieben von Tochter Babet, Heim "Pelikan", 8872 Weesen im Juli 1983."
Es folgt die von Babette Wipfli-Gallati aufgezeichnete Familie:
Bruder Fritz, Schreinermeister geb. 8. 6. 1890 gest. 8. 8. 1957
Ehemann der Marie, geb. Hauser
Bruder Josef, Modellschreiner geb 25. 2. 1893 gest. 19. 4. 1915
unverheiratet, an TB gestorben
Bruder Kaspar, Bäckermeister geb.26. 3. 1894 gest. 11. 10. 1960
Ehemann der Elis, geb. Müller
Bruder Alois, PTT-Angestellter geb. 25. 7. 1895 gest. 22. 2. 1983
Ehemann der Lina, geb. Hug und
Anna, geb. Gallati, Risi
Bruder Karl, Landwirt geb. 22. 3. 1901 gest. 20. 1. 1931
Ehemann der Elsa Fischli, Äschen
Bruder Gerold, Modellschreiner geb. 19. 5. 1906 gest. 9. 4. 1966
Ehemann der Marie Landolt, Mühle
Bruder Ludwig, Schreinermeister geb. 10. 4. 1907 gest. 15. 11. 1980
Ehemann der Theresia Unterweger
Schwester Marie, Hausfrau geb. 13. 10. 1885 gest. 13. 6. 1914
Ehefrau des Fritz Landolt,. Denkmal
Schwester Luise, Haushalthilfe geb. 11. 7. 1891 gest. 1. 2. 1963
unverheiratet
Schwester Sophie, Fabrikarbeiterin geb. 23. 4. 1884 gest. 14. 12. 1904
unverheiratet, an TB gestorben
Schwester Babettli geb. 5. 12. 1888 gest, 1. 9. 1903
gestorben im St. Josefsheim, Bremgarten
Schwester Anna, Hausfrau geb. 14. 6. 1897 gest. 6. 11. 1934
Ehefrau v. Franz Fischli, Spenglermeister
Schwester Katharina, genannt Didi, Hausfrau geb. 5. 8. 1898 gest. 11. 10. 1980
Ehefrau des Johann Beeler. Landwirt
Schwester Karolina, Fabrikarbeiterin geb. 3. 11. 1899 gest. 14. 7. 1979
unverheiratet
Schwester Elis, Haustochter geb. 2. 4. 1902 gest. 18. 1. 1925
unverheiratet
Schwester Babet, Haush. - Lehrerin eb. 7. 3. 1904 gest. 31. 1. 1998
Ehefrau des Oskar Niggli v. Seewen SO
Orignaltexte von Babette Wipfli-Gallati (Archiv Hans Oswald)
Samstag, 3. Juli 2021
"Rägäbluämä"
oder
Zaunwinde
Sie erinnert mich an unsere Kindheit. Wir nannten sie "Rägäbluämä" und glaub-ten daran, dass sie uns Regen ankündet. Regnete es dann wirklich, zog sich die relativ grosse Blüte zusammen. In der Literatur findet sie sich unter "Zaunwinde".
"Rägäbluämä" im "Hirzengarten" beim Aufgang zum "Bühl". Aufnahme heute 3. Juli 2021.
Die folgenden Infos sind Wikipedia entnommen: Echte Zaunwinde – Wikipedia
Die Echte Zaunwinde (Calystegia sepium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Zaunwinden (Calystegia) innerhalb der Familie der Wildgewächse (Convolvula-ceae).
Sie wächst als kletternde, sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze. Es wer-den kriechende Rhizome als Überdauerungsorgane gebildet. Sie besitzt grüne, windende Sprossachsen. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist einfach. Es sind keine Nebenblätter vorhanden.
Die Blütezeit liegt zwischen Mai und September. Unterhalb der Blütenstiele be-finden sich aussen zwei deutlich ausgeprägte, grüne Hochblätter. Die zwittrige Blüte ist radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die weisse, trichterförmige Blütenkrone besitzt einen Durchmesser von 5 bis 7 Zentimetern. Der Fruchtknoten ist oberständig.
Es werden Kapselfrüchte gebildet. Die eiförmigen Samen sind 4 bis 6 Millimeter lang und 25 bis 30 mg schwer.
Wachstumsbewegungen der Echten Zaunwinde, 2 Tage in 20 Sekunden
Die Echte Zaunwinde ist ein Hemikryptophyt und eine windende Kletterpflanze. Die Endabschnitte der Ausläufer bilden kurze Sprossknollen. Die vegetative Vermehrung erfolgt durch die weithin kriechenden Rhizome bzw. Bruchstücke davon, beispielsweise durch Wühlmäuse und Gartenarbeit. Sie wurzelt bis zu 70 Zentimeter tief.
Die Zaunwinde gehört wegen ihrer weit kriechenden, unterirdischen Rhizome zu den Kriechpionierpflanzen. Die Spitzen der Sprossachsen führen kreisförmige Suchbewegungen (eine Umdrehung in 1 h 45 min) von oben gesehen, entgegen dem Uhrzeigersinn durch (Linkswinder), um sich an einer geeigneten Unterlage emporwinden zu können.
Die Blüten sind auch nachts geöffnet, aber bei trübem Wetter geschlossen. Die Bestäubung erfolgt durch Nachtschmetterlinge (Schwärmer) und Schwebfliegen. Hauptbestäuber ist der Windenschwärmer (Herse convolvuli) mit seinem 8 Zentimeter langen Rüssel; er ist ein jährlich aus Südeuropa zu uns fliegender Wanderfalter. Auch Selbstbestäubung ist erfolgreich.
Die Früchte sind bei Trockenheit mit Längsrissen aufspringende Kapselfrüchte, die von den Vorblättern eingehüllt sind. Sie werden meist vom Wind ausgeschüt-telt oder bei Überschwemmung ausgespült; bei dieser Schwimmausbreitung kann die Schwimmdauer bis zu 33 Monate dauern. Fruchtreife ist von Juni bis September.
Die Echte Zaunwinde ist in den gemässigten bis subtropischen Gebieten der Erde weit verbreitet.
Die Echte Zaunwinde kann fast überall in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefunden werden. Hier wächst sie zumeist in Hecken oder dichtem Gestrüpp. In den Allgäuer Alpen steigt sie bis zu einer Höhenlage von 900 Metern auf.[
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Convolvulus sepium durch Carl von Linné. Die Neukombination zu Calystegia sepium (L.) R.Br. wurde durch Robert Brown veröffentlicht.
Für die Echte Zaunwinde bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutsch-sprachigen Trivialnamen. Die Vielfalt ist beachtlich:
Bärwinde (Schlesien),
Bettlerseil,
Brunestock (Schlesien),
Dagblöme (Ostfriesland),
Wiss Glockenblockelblume uf den Zunen (mittelhochdeutsch),
Glockenblum (mittelhochdeutsch),
Glockenplum (mittelhochdeutsch),
Weiss Glockenblumen, Glogga (St. Gallen bei Sargans),
Haagglocke (Aargau),
Heckenwinde (Schlesien),
Pisspott (Ostfriesland),
Pisspottje (Ostfriesland),
Rägabluame (St. Gallen),
Rägaglogge (St. Gallen),
Regenblume (Bern, Luzern, Aargau),
Stockwinn (Eifel, Altenahr),
Theeköppke (Ostfriesland),
Tunnwinn (Mecklenburg),
Tunried (Mecklenburg),
Wängd (Siebenbürgen),
Grote Wedewinde (mittelhochdeutsch),
Grote Wedewindeblomen (mittelhochdeutsch),
Grote Wedewindeglocken (mittelhochdeutsch),
Wewinne (Götting.),
Wewinneke (Götting.),
Gross Wind, Glatt Wind, Winda, Winde, Windekrut, Winderling, Weisse Winde (Schlesien),
Weiss Windglocken, Windla (St. Gallen bei Werdenberg),
Windrose (St. Gallen bei Sargans),
Wrange, Zaunglocken (Eifel),
Zaunre.
Mittwoch, 29. Juni 2021
Bergschule Schwändital schliesst die Tore
Leider geht im Schwändital in den Huoben von Oberurnen eine Ära zu Ende. Die Bergschule Schwändital schliesst ihre Tore nach rund 160 Jahren. Schule gehalten wurde aber schon vorher ab 1844, in Privathäusern, teils auf Boggen und teils im "Elmenrüfital", wie man das Schwändital früher nannte.
Letzte Lehrerin: Brigitte Helfenstein. Ich habe in meinem Archiv einen Zeitungstext gefunden, den ich vor 37 Jahren "verbrochen" habe aus Sympathie zum Schwändital und den Berglern im Obersee- und Schwändital.
Vaterland/Glarus 112, Jg., Nr. 48, Montag, 27. Februar 1984
Schwändital-Schulhaus seit1860
Schwändital: 140 Jahre Bergschule
Am 1. März 1984 sind es genau hundertvierzig Jahre seit dem denkwürdigen Beschluss zur Gründung einer Bergschule. Es bedurfte jedoch kantonaler Impulse, sonst hätte dieses Unternehmen noch einige Zeit auf sich warten lassen. Die folgenden Informationen sind einer Abhandlung von Josef Müller-Landolt, alt Landammann und Gemeindepräsident, entnommen, die im Jahre 1956 im „Glarner Volksblatt“ veröffentlicht wurde.
Von Fridolin Osterhazy
Die Landsgemeinde 1837 stimmte einem Gesetz zu, das im § 38 die Schulpflicht der Kinder regelte. Eine Schulkommission (Schulrat) hatte den Auftrag, darüber zu wachen, dass die Kinder fleissig und regelmässig die Schule besuchten und vor dem erfüllten 12. Altersjahr der Alltagsschule nicht entzogen wurden. Ein Kantons-Schulrat und ein doppeltes Inspektorat (reformiert und katholisch) wurden geschaffen. Noch spürt man den Willen, die konfessionelle Landes- und Ämtertrennung bis 1836 zu überwinden. Eine neue Ära sollte beginnen.
Selbstverständlich war der damalige Kantonsschulrat nicht die Aufsichtsbehörde der Kantonsschule. Eine solche gab es damals noch nicht. Gemeint ist mit „Kantonsschulrat“ die auf Kantonsebene bestimmte Oberbehörde der gemeindlichen Schulkommission/Schulrat. Eben diese Oberbehörde drängte darauf, dass möglichst allen Kindern im Kanton, auch den Bergkindern, Schulbildung ermöglicht würde. Der Stillstand (so hiess der Kirchenrat) und der Gemeinderat gingen offenbar nur mit Widerstreben an diese geforderte Schule im Schwändital und in den Näfelser Bergen. Am 19. März 1841, am Josefstag, beschloss der Stillstand auf Drängen des Kantons-Schulrates hin, sich mit den Bergbesitzern in Verbindung zu setzen und bestellte dazu einen Ausschuss. Dieser bestand aus den Herren Kaspar Noser, Oberurnen, damals katholischer Schulinspektor, und Ratsherr Johann Fridolin Hauser, Näfels.
Gemeindeversammlung lehnt ab
Der Gemeinderat, der seinerseits zum Problem Stellung nahm, gelangte vor die Gemeindeversammlung am 24. Juni 1841, und lehnte „einen Beitrag an die Kosten der Winterschule auf den Bergen“ ab. Es sei auch unmöglich, einen Lehrer zu erhalten, wurde begründet. Das Jahr 1841 verstrich – nichts geschah weiter. Doch der Kantons-Schulrat wollte nicht nachgeben. Am 28. April und 6. Mai 1842 forderte er den Stillstand erneut auf, etwas zu unternehmen. Der Stillstand orientierte den Gemeinderat und wollte erfahren, wie viel die Gemeinde an die Gründung einer Winterschule leisten wolle. Die sparsamen Herren der Gemeindeexekutive antworteten kurz und bündig, ein Beitrag komme aus den bereits erwähnten Gründen nicht in Frage, und ausserdem sei der Schulfonds um 5000 Gulden zu klein, um die neuen Lasten zu tragen.
Die Regierung schaltet sich ein
Am 30. November 1842 griff die Regierung ein und verlangte von den beiden Gemeinden eine speditive Behandlung. Die Regierung wolle nicht mehr über die Einführung oder Nicht-einführung diskutieren, sondern bestand auf konkreten Massnahmen. Doch die gebildeten Ausschüsse der beiden Gemeinden wurden nicht einig. Zwar waren die Oberurner dem Vorhaben eher zugeneigt, weil Schulinspektor Noser sich engagiert einsetzte, aber die Näfelser zweifelten an der Notwendigkeit. Dennoch wollten sie drei Louisdor beisteuern, wozu sich auch die Gemeindeversammlung im April 1843 durchringen konnte. Doch solche Beiträge reichten bei weitem nicht aus. Der Kantons-Schulrat machte diesem Finanz-Ge-knorze ein Ende und erklärt die Gemeinden kurzerhand für beitragspflichtig, was Landammann und Rat am 30. September 1843 voll unterstützten. Zwar versuchte sich Näfels noch zu sträuben und drohte mit einer Memorialseingabe, schliesslich aber – am 1. März 1844 – kam die Zustimmung. Allerdings wurde daran die Bedingung geknüpft, die Schule müsse der Aufsicht des Stillstandes unterstellt werden und die Gemeinden Näfels könnte zu keinen Zeiten zu mehr als fünf Louisdor angehalten werden.
Als erster Berglehrer wurde Johann Josef Landolt bestimmt, der aber in Glarus noch ein Examen abzulegen hatte.
Schulvogt und Vorsteher wurde der Bockenbauer Balz Josef Landolt. Der erste Berglehrer Johann Landolt wurde nur provisorisch gewählt, offenbar hatte beim Examen nicht alles nach Wunsch geklappt. Ihm wurden folgende Verpflichtungen auferlegt:
1. Im Sommer hatte er nur in einem Tal jeden Werktag drei Stunden Schule zu halten, und zwar von halb acht bis halb elf Uhr.
2. Im Winter musste er in beiden Tälern unterrichten, vormittags im einen, nachmittags im andern Tale.
3. Der Lehrer hatte die Tinte zu liefern, Schreibmaterialien mussten die Kinder selber mitbringen.
4. Die Lehrmittel musste sich der Lehrer von den Kindern bezahlen lassen.
5. Das Lehrergehalt betrug 15,5 Dublonen, abzüglich zwei Taler, die der Lehrer für Prämien an fleissige Kinder verwenden musste.
Endlich am 14. November 1845 lagen Statuten vor, die den Schulbetrieb in der Bergschule regelten und die Genehmigung der Regierung erhalten hatten.
200 Gulden steuerte der Kanton an die neue Schulgenossenschaft als Grundstock für einen Schulfonds. Zuerst wurde im Haus von Anton Vogel, im Elmenrüfital, und auf der anderen Seite in der Stube von Schulvogt Balz Josef Landolt, Bocken, Schule gehalten. Der Unterricht in den Stuben war allerdings problematisch.
Ein Vergleich zwischen den beiden Gemeinden Oberurnen und Näfels ergab eine Aufteilung der Kosten von einem Drittel für Oberurnen und zwei Drittel für Näfels. Der Kantons-Schulrat gewährte 1000 Franken, Näfels 20 Stämme Holz, Oberurnen deren 10. Die Schulgenossen verpflichteten sich, Holz und Steine auf den Bauplatz im Stutz herbeizuführen.
Im neuen Schulhaus nahm Lehrer Anton Hauser, alt Rabenwirt, mit seiner Familie Wohnsitz und begründete die lange Reihe der Berglehrer. Heute unterrichte das Ehepaar Pfändler die Bueben und Mäitli aus dem Schwändital und aus den Näfelser Bergen in einem modern eingerichteten Schulhaus.
(Vor einigen Jahren machte sich Martina Hauser (heute Martina Leiser-Hauser, Zug) daran, Geschichtliches über das Schulhaus in den Bergen zusammenzutragen, im Rahmen einer Examensarbeit im Lehrerseminar).
Ein historisches Bild: Die letzten Schülerinnen und Schüler und die letzte Berglehrerin Brigitte Helfenstein der Bergschule Schwändital. Die Kinder: v.l.n.r.: Yannik Müller, Werni Heinzer, Reto Gallati, Nina Fischli, Marina Gallati, Lehrerin Brigitte Helfenstein, Helen Landolt und Matthias Gallati. Im Hintergrund der Söligrat (Sage vom "Buob ooo!")
Foto: Sasi Subramaniam, Glarner Nachrichten.
Montag, 14. Juni 2021
Richard Seewald
Der Künder des Abendlandes
Beitrag von Br. Gerold Zenoni OSB
in
SALVE, Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
Nr 3/ 2021, Seiten 56-63 (bebildert)
Dieser Tage ist die neueste Nummer von SALVE erschienen und überrascht mit einem hervorragenden Beitrag über Richard Seewald, der offenbar einen guten Draht zum Collegio Papio in Ascona und damit auch zum Kloster Einsiedeln gehabt hat. Ich habe mich in meinen Tessiner Ferien auf den Spuren Seewalds bewegt und damals die folgende Kolumne im September 2000 im "Fridolin" veröffentlicht:
Was hat Karl Borromäus mit Marie Menzi zu tun ?
oder
Der Kardinal und Richard Seewald
Ferien können recht spannend sein, vor allem, wenn man in südlicher Sonne unvermutet über Spuren der Vergangenheit stolpert und diese ins Glarnerland zurückreichen.
Magadino. Kirche San Carlo. Ich bleibe vor einem Wandbild stehen: Hat da nicht neulich ein Historiker die Gemälde in der Näfelser Kirche erklärt? Ja doch, er hat auf das Oberbild des Johannesaltares gezeigt, das sei das Porträt von Karl Borromäus. Es gleicht dem Bild, das ich gerade betrachte, aufs Haar.
Über 70 Treppenstufen erreicht man keuchend die schneeweisse, weit herum sichtbare Tessiner Kirche. Vom Vorplatz bietet sich eine herrliche Rundsicht auf den Lage Maggiore und die Bolle di Magadino, die in ihrer Fortsetzung bis gegen Bellinzona reicht und auch schon „Central Park“ des Tessins geheissen wurde.
Die weisse Kirche wurde erst um die Mitte des letzten Jahrhunderts nach Plänen des Mailänder Architekten Giacomo Moraglia im spätklassischem Stil erbaut. Später kam der eigenwillige Torre von Alessandro Ghezzi dazu.
Grossgemalte Hirsche und Engel dominieren Kuppel und Wände. Am erwähnten Bild, eben „San Carlo a Magadino“ bleibt man stehen. Der Dargestellte gebietet einem lodernden Brand Einhalt. Doch, wie kamen die Magadinesen dazu, ihr Gotteshaus um 1848 einer Persönlichkeit zu widmen, die im 16. Jahrhundert gelebt hatte und nur 46 Jahre alt geworden war?
Man muss wissen, dass sich der aufstrebende Handelsort Magadino politisch um 1843 von Vira getrennt und damit eine eigene Geschichtsschreibung begonnen hat... und zu einem richtigen Dorf gehört eine eigene Kirche. Sie hatten es sehr wohl im Kopf, aber trotz zunehmendem Wohlstand zu wenig im Beutel. So ist denn die geplante, gewaltige Steintreppe von der Strasse bis zur Kirche hinauf eine Skizze geblieben. Sie wäre dreimal so lang geworden wie die jetzige. Diesen Wunschtraum hat wohl auch der Bau der Eisenbahn durchkreuzt. Item – wie kam also Magadino zu seinem Karl und wie dieser zu seiner Kirche?
Die Antwort findet man eingangs des Dorfes. An der Fassade einer ehemaligen Osteria heisst es: „Qui fece un incendo rifulgera la carità ardente lo zelo invitto onde fu taumaturgo San Carlo. Primo Agosto 1581.” Einheimische haben folgende Übersetzung akzeptiert: “Hier liess eine Feuersbrunst brennende Nächstenliebe mit grossem unbesiegbarem Eifer aufleuchten, weil der Wundertäter San Carlo gewirkt hat. Erster August 1581.“
Der 1538 im Piemont vornehm geborene Carlo wird schon als Zwölfjähriger als „Kommendatar-Abt“. Er studiert weltliches und kirchliches Recht in Pavia, doktoriert dort mit 21 Jahren. Im selben Jahr besteigt sein Onkel als Pius IV. den Papstthron. Carlo wird nach Rom berufen und dort als Kardinalsadministrator und Staatssekretär dessen engster Mitarbeiter. 1560 erhält er das Erzbistum Mailand auf Lebenszeit. Nach der Bischofsweihe anno 1563 wird er Kardinal und kehrt 1566 nach Mailand zurück. Von dort aus setzt er die Beschlüsse des Konzils von Trient (1545-63) um. Besondere Aufmerksamkeit widmet er den eidgenössischen Katholischen Orten und deren Vogteien im Tessin, die seiner geistlichen Gerichtsbarkeit unterstehen. Die Katholischen Orte schlagen ihn erfolgreich als „Protector Helvetiae“ vor. Auf seine Initiative wird 1586 eine ständige Nuntiatur in der Schweiz errichtet. 1579 gründet er in Mailand das Collegium Helveticum, wo sich angehende Geistliche, auch aus dem Kanton Glarus, mit Stipendien weiterbilden können. 1584 ist Karl Borromäus massgeblich an der Gründung des Collegio Papio in Ascona beteiligt, bringt die Kapuziner in die Schweiz und vieles mehr. Er stirbt am 3. November 1584 in Mailand, wird am 1. November 1610 heilig gesprochen. Soviel zur schillernden Persönlichkeit, die wegen ihres Renommées und der wundersamen Brandlöschung als Kirchenpatron für die Magadinesen geeignet schien.
Weshalb aber beauftragte man, ziemlich genau hundert Jahre nach dem Bau der Kirche Richard Seewald, die Kirche so modern zu bebildern? Da waren doch schon eine ergreifende „Pietà“ von Antonio Ciseri (1851) und eine ungewöhnliche „Natività“ von Mauro Conconi (1848).
Ein Abstecher nach Ascona klärt auf. Beim Gang zum Buchantiquariat (Libreria della rondine), man mag es mir kaum glauben, sticht mir in der Auslage vor der Tür der Ausstellungskatalog zum 100. Geburtstag Richard Seewalds in die Augen. Man weist mich auf eine Sonderausstellung im gleichen Hause hin. In einem winzigen Raum hängen einige Werke. Auf einem Video läuft das Lebensbild des Künstlers. Der 1976 verstorbene Seewald zeigt sein Atelier in Ronco sopra Ascona. Er versteht sich als „Grieche“, frönt mediterranem Denken und folgt zweimal dem Ruf als Dozent nach Deutschland. Er hat auch eine ausge-prägte Phase kirchenmalerischen Schaffens. Anfangs der dreissiger Jahre lässt er sich in der Schweiz nieder; 1939 wird er mit seiner Frau Uli eingebürgert.
Beispiele kirchlicher Kunst hinterlässt er in der Marie-Lourdes- und Theresienkirche in Zürich, in derFriedhofskapelle Döttingen, in der Gut Hirt-Kirche in Aarburg, im Wallis... und eben in Magadino. Der äusserst vielseitige Künstler illustriert ungezählte Bücher, malt Theaterkulissen, hinterlässt viele Holzschnitte, reist viel, vor allem in den Mittelmeerraum; sein Werk sind die bekannten Hofgarten-Arkaden in München. Er schreibt selber Bücher, Theaterstücke und ist mit Asconas Künstlergruppe „Der grosse Bär“ verbunden. Im Museo comunale e arte moderna in Ascona ist ihm eine eigene Sala gewidmet.
Natürlich verfolge ich die Spuren Seewalds auch in Ronco sopra Ascona. In der dortigen St. Martinskirche, deren Hauptaltarbild vom schon erwähnten Antonio Ciseri stammt, kann man einen etwas mickerigen, aber in sich geschlossenen Kreuzweg von Seewald finden wie auch die vom ihm ausgemalte Taufnische. Schräg vis-à-vis erheische ich Einlass in die Casa Ciseri, der Familie des erwähnten Malers Antonio Ciseri. Eine äusserst liebenwürdige Dame zeigt mir zwei entzückende, ausgemalte Räume. Vor allem der eine, mit zwei Apsiden, strahlt ein mediterranes Lebensgefühl aus. Die Nachkommen Ciseris wohnten in Florenz und sie hüten dieses Kleinod. Seewalds Haus aber sei heute ein Hort für junge Künstler, jedoch nicht öffentlich zugänglich.
Hingegen befindet sich unweit der Scuola eine kleine Kapelle. Dort stosse ich auf eine Madonna von Seewald. Etwas oberhalb des Dorfes, mit paradiesischer Aussicht auf den Lago Maggiore und die Borromäischen Inseln entdecke ich das Grab des Künstlers. Ein schlichter, rötlicher Stein mit eingehauener Kreuzigungsszene, umrahmt von üppig blühenden Begonien, erinnert an Richard Seewald und seine Frau Uli. Grabbesucher haben kleine Steine auf den Grabstein gelegt. Ich suche mir einen schneeweissen Kiesel und lege ihn dazu, so wie ich das in Jerusalem auf jüdischen Gräbern gesehen habe.
Gleichzeitig entdecke ich, dass seine Lebensgefährtin Uli am Himmelfahrtstag und just an seinem 78. Geburtstag verstorben ist. Ein seltsames Zusammentreffen zweier Daten. Da Seewald stets das Ritual liebte, hole ich in der Ecke am Brunnen ein Kanne und tränke die Blumen auf seinem Grab. Mir dünkt, so banal der Umgang mit einer Giesskanne sein mag, er habe etwas Rituelles. Das Gefühl mit einem besonderen Menschen verbunden zu sein, ist stark und kaum beschreibbar. Ein weisser Schmetterling umtanzt mich dabei.
Später erfahre ich, Seewald habe im Schmerz über den Verlust seiner Uli, 150 seiner Werke zerstört! Er hat dabei mit der gleichen Radikalität geantwortet, die er bei wichtigen Lebensentscheidungen, ungeachtet aller Reaktionen, durchzieht. Seewald selber stirbt neun Jahre später am 29. Oktober 1976 in München an einem Herzinfarkt.
Den Bildernachlass hat er als Stiftung „Richard und Uli Seewald“ der Schweiz vermacht, sie untersteht der Verwaltung der PRO HELVETIA. Juristische Aufsichtsperson ist ein Glarner, Dr. Vital Hauser, Meilen!!! Ja – und Sie fragen noch, was Karl Borromäus mit Marie Menzi zu tun hat?
Die Antwort führt zurück ins Glarnerland. Dass ich in San Carlo di Magadino, dem „Bekannten“ der Näfelser Kirche wiederbegegnen kann, ist der Malkunst von Richard Seewald zu verdanken. Dessen Mutter aber – hört, hört – ist eine gewisse Marie Menzi, die aus dem Glarnerland stammt. Ist das nicht wunderbar? Und wann machen wir eine Seewald-Ausstellung im Kunsthaus?
Bis bald! Ihr Pankraz F.
Als "Souvenir" habe ich mir den 230-seitigen Prachtsband erstanden:
Seewald, 1889-1976, Eine Werkauswahl mit zeitgenössischen Würdigungen und Zitaten aus Büchern von Richard Seewald, mit einer einleitenden Monographie von Anton Sailer, Verlag Karl Thiemig, München, 1977. (ISBN 3-521-04082-8)
(1) Überarbeitete Fassung meiner Kolumne in "Fridolin" 7. September 2000.
Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Seewald
www.richard-seewald.de
http://www.kulturfoerderung.ch/de/address/227/ (Richard Seewald-Stiftung Ascona)
http://www.ticinarte.ch/index.php/seewald-richard.html
www.emsiana.at Bild Karl Boromäus oben
Grabtein in Ronco sopra Ascona.
RICHARD SEEWALD *4. V. 1889 +29. X. 1976
ULI MARIA MARGARETE SEEWALD *. 1884 +4. V. 1967
BIld:
Dienstag, 1. Juni 2021
(siehe auch 15. Mai 2021)
Näfelser Sebastiansprozession
(Kurzbeschrieb)
Ein kurzes Porträt des uralten kirchlichen Näfelser Brauches ist im "Näfelser Brauchtum im Jahresablauf" (1997) beschrieben und hier in Erinnerung gerufen:
aus: Näfelser Brauchtum im Jahresablauf, Schriften der Kommission Gemeindegeschichte Näfels, hgg. von der Gemeinde Näfels, Näfels 8. Dezember 1997 Seiten 53-61
Sonntag, 30. Mai 2021
Vor 75 Jahren
Der tragische Tod des Rösli Fischli anno 1946
und
der Gadenbrand im Sand anno 1944
Zwei tragische Ereignisse waren jähe und schicksalshafte Einschnitte im Leben der Familie Julius und Rosa Fischli-Landolt, Sand, Näfels, Landwirt im Sand und Älpler auf der Alp Auen-Lachenallp. Vor 75 Jahren verloren sie ihr Töch-terchen Rösli, das auf dem Schulweg im Unterdorf, wo Bildhauer Näf vor seinem Atelier Grabsteine aufgestellt hatte, tragisch zu Tode kam. Es kletterte auf einen Grabstein, der offenbar zu wenig verankert war. Der Grabstein kippte und traf Rösli so unglücklich, dass es auf der Stelle verstarb. Ebenfalls anwe-send war ihr kleinerer Bruder Jules, der hilflos zusehen musste. Folgendes Bild und abgebildete Akten stellte Jules Müller-Hauser freundlicherweise zur Verfügung.
Der kleine Jules musste zusehen, wie sein sechsjähriges Schwesterchen Rösli (*1940) auf einem Grabstein des Bildhauergeschäftes von Emil Näf herumkraxelte und von einem umfallenden Grabstein erschlagen wurde.
In den "Glarner Nachrichten", Nr. 199, vom 28. August 1944 stand:
"...Gestern Nachmittag ereignete sich hier ein eigenartiger Unglücksfall, dem ein Kind von Julius Fischli-Landolt, Landwirt, Autschachen, zum Opferf fiel.
Nach dem Mittagessen schickten die Eltern ihre beiden Kinder, das sechsjährige Rösli und den vierjährigen Julius, welche sonst den Kleinkinderschule besuchten, hinauf ins "Ennetgiessen", wo die Kinder den Nachmittag bei den Eltern, welche dort dem Heuen oblagen, verbringen konnten.
Die Kinder gingen dann allein die Landstrasse hinauf. Im Unterdorf, bei der Werk-
stätte von Bildhauer Näf, wurden die Kinder auf die vor der Werkstatt auf freiem Platz stehenden Grabsteine aufmerksam. Wie sich nachher aus dem Untersuch
ergab, muss das sechsjährige Rösli auf einen der Grabsteine (ein auf einem Grabsockel stehendes Marmorkreuz) hinaufgestiegen sein, sich am Kreuzesbal-
ken angehängt und dann plötzlich, bedingt durch das Eigengewicht, mit demsel-ben rücklings umgekippt sein, um unter dem Stein begraben zu werden. Auf das Geschrei des Knaben, der sein Schwesterchen unter dem Grabstein befreien wollte, wurde ein vorbeifahrender Velofahrer aufmerksam, stieg ab, in der Mei-nung, das Büblein habe seine Fingerchen unter dem Grabstein eingeklemmt, ge-wahrte erst, als er herzueilte, dass ein Kind unter dem Grabstein lag.
Im selben Moment, als er das Kind unter dem Grabstein befreite, kam gerade die
Mutter des Kindes hinzu und konnte nur noch mit Entsetzen ihr totes Kind in die Arme nehmen..."
Die Trauerfamilie Julius und Rosa Fischli-Landolt hatte schon ihr erstes Kind, ein Knäblein, namens Julius, am Tag der Geburt verloren (20. März 1937). Zum Zeitpunkt des tödlichen Unfalles hatten sie drei Kinder, zwei Knaben, Albin (*1938) und Julius (Jules) (*1942), und Rösli (*1940). Später erhielt die Familie nochmals Nachwuchs mit Fridolin (*1950) und Rosmarie (*1952).
Familie Fischli-Landolt
Julius Fischli von Näfels, im Sand, Landwirt,
des Albin Anton und der Magdalena Landolt No.199
* 1907 Apr.18. + 1993 Jan.15. wohnhaft gewesen in Näfels
Heirat: 1935 Nov.15.
Rosa Landolt von Näfels,
des Fridolin Melchior No.460 und der Elisabeth Fischli No.173
* 1915 Juni 28. + 2001 Nov. 10. wohnhaft gewesen in Näfels
Kinder:
1937 März 20. Julius + 1937 März 20.
1938 Okt.25. ALBIN ANTON VIDE No.385
1940 Aug.14. Rosa Magdalena + 1946 Aug.27.
1942 Apr.25. JULIUS MELCHIOR VIDE No.399
1950 Aug.25. FRIDOLIN JOSEPH VIDE No.433
1952 Juni 7. ROSA MARIA THERESIA cop. 25.5.1973 in Schänis mit Alfred Josef Ziegler von Galgenen SZ, in Schänis-Rufi, * 1950 Juli 16. in Rufi.
Nur 22 Monate vorher verlor die Bauernfamilie ihren erst 5 Jahre alten Stall durch einen Brand, der einen geschätzten Schaden von rund 30'000 Franken verur-sachte.
Das "Glarner Nachrichten" Nr. 257 berichteten am 2. November 1944 Seite 4 davon:
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"Agätäbroot und Füürälihäiss"
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Dunschtig, 21. Novämber 2024
Erfolg isch we-nä Chlätterpartii,
zoberscht isch d Uussicht herrli, abr gfäährli, wägem abägkiijä.
Novämber oder Winter-Munet
Wänn dä d Novämbertääg da sind, gitt's nuch gag-gäärä schtürmisch Wind.